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Samstag, 26. Februar 2011

Zusammensitzen in Bayreuth und Gedanken über die Herrenmoral der vornehmen Menschen

(Siehe auch http://guttmensch.blogspot.com/2011/03/bayreuther-kreis-eugenik-esoterik-und.html; http://guttmensch.blogspot.com/2011/03/der-bayreuther-chamberlain-und-die.html)

In einen Zettelkasten zum Thema „Menschenrechte statt Eugenik“ gehören unbedingt auch Notizen zum „Bayreuther Kreis“, der sich um die Familie Richard Wagners gebildet hatte. An der Entwicklung eugenisch-sozialdarwinistischen Denkens hatte dieser Kreis, in dem sich zeitweise auch Friedrich Nietzsche sehr zu Hause fühlte, beträchtlichen Anteil. Ich beabsichtige, in dem Themenblock „Sozialdarwinismus, Eugenik, Biopolitik“ noch Ausführlicheres über den Bayreuther Kreis und über Nietzsche, über Ideen von „Übermenschentum“, „Herrenmoral“ etc. zusammenzustellen. - Nun sind aktuelle Entwicklungen wieder einmal schneller als das Tempo, mit dem ich meine Notizen über ideengeschichtliche Grundlagen in den Zettelkasten einstellen kann. Mit diesem Beitrag leiste ich mir aus gegebenem Anlass vorab eine kurze, unkommentierte „Assoziationskette“ von Zitaten und Textauszügen.

„Die Entscheidung der Universität Bayreuth liegt auf der Linie dessen, was der Verteidigungsminister vorgegeben hat.“ - Bundeskanzlerin Angela Merkel am 23.2.2011; Quelle u.a.: http://m.zdf.de/h/1/0,6741,8215101,00.html

"Irgendwann sitzen wir alle in Bayreuth zusammen und begreifen gar nicht mehr, wie wir es anderswo aushalten konnten." - Friedrich Nietzsche, zitiert in einem Werbespot und auf Webseiten der Universität Bayreuth; z.B. http://www.neu.uni-bayreuth.de/en/Uni_Bayreuth/home/Welcome_to_Bayreuth/Bayreuth/index.html


„Maßgebend für … (das) Denken (Gobineaus) war die Parallelsetzung von Klassen und Rassen: Der Adel enthalte die wertvollsten Rassenelemente, das Bürgertum sei eine Mischrasse und die Unterschichten bestünden aus rassisch Minderwertigen mit hohen schwarzen und gelben Bestandteilen. … Der Rassismus bei Gobineau war noch nicht mit dem Antisemitismus verbunden; diese Verbindung wurde erst durch die Gobineau-Rezeption im Umfeld Richard Wagners hergestellt… In der Weiterentwicklung der Ideen Gobineaus sprach sich Nietzsche für eine künstlich-gewollte Rassenbildung, die auf die neuen Erkenntnisse der Eugenik auszurichten war, aus. Nietzsche entwickelte den Gedanken der Züchtung einer „Herrenrasse“, die eine höhere Art Menschen ausbilden sollte.“Lausberg, Michael: Die Resonanz des gobinistischen Rassenbegriffs bei Wagner und Nietzsche, Aachen 2009;http://www.tabvlarasa.de/38/Lausberg.php


„Nietzsche bezweifelt die Absolutheit und Allgemeingültigkeit moralischer Grundsätze… Die Natur des Menschen ziele vielmehr auf die Herrschaft der Starken über die Schwachen; diese könnten sich nur ausleben, indem sie sich von den Schwachen absetzen würden. Die Herrenmoral der vornehmen Menschen bewege sich „jenseits von Gut und Böse..“ Die Sklavenmoral orientiere sich hingegen an der Nützlichkeit für die Mehrheit…“Niefanger, Dirk: Nietzsche-Lektüren in der Wiener Moderne. In: Thorsten Valk (Hrsg.): Friedrich Nietzsche und die Literatur der klassischen Moderne; Berlin 2009; S. 45;http://books.google.de/books?id=VxKFh016KfMC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false

Siehe auch auf diesem Blog:
http://guttmensch.blogspot.com/2011/03/der-bayreuther-chamberlain-und-die.html;
http://guttmensch.blogspot.com/2011/03/bayreuther-kreis-eugenik-esoterik-und.html.
Weitere Posts, die auf "Bayreuth", "Chamberlain" (Houston Stewart), "Gobineau", "Wagner" , "Nietzsche" und andere hier genannte Namen und Begriffe Bezug nehmen, sind über die Stichwortsuche (Zeile oben) leicht zu finden.

