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Dienstag, 22. Dezember 2015

"Abschottung ist eine Illusion"

"Ich glaube, wir müssen gemeinsame Lösungen finden, denn Abschottung ist im 21. Jahrhundert keine Lösung, sondern eine Illusion." 

Das sagte Angela Merkel in einer Ansprache im Oktober 2015. Der Anlass war das 61-jährige Jubiläum der Vereinbarung des Saarstatuts zwischen Deutschland und Frankreich, aber natürlich prägte auch und gerade die aktuelle Situation der Flüchtlingskrise diese Aussage.
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2015/10/2015-10-23-rede-festakt-saarbruecken.html?nn=391850

Die Bundeskanzlerin hat damit eine Wahrheit ausgesprochen, die sich nicht mehr verdrängen lässt. Die Flüchtlings-Situation bringt uns diese Wahrheit nahe, konfrontiert uns damit, dass wir auch mit Menschen, die katastrophalen Situationen ausgesetzt sind, in der Einen Welt leben.


Perspektivlosigkeit für viele, abgeschottete Enklaven des Wohlstands für wenige - das ist nicht "nur" ein ethisches Problem.

Der brasilianische Autor Louis Fernando Verissimo hat in einer seiner Kurzgeschichten das Phänomen der "Gated Communities", der eingezäunten Wohnenklaven, sehr treffend beleuchtet. Seine Glosse bringt auf den Punkt, dass die Qualität des Lebens auch für die Wohlhabenden verloren geht, wenn sie alle Energie darauf setzen, in einer Welt extremer Ungleichheit abgeschottete Enklaven zu bewahren - und schließlich nur noch der Gedanke "Sicherheit" alles dominiert.

Im Original ist seine Glosse (u.a.) zu finden auf
http://charlezine.com.br/seguranca-luis-fernando-verissimo/

Deutsche Übersetzung auf
http://zettelmaus.blogspot.de/2015/12/das-wichtigste-war-ja-die-sicherheit_22.html



Besinnliche Feiertage,
Frohe Weihnachten!

Dienstag, 6. Oktober 2015

Israel und "Pro-Israel"

Die "Pro-Israel" Bewegung steht ebenso wenig für Israel, wie die deutsche Pro-Bewegung für Deutschland steht. Aber sie wird oft mit Israel verwechselt.

Warum spielt das eine Rolle?
Weil fremdenfeindliche, besonders Muslim-feindliche Hassblogs im Internet und von ihnen inspirierte Bewegungen sich seit einigen Jahren des Öfteren als "Pro-Israel" stilisieren, und ihre Botschaften zunehmend Eingang in die Leitmedien finden. Dazu trägt bei, dass die "Pro-Israel" Bewegung bei vielen fälschlicherweise den Eindruck erweckt, Israel, "die" Juden oder das Judentum zu vertreten.

 
Einige Kommentare
zur Kolumne von Tuvia Tenenbom auf ZEIT ONLINE


      
#33
     
   

... ging es um die Frage nach Tenenboms Distanz oder Nähe zu der auch im eigenen Land umstrittenen israelischen Politikerin Ayelet Shaked von der Siedler-Partei.

Mittlerweile gibt es dazu eine aktuellere Quelle. In englischer Sprache (und keineswegs von deutschen Israel-Fehler-Suchern, die Tenenbom allerorten am Werke sieht) schreibt Raphael Magarik in einem Review des Tenenbom-Buches „Catch the Jew":

Nichts als freundliche Fragen und Lob hätte Tenenbom für Shaked. Einen Pfad der Zustimmung bereite er auch für Moshe Feiglin, der notorisch einen Totalen Krieg gegen die Einwohner Gazas gefordert habe. ("He has nothing but friendly questions and praise for Knesset member Ayelet Shaked ... He is similarly content to provide an approving conduit for Moshe Feiglin, who notoriously called for total war on Gaza ...) - Siehe http://forward.com/cultur...

Nein, Tenenbom vertritt nicht Israel, oder “die” Juden oder das Judentum. Er mag eine „Pro-Israel“ Bewegung vertreten, aber diese steht ebenso wenig für Israel, wie die deutsche Pro-Bewegung für Deutschland steht.
 
     
#33.1
     
     
Ein demokratischer Diskurs ist es nicht gerade, der mit Tenenboms Polemik gefördert wird. Die Auseinandersetzung mit politischer Opposition gegen die Siedlungspolitik der israelischen Regierung nimmt zuweilen Züge von Hetze an. Politisch Andersdenkende im Land u. in der jüdischen Diaspora weltweit werden des „Selbsthasses“ u. der subversiven Agententätigkeit bezichtigt. Tenenbom schürt diese Art von Paranoia kräftig mit.

