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Samstag, 26. November 2011

Kulturträger, Kulturbereicherer: zynische Worte, tödliche Bedeutung. - Mit Zitaten aus der “Sürag”, Hrsg. Franz Burda, 1940

Der Begriff “Kulturbereicherer” ist seit einigen Jahren eine zynische Bezeichnung für in Deutschland lebende Menschen, die nicht rein deutscher oder nordeuropäischer Abstammung sind. Er stammt aus dem rechtsextremen Milieu und drückt radikale Ablehnung der Vorstellung aus, Menschen aus anderen, nicht-nordeuropäischen Kulturen, die in Deutschland leben, könnten das Leben in Deutschland in irgendeiner Weise bereichern.  Aufgewertet wird er dadurch, dass er in kurzer Zeit auch in die Mitte der Gesellschaft eingesickert ist. Thilo Sarrazin griff diesen Begriff zustimmend auf – mit Umschreibungen, ohne ihn direkt verwenden. Gut nachvollziehbar ist dies z.B. an einer Formulierung im Schlusskapitel seines Buches “Deutschland schafft sich ab” (s. Stichwort “Kulturbereicherer” auf diesem Blog; insbesondere http://guttmensch.blogspot.com/2011/12/anbiederungen.html ).


Der extreme Hass, mit dem sich dieser Begriff verbindet, richtet sich nicht nur gegen die “Kulturbereicherer” selbst, sondern ebenso gegen die vermeintlichen Handlanger von Fremdrassen- Import und Rassenselbstmord, eben die “Gutmenschen”.  Im militanteren Jargon werden letztere u.a. auch als “Zecken” bezeichnet, was die Notwendigkeit von Insektenbekämpfung nahe legt. Am Bekenner-Pamphlet des Norwegen-Attentäters Anders Behring Breivik lässt sich nachvollziehen , dass ein Teil der Hasser von “Gutmenschen” (im englischsprachigen Text des Breivik-Pamphlets “Liberals”) diesen nicht “nur” Naivität, sondern feindliche Verschwörung unterstellt. Das Ziel der “Liberals” (Gutmenschen, Zecken u. ä.) sei es, durch Import fremder “Rassen” das Abendland in den kulturellen Selbstmord zu treiben. Breivik nannte das, in Anlehnung an Verschwörungstheorien, die u.a. von Peder Jensen alias “Fjordman” verbreitet wurden, Kulturmarxismus (s. Stichwort “Kulturmarxismus” auf diesem Blog).

Der neudeutsche, zynisch gemeinte Begriff “Kulturbereicherer” hat einen Vorläufer: Den ebenfalls zynisch verwendeten Gänsefüßchen-Begriff “Kulturträger”.

Diesen Begriff fand ich in einer Zeitung aus dem Jahr 1940, die ich über ein Internet-Antiquariat erworben hatte. Die “Hype” um Sarrazin und Unterstützung für neo-eugenischen Denkmuster in der Zeitschrift Focus, bis hin zu auffallend tendenziösen Darstellungen über die Sarrazin-Debatte und über die amerikanische Tea Party Bewegung - sogar in einer subventionierten Jubiläums-Ausgabe für nur 1 Euro statt wie sonst 3,50 - hatte mich neugierig gemacht auf Geschichte und Tradition des Burda-Verlags. (Besagte Focus-Jubiläumsausgabe erschien am 17. Januar 2011, begeistert begrüßt auf einschlägigen Blogger-Foren wie "PI", dem mit der "Genabfall"-Rhetorik.)

Traditionsreiche deutsche Verlagshäuser ebenso wie neu eingestiegene Verlagsgründer, die den Geist der Zeit erfassten, haben sich während der Nazi-Zeit und z.T. bereits Jahre und Jahrzehnte zuvor (auf der von Galton begründeten Eugenik-Bewegung schwimmend) für die Verbreitung eugenisch-rassenhygienischen Gedankenguts stark gemacht. Den Burda-Verlag hielt ich bis dahin zwar für eine Nachkriegs-Gründung, wollte mich aber genauer informieren. Eine Suche bei “Abebooks.com” nach Publikationen, die das Stichwort “Burda” enthielten und zwischen 1900 und 1945 erschienen waren, ergab einen einzigen Fund: Ein Antiquariat bot einen Stapel von Original-Exemplaren der “Sürag” aus den Jahren 1940 und 1941 an. Ich verzichtete auf den Kauf eines neuen Mantels und erwarb stattdessen diesen Stapel. “Sürag” war die Zeitung, in der das Programm des Südwestdeutschen Rundfunks veröffentlicht wurde, also eine der ersten Rundfunkzeitschriften in Deutschland, oder überhaupt die erste deutsche Zeitung oder Zeitschrift dieser Art.

“Frankreichs ‘Kulturträger’”, Original-Abbildungen und Bildunterschriften aus der Rundfunkzeitschrift “Sürag”, Hrsg. Franz Burda, Ausgabe vom 23. Juni 1940 (Nr. 26):



Die Ausgabe, auf die ich hier Bezug nehme, ist vom 23. Juni 1940 (Nr. 26). Das Titelbild zeigt Adolf Hitler und Benito Mussolini. Auf der Rückseite zwei Karikaturen von Hans Buhr, bei denen es um den vermeintlich bevorstehende Niederlage der Alliierten in Norwegen und um die vermeintliche Rolle der Juden als Kriegshetzer geht. Impressum: “Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Dr. Franz Burda, Offenburg. Verlag: Sürag-Verlag Burda & Co., Offenburg, Adolf-Hitler-Straße 13 …. Zur Zeit ist Preisliste Nr. 10 vom 15.3.1937 gültig.” 
Siehe auch http://zettelmaus.blogspot.com/2011/12/grundlage-der-volksgemeinschaft-blut.html (mit weiteren Bildern, die nicht im Burda Museum zu finden sind)


 Der zynisch verwendete Begriff “Kulturträger” findet sich in der Mitte des Blattes auf der linken Seite (die Seiten sind nicht numeriert), in der Überschrift zu einer Bilderfolge: “Frankreichs ‘Kulturträger’”. Gegenüber, auf der rechten Seite des Mittelteils, nimmt neben dem SWR-Programm für Sonntag, 23. Juni, und einer Übersicht der Frequenzen aller deutschen Sender ein Artikel des Reichssendeleiters Eugen Hadamovsky, “Unser Kriegsrundfunk”, den zentralen Platz ein.