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Ergänzung zu den Stichworten "Ausnahmemensch", "Übermensch", "Gobineau", "Wagner", "Nietzsche"

Die Rassentheorie des Grafen Joseph Arthur de Gobineau - Eine Analyse des 'Essais', seiner Vorläufer und seiner Folgen. Autor: Oliver Trey. Diplomarbeit, Universität Mannheim, 1998, veröffentlicht bei GRIN.
Zusammenfassung: "Seit Ende des 18. Jahrhunderts, spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts, entwickelte sich in Mittel-und Westeuropa ein „rassisches Denken“, durch das die verschiedenen Menschen der Erde in „Rassen“ eingeteilt wurden. Neu war dies freilich nicht, fanden sich doch schon bei Aristoteles ähnliche Elemente wie in den Rassentheorien des 19. Jahrhunderts. Das „rassische Denken“ erreichte nun aber eine neue Dimension. Dieses war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nur in einzelnen Fragmenten und Ansätzen vorhanden. Es existierte bis zu diesem Zeitpunkt keine allumfassende Theorie, keine Rassentheorie, in der die verschiedenen Vorstellungen und „Kenntnisse“ über „Rassen“ zusammengefaßt und „wissenschaftlich“ begründet waren. Solch eine Theorie wurde erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Joseph Arthur Graf von Gobineau entworfen. In dieser Theorie trat als eine Art Rassenphilosophie zum ersten Mal klar hervor, was bei Ernst Moritz Arndt und „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn noch unklar angedeutet war: Der biologische Materialismus verkündete die völlige Abhängigkeit des Menschen von seinen Erbanlagen und damit in letzter Konsequenz seine Willensunfreiheit. Joseph Arthur Graf von Gobineau wurde am 14. Juli 1816 in Ville d’Avray bei Paris geboren und verstarb am 13. Oktober 1882 in Turin. Seit 1877 lebte er zurückgezogen und widmete sich ausschließlich seiner schriftstellerischen Arbeit. Diese umfaßte neben seinem ‚Rassenwerk‘ „Essai sur l’inégalité des races hu-maines“ orientalische Studien, kulturgeschichtliche Darstellungen und eine Reihe schöngeistiger Schriften. Gobineau gehörte dem Kreis um Richard Wagner an. Mit seiner Abhandlung „Essai sur l’inégalité des races humaines“, in der er die Gleichwertigkeit der Menschen verschiedener „Rassen“ leugnete und die Überlegenheit der „arischen Rasse“ demonstrieren wollte, übte er auf Richard Wagner, Houston Stewart Chamberlain, Friedrich Nietzsche und die imperialistische Bewegung, die auch im Zusammenhang mit der Theorie des Sozialdarwinismus zu sehen ist, entscheidenden Einfluß aus. Des weiteren lieferte er mit seiner Abhandlung Argumente für den Rassenfanatismus des Nationalsozialismus. In den „Gestalten der Renaissance“ sah er den Ausnahmemenschen, den er verherrlichte, verkörpert. Mit dieser Verherrlichung nahm er Nietzsches Vorstellung vom Übermenschen vorweg.“

Aus: Rudolf Leiprecht: Rassismus (nicht nur) bei Jugendlichen. Beiträge zur Rassismusforschung und Rassismusprävention. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Arbeitspapier (2005), S. 7-8; URL:
www.ibkm.uni-oldenburg.de/download/LeipRassismJugendNeu.pdf
 „Der Graf Gobineau (1816-82), dessen „wissenschaftsförmige Romane“ zum einen eine Art Zusammenfassung älterer Schriften bilden, zum anderen aber die Grundlage für die Schulen späterer Rassentheoretiker darstellen, vertrat eine Position, die von der Trauer um den Verlust feudaler Ordnung gekennzeichnet ist. Verunsichert durch die zunehmend rational-wissenschaftliche Erklärung der Welt muss auch die soziale Ordnung, das „Oben“ und „Unten“ in einer Gesellschaft wissenschaftlich erklärt werden. Die einzig geschichtsträchtige „Rasse“ sind für Gobineau die Arier, die allerdings – so sein Wissenschaftsroman – im Laufe ihrer Ausbreitung und kultureller Befruchtung „Anderer“durch Rassenmischung an Reinheit (spätere Zentralbegriffe der nationalsozialistischen Rassenideologie) eingebüßt haben. Durch diese als verderblich beurteilte Rassenmischung ist auch die bessere „Rasse“ nach Gobineau früher oder später zum Untergang verurteilt, was als gleichbedeutend mit der Dekadenz und dem Untergang der Menschheit vorgestellt wird.“