Ein Beispiel:
“Stop foreign subversion of the Jewish state!” auf http://abuyehuda.com/2015...

Eigene Übersetzung eines Abschnitts:
„Ach ja, diese jüdischen Linksextremisten. Tenenbom interviewt viele von ihnen, einige bekannte wie Gideon Levy und Arik Aschermann und andere, von denen Sie noch nie gehört haben, wie Reiseleiter Itamar Shapira, dessen Job es ist, Europäer mitzunehmen, damit sie sehen, wie Juden „palästinensisches Land gestohlen haben“, und wie sie die neuen Nazis sind. Tenenbom nennt sie manchmal "Selbsthasser" und manchmal "Narzissten" …
… ich sehe nicht, wie "Demokratie" sich darauf erstreckt, feindliche ausländische Elemente dazu einzuladen, in unserem Land zu operieren, und heimische Verräter dafür zu bezahlen, es zu untergraben.
Israels neue Justizministerin, Ayelet Shaked, hat die Kontrolle über ausländisches Geld zu einer ihrer höchsten Prioritäten gemacht …“
S. auch Stichw. "Selbsthass" auf
http://www.zeit.de/zeit-m...


#33.2
     
     
Haaretz ist es schon länger aufgefallen (s. Artikel von Michael Sfard, 19.3.2015):
Erstaunlicherweise konnte Tenenbom bei der Recherche für sein Buch 'Catch the Jew!' keinen einzigen Opponenten der Besetzung finden, der nicht antisemitisch ist, oder der nicht seine eigene Nation hasst.
(Astonishingly, in researching his book, Tuvia Tenebom couldn’t find one opponent of the occupation who isn’t anti-Semitic or doesn’t loathe his nation.)

Er entdeckte, dass eine weltweite Verschwörung zwischen Europäern, Arabern und linken selbsthassenden Juden kurz davor ist, eine Katastrophe über den Staat des jüdischen Volkes zu bringen.
(He discovered that a worldwide conspiracy among Europeans, Arabs and left-wing self-hating Jews is about to bring catastrophe on the Jewish people’s state.)

„Ohne Erklärung behauptet Tenenbom, dass Angehörige von Ärzte ohne Grenzen … Krankheiten erfinden und Israel für ihre Verbreitung verantwortlich machen würden.“
(With no explanation, Tenenbom claims that members of Doctors Without Borders whom he met while they were taking testimony from Bedouin in the Jordan Rift Valley were inventing diseases and blaming Israel for their spread.”)
http://www.haaretz.com/li...


#28.1        

Tenenbom insinuiert eine Verbindung zwischen antisemitischen Legenden über rituelle Kindermorde einerseits und Fragen zum Inkaufnehmen des Todes palästinensischer Kinder andererseits. Das ist pure Propaganda.

Zum Töten palästinensischer Zivilisten, einschließlich Kinder, bei israelischen Militäraktionen in Gaza gibt es starke Kritik von oppositionellen Israelis und Juden in aller Welt.
Eine dieser Stimmen ist z.B. die der Journalistin Mira Bar Hillel, die im Juli 2014 sogar überlegte, ihren israelischen Pass zurück zu geben. Auslöser waren hasserfüllte, den Tod von Kindern scheinbar in Kauf nehmende Aufrufe zum Kampf gegen die Palästinenser, die in sozialen Medien verbreitet wurden. Hillel zitierte insbesondere einen (mittlerweile entfernten) Facebook-Post der Knesset Abgeordneten Ayelet Shaked von der Siedler-Partei (jetzt Justizministerin). Hillel und anderen hebräisch-sprachigen Lesern zufolge hatte Shaked gepostet, das Blut palästinensischer Terroristen solle über deren Mütter kommen, und die Wohnungen der Mütter sollten auch zerstört werden, damit dort keine weiteren „kleinen Schlangen“ herangezogen würden. (“… Otherwise, more little snakes will be raised there.”)
http://www.independent.co...

Nur Lob hatte Tenenbom für Shaked, schrieb ein Reviewer seines Buches „Catch the Jew" in Haaretz (#33 auf http://www.zeit.de/sport/...).