Zu der Bilderfolge “Frankreichs ‘Kulturträger’” gehören fünf Fotos afrikanischer Kriegsgefangener, die im Auftrag Frankreichs gekämpft hatten. Bild-Unterschriften (im Uhrzeigersinn von rechts oben nach links oben):
“So sieht die Armee unserer Feinde aus! Ein zusammengewürfelter Haufen wilder Horden.”
“Neger aus Senegambien und von der Elfenbeinküste.”
“Gefangene wurden von Frankreich besonders als Heckenschützen ausgebildet.”
“Hinterhältige Mordlust, jeden ehrlichen Kampf vermeidend, zeichnet diese Mordbuben aus, die Frankreich retten sollen.”
“Aufnahmen: PK-Dr. Storz, Scheunemann, Bankhard (PBZ), PK-Bade (Hoffmann), PK-Ulrich (Weltbild)”.



Gibt es Zusammenhänge zwischen dem zynischen Begriff “Kulturträger” von damals und dem zynischen Begriff “Kulturbereicherer” von heute?
Die Begriffe sind inhaltlich sehr ähnlich, fast identisch. In beiden Begriffen steckt die Aussage, dass diejenigen, die damit bezeichnet werden, a) aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer anderen “Rasse” “minderwertig” seien und das Gegenteil von Kultur verkörpern würden, b) von verräterischen Angehörigen der eigenen “Rasse” als Werkzeug eingesetzt würden, um Kultur zu zerstören. Darin steckt auch der Aufruf, sich gegen die “Kulturträger”/ “Kulturbereicherer” und diejenigen, die sie kommen ließen, mit allen Mitteln zur Wehr zu setzen. (Siehe auch auf diesem Blog Posts zum Bekenner-Manifest des Attentäters von Norwegen, Anders Behring Breivik, und Stichwort “Kulturmarxismus”.)
Ob und wie die Propaganda von damals, durch das Kriegserleben emotional hoch beladen, in heutigen Wahrnehmungen und Erklärungsmustern nachwirkt und zur Erschwerung einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Migration beiträgt, wäre ein lohnendes Thema z.B. für Diplom- und Doktorarbeiten.

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Zu "Kulturbereicherer" und anderen Begriffen aus dem Vokabular des Hasses

"Politblogger", 29. August 2009
http://www.politblogger.eu/aehnlichkeiten-nicht-zufaellig-und-durchaus-beabsichtigt/

"Die ZEIT
befasste sich gestern mit der nicht ohne Grund verschwurbelten Sprache der aktuellen Nazis. Eine kleine Auswahl mit Verwendungsnachweisen:
Schuldkult [...] Holocaust-Religion [...] Umerzieher [...] Ostküste [...] Wie eine Krake [...] Erfüllungspolitiker [...] internationale Plutokratie [...] Systempolitiker [...] Systemparteien [...] Multikulti-Extremisten [...] Multikulti-Umerzieher [...] Asylbetrüger [...] Kulturbereicherer [...] multikriminelle Gesellschaft [...] "

Zu dem Schlagwort "Erfüllungspolitiker" ist auch noch die englische Version, "appeasement politician" interessant. Dass diese Wortkeule die entsprechende englische Bezeichnung ist, geht z.B. aus dem folgenden Artikel auf einer einschlägigen Webseite hervor, in dem ein in deutscher Sprache erschienenes Buch von Jan Fleischhauer auf Englisch gelobt wird.
Weiteres Synonym: "multiculturalist" ("the appeasement politician, the multiculturalist" ...).
Also, "Erfüllungspolitiker" bedeutet im Sprachgebrauch der "Szene" dasselbe wie "Multikulturalist".
http://www.citizentimes.eu/2009/10/08/why-is-germany-as-it-is-or-the-disastrous-consequences-of-the-1968-generation-%E2%80%93-a-splendid-and-polemical-analysis/

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Ergänzung 10.12.2011

Nichts gewesen:

Wenn die Sürag in Biografien Franz Burdas und in Darstellungen der Verlagsgeschichte überhaupt erwähnt wird, dann meistens ähnlich wie in dem folgenden Text:

"Ten year’s later (1927, Anm.) , Franz Burda Jr., Hubert’s father, launches the first issue of the Burda, a magazine containing the schedule for the radio program of Surag. Hubert Burda was born into this publishing family in 1940. When he was five years old, at the end of World War II, his father began raising the family business out of the ashes, printing schoolbooks and stamps for the French occupation zone. Soon the Burda company stood on its own two legs, and in 1948, the first issue of Das Ufer was published, the predecessor of today’s Bunte. The following year, Surag returned, and Burda issued a new magazine, on modern home decorating." 

http://www.nacional.hr/en/clanak/18125/hubert-burda-8220we-are-expecting-a-lot-from-nacional-as-a-partner-and-we-hope-to-get-a-good-start8221

Die Sprachregelung, auch von Wikipedia und zahlreichen weiteren Quellen übernommen, lautet "Burda trat Mitte der 1930er Jahre in die NSDAP ein, engagierte sich jedoch nicht politisch."
http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Burda
Aus den Jahren 1933 - 1945 werden in den gängigen Quellen dann noch die "Umstellung auf die Tiefdrucktechnik" und die Geburt von Franz Burda Jr. genannt.

Dazu passt das Sarrazin-Zitat:
"Die Bundesrepublik der frühen fünfziger Jahre war ein sehr modernes Staatswesen... Die Angehörigen der Führungsschichten und der Bürokratie waren zu 90 Prozent willige Helfer der Nazidiktatur gewesen; das wirkte sich aber keineswegs auf ihre Effizienz beim Wiederaufbau aus."
("Deutschland schafft sich ab", 1. Ausgabe, Seite 13)


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Ergänzung 4. Juli 2013


Das deutsche Wort „Kulturträger“ hat in die russische Sprache Eingang gefunden (культуртрегер). Hier ist es durchweg ironisch gemeint, allerdings angewendet auf diejenigen, die sich selbst für die Kulturträger halten und anderen die Kultur absprechen; z.B. als ironische Bezeichnung für „Kolonisatoren“ (колонизаторах).