Stephan Malinowski: Vom König zum Führer: sozialer Niedergang und politische Radikalisierung im deutschen Adel zwischen Kaiserreich und NS-Staat  Akademie Verlas (2003); URL: http://books.google.de/books?id=RKEy0y2ZI1EC&source=gbs_navlinks_s :
„In seiner Schrift (‚Das Ideelle Programm des deutschen Jungadels‘) stellte der junge Graf (Ernst Rüdiger Erbgraf von Starhemberg),…., (später) Teilnehmer am Hitler-Putsch, einen nicht rassisch, sondern „ideell“ gefassten Antisemitismus in den Vordergrund. Im „Kampf“ zweier großer Weltideen stehe der ‚arische Weltgedanke‘ … gegen den internationalen Weltkapitalismus und … Marxismus. Als Aufgabe des jungen Adels, ‚von der Vorsehung durch Zuchtwahl zu Führern gestempelt‘, definierte Starhemberg, sich an die Spitze des antimaterialistischen, ‚arischen Weltgedankens‘ zu stellen. (S. 380)
„In Franken hielt Karl Ludwig Frhr. von Guttenberg, der seine Sympathien für die NSDAP mehrfach bekundet hatte, die Partei 1924 nicht zuletzt wegen ihres ‚kommunistischen Wirtschaftsprogramms‘ für unwählbar.“ (S. 518)
„Im letzten Abschnitt seiner populären ‚Rassenkunde Europas‘ hatte Hans F. K. Günther bereits 1924 zur Schaffung eines ‚neuen Adels‘ aufgerufen und damit im alten Adel Aufmerksamkeit und Beunruhigung ausgelöst. …1926 legte der promovierte Philologe ein weiteres Werk mit dem Titel ‚Adel und Rasse‘ vor. Den inhaltlichen Kern der Schrift bildete der Versuch, die Identität zwischen ‚Adel‘ und ‚nordischer Rasse‘ zu beleben. Biologisch von vorwiegend nordischer Ausstattung würde die Mehrheit des alten Adels zwar ein Teil des neuen Adels sein, der traditionelle Begriff der Ebenbürtigkeit war allerdings aufzugeben: ‚Für den  nordischen Gedanken einander ebenbürtig sind alle erblich-gesunden, erblich-tüchtigen, erblich-klugen Menschen gleich reinen nordischen Blutes …“… Die DAG (Deutsche Adels-Gesellschaft) und das EDDA-Projekt wurden von Günther explizit mit Lob bedacht, jedoch nur als Beginn eines von der Adelsjugend bereits eingeschlagenen Weges zu ‚Auslese und Gattenwahl‘ betrachtet. Günther hielt später Vorträge vor dem DAG-Adelskapitel, und die DAG-Führung gab sich Mühe, die Lehren des ‚Anthropologen‘ als Angebot zu interpretieren. Schließlich hatte Günther vor adligem Publikum ausgeführt, jeder ‚germanische Staat‘ benötige eine ‚sicher gelagerte, tragende Schicht führungsbegabter Familien‘, aus denen der Staat ‚nach den Gesetzen von Vererbung und Auslese immer wieder führungsbegabte Menschen‘ erwarten dürfe. Die Theorien des ‚Rassenpapstes‘ wurden von den dynamischen Teilen der naturwissenschaftlich argumentierenden Eugeniker gestützt. … Ausgestattet mit ‚blondem Haar, schmalem Kopf, blauen Augen, mit gutem Intellekt… (sei) der ‚neue Adel‘ dem die Zukunft gehören würde, nach den Regeln der modernen Eugenik erst zu schaffen. Erheblich schärfer als bei Günther wurde das Konzept des nordischen Neuadels wenig später von Richard Walter Darré formuliert …1930 mit seinem Buch ‚Neuadel aus Blut und Boden‘ …“ (S. 520-521)