__

 
 
Tenenbom diskreditiert jüdische Bürger Israels und anderer Länder, die israelische Besatzungspolitik hinterfragen, kategorisch als ferngesteuerte „Selbsthasser“; wie z.B. auch aus einem Interview für die „islamkritische“ Webseite Lizas Welt hervorgeht (http://lizaswelt.net/2015... http://www.stefan-frank-t...)

„Lizas Welt“ gehört zu einer Handvoll Blogs, die auf http://haolam.de/ unter der Kategorie „haOlam.de Blogs“ verlinkt sind. haOlam wirbt für Positionen des auch in Israel umstrittenen Regierungsmitglieds Ayelet Shaked von der Siedlerpartei: “ Israels Justizministerin Ayelet Shaked (Bayit Yehudi) hat in einer Erklärung Vergleiche zwischen der Reaktion von Juden im Deutschland der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und den Reaktionen auf linken Antisemitismus […] gezogen […]“ (http://haolam.de/artikel_...).



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Sonnendurchflutet #3.10  —  22.10.2015       
... Dass Juden jedenfalls nach einhundert Jahren des Terrors und der Vernichtungskriege gegen sich bzw. gegen ihr Land Araber/Palästinenser pauschal hassen, ist menschlich.
 
Antwort auf #3 von Gaylord Focker



BloggerMagga #3.13  —  24.10.2015      


... Pauschal zu hassen mag "menschlich" sein in dem Sinne, dass Menschen zu allem fähig sein können, wenn sie ihren Impulsen freien Lauf lassen. Der Lynchmord an dem fälschlich für einen Terroristen gehaltenen Juden eritreischer Herkunft erinnert daran, dass niemand vor Hass- und Mordimpulsen gefeit ist; auch Jude zu sein schützt nicht davor.

Seien wir dankbar für Stimmen gegen den Hass, wie die von
נשים עושות שלום - نساء يعملن السلام - Women Wage Peace.

 Siehe #41 auf http://www.zeit.de/politi...
Wie sollte Israel ein Zufluchtstätte für Juden sein, wenn dort das Hassen "normal" würde? Wer wollte an einem solchen Ort noch leben ?
 

 

 

Montag, 28. September 2015

Aufrufe zu Straftaten - aus Protest gegen menschenfreundlichen Umgang mit Flüchtlingen


Aufrufe zu Straftaten unter dem Vorwand des "Protestes" - einige Beispiele von "islamkritischen" Hass-Webseiten


"Was immer dem Staat schadet" (Politically Incorrect - PI)

#37 einsiedler (19. Sep 2015 14:36)
[...] Hätte ich nicht das Glück, Zugang zu Information-wie auch PI- zu haben, wer weiß, ich wäre wohl auch still….und fände das Affentheater auch noch gut? gruselig.
Ich liebe mein Land, aber ich verachte diesen Staat, und mit jeder unversteuerten Zigarette aus Tschechien-dies möge als Bild dienen- freue ich mich, diesem Staat zu schaden.
Alles, was diesm Staat, nicht unserem Land, schadet ist jetzt legitim,wenn nicht Pflicht.

http://www.pi-news.net/2015/09/spd-sozialdezernentin-wir-koennen-die-sicherheit-in-muenchen-nicht-mehr-garantieren/


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Internet-Aufrufe zu Straftaten, bis hin zum Töten von Andersgläubigen und Andersdenkenden, werden auch in demokratischen Ländern schon lange geduldet - trotz Gesetzen gegen Aufrufe zu Straftaten; wohl in der Annahme, es handle sich um "Redefreiheit".


"Tötet die Muslime, und es wird keinen Islam geben" (Gates of Vienna, 2011)

ANTI-ISLAMIST

"[...] During WW2 the allies in their gallat enterprise to
annihilate Nazism's Third Reich killed millions of
civilian Germans, of which certainly a great many
were no Nazies or even Anti-Nazies.
So kill the Muslims and there will be no Islam !! [...]"

6/24/2011 12:53 PM
http://gatesofvienna.blogspot.com/2011/06/wilders-to-ezra-levant-hate-speech-laws.html

(Knapp einen Monat später, am 22. Juli 211, gab es die Mordanschläge von Anders Behring Breivik in Norwegen; gerichtet gegen "liberals" ("Gutmenschen"), die den Hass nicht teilen wollten. - S. auch Stichwort "Breivik" auf diesem Blog.)


Schweizer Islamhasser rufen auf Facebook zum Anzünden von Moscheen auf«Abbrennen, diese Scheisshäuser!