Im Schwedischen gibt es, analog zum Deutschen, sowohl ein (älteres) Wort für „Kulturträger“, als auch ein neueres Wort für „Kulturbereicherer“: kulturbärare – kulturberikare.
Analog zum Deutschen wurde „kulturbärare“ („Kulturträger“) ernst gemeint für „nordische Völker“ verwendet; darüber hinaus wahrscheinlich auch in der ironischen Bedeutung für vermeintlich Minderwertige. Mit „kulturberikare“ („Kulturbereicherer“) werden, ausschließlich ironisch gemeint, nur Menschen vermeintlich minderwertiger ethnischer Herkunft bezeichnet.

Zu „kulturbärare“ siehe Wiktionary, Link oben.
Zu „kulturberikare“ siehe Motargument (schwedisch) – bei der Gelegenheit danke für die Übernahme der Illustration aus der SÜRAG mit Verweis auf diese Seite

Da „kulturbärare“ und „kulturberikare“ vom Wortklang her noch näher zusammen sind als „Kulturträger“ und „Kulturbereicherer“, ist vorstellbar, dass das Nachfolgewort „kulturberikare“ von schwedischen Rechtsextremen geprägt wurde und als „Kulturbereicherer“ in die deutsche Rechtsradikalen-Szene herüberschwappte. Es kann auch im direkten Zusammenwirken schwedischer und deutscher Rechtsextremer, z.B. im Umfeld des 2009 verstorbenen Altnazi-Nachlassverwalters Jürgen Rieger, entstanden sein.
(Siehe Stichworte „Rieger“ und „Schweden“ auf diesem Blog, z.B.

Zwar behaupten deutsche Rechtsextreme gern, das Wort „Kulturbereicherer“ sei von der Integrationsbeauftragten Maria Böhmer geprägt worden, als sie sagte, Zuwanderer könnten das Leben in Deutschland bereichern – aber ihr diese Wortschöpfung zu unterschieben, ist ziemlich weit hergeholt.


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"Culture Enricher" - offenbar aus dem Deutschen ins Englische übersetzt.
Culture-Enricher Goes AWOL in London

Von der "islamkritischen" Webseite "Gates of Vienna".
Diese Seite enthält bezeichnenderweise auch den Aufruf
"So kill the Muslims and there will be no Islam !!"

http://gatesofvienna.blogspot.co.ke/2011/06/wilders-to-ezra-levant-hate-speech-laws.html

"Gates of Vienna" hat sogar "Cultural Enrichment Archives"
http://gatesofvienna.blogspot.co.ke/2009/07/cultural-enrichment-archives.html

Mittwoch, 23. November 2011

Zwickau (und andere Orte): Was auch zur Heimatkunde gehört

"Unterdessen wurde deutlich, dass die Zwickauer Terrorzelle über ein größeres Netzwerk verfügte, als bislang angenommen. Der Thüringer Verfassungsschutz geht mittlerweile von etwa 20 Unterstützern aus, die den Neonazis Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe im Untergrund halfen."
http://www.tagesspiegel.de/politik/angela-merkel-fordert-konsequenzen/5865910.html

"Der Zwickauer NPD-Chef Peter Klose posierte auf Facebook schon länger als Paul Panther – ein von Rechtsextremen bislang noch nie benutztes Maskottchen. Seit plötzlich das Bekennervideo der Zwickauer Terroristen auftauchte, in dem die rosa Comic-Figur ebenfalls eine zentrale Rolle spielt, heißt Klose auf Facebook wieder Klose, sitzt weiter im Zwickauer Stadtrat und veröffentlicht zu Hitlers Geburtstag im Internet Gratulationen."http://www.fr-online.de/neonazi-terror/rechtsextreme-neonazi-partei-mit-schlaegertrupps,1477338,11152772.html

"...und das türken/kanacken/zecken-klatschen is ja nun auch nix schlimmes ..."
(aus einem Internet-Forum, 2005 - der auch vom Zwickauer Terrortrio verwendete Begriff "Zecken" ist in der rechtsextremen Szene ein anderes Wort fuer "Gutmenschen" oder fuer den englischen Begriff "liberals", den der Norwegen-Attentaeter verwendete - also fuer Personen, die fuer die Rechte von Menschen mit vermeintlich minderwertigen Genen eintreten)
http://www.razyboard.com/system/morethread-onkelz-antifert(ka)forum-101388-2845693-50.html

Ist in manchen Orten und Regionen das Gedankengut der Rassenhygiene (alias Züchtungslehre, alias Eugenik) z.T. stärker lebendig geblieben als in anderen, auch weil von dort Wegbereiter- und Muster-Projekte der nationalsozialistischen Eugenik ausgingen? - Einige Textauszüge über den eugenischen Gesetzentwurf "Lex Zwickau" und Zwickauer Akteure des Rassenwahns unmittelbar vor und während der Nazi-Zeit (Hervorhebungen im Fettdruck von mir):


"LEX ZWICKAU" Dr. Gustav Emil Boeters Zwickauer Bezirksarzt legte 1923 einen Gesetzesentwurf zur Sterilisation "Minderwertiger" vor
Reichsgesundheitsamt gegenüber Boeters Vorschlägen sehr zurückhaltend ...
seine Bemühungen fanden trotzdem in Sachsen große Resonanz
2.7.1932 Sitzung des preußischen Landesgesundheitsrates "Die Eugenik im Dienst der Volkswohlfahrt" ..." 
http://www.euthanasie-ausstellung.de/index.php?site=rassenhygiene


"Mein Vater war der hauptamtliche Bannführer der Hitlerjugend von Zwickau."
(Sarrazin-Ideengeber Volkmar Weiss - s. auch Stichwortsuche auf diesem Blog - über seinen Vater Heinz Weiss)
http://knol.google.com/k/volkmar-weiss/haben-soziale-unterschiede-der/19iebpu8jegcn/42#


"Almanach der nationalsozialistischen Revolution, herausgegeben von Oberpräsident Wilhelm Kube, unter Mitarbeit von Willi Bischoff und Dr. Heinz Weiss, ... Berlin, Brunnen-Verlag, 1933" 
(aus einer Bücherliste der staatlichen Universität von Kalifornien, 1937)
http://books.google.com/books?id=gm1bAAAAIAAJ&pg=PA1787&dq=bischoff+%22Heinz+Weiss%22&hl=en&ei=lTXMTsPuC8vb4QTlpfl1&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=4&ved=0CD8Q6AEwAw#v=onepage&q=bischoff%20%22Heinz%20Weiss%22&f=false