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Aus: Historisches Lexikon Bayerns:

"Deutscher Tag in Bayreuth, 30. September 1923, SA-Angehörige auf einem LKW, mit
Schild: "Stosstrupp-Hitler München" und Reichskriegsflagge. (Bayerische
Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann) ...
Marsch der vaterländischen Verbände, vorbei am Neuen Schloß. (Archiv Bernd Mayer, Bayreuth) ... Gedenktafel, die 1938 anläßlich des 15. Jahrestages der ersten Rede Hitlers in Bayreuth von der hiesigen Ortsgruppe in der Stadthalle angebracht wurde. (Archiv Bernd Mayer, Bayreuth) .... Porträt Houston Stewart Chamberlain, o.J. (Bayerische Staatsbibliothek) ... Gruppenaufnahme der Bayreuther SA während des Deutschen Tages 1923. (Archiv Bernd Mayer, Bayreuth) ...
Völkisch-nationalistische Veranstaltung mit rund 5.000 Teilnehmern am 30. September 1923. Dort kam es zu einem ausführlichen Treffen zwischen Adolf Hitler (1889-1945), der Familie Richard Wagners und dessen Schwiegersohn, Houston Stewart Chamberlain (1855-1927). ... Nach den abschließenden Paraden vor dem Neuen Schloss hielt neben mehreren Vertretern völkischer Gruppierungen auch Adolf Hitler ... in der ehemaligen markgräflichen Reithalle eine seiner nationalistischen Reden, die laut Tagblatt vom 1. Oktober 1923 mit "[n]icht endenwollende[n] Heilrufe[n] und Beifall" belohnt worden sei."

http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_44699


"Deutscher Tag" in Bayreuth, 1923
"Stosstrupp Hitler" mit Reichskriegsflagge
Bild gefunden auf:
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Tag

 

Sonntag, 20. Februar 2011

Francis Galton und die Eugenik Bewegung - zum Einstieg

Sarrazin nimmt in seinem Buch zustimmend Bezug auf Francis Galton, den Begründer der Eugenik-Bewegung.

Über Galton und die Eugenik-Bewegung wird noch einiges zu sagen sein. Hier ein Einstieg, gefunden auf einem Internet-Portal für Lehrer, „Facing History and Ourselves“ - in englischer Sprache. Da ich keine deutsche Übersetzung gefunden habe, stelle ich die folgende "selbstgemachte" Übersetzung eines Auszugs ein. Zum Vergleich ist im Anschluss der Original-Auszug mit Quellenangabe (Link) einkopiert.


".... Als Francis Galton die Eugenik-Bewegung gründete, hoffte er, dass dieser neue Zweig wissenschaftlicher Untersuchung eines Tages eine internationale Bewegung werden würde. In den frühen 1900er Jahren war sein Traum dabei, sich zu verwirklichen. Weltweit gab es nun Eugeniker. Die Bewegung war besonders in den USA und in Deutschland populär.
Viele Amerikaner waren fasziniert von der Vorstellung eines „Allheilmittels gegen menschliche Leiden“. Sie glaubten allzu gern, dass Wissenschaftler und Politiker zusammen arbeiten könnten, um soziale Probleme zu lösen, indem sie Gesetze zur Rassentrennung, Sterilisation der „Schwachsinnigen“ und Schließen der Landesgrenzen für „minderwertige Horden degenerierter Völker“ einführten. Denn schließlich, das war ihre Überlegung, würden solche Gesetze durch Forschung gestützt und von Wissenschaftlern führender Universitäten befürwortet. Kritiker der Eugenik blieben weitgehend unbeachtet, während die Nation die weltweite Führung auf dem Gebiet der Eugenik-Forschung übernahm.

