Der extreme Hass, mit dem sich dieser Begriff verbindet, richtet sich nicht nur gegen die “Kulturbereicherer” selbst, sondern ebenso gegen die vermeintlichen Handlanger von Fremdrassen- Import und Rassenselbstmord, eben die “Gutmenschen”. Im militanteren Jargon werden letztere u.a. auch als “Zecken” bezeichnet, was die Notwendigkeit von Insektenbekämpfung nahe legt. Am Bekenner-Pamphlet des Norwegen-Attentäters Anders Behring Breivik lässt sich nachvollziehen , dass ein Teil der Hasser von “Gutmenschen” (im englischsprachigen Text des Breivik-Pamphlets “Liberals”) diesen nicht “nur” Naivität, sondern feindliche Verschwörung unterstellt. Das Ziel der “Liberals” (Gutmenschen, Zecken u. ä.) sei es, durch Import fremder “Rassen” das Abendland in den kulturellen Selbstmord zu treiben. Breivik nannte das, in Anlehnung an Verschwörungstheorien, die u.a. von Peder Jensen alias “Fjordman” verbreitet wurden, Kulturmarxismus (s. Stichwort “Kulturmarxismus” auf diesem Blog).
Der neudeutsche, zynisch gemeinte Begriff “Kulturbereicherer” hat einen Vorläufer: Den ebenfalls zynisch verwendeten Gänsefüßchen-Begriff “Kulturträger”.
Diesen Begriff fand ich in einer Zeitung aus dem Jahr 1940, die ich über ein Internet-Antiquariat erworben hatte. Die “Hype” um Sarrazin und Unterstützung für neo-eugenischen Denkmuster in der Zeitschrift Focus, bis hin zu auffallend tendenziösen Darstellungen über die Sarrazin-Debatte und über die amerikanische Tea Party Bewegung - sogar in einer subventionierten Jubiläums-Ausgabe für nur 1 Euro statt wie sonst 3,50 - hatte mich neugierig gemacht auf Geschichte und Tradition des Burda-Verlags. (Besagte Focus-Jubiläumsausgabe erschien am 17. Januar 2011, begeistert begrüßt auf einschlägigen Blogger-Foren wie "PI", dem mit der "Genabfall"-Rhetorik.)
Traditionsreiche deutsche Verlagshäuser ebenso wie neu eingestiegene Verlagsgründer, die den Geist der Zeit erfassten, haben sich während der Nazi-Zeit und z.T. bereits Jahre und Jahrzehnte zuvor (auf der von Galton begründeten Eugenik-Bewegung schwimmend) für die Verbreitung eugenisch-rassenhygienischen Gedankenguts stark gemacht. Den Burda-Verlag hielt ich bis dahin zwar für eine Nachkriegs-Gründung, wollte mich aber genauer informieren. Eine Suche bei “Abebooks.com” nach Publikationen, die das Stichwort “Burda” enthielten und zwischen 1900 und 1945 erschienen waren, ergab einen einzigen Fund: Ein Antiquariat bot einen Stapel von Original-Exemplaren der “Sürag” aus den Jahren 1940 und 1941 an. Ich verzichtete auf den Kauf eines neuen Mantels und erwarb stattdessen diesen Stapel. “Sürag” war die Zeitung, in der das Programm des Südwestdeutschen Rundfunks veröffentlicht wurde, also eine der ersten Rundfunkzeitschriften in Deutschland, oder überhaupt die erste deutsche Zeitung oder Zeitschrift dieser Art.
“Frankreichs ‘Kulturträger’”, Original-Abbildungen und Bildunterschriften aus der Rundfunkzeitschrift “Sürag”, Hrsg. Franz Burda, Ausgabe vom 23. Juni 1940 (Nr. 26):
Der neudeutsche, zynisch gemeinte Begriff “Kulturbereicherer” hat einen Vorläufer: Den ebenfalls zynisch verwendeten Gänsefüßchen-Begriff “Kulturträger”.
Diesen Begriff fand ich in einer Zeitung aus dem Jahr 1940, die ich über ein Internet-Antiquariat erworben hatte. Die “Hype” um Sarrazin und Unterstützung für neo-eugenischen Denkmuster in der Zeitschrift Focus, bis hin zu auffallend tendenziösen Darstellungen über die Sarrazin-Debatte und über die amerikanische Tea Party Bewegung - sogar in einer subventionierten Jubiläums-Ausgabe für nur 1 Euro statt wie sonst 3,50 - hatte mich neugierig gemacht auf Geschichte und Tradition des Burda-Verlags. (Besagte Focus-Jubiläumsausgabe erschien am 17. Januar 2011, begeistert begrüßt auf einschlägigen Blogger-Foren wie "PI", dem mit der "Genabfall"-Rhetorik.)