"Richard Paul Wilhelm Kube war Journalist, Gauleiter von Brandenburg" .... "auch an deutsche Länderparlamente und den Reichstag richtete („Lex Zwickau“)" www.robawi.de/wik/themenreihe.p?c=Diskriminierung_nach... ;
ausgehend von http://www.robawi.de/wik/themenreihe.p?c=Eugeniker


Zum Einfluss amerikanischer Eugeniker, insbesondere Harry Laughlin, auf die "Lex Zwickau" Initiative siehe z.B.: The Nazi connection: eugenics, American racism, and German national socialism von Stefan Kühl, Oxford University Press, 1994 (S. 23)
http://books.google.de/books?id=UGYfRv3DWuQC&pg=PA163&lpg=PA163&dq=%22lex+zwickau%22+stoddard&source=bl&ots=Kukcb-bf2L&sig=VHE0W1zS8QAOwRxhq8F2MRq4z9k&hl=de&ei=DkTMTs-lOc6WhQej4fTNDQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCkQ6AEwAg#v=onepage&q=%22lex%20zwickau%22%20stoddard&f=false

Dazu auch http://home.earthlink.net/~thetabus/eugenics/eutt-5.htm





Das ehemalige Erbgesundheitsgericht in Zwickau; heute Finanzamt
http://www.euthanasie-ausstellung.de/index.php?site=arbeitsaufgaben




Siehe auch auf diesem Blog Stichworte
"Jena" (z.B. in dem Post
http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/gegen-das-ideal-der-gleichartigkeit.html)
"Rhön-Region", "Rhöner-Gen" (z.B. in dem Post
http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/volkischer-nationalismus-und-die-idee.html)


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Nachträge

   

"Widerstand" gegen "den in der westlichen Welt vorherrschenden Liberalismus"

Rechtsextreme Pnos pflegt Kontakte zum «Thüringer Heimatschutz ...
http://www.blick.ch/NewsAusland - Translate this page

20. Nov. 2011 – Mitglieder der rechtsextremen Partei Pnos standen in regem Kontakt mit Anführern des «Heimatschutzes». Ein Foto beweist, wie eng der ...

„Jahrelang agierten die Mitglieder des «Thüringer Heimatschutzes» in einer Terrorgruppe im Untergrund, töteten neun Ausländer, begingen Banküberfälle. Wie SonntagsBlick herausfand, führt die braune Spur auch in die Schweiz. Mitglieder der rechtsextremen Partei Pnos standen in regem Kontakt mit Anführern des «Heimatschutzes». Ein Foto beweist, wie eng der Kontakt war. Zu sehen ist der Spiezer Mario F.* (28), ehemaliger Pressesprecher der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) und Vorsitzender der Pnos Berner Oberland. Fotografieren liess er sich mit Thomas Gerlach und Peter Klose. Die beiden Deutschen sind bekannte Nazi-Grössen. ...
Das Bild der drei Neonazis entstand 2008 am «Zweiten Nationalen Gesprächskreis». Thomas Gerlach lud den Schweizer Mario F. nach Zwickau (D) ein ...

Mario F. gehörte zu den militantesten Rechtsextremisten der Schweiz. ... Seine Nazi- Freundschaft zu Thomas Gerlach besteht bis heute. ... Mario F. ist nicht das einzige Pnos-Mitglied, das Beziehungen zum Thüringer Heimatschutz pflegt. Auch der Aargauer Pascal Trost (30), der 2003 für den Nationalrat kandidierte, tummelt sich im Dunstkreis der Killer-Nazis.Trost trat 2009 am «Fest der Völker», einem jährlichen Treff für militante Neonazis, in Thüringen auf – als Redner. Er bezeichnete sich als «Vertreter des schweizerischen Widerstands». Trost beschwerte sich über den «in der westlichen Welt vorherrschenden Liberalismus».“


12. September 2009 / Pößneck: „Fest der Völker“
„Am 12. September 2009 veranstaltete der NPD-Kreisverband Jena in Zusammenarbeit mit „Freien Kräften“ des Neonazispektrums das so genannte „Fest der Völker“ im ostthüringischen Pößneck... Nach dem im Vorfeld geführten Rechtsstreit musste die Veranstaltung kurzfristig vom „Viehmarkt“ in der Innenstadt ins „Schützenhaus“, einer Immobilie des bundesweit bekannten Neonazis Jürgen Rieger verlegt werden. ...
Nachdem das seit 2005 stattfindende Rechtsrock-Open Air in den ersten Jahren in Jena über die Bühne lief, veranstalteten die Organisatoren um Ralf Wohlleben und Andrè Kapke das „Fest der Völker“ im Jahr 2008 in Altenburg ... Die Stadt Pößneck habe sich in diesem Jahr „ins Spiel gebracht“, da diese aus Sicht der Neonazis sich durch „besonders undemokratisches Verhalten im Umgang mit politischen Dissidenten“ hervorgetan haben solle, wie es auf der Mobilisierungsseite des NPD-Kreisverbandes Jena heißt. Die Ordner der Neonaziveranstaltung wurden vom „Freien Netz“ aus Sachsen und Sachsen-Anhalt gestellt.
Zwölf Redner und eine Rednerin aus den europäischen Ländern waren angekündigt, darunter Matthias Fischer aus Deutschland, Varenus Luckmann und Dan Eriksson aus Schweden, Pascal Trost aus der Schweiz, Bojan Rassate Bulgarien, Milán Széth aus Ungarn, Enrique Valls aus Spanien, Patrik Vondrak aus Tschechien, der Österreicher Andreas Meierhofer, der Italiener Giordano Caracino sowie Mike Bell und die Aktivistin Nina Brown aus Großbritannien und ein Vertreter der „National Front“ aus Zypern. ...
Nach einem NPD-Landesparteitag in Riegers Schützenhaus traten im April 2005 bereits die Neonaziband „Die Lunikoffverschwörung“ vor mehr als eintausend Anwesenden auf. Dies stellte das Abschiedskonzert für Michael Regener dar, der kurz darauf eine Haftstrafe … antreten musste, da er sich als Sänger in seiner vorherigen Band „Landser“ der Volksverhetzung, Verbreitens von Propagandamittel verfassungswidriger Organisationen und „dem öffentlichem Auffordern zu Straftaten, Billigung von Straftaten, Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole und Beschimpfung von Bekenntnissen“ schuldig gemacht hat. „Landser“ gilt bis heute als populärste Rechtsrockband in der Neonaziszene. ...
Neben dem „Thüringentag der nationalen Jugend“ und dem „Rock für Deutschland“ ist das „Fest der Völker“ das dritte alljährliche, etablierte Rechtsrock-Event in Thüringen... Bei solchen Großevents sind Neonazis ihrer herbei geträumten „national befreiten Zonen“, in denen Menschen, die nicht ins rechte Weltbild passen die Daseinsberechtigung abgesprochen wird, aufgrund der zahlenmäßigen Dominanz zumindest temporär ein ganzes Stück näher als das sonst der Fall ist. ...
„Ethnopluralismus“ – das neue Wort für Rassismus… Mit dem Motto: „Für ein Europa der Vaterländer“ versuchen die Veranstalter dem Ideologiestrang der neuen Rechten – dem „Ethnopluralismus“ – Bahn zu brechen und lehnen sich damit an der „Europäischen Nationalen Front“ (ENF) an. Die ENF ist ein Zusammenschluss nationalistischer Parteien aus Deutschland, Spanien, Italien und Frankreich, die nach sozialdarwinistischem Weltbild die generelle Abgrenzung aller Völker auf ihrem jeweils „angestammten Raum“ verfolgen. Statt von „Rasse“ wird von „Kultur“ gesprochen. Plastisch heißt das „Deutschland den Deutschen. Die Türkei den Türken“. Es geht also um vermeintliche Homogenität nach innen und maximale Differenz nach außen, wie es „Netz gegen Nazis“ jüngst schrieb. Auch im Jahr 2005 war zudem bereits erkennbar, dass neben der NPD auch internationale Strukturen des in Deutschland verbotenen „Blood and Honour“-Netzwerkes in die Umsetzung der Veranstaltung eingebunden sind.“
Quelle: Pressespiegel, Infos und mehr über und gegen Neonazis, 17. September 2009.