Obwohl die Deutschen von der Idee, zu einer „überlegenen Rasse“ zu gehören, durchaus geschmeichelt waren, zeigten zunächst nur wenige ein Interesse an der Bewegung. Das änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg. Verbittert und zornerfüllt über die Verluste der Nation suchten viele nach einem Sündenbock. Manche wandten sich gegen „die Juden“ und andere „Rassenfeinde“. Andere richteten ihren Ärger gegen die „unnützen Esser“, die zu Hause geblieben waren, während die besten jungen Männer des Landes auf den Schlachtfeldern umgebracht wurden. In ihrem Bestreben, die „Rasse“ zu schützen und dafür zu sorgen, dass sich „die Besten mit den Besten“ fortpflanzen, fanden diese Deutschen Inspiration und Ermutigung in der Eugenik-Bewegung. In den 1920er Jahren arbeiteten deutsche und amerikanische Eugeniker Seite an Seite an einer Vielfalt von Forschungsprojekten.

Eugenik beeinflusste auch das Denken politischer Führer in beiden Ländern. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte die Eugenik die Unterstützung amerikanischer Präsidenten und Kongressabgeordneter. In Deutschland war sie zentral für die Programme, die von Adolf Hitler und seiner Nazi-Partei propagiert wurden. Als Hitler 1933 an die Macht kam, nutzte er eugenische Prinzipien, um einen „Rassenstaat“ zu bauen. Ironischerweise begann er, diese Prinzipien auf das Leben in Deutschland gerade zu einer Zeit anzuwenden, als wissenschaftliche Erkenntnisse sowohl der Eugenik als auch dem Rassismus die Grundlage entzogen..."

Original-Auszug:

"... When Francis Galton founded the eugenics movement, he hoped that his new branch of scientific inquiry would someday become an international movement. By the early 1900s his dream was becoming a reality. There were now eugenicists in nations around the world. The movement was particularly popular in the United States and Germany.
Many Americans were intrigued at the notion of a “panacea that will cure human ills.” They found it all too easy to believe that scientists and politicians could work together to solve social problems by mandating racial segregation, sterilizing the “feebleminded,” and closing the nation’s borders to “inferior hordes of degenerate peoples.” After all, they reasoned, such laws were supported by research and endorsed by scholars at leading universities. Critics of eugenics were mostly ignored, as the nation led the world in eugenics research.
Although Germans were also flattered at the idea of belonging to a “superior race,” few expressed interest in the movement until after World War I. Bitter and angry at the nation’s losses, many looked for someone to blame. Some turned against “the Jews” and other “racial enemies.” Others directed their anger toward the “useless eaters” who stayed at home while the nation’s finest young men were murdered on the battlefields. In their efforts to protect the “race” by “breeding the best with the best,” these Germans found inspiration and encouragement in the eugenics movement. By the 1920s German and Americans eugenicists were working side by side on a variety of research projects.
Eugenics also influenced the thinking of political leaders in both nations. Throughout the early 1900s eugenics had the support of American presidents and lawmakers. In Germany, it was central to the programs advocated by Adolf Hitler and his Nazi party. When Hitler came to power in 1933, he used eugenic principles to build a “racial state.” Ironically, he applied those principles to German life at a time when scientific discoveries were undercutting both eugenics and racism. …”

Quelle:
“Facing History and Ourselves”, ein Geschichtsportal für Lehrer

Über das Geschichtsportal für Lehrer, „Facing History and Ourselves“:


Weitere nützliche Quelle:

Die eugenische Bewegung in den USA - Google Bücher-ErgebnisseiteJosef Knoke -
  2010 - History - 56 Seiten
  Die eugenische Bewegung in den USA spielt in den deutschen historischen
  Debatten zu Unrecht eine nur untergeordnete Rolle.
  books.google.de/books?isbn=3640644808...
        Übersetzte englische Ergebnisse anzeigen für:
        Die eugenische Bewegung in den USA (The eugenics movement in the U.S.)
http://die-auswaertige-presse.de/2010/10/die-eugenische-bewegung-in-den-usa/comment-page-1/#comment-650

Gute Zusammenfassung über Galton und die Eugenik in einem Schulfunk-Beitrag vom Bayerischen Rundfunk:
http://www.br-online.de/br-alpha/schulfernsehen/grafeneck-1940-DID1296046048625/gse-grafeneck-mordfabrik-ID1296209014812.xml

Neue Publikation/ Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand (2)

Wissenschaftler der Humboldt-Universität - Naika Foroutan (Hrsg.), Korinna Schäfer, Coskun Canan, Benjamin Schwarze und Mitarbeiter - stellen Sarrazins Thesen auf den Prüfstand. Zu finden über Dr. Foroutans Webseite, http://www.heymat.hu-berlin.de/team/foroutan :
(im Erscheinen) Sarrazins Thesen auf dem Prüfstand - Ein empirischer Gegenentwurf zu Thilo Sarrazins Thesen zu Muslimen in Deutschland", Berlin,  2011. http://www.heymat.hu-berlin.de/sarrazin2010 .
Beim Zitieren bitte Copyright-Hinweise beachten.
 