Traditionsreiche deutsche Verlagshäuser ebenso wie neu eingestiegene Verlagsgründer, die den Geist der Zeit erfassten, haben sich während der Nazi-Zeit und z.T. bereits Jahre und Jahrzehnte zuvor (auf der von Galton begründeten Eugenik-Bewegung schwimmend) für die Verbreitung eugenisch-rassenhygienischen Gedankenguts stark gemacht. Den Burda-Verlag hielt ich bis dahin zwar für eine Nachkriegs-Gründung, wollte mich aber genauer informieren. Eine Suche bei “Abebooks.com” nach Publikationen, die das Stichwort “Burda” enthielten und zwischen 1900 und 1945 erschienen waren, ergab einen einzigen Fund: Ein Antiquariat bot einen Stapel von Original-Exemplaren der “Sürag” aus den Jahren 1940 und 1941 an. Ich verzichtete auf den Kauf eines neuen Mantels und erwarb stattdessen diesen Stapel. “Sürag” war die Zeitung, in der das Programm des Südwestdeutschen Rundfunks veröffentlicht wurde, also eine der ersten Rundfunkzeitschriften in Deutschland, oder überhaupt die erste deutsche Zeitung oder Zeitschrift dieser Art.
“Frankreichs ‘Kulturträger’”, Original-Abbildungen und Bildunterschriften aus der Rundfunkzeitschrift “Sürag”, Hrsg. Franz Burda, Ausgabe vom 23. Juni 1940 (Nr. 26):
Die Ausgabe, auf die ich hier Bezug nehme, ist vom 23. Juni 1940 (Nr. 26). Das Titelbild zeigt Adolf Hitler und Benito Mussolini. Auf der Rückseite zwei Karikaturen von Hans Buhr, bei denen es um den vermeintlich bevorstehende Niederlage der Alliierten in Norwegen und um die vermeintliche Rolle der Juden als Kriegshetzer geht. Impressum: “Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Dr. Franz Burda, Offenburg. Verlag: Sürag-Verlag Burda & Co., Offenburg, Adolf-Hitler-Straße 13 …. Zur Zeit ist Preisliste Nr. 10 vom 15.3.1937 gültig.”
Siehe auch http://zettelmaus.blogspot.com/2011/12/grundlage-der-volksgemeinschaft-blut.html (mit weiteren Bildern, die nicht im Burda Museum zu finden sind)
Der zynisch verwendete Begriff “Kulturträger” findet sich in der Mitte des Blattes auf der linken Seite (die Seiten sind nicht numeriert), in der Überschrift zu einer Bilderfolge: “Frankreichs ‘Kulturträger’”. Gegenüber, auf der rechten Seite des Mittelteils, nimmt neben dem SWR-Programm für Sonntag, 23. Juni, und einer Übersicht der Frequenzen aller deutschen Sender ein Artikel des Reichssendeleiters Eugen Hadamovsky, “Unser Kriegsrundfunk”, den zentralen Platz ein.
Zu der Bilderfolge “Frankreichs ‘Kulturträger’” gehören fünf Fotos afrikanischer Kriegsgefangener, die im Auftrag Frankreichs gekämpft hatten. Bild-Unterschriften (im Uhrzeigersinn von rechts oben nach links oben):
“So sieht die Armee unserer Feinde aus! Ein zusammengewürfelter Haufen wilder Horden.”
“Neger aus Senegambien und von der Elfenbeinküste.”
“Gefangene wurden von Frankreich besonders als Heckenschützen ausgebildet.”
“Hinterhältige Mordlust, jeden ehrlichen Kampf vermeidend, zeichnet diese Mordbuben aus, die Frankreich retten sollen.”
“Aufnahmen: PK-Dr. Storz, Scheunemann, Bankhard (PBZ), PK-Bade (Hoffmann), PK-Ulrich (Weltbild)”.
Gibt es Zusammenhänge zwischen dem zynischen Begriff “Kulturträger” von damals und dem zynischen Begriff “Kulturbereicherer” von heute?