Schweizer Pegida-Anhänger verharmlosen via Facebook-Auftritt der Gruppe islamfeindliche Taten wie der Anschlag auf eine Wiener Moschee mit Schweineinnereien und rufen unverholen zu Anschlägen auf Moscheen auf.
Publiziert: , Aktualisiert:

Der Schweizer "Blick" berichtete
http://www.blick.ch/news/schweiz/schweizer-islamhasser-rufen-auf-facebook-zum-anzuenden-von-moscheen-auf-abbrennen-diese-scheisshaeuser-id3372995.html



Aufruf zum „Widerstand“ und vorauseilendes Verständnis für „Aufstände“

Zum Beispiel Michael Mannheimer (08. April 2011; 2 1/2 Monate vor dem Norwegen-Attentat):

„Organisiert Euch! Erhebt euch von euren Sofas! Geht auf die Straßen! Greift zu den Waffen, wenn es keine anderen Mittel gibt! ... Es lebe die Freiheit! ...
Wer Michael Mannheimer finanziell unterstützen möchte, klicke bitte
hier.
http://michael-mannheimer.info/2011/04/09/mein-aufruf-zum-widerstand-gegen-das-politische-establishment-gemas-art-20-abs-4-gg/

Reaktionen (zum Beispiel):

2. Juli 2011 um 10:48  killerbee
" [...] Es ist Zeit, sie [die Gutmenschen] als das zu behandeln, was sie sind: Krimineller Abschaum [...] Zur Not müssen wir uns auch gegen den Staat und seine Organe zur Wehr setzen [..],"
http://sosheimat.wordpress.com/2011/07/02/gutmenschen-klinisch-geisteskrank/

"3. Juli 2011 um 08:48  Kannschonsein
" Michael Mannheimer hat schon zu recht zum Widerstand aufgerufen, und was ist passiert? Gar nix! ... "http://sosheimat.wordpress.com/2011/07/02/gutmenschen-klinisch-geisteskrank/

(Diese beiden Kommentare standen unter dem in einschlägigen Kreisen verbreiteten Artikel über die "Diagnose" eines der Tea Party Bewegung nahe stehenden Psychiaters, "Gutmenschen" (engl. Liberals), seien klinisch geisteskrank. - S. auch Stichworte "Rossiter" und "Psychiater" auf diesem Blog.)

Konsequenzen? Soweit bekannt, keine. Im Gegenteil, Michael Mannheimer berichtete auf seinem Blog, sogar die Polizisten hätten lachen müssen, weil sie eine Anzeige gegen ihn nicht ernst nehmen konnten.

Quellen verlinkt auf
http://guttmensch.blogspot.co.ke/2011/07/zum-recht-auf-information-am-beispiel.html


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Den Aufruf "Tötet die Muslime" hatte 2014 auch ein Kommentator in der als respektabel geltenden indischen Tageszeitung "Times of India" aufgegriffen.
(Wohl ein Leserkommentar, der mittlerweile entfernt wurde; im Google Cache noch angezeigt. Der zitierte Experte, auf dessen Aussage der Kommentar sich bezog, war ein pakistanischer Analytiker, Muhammad Amir Rana, der über eine militante Gruppe berichtet hatte. )

ISIS inspiring Pakistani militants, says expert - Times of India
timesofindia.indiatimes.com › World
The Times of India
Jul 13, 2014 - When the Muslims begin to dominate, these apologists will be nowhere. So kill the Muslims before third world war occurs due to them.


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Von ZEIT ONLINE  
http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-05/angst-instrumentalisierung-rechte-parteien-donald-trump-marine-le-pen?cid=6624432#cid-6624432

BloggerMagga
#2.35  —  08.05.2016

Sie verlinken auf die Hass-Webseite von Michael Mannheimer? Im Ernst? Wissen Sie, was Sie tun?

Mannheimer ist bekannt dafür, dass er Aufrufe zum „Widerstand“ und vorauseilendes Verständnis für bewaffnete „Aufstände“ gegen die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten verbreitet:

Zum Beispiel Michael Mannheimer, 08. April 2011:
„Organisiert Euch! Erhebt euch von euren Sofas! Geht auf die Straßen! Greift zu den Waffen, wenn es keine anderen Mittel gibt! ... Es lebe die Freiheit! ...
Wer Michael Mannheimer finanziell unterstützen möchte, klicke bitte hier.“
http://michael-mannheimer...