Auszüge aus dem Vorwort:

„Das durch die Sarrazin-Debatte stark defizitär geprägte öffentliche Bild „der Muslime“ in Deutschland entspricht nicht dem Sachstand der tatsächlich messbaren Integrationserfolge…
…Bislang hielt Berlins einstiger Finanzsenator und Ex-Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin seinen Kritikern gern entgegen, sein Buch „Deutschland schafft sich ab“ (Wiesbaden 2010) nicht gelesen bzw. die Inhalte seiner Publikation nicht verstanden zu haben und versuchte durch ein Konvolut statistischen Datenmaterials seine Kritiker Schachmatt zu setzen und somit den Vorwürfen der gesellschaftlichen Spaltung zu entgehen…
..Wenn man .. keine Zahl hat, erklärte Sarrazin einem Reporter…, muss „man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch“…
…Um dem vorzubeugen, möchten wir mit diesem Dossier einen empirisch-analytischen Gegenentwurf auf der Basis wissenschaftlich relevanten Datenmaterials anbieten… Wir erheben … weder den Anspruch auf Vollständigkeit noch besitzen wir die Hybris der Letzgültigkeit… “

Warum dieser Blog

Ideen aus dem Umfeld von Sozialdarwinismus (Ideologie vom „Überleben der Tauglichsten“), Eugenik (alias Rassenhygiene) und Biopolitik (Umsetzung von „Volk-und-Raum“ Ideen) gewinnen wieder an Boden, und sie haben Auswirkungen auf unser Zusammenleben, auf Politik und Gesellschaft. Ich möchte nicht in einem Umfeld leben, in dem z.B. die Bezeichnung von Menschen als „Genabfall“ zum Umgangston gehört.
   Wie schnell dies geschehen kann, lässt sich auf Webseiten wie „Politically Incorrect“

   nachlesen (Beispiel www.pi-news.net/2010/01/el-sherbini-weitere-ermittlungen-gefordert).

In Deutschland waren und sind die sogenannten „Thesen“ von Thilo Sarrazin eine Speerspitze der Neo-Eugenik. Zwar haben viele eine vage Vorstellung davon, dass Äußerungen Sarrazins irgendwie mit Nazi-Gedankengut in Verbindung gebracht werden. Aber welche Beziehungen im Einzelnen zwischen Eugenik, „Rassenhygiene“ und Nazi-Wahn bestehen, ist in der Öffentlichkeit viel weniger bekannt. Vielleicht will man es auch nicht immer so genau wissen, zumal Sarrazin sehr deutliche Unterstützung von einem Teil der Medien bekommt, und auch einige angesehene Persönlichkeiten verteidigen, was als Klartext eines mutigen Tabubrechers mit vielleicht ein paar kleinen rhetorischen Ausrutschern durchgeht. Schnell ist das Schlagwort von der „Nazikeule“ zur Hand.

Sarrazins Propaganda für die Eugenik, die zeitgeschichtlichen Quellen zufolge in den 1930er Jahren in Deutschland und anderswo auch als „Rassenhygiene“ bezeichnet wurde, kommt sehr viel offener daher, als es in Deutschland seit 1945 außerhalb von Neonazi-Kreisen bisher der Fall war. Sarrazin gebraucht den Begriff "eugenisch" und andere, die damit in Verbindung stehen, eindeutig zustimmend. In dieser Offenheit liegt auch eine Chance: Sie kann ein Auslöser dafür sein, die längst überfällige offene Auseinandersetzung mit der Denktradition von Sozialdarwinismus, Eugenik und Biopolitik zu führen. Diese seit Ende des 19. Jahrhunderts gewachsene Denktradition entwickelte sich weitgehend in Konkurrenz zu den Grundsätzen von Demokratie und Menschenrechten. Durch ihren erkennbaren Beitrag zum Nazi-Wahn wurde die eugenisch-sozialdarwinistische Denktradition diskreditiert. Andererseits wurde sie, weltweit betrachtet, nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes nicht völlig aufgegeben, sondern, wenn auch meist mit einer Wortwahl, die direkte Assoziationen zum Nazi-Vokabular vermied, weiter gepflegt (z.B. über einige „Think Tanks, von denen noch die Rede sein wird) und beeinflusste politisches Denken und Handeln. Dies ist nicht zuletzt dadurch bedingt, dass sie auch in Ländern, die Nazi-Deutschland militärisch besiegt hatten, ideologische Wurzeln (und weiter sprudelnde Finanzierungsquellen) hatte.