Die Begriffe sind inhaltlich sehr ähnlich, fast identisch. In beiden Begriffen steckt die Aussage, dass diejenigen, die damit bezeichnet werden, a) aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen “Rasse” “minderwertig” seien und das Gegenteil von Kultur verkörpern würden, b) von verräterischen Angehörigen der eigenen “Rasse” als Werkzeug eingesetzt würden, um Kultur zu zerstören. Darin steckt auch der Aufruf, sich gegen die “Kulturträger”/ “Kulturbereicherer” und diejenigen, die sie kommen ließen, mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. (Siehe auch auf diesem Blog Posts zum Bekenner-Manifest des Attentäters von Norwegen, Anders Behring Breivik, und Stichwort “Kulturmarxismus”.)
Ob und wie die Propaganda von damals, durch das Kriegserleben emotional hoch beladen, in heutigen Wahrnehmungen und Erklärungsmustern nachwirkt und zur Erschwerung einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Migration beiträgt, wäre ein lohnendes Thema z.B. für Diplom- und Doktorarbeiten. Die Begriffe sind inhaltlich sehr ähnlich, fast identisch. In beiden Begriffen steckt die Aussage, dass diejenigen, die damit bezeichnet werden, a) aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen “Rasse” “minderwertig” seien und das Gegenteil von Kultur verkörpern würden, b) von verräterischen Angehörigen der eigenen “Rasse” als Werkzeug eingesetzt würden, um Kultur zu zerstören. Darin steckt auch der Aufruf, sich gegen die “Kulturträger”/ “Kulturbereicherer” und diejenigen, die sie kommen ließen, mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. (Siehe auch auf diesem Blog Posts zum Bekenner-Manifest des Attentäters von Norwegen, Anders Behring Breivik, und Stichwort “Kulturmarxismus”.)
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Zu "Kulturbereicherer" und anderen Begriffen aus dem Vokabular des Hasses
"Politblogger", 29. August 2009
http://www.politblogger.eu/aehnlichkeiten-nicht-zufaellig-und-durchaus-beabsichtigt/
"Die ZEIT befasste sich gestern mit der nicht ohne Grund verschwurbelten Sprache der aktuellen Nazis. Eine kleine Auswahl mit Verwendungsnachweisen:
Schuldkult [...] Holocaust-Religion [...] Umerzieher [...] Ostküste [...] Wie eine Krake [...] Erfüllungspolitiker [...] internationale Plutokratie [...] Systempolitiker [...] Systemparteien [...] Multikulti-Extremisten [...] Multikulti-Umerzieher [...] Asylbetrüger [...] Kulturbereicherer [...] multikriminelle Gesellschaft [...] "Zu dem Schlagwort "Erfüllungspolitiker" ist auch noch die englische Version, "appeasement politician" interessant. Dass diese Wortkeule die entsprechende englische Bezeichnung ist, geht z.B. aus dem folgenden Artikel auf einer einschlägigen Webseite hervor, in dem ein in deutscher Sprache erschienenes Buch von Jan Fleischhauer auf Englisch gelobt wird.
Weiteres Synonym: "multiculturalist" ("the appeasement politician, the multiculturalist" ...).
Also, "Erfüllungspolitiker" bedeutet im Sprachgebrauch der "Szene" dasselbe wie "Multikulturalist".
http://www.citizentimes.eu/2009/10/08/why-is-germany-as-it-is-or-the-disastrous-consequences-of-the-1968-generation-%E2%80%93-a-splendid-and-polemical-analysis/
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Ergänzung 10.12.2011
Nichts gewesen:
Wenn die Sürag in Biografien Franz Burdas und in Darstellungen der Verlagsgeschichte überhaupt erwähnt wird, dann meistens ähnlich wie in dem folgenden Text:
"Ten year’s later (1927, Anm.) , Franz Burda Jr., Hubert’s father, launches the first issue of the Burda, a magazine containing the schedule for the radio program of Surag. Hubert Burda was born into this publishing family in 1940. When he was five years old, at the end of World War II, his father began raising the family business out of the ashes, printing schoolbooks and stamps for the French occupation zone. Soon the Burda company stood on its own two legs, and in 1948, the first issue of Das Ufer was published, the predecessor of today’s Bunte. The following year, Surag returned, and Burda issued a new magazine, on modern home decorating."
http://www.nacional.hr/en/clanak/18125/hubert-burda-8220we-are-expecting-a-lot-from-nacional-as-a-partner-and-we-hope-to-get-a-good-start8221
Die Sprachregelung, auch von Wikipedia und zahlreichen weiteren Quellen übernommen, lautet "Burda trat Mitte der 1930er Jahre in die NSDAP ein, engagierte sich jedoch nicht politisch."