Kommentar auf einer "islamkritischen" Webseite am 3.7.2011, zwei Wochen vor dem Norwegen-Attentat :
"Michael Mannheimer hat schon zu recht zum Widerstand aufgerufen, und was ist passiert? Gar nix! ... " -
http://sosheimat.wordpres...

Und nochmal O-Ton Mannheimer, am Tag nach dem Norwegen-Attentat:
"Man kann das Norwegen-Massaker auch als Tat eines Verzweifelten hinstellen, dessen Wut über die sukzessive Abschaffung Norwegens und seiner christlich-abendländischen Fundamente sich in diesem Terrorakt ausdrückte ..."
http://michael-mannheimer...

(Zitate und Links zitiert nach http://guttmensch.blogspo...)

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Der obige Kommentar bezog sich auf einen Kommentar von "Harald Walentin" auf ZEIT ONLINE, der mittlerweile gelöscht wurde. Der Kommentator hatte auf die Hetz-Webseite von Michael Mannheimer verlinkt.

"Harald Walentin" kommentierte auch im Gästebuch von "Hart aber Fair" (WDR),ganz im Sinne von Mannheimers Aufrufen zur "Selbstjustiz":

Kommentar von "Harald Walentin", 02.05.2016, 21:18 Uhr:
Wenn der Staat nicht willig ist für Gerechtigkeit zu sorgen bleibt dem Bürger nur eins übrig, SELBSTJUSTIZ !!!
http://www1.wdr.de/daserste/hartaberfair/gaestebuch/hartaberfairgaestebuch246~_compage-86.html
 

Sonntag, 20. September 2015

Feindbild "Armutsflüchtlinge"


Es gibt zwei Sorten Ratten:
Die hungrigen und satten.
Die satten bleiben vergnügt zu Haus,
Die hungrigen aber wandern aus
.
 Sie wandern viel tausend Meilen,
Ganz ohne Rasten und Weilen,
Gradaus in ihrem grimmigen Lauf,
Nicht Wind noch Wetter hält sie auf
.
 Sie klimmen wohl über die Höhen,
Sie schwimmen wohl durch die Seen;
Gar manche ersäuft oder bricht das Genick,
Die lebenden lassen die Toten zurück.
...
So eine wilde Ratze,
Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze;
Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld
Und wünscht aufs neue zu teilen die Welt.

Die Wanderratten, o wehe!
Sie sind schon in der Nähe.
Sie rücken heran, ich höre schon
Ihr Pfeifen - die Zahl ist Legion.
 
O wehe! wir sind verloren,
Sie sind schon vor den Toren!
Der Bürgermeister und Senat,
Sie schütteln die Köpfe, und keiner weiß Rat.

Heinrich Heine

 
 

Hass im Netz: Dagegen halten, Mund aufmachen

Im ARD-Kommentar (NDR) fordert Anja Reschke mehr Gegenwehr bei rassistischen Äußerungen im Internet. Einige Zitate aus ihrem Kommentar:


"Auf Sätze wie „Dreckspack, sollten mehr ersaufen“ bekommen sie auch noch begeisterten Zuspruch und eine Menge Likes."
"Die Hasstiraden im Internet haben ja längst gruppendynamische Prozesse ausgelöst. Die Zahl der rechstextremen Gewalttaten ist gestiegen."
"Wenn man also nicht der Meinung ist, dass alle Flüchtlinge Schmarotzer sind, die verbrannt, verjagt oder vergast werden sollten , dann sollte man das ganz deutlich kund tun, dagegen halten …"


Videoclip und Zuschauer-Kommentare auf
http://www.sueddeutsche.de/medien/ihr-forum-reschke-kommentar-lassen-wir-rassisten-zu-sehr-gewaehren-1.2599494                                                                                                                                                                                                                                    
 
 
Aus einer Besprechung in der SZ:
Ressentiments gegenüber den sogenannten Armutsflüchtlingen, von denen sich viele, nicht nur Hardliner, wünschen, dass sie unser Land auf schnellstem Weg wieder verlassen, werden von der gegenwärtigen Politik nicht etwa hinterfragt, sondern oft sogar verstärkt. Etwa durch die CSU, die
schon Anfang 2014 eine sachlich kaum zu begründende Kampagne gegen Einwanderer aus den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien startete und zuletzt spezielle Abschiebelager für Flüchtlinge vom Westbalkan ankündigte.