Die offene Auseinandersetzung mit dieser Denktradition kann helfen, letztlich sehr viel stärker auf den Punkt zu bringen, wie sich eine menschenrechtsorientierte Politik von einer eugenisch-sozialdarwinistisch geprägten Politik unterscheidet. Zu dieser Auseinandersetzung möchte ich beitragen. Beruflich und aufgrund des dadurch geweckten Interesses auch privat habe ich mich mit Themen wie Menschenrechte, Bevölkerungspolitik, Friedens- und Konfliktforschung besonders beschäftigt. Aus diesem Interesse heraus bin ich im Laufe der letzten Jahre (also nicht erst seit der Sarrazin-Debatte, aber seit einigen Monaten auch im Hinblick darauf) durch Verfolgen aktueller Berichte, Internet-Recherche und Funde in Buchhandlungen und Antiquariaten auf bekannte und weniger bekannte Informationen und Analysen zum Themenbereich Sozialdarwinismus-Eugenik-Biopolitik gestoßen, die ich aufbereiten und in die öffentliche Diskussion einbringen möchte.

Zum schnellen Schreiben eines Buches fehlt mir die Freizeit, die Sarrazin auf seinem nach eigenen Angaben wenig fordernden Bundesbank-Posten reichlich zur Verfügung hatte. Da ich aber nicht zu viel Zeit vergehen lassen möchte, um Informationen, die mir in diesem Zusammenhang wichtig erscheinen, für andere leichter zugänglich zum machen, wähle ich zunächst die Form eines Blogs. Dieser Blog soll eine Art „Zettelkasten“ für Informationsmaterial, Quellen und Ideen sein. Kommentare und Anregungen sind natürlich willkommen.  


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"Wo sich auf dieser Welt die Ideologie der Eugenik durchsetzte, endete sie in übler Praxis. Thilo Sarrazin will eugenisches ­Gedankengut wieder salonfähig machen, indem er in seinem Buch einen Diskurs mit biologistischer Grundierung über die Unterschicht anstößt. Er steht damit in einer langen, zweifelhaften Tradition, die welt­weit und keineswegs nur von der politischen Rechten begründet und gepflegt wurde...
Sarrazin heizt die Kontroversen um muslimische Einwanderer an, um in ihrem Windschatten eugenisches Gedankengut in die Debatten zu schmuggeln. Das Buch muss als entsprechender Versuchsballon gewertet werden, zu testen, wie salonfähig eugenische Ideen heute sind. Hoffen wir, dass es statt dessen den Anstoß dazu bietet, sich mit den Ideen der Eugenik kritisch auseinander zu setzen."

Aus: "Sarrazin und die Eugenik - Wahn der Wohlgeborenen" von Natascha Gillenberg.
Zeitzeichen, (Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft), Dezember 2010
http://zeitzeichen.net/geschichte-politik-gesellschaft/sarrazin-und-die-eugenik//
(Hervorhebung in Fettdruck in mir)


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Montag, 30. August 2010

Zur Debatte über die Äußerungen von Thilo Sarrazin in seinem heute vorgestellten Buch, erklärt der Präsident des ZdK, Alois Glück:

"Das Menschenbild von Thilo Sarrazin und seine Thesen treffen uns alle und fordern unseren entschiedenen Widerspruch. Unsere freiheitliche Demokratie ermöglicht solche Meinungsäußerungen, sie sind aber im Stil und Inhalt ein Spiel mit den Ängsten und geistige Brandstiftung. Deshalb ist Widerstand und Auseinandersetzung notwendig. Von seinen Positionen sind nicht nur die Migranten betroffen, sein Menschenbild trifft uns alle. Es stellt die Grundlagen unserer humanen Gesellschaft infrage.