Zu Jürgen Rieger, dem 2009 verstorbenen Rechtsanwalt, NPD-Politiker, Verwalter von Stiftungsvermögen und Erwerber von Immobilien zur Nutzung als Neonazi-Treff (darunter das „Schützenhaus“ in Pößneck) siehe auch auf diesem Blog


Lesenswert auch der Wikipedia-Eintrag zu Jürgen Rieger

„Rieger vertrat Rassenkunde in der Tradition von Hans F. K. Günther, war Vorsitzender der völkisch-neuheidnischen Artgemeinschaft und als Hauptorganisator des Rudolf-Heß-Gedenkmarsches bekannt.
Rieger verfügte über ein beträchtliches Vermögen, das er aus Erbschaften von verstorbenen Gesinnungsgenossen und aus Aktien- und Immobiliengeschäften gewinnen konnte. So war er Testamentsvollstrecker des verstorbenen Wilhelm Tietjen (geschätztes Vermögen: mehr als eine Million Euro) .... Auch Gertrud Herr hatte ihm ihr Vermögen vermacht. Den Nachlass verstorbener "Kameraden" verwaltete Rieger unter dem Deckmantel der Briefkastenfirma Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation. ...
1969 hielt Rieger auf dem Jahrestreffen der Northern League im englischen Brighton eine Ansprache in der er sich auf die rassenkundliche Tradition Hans F. K. Günthers berief. Auch im Folgejahr nahm er an der Tagung teil und forderte ein "Teutonische Föderation" aufgrund gemeinsamen "Erbes" und "Rassenursprungs". ...
1970 war er Mitbegründer eines CSU-Freundeskreises (außerhalb Bayerns). 1972 wurde er Vorstandsmitglied im Nordischen Ring, Vorsitzender der Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung (bis 1972: Deutsche Gesellschaft für Erbgesundheitspflege) ... und - bis zu seinem Tod - Herausgeber deren Zeitschrift Neue Anthropologie. ...
Des Weiteren übernahm Rieger Funktionen in der NPD, der seit 1994 verbotenen Organisation Wiking-Jugend und der 1995 verbotenen FAP. 1989 stieg er zum Hauptfunktionär und Vorsitzenden der völkisch-neuheidnischen „Artgemeinschaft“ und Schriftleiter von deren Organ, der Nordischen Zeitung, auf. Ferner war er verantwortlich für die Mitteilungen des „Deutschen Rechtsschutzkreises/Deutsche Rechtsschutzkasse“ (DRSK) sowie führendes Mitglied im Norddeutschen Ring und der Northern League. …
Rieger wurde auf dem Landesparteitag der Hamburger NPD am 25. Februar 2007 zum neuen Landesvorsitzenden, am 24. Mai 2008 dann auch zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der NPD gewählt. Im April 2009 wurde er in seinem Amt bestätigt. ...
Rieger unterstützte den Parteivorsitzenden Udo Voigt, zu dessen Stellvertreter er 2008 gewählt wurde... Rieger stützte wiederholt die NPD mit Darlehen und Krediten, bedachte die NPD allerdings nicht direkt in seinem Testament. Stattdessen tritt die Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung (GfbAEV), ein rechtsextremer eingetragener Verein mit Sitz in Ellerau, das Erbe Jürgen Riegers und der Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation an.
Öffentliche Wahrnehmung … Rieger war als Anwalt am Hanseatischen Oberlandesgericht zugelassen. Er spezialisierte sich unter anderem auf das Erbrecht... Seit 1992 war er Mitglied des bestehenden und von der Hamburger Anwältin Gisela Pahl geleiteten Deutschen Rechtsbüros, einer Vernetzung rechtsextremer Anwälte. Seit den 1970er Jahren vertrat Rieger zahlreiche Rechtsextremisten und Holocaustleugner vor Gericht bzw. in Verwaltungsverfahren, darunter Michael Kühnen, Christian Worch, Horst Mahler, Thies Christophersen, Ernst Zündel, Jürgen Mosler, Berthold Dinter und Mitglieder der Musikgruppe Kraftschlag. ...
Rieger erwarb in der Vergangenheit immer wieder Immobilien, die als Tagungs- und Versammlungszentren für Treffen der Rechtsextremisten und Neonazis dienen sollten. Die Herkunft der Gelder ist nicht geklärt. Er selbst sprach in einem Interview 2005 von „Grundstücksspekulationen“, ein anderer Teil des Kapitals stamme aus Hinterlassenschaften von Altnazis, die wollten, „dass ihr Vermögen der Bewegung“ zugute komme...
1995 erwarb er in der Nähe von Mariestad in Südschweden für etwa 1,6 Millionen Euro das Anwesen „Sveneby Säteri“, ein burgähnliches Herrenhaus mit 650 Hektar Land. Angeblich sind wegen der dort angesiedelten ökologischen Schweinezucht, die Rieger mit übernommen hatte, trotz Protesten der schwedischen und deutschen Regierung, EU-Gelder in Höhe von jährlich 300.000 Mark an ihn geflossen. Mit Anzeigen versuchte Rieger, „reinrassige“ Deutsche zur Umsiedlung dorthin zu bewegen, die fernab von vermeintlich schädlichen Einflüssen „germanische Nachkommen“ großziehen sollten. Dieses Projekt ist bislang nicht erfolgreich ... Stattdessen wurde im Herbst 2003 bekannt, dass sich schwedische Neonazis in der Gegend des Anwesens konzentrierten, nachdem der führende schwedische Rechtsextremist Klas Lund ein weiteres Gelände von 650 Hektar in unmittelbarer Nähe des Gutes Sveneby erworben hatte. Bis November 2003 waren mindestens vier Personen aus dem Führungskreis der „Schwedischen Widerstandsbewegung“ (SMR) dort eingezogen, einer Nachfolgeorganisation der antisemitischen Gruppe Weißer Arischer Widerstand, eines schwedischen Ablegers der amerikanischen Vereinigung White Aryan Resistance ...