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Burda
Aus den Jahren 1933 - 1945 werden in den gängigen Quellen dann noch die "Umstellung auf die Tiefdrucktechnik" und die Geburt von Franz Burda Jr. genannt.
Dazu passt das Sarrazin-Zitat:
"Die Bundesrepublik der frühen fünfziger Jahre war ein sehr modernes Staatswesen... Die Angehörigen der Führungsschichten und der Bürokratie waren zu 90 Prozent willige Helfer der Nazidiktatur gewesen; das wirkte sich aber keineswegs auf ihre Effizienz beim Wiederaufbau aus."
("Deutschland schafft sich ab", 1. Ausgabe, Seite 13)
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Ergänzung 4. Juli 2013
Das deutsche Wort „Kulturträger“ hat in die russische Sprache Eingang gefunden (культуртрегер). Hier ist es durchweg ironisch gemeint, allerdings angewendet auf diejenigen, die sich selbst für die Kulturträger halten und anderen die Kultur absprechen; z.B. als ironische Bezeichnung für „Kolonisatoren“ (колонизаторах).
Im Schwedischen gibt es, analog zum Deutschen, sowohl ein (älteres) Wort für „Kulturträger“, als auch ein neueres Wort für „Kulturbereicherer“: kulturbärare – kulturberikare.
Analog zum Deutschen wurde „kulturbärare“ („Kulturträger“) ernst gemeint für „nordische Völker“ verwendet; darüber hinaus wahrscheinlich auch in der ironischen Bedeutung für vermeintlich Minderwertige. Mit „kulturberikare“ („Kulturbereicherer“) werden, ausschließlich ironisch gemeint, nur Menschen vermeintlich minderwertiger ethnischer Herkunft bezeichnet.
Zu „kulturbärare“ siehe Wiktionary, Link oben.
Zu „kulturberikare“ siehe Motargument (schwedisch) – bei der Gelegenheit danke für die Übernahme der Illustration aus der SÜRAG mit Verweis auf diese Seite
Da „kulturbärare“ und „kulturberikare“ vom Wortklang her noch näher zusammen sind als „Kulturträger“ und „Kulturbereicherer“, ist vorstellbar, dass das Nachfolgewort „kulturberikare“ von schwedischen Rechtsextremen geprägt wurde und als „Kulturbereicherer“ in die deutsche Rechtsradikalen-Szene herüberschwappte. Es kann auch im direkten Zusammenwirken schwedischer und deutscher Rechtsextremer, z.B. im Umfeld des 2009 verstorbenen Altnazi-Nachlassverwalters Jürgen Rieger, entstanden sein.
(Siehe Stichworte „Rieger“ und „Schweden“ auf diesem Blog, z.B.
(Siehe Stichworte „Rieger“ und „Schweden“ auf diesem Blog, z.B.
Zwar behaupten deutsche Rechtsextreme gern, das Wort „Kulturbereicherer“ sei von der Integrationsbeauftragten Maria Böhmer geprägt worden, als sie sagte, Zuwanderer könnten das Leben in Deutschland bereichern – aber ihr diese Wortschöpfung zu unterschieben, ist ziemlich weit hergeholt.
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"Culture Enricher" - offenbar aus dem Deutschen ins Englische übersetzt.
Culture-Enricher Goes AWOL in London
Von der "islamkritischen" Webseite "Gates of Vienna".
Diese Seite enthält bezeichnenderweise auch den Aufruf
"So kill the Muslims and there will be no Islam !!"
http://gatesofvienna.blogspot.co.ke/2011/06/wilders-to-ezra-levant-hate-speech-laws.html
"Gates of Vienna" hat sogar "Cultural Enrichment Archives"
http://gatesofvienna.blogspot.co.ke/2009/07/cultural-enrichment-archives.html
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"Culture Enricher" - offenbar aus dem Deutschen ins Englische übersetzt.
Culture-Enricher Goes AWOL in London
Von der "islamkritischen" Webseite "Gates of Vienna".
Diese Seite enthält bezeichnenderweise auch den Aufruf
"So kill the Muslims and there will be no Islam !!"
http://gatesofvienna.blogspot.co.ke/2011/06/wilders-to-ezra-levant-hate-speech-laws.html
"Gates of Vienna" hat sogar "Cultural Enrichment Archives"
http://gatesofvienna.blogspot.co.ke/2009/07/cultural-enrichment-archives.html