Die Basis der Argumentation von Sarrazin ist das Erbgut, eine Reduzierung des Menschen auf seine Biologie. Danach werden sie in erwünschte und unerwünschte, brauchbare und unbrauchbare sortiert. Solches Denken war und ist die Grundlage eugenischer Debatten mit einer eigenen Dynamik, bis hin zu den Euthanasieprogrammen. Als Christen sind wir besonders herausgefordert, solchem Denken entschieden Widerstand zu leisten und die Folgen solcher Werturteile zu benennen.

Die Einlassungen von Herrn Sarrazin sind für die Integration nicht hilfreich sondern sie wirken polarisierend und erschweren damit die Aufgabe. Jeder realistisch denkende Beobachter weiß, dass es gravierende Integrationsprobleme insbesondere bei einem Teil der Migranten muslimischen Glaubens gibt, die aus wenig entwickelten Gegenden kommen. Dies ist kein Tabu, das durch Provokationen erst aufgebrochen werden müsste. Es ist aber unerträglich, durch eine solche Argumentation praktisch alle Muslime zu diffamieren.

Unerträglich ist auch, dass Sarrazin die vom Staat zugewiesene institutionelle Aufgabe als Mitglied des Vorstands der Bundesbank nutzt, um seinen privaten Überzeugungen öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Mit seiner Sprache und seinem Denken ist er ein Wegbereiter rechtspopulistischer und rechtsradikaler Strömungen, wie wir sie in einigen unseren Nachbarländern in Wahlkämpfen, in der Parteienlandschaft und in den Auswirkungen auf die politische Handlungsfähigkeit dieser Demokratien mit Schrecken beobachten."

http://www.zdk.de/veroeffentlichungen/pressemeldungen/detail/Zur-Debatte-ueber-die-Aeusserungen-von-Thilo-Sarrazin-in-seinem-heute-vorgestellten-Buch-erklaert-der-Praesident-des-ZdK-Alois-Glueck--594Z/

Anmerkung:

Zum Thema “Teil der Migranten muslimischen Glaubens … die aus wenig entwickelten Gegenden kommen” und die Verwahrung dagegen, dass diese mit allen Muslimen in einen Topf geworfen werden: Das ist zutreffend, und es ist auch wichtig, realistisch zu sehen, dass Menschen, die z.B. Hunger, Krieg und gewaltsamen Kampf um Ressourcen gewohnt sind, besondere Schwierigkeiten mit der Integration haben und stellen koennen. Aber es geht nicht nur um das In-Einen-Topf-Werfen von Muslimen aus verschiedenen Regionen.

Es geht auch darum, dass Menschen wegen ihrer Abstammung (wobei Sarrazin, wie er selbst sagte, “ethnisch” als Ersatzwort fuer “rassisch” verwendet) und ihrer vermeintlich minderwertigen Gene die Faehigkeit, jemals wertvolle Mitglieder einer so intelligenten Gesellschaft wie der deutschen zu werden, kategorisch abgesprochen wird. Das gilt nicht nur fuer sie selbst, sondern auch fuer ihre Kinder und Kindeskinder.

Dieses Pauschalurteil wird auch nicht dadurch eingeschraenkt, dass einige einzelne Menschen tuerkischer oder arabischer Abstammung gnaedig ausgenommen werden, wenn sie sich fuer die eugenische Argumentation als Kronzeugen einspannen lassen.
Es trifft im Uebrigen nicht “nur” Muslime, sondern auch deutsche Unterschichten. Sarrazins Thesen sind keineswegs Thesen zur “Integration”. Es sind Thesen zur “Exklusion”; eine Werbung fuer Ausschluss, Ausgrenzung und Vorenthalten von Chancen und fuer eine Spaltung der Gesellschaft in vermeintlich genetisch vorbestimmte Leistungstraeger und unnuetze Esser.

Übersicht Themenblöcke

Vorläufige Übersicht 

1.     Warum dieser Blog
2.     Sozialdarwinismus, Eugenik, Biopolitik
3.     Demokratie, Menschenrechte, sozialer Zusammenhalt
4.     Wirtschaft, Arbeit, Grundsicherung und Wohlstand
5.     Gewalt und Maßnahmen gegen die Gewalt
6.     Medien und Meinungsbildung
7.     Diverse Fundstücke