Auch in Deutschland waren in den letzten Jahren mehrere Immobilien in den Besitz Riegers gelangt ... 1999 hatte er einen ... Gebäudekomplex ... in Hameln erworben ...Nach 2003 erwarb Rieger zwei Immobilien im Namen der Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation Ltd.: das Schützenhaus in Pößneck und den Heisenhof in Dörverden... Rieger besaß weitere Immobilien in Schleswig-Holstein (Hummelfeld) und Mecklenburg-Vorpommern. ...
Rieger war Hauptorganisator und Initiator des Rudolf-Heß-Gedenkmarsches in Wunsiedel. Viele Jahre war er aktiv an der Demo beteiligt... Rieger hatte die Kundgebungen zum Gedenken an Rudolf Heß bis zum Jahr 2010 angemeldet, doch der Marsch, der für den 28. August 2005 angesetzt war, wurde vom Landratsamt Wunsiedel untersagt. Rieger strengte daraufhin eine Klage an … Dabei argumentierte er, dass die Verschärfung des Strafrechts (130 Abs. 4 StGB), die das Eintreten für den Nationalsozialismus unter Strafe stellt, gegen die im Grundgesetz garantierte Meinungsfreiheit verstoße. … Bei der schließlich Ende 2009 gefällten Wunsiedel-Entscheidung stimmte das höchste deutsche Gericht Rieger zwar zu, dass es sich bei der Verschärfung des Volksverhetzungsparagraphen um eine Sonderbestimmung handele. - Dennoch sei das Gesetz ein zulässiger Eingriff in den Schutzbereich der Meinungsfreiheit. Das Grundgesetz kann als expliziter Gegenentwurf zum Nationalsozialismus verstanden werden, was eine Einschränkung der Meinungsfreiheit ausnahmsweise rechtfertige. ...
Rieger selbst wurde mehrfach rechtskräftig verurteilt: 1971 war er an der vorgetäuschten Entführung von Berthold Rubin beteiligt. Im gleichen Jahr wurde Rieger wegen zwei Fällen von Körperverletzung im Zusammenhang mit einer Demonstration der „Aktion Widerstand“ am 31. Oktober 1970 in Würzburg zu einer Geldstrafe … verurteilt...
1981 behauptete er im Verfahren gegen seinen Mandanten, den SS-Sturmbannführer Arpad Wigand, dass im Warschauer Ghetto kein Jude verhungert wäre, wenn die Ghetto-Insassen untereinander Solidarität geübt hätten...
1996 hatte Rieger den Hamburger Neonazi Thomas Wulff in einer Strafsache wegen Volksverhetzung vertreten, da dieser in dem neonazistischen Blatt index den Holocaust geleugnet hatte. Zur Entlastung seines Mandanten hatte Rieger daraufhin beantragt, als Sachverständigen einen Diplom-Chemiker zu vernehmen, der die These untermauern werde, dass unter dem NS-Regime Vergasungen von Menschen im KZ Auschwitz-Birkenau mit Zyklon B „nicht stattgefunden“ hätten...
Veröffentlichungen und Thesen … 1969 verfasste er unter einem Pseudonym das Buch Rasse – Ein Problem auch für uns, das 1972 indiziert wurde. Im Zusammenhang mit der von Jan Philipp Reemtsma initiierten Wanderausstellung Verbrechen der Wehrmacht äußerte Rieger: „In den 50ern hätte man die Ausstellung kurz und klein geschlagen, und Reemtsma wäre am nächsten Baum aufgehängt worden.“ 2004 schrieb Jürgen Rieger das Vorwort zur zweiten russischen Auflage von Hans F. K. Günther („Ausgewählte rassenkundliche Werke“), worin Rieger rassenkundliche Thesen in der Tradition nationalsozialistischer Rassenideologie vertritt.
Im Februar 2006 erschien – gleichzeitig in deutscher und russischer Sprache – ein Artikel von Jürgen Rieger mit dem Titel „Deutschland und Rußland [sic] – von einem nationalen Deutschen gesehen“. Die russische Fassung wurde im April 2006 in der Zeitung „Za Russkoje Delo“ („Für die Russische Sache“) und in der Zeitschrift „Zolotoj Lew“ („Der Goldene Löwe“) veröffentlicht...
Vor laufender Kamera im Gespräch mit einem Journalisten des NDR äußerte sich Rieger mit den Worten: „Warten Sie es doch ab. Wenn der erste Reporter umgelegt ist, der erste Richter umgelegt ist, dann wissen Sie, es geht los.“ ...
Rieger äußerte sich vermehrt mit Kommentaren, die den Nationalsozialismus verherrlichten. So leugnete Rieger den Holocaust und bezeichnete Adolf Hitler als den „größten deutschen Staatsmann“...“


Über einen der von Rieger eingerichteten Neonazi-Treffpunkte (geschlossen 1998)
Auszug aus dem Artikel „Reichlich spät“ in der Rubrik „Rechtsextremisten“, DER SPIEGEL 8/1998, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7828616.html

„Die Schließung eines Neonazi-Treffpunkts in der Lüneburger Heide gilt als erfolgreicher Schlag gegen den deutschen Rechtsextremismus. Seltsam lange hatten die Behörden gezögert. ...
Daß ausgerechnet Beamte der Polizeiinspektion aus dem nahe gelegenen Celle den Willen ihres Dienstherrn umsetzen mußten, empfinden viele Bewohner des Dorfs als späte Genugtuung. "Die haben mit denen doch fast gemeinsame Sache gemacht", empört sich ein Bauer, der wie andere "immer in Angst" gelebt hatte, "wenn vollbesetzte Autos mit Glatzköpfen aus ganz Deutschland hier einfielen".
Seit 1984 waren die vier heruntergekommenen Häuser des Gebäudekomplexes "Hetendorf 13" Schauplatz unzähliger Aufmärsche und Treffen rechtsextremistischer Gruppen. Vor allem die sogenannten Hetendorfer Tagungswochen, aber auch andere Veranstaltungen mit prominenten Rechtsextremisten wie Manfred Roeder ... hatten immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt.
Ein Anwohner, der öffentlich gegen die braune Front Stellung bezog, erhielt einen Drohbrief, den Rieger persönlich unterschrieb: "Wer Krieg haben will, soll ihn bekommen. Wir haben uns genau gemerkt, wer im Dorf uns verleumdet, gegen uns gehetzt und sich gegen uns gestellt hat."...
Auch der für Rieger und seine Truppe zuständige stellvertretende Leiter des Staatsschutzes in Celle, Peter Ganick, zeichnete sich über Jahre hinweg durch vornehme Zurückhaltung aus. .. Rieger, seit Jahren als Schlüsselfigur der rechten Szene einschlägig bekannt, scheint ihm durchaus sympathisch gewesen zu sein. Noch im Vorfeld der Sommersonnwendfeier im Juni 1997 hatte Ganick mit ihm verhandelt und anschließend befunden, daß man sich "auf den verlassen kann, der Rieger hält sein Ehrenwort". Lager der 1994 verbotenen "Wiking-Jugend" auf dem Gelände waren für Ganick lediglich "altes deutsches Brauchtum". Nur "Linke und die Medien" hielten dies für verwerflich...
Mindestens ebenso irritierend wie die langjährige Zurückhaltung der Polizei in der näheren Umgebung sind die Umstände, unter denen Rieger 1978 das 15 000 Quadratmeter große Gelände erwerben konnte. Die Celler Sozialorganisation "Lobetalarbeit" hatte das Objekt für 1,2 Millionen Mark Ende der sechziger Jahre an das Bundesvermögensamt verkauft. Die unmittelbare Nähe zum Truppenübungsplatz Munster ließ eine weitere Nutzung als Behindertenheim und Sonderschule nicht mehr zu.
Damals kaufte Rieger das Gelände - "für ''n Appel und ''n Ei", so seine langjährige Kampfgefährtin Gertrud Herr ... Preis laut Kaufvertrag: 120 000 Mark - ein Zehntel dessen, was der Bund dem Voreigentümer bezahlt hatte.
"Die Sache wurde damals sauber geprüft", sagt Regierungsdirektor Hans-Jürgen Brunkhorst, jetziger Leiter des Bundesvermögensamts in Soltau. Als Käufer fungierten zwei dubiose Vereine: der "Freundeskreis Filmkunst e. V." und die "Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung e. V." in Hamburg. Einer der Unterzeichner war "Herr Rechtsanwalt Jürgen Rieger"...“

Bezüge aus Riegers Biografie zu Inhalten auf diesem Blog:
Noch zum Phänomen des vergleichsweise höheren Vorkommens von Rassenhass und Neonazi-Aktivitäten in den „neuen“ Bundesländern:
Möglicherweise ist dies nicht „nur“ ein Erbe der kommunistischen Diktatur, die eine Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit mit ihrem schlagwortartigen „Antifaschismus“ eher behinderte als ermöglichte, weiter zurückreichender rassistischer Traditionen „vor Ort“, hoher Arbeitslosigkeit und Verödung von Wohngebieten. Die Tatsache, dass „Ost-Immobilien“ nach der Wende massenhaft zum Verkauf standen, könnte bei einer Wanderung von Teilen der "westlichen" Neonazi-Szene in Richtung Osten eine Rolle gespielt haben.

Rassenhass und Menschenverachtung verkleidet als Wissenschaft: "Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung e. V." Siehe auf diesem Blog z.B. Stichwort „Erbgesundheitspflege“

Bemerkenswert ist Riegers Verbindung zu britischen und skandinavischen Aktivisten der Northern League und sein Bezug auf den Nazi-“Rassenpapst“ Hans F. K. Günther, der in den 1950er Jahren weiterhin seine eugenisch-rassistischen Ideologien verbreitete, Zuwendungen u.a. des Pioneer Fund erhalten haben soll und für eine „nordische Bewegung“ eintrat, die von rassisch einwandfreien „bäuerlichen Freisassen“ getragen sein sollte.
Siehe auf diesem Blog z.B. Stichworte „Günther“, „Pioneer Fund“

Riegers Engagement für die Northern League bei gleichzeitiger Verehrung für Rudolf Heß lassen an ideologische Verbindungen zwischen Eugenikern/ Rassisten in England und Deutschland denken. Diese bestanden bereits vor dem 1. Weltkrieg und zwischen den Weltkriegen; sie gingen nicht zuletzt auf Francis Galton, Karl Pearson und ihre Anhänger in beiden (und anderen) Ländern zurück. Nach heutigem Kenntnisstand liegt nahe, dass der „Führer-Stellvertreter“ Rudolf Heß mit seinem als mysteriös bezeichneten Englandflug an diese ideologischen Verbindungen und die Idee der Rassenverwandtschaft von Völkern „nordischen“ Blutes anknüpfen wollte.
Siehe auf diesem Blog z.B. Stichworte „Nordic Race“,„Eugenics Society“, „the racially negligent“,Ploetz“, „Heß“
Wenn man der Ideengeschichte der Vorstellungen nachgeht, die der Norwegen-Attentäter Anders Behring Breivik in seinem Bekenner-Pamphlet und in Gesprächen mit psychiatrischen Gutachtern preisgab, stößt man – trotz Breiviks Verehrung für Winston Churchill, die im Gegensatz zu Riegers Hitler-Verehrung steht - auch hier auf den Nazi-“Rassenpapst“ Hans F. K. Günther mit seiner „nordischen Bewegung“ und der Idee von den rassisch-genetisch korrekten „bäuerlichen Freisassen“. Breivik verstand sich als ein Aktivist des Widerstands gegen „Kulturmarxismus“, „Multikulturalismus“ und „brainwashed liberals“ („hirngewaschene Gutmenschen“) und schwadronierte von „Zuchtprojekten mit Norwegern in Reservaten“. Rieger hatte in der Nähe von Mariestad in Schweden ein Zuchtprojekt für „germanische Nachkommen“ starten wollen; in seiner Nachbarschaft siedelten sich Angehörige der rechtsextremen „Schwedischen Widerstandsbewegung“ an.
Es ist zu befürchten, dass die „Widerstandsbewegung“ gegen „liberale Gutmenschen“ noch mehr potenzielle Wahnsinns-Täter in ihren Reihen hat.
Siehe auf diesem Blog z.B. Stichworte „Breivik“, „liberals“
Auf Hinweise darauf, dass die NPD und rechtsextreme Bewegungen in ihrem Umfeld gezielt um deutschstämmige Einwanderer aus Russland werben, war ich schon vorher gestoßen: Die Umstände des Mordes an Marwa El-Sherbini durch den Russlanddeutschen Alex Wiens deuteten darauf hin.
Solche Anwerbe-Strategien würden auch (mit) erklären, dass die Unterscheidung zwischen Einwanderern aus verschiedenen Herkunftsländern nach angeblich unterschiedlicher angeborener Intelligenz und Tauglichkeit in der rechtsextremen Szene (und darüber hinaus) zunehmend populär geworden ist. Auch Hassprediger gegen Migranten suchen Nachwuchs und greifen dabei auf Migranten zurück! Riegers Buchveröffentlichungen in Russland – mit eugenisch-rassistischem Inhalt in der Tradition Hans F. K. Günthers – deuten in die gleiche Richtung.
Siehe auf diesem Blog z.B. Stichwort „Alex Wiens“

Bemerkenswert auch: Stiftungsvermögen als ein wichtiger Faktor beim Generationenwechsel von „Altnazis“ zu „Neonazis“.

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Eine Google-Suche aus Norwegen mit der Suchwortkombination sturmbannfuhrer tietgen oslo hatte auf eine Seite dieses Blogs geführt: http://guttmensch.blogspot.com/2011_03_01_archive.html.
Die Suchmaschine hat “j” für “g” gelten lassen und fand “Tietjen” auf der gefundenen Seite in der Wortfolge “Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation” (der Name des Stifters Wilhelm Tietjen kommt auch auf dieser Seite vor; s.o.). Die anderen Stichworte kamen in anderen Posts auf der gleichen Seite vor. Der einzige andere Treffer mit dieser Suchwort-kombination, den Google heute bieten konnte, ist eine norwegische Webseite über die Geschichte des “Lebensborn” in Norwegen.
"Lebensbornsjef I Norge var først SS-Sturmbannführer Tietgen som senere ble avløst av SS-Sturmbannführer Ragaller."  http://www.norgesdokumentasjon.no/rapporter/7-LEBEN_A.PDFDemnach war, wenn ich den norwegischen Textausschnitt richtig verstehe, während der deutschen Besatzung zuerst SS-Sturmbannführer Tietgen für den Aufbau des “Lebensborn” in Norwegen zuständig; er wurde später abgelöst durch Sturmbannführer Ragaller. - Es erscheint nicht abwegig, dass die Suchmaschine “Recht” haben könnte – wenn der Name nach Gehör aufgeschrieben wurde, könnte der “Tietgen” genannte Offizier auch “Tietjen” geheißen haben. Dann wäre die Verbindung zwischen der “Lebensborn” Initiative der Nazi-Zeit und der Wilhelm-Tietjen-Stiftung für Fertilisation” möglicherweise nicht nur ideeller Art. - Nachtrag 20.12.2011
Ist es tatsächlich möglich, dass Tietjen der "Tietgen" vom Lebensborn Norwegen war, und das wäre bis heute nicht bekannt gewesen?
Einiges aus Tietjens Biografie ist bekannt (NSDAP-Mitgliedschaft, Luftwaffe; siehe z.B. Wikipedia) - es würde passen, nur dass die Station "Norwegen" oder eine Tätigkeit für den "Lebensborn" nicht erwähnt wird (http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm-Tietjen-Stiftung_f%C3%BCr_Fertilisation; eingesehen am 20.12.2011).
Er habe zeitlebens von einem neuen "Lebensborn" geträumt, sagte dieser Quelle zufolge eine Nichte des Stifters: Strategien der extremen Rechten: Hintergründe-Analysen-Antworten, von Stephan Braun, Alexander Geisler, Martin Gerster (Hg.)
Tatsächlich: "Tietgen" (vom "Lebensborn" in Norwegen) war SS-Obersturmbannführer und hieß mit Vornamen Wilhelm. - Quelle: "Dem Führer ein Kind schenken": die SS-Organisation Lebensborn e.V., von Volker Koop. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2007; Seite 193 
Ich denke, man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass "Wilhem Tietgen" und "Wilhelm Tietjen" ein und dieselbe Person sind. (21.12.2011)



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Dr med. L. Seitz (Professor und Direktor der Universitätsfrauenklinik in Frankfurt am Main): Eugenische Sterilisation und Schwangerschaftsunterbrechung (um 1934)

Auszug:
"Die internationale kriminalistische Vereinigung hat in ihrer Sitzung in Frankfurt a. M. 1932 eine These angenommen, die folgenden Wortlaut hat: 'Es ist ein Reichsgesetz zu erlassen, das die Voraussetzungen, das Verfahren und die Ausführung der Unfruchtbarmachung aus eugenischen Gründen nach dem Stand der medizinischen und erbbiologischen Wissenschaft enthält.'"
http://www.deepdyve.com/lp/de-gruyter/eugenische-sterilisation-und-schwangerschaftsunterbrechung-9tRMAvXgiS