Damit werden Stimmungen geschürt, von denen die CSU in Form von Wählerstimmen profitieren will, durch die sich aber auch Hassschreiber ermuntert fühlen. Vielleicht hätte [Fernsehjournalistin] Anja Reschke gut daran getan, in ihrem Appell [gegen Fremdenhass] auch die bayerische Regierungspartei direkt anzusprechen. Deren Vertreter bedienen sich mit ihren geplanten Lagern einer rassistischen Symbolik - und die trägt zu dem von Reschke kritisierten Klima von Missgunst und Ablehnung bei.

Aus:
Ressentiments gegen Armutsflüchtlinge
Paul Katzenberger
Süddeutsche Zeitung, 7.8.2015        
http://www.sueddeutsche.de/kultur/ressentiments-gegen-armutsfluechtlinge-viel-zu-tun-fuer-die-anstaendigen-1.2598358

 
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#230 verfassung1871   (20. Sep 2015 09:22)  

*Angela Merkel´s Abschiedsbrief (Selbstmord) an Deutschland*
Merkel: Deutschland muss „entdeutscht“ werden. Deutschland gehört nicht den Deutschen. *_Deutschlands Selbstmord_*? *_Kanadischer Journalist erklärt Merkels grenzenlosen Einwanderungsaufruf mit Merkels Nationaler Psychotherapie_*. [...]
Ich gehe davon aus, das Merkel keine Alkoholikerin ist.
Jedoch Ihr Selbsthass auf die Deutschen wegen den 30er und 40er Jahren und die Bedingslose Aufgabe Unserer Zukunft mit der Zuwanderung von 1.000.000 muslimischer Männer, scheint Ihren Selbsthass auf Deutschland aufzugeilen. […]
Der kanadische Journalist Ezra Isaac Levant berichtet über Angela Merkels Antworten auf kritische Fragen zur inneren Sicherheit. […]Levant spricht von einer Art nationaler Psychotherapie, einer ethnischen Strafe, Selbsthass und dem Entschluss, sich selbst auszulöschen wegen dessen, was Deutschland in den 1930ern und 1940ern war.Quelle: Deutschlands Selbstmord? Kanadischer Journalist erklärt Merkels grenzenlosen Einwanderungsaufruf
https://www.youtube.com/watch?t=8&v=sCWIv2z4HKw


Zur Psychiatrisierung politisch unerwünschter Entscheidungen durch Bewegungen der Neuen Rechten s. auch Stichwort "Lyle Rossiter"; auf diesem Blog auf http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/ja-gutmenschen-ist-tatsachlich-die.html 




„Für uns alle ist die Zeit gekommen, Hass und Bigotterie abzuweisen – gegen jede Gruppe.“
Aus einer Anzeige des Kanadischen Jüdischen Komitees für Humanitäre Angelegenheiten
und Nothilfe in der kanadischen National Post.
Das Komitee richtete sich mit dieser Zeitungsanzeige gegen eine Hasstirade des
rechtsextremen Publizisten Ezra Levant, "The Jew vs. the Gypsies“
(„Der Jude gegen die Zigeuner“).
Levant hatte damit sein Judentum in Stellung gebracht,
um gegen Sinti und Roma zu hetzen, ohne sich dem Vorwurf auszusetzen,
er mache es den Nazi-Propagandisten nach.



Über Ezra Levant (s.o.; Lob bei PI):
Karriere als neu-rechter Meinungsmacher nach einem Praktikum im „Koch Summer Fellow Program“

Aus Wikipedia
(engl.; aus Zeitgründen ohne Übersetzung; gekürzt)
Ezra Isaac Levant (born 1972) is a Jewish-Canadian media personality, conservative political activist, lawyer, writer and broadcaster. […] In February 2015, he founded The Rebel Media website and YouTube channel and is its main contributor.
He has become involved in several legal and other controversies on free speech issues. Other issues that he has dealt with include multiculturalism, immigration, and economic deregulation. Levant has been successfully sued for libel on two separate occasions, while apologies and retractions were issued by him or on his behalf on three other occasions. […]
He spent the summer of 1994 in Washington, D.C., in an internship arranged by the libertarian Koch Summer Fellow Program. He worked for the Fraser Institute in 1995, writing Youthquake, which argued for smaller government, including privatization of the Canada Pension Plan. Levant saw "youthquake", the term he used to describe what he identified as a conservative youth movement of the 1990s, as similar to the 1960s civil rights movement except that instead of being enslaved by racism, his generation was "enslaved by debt" and, in order to liberate itself, society needed to dismantle elements such as trade unions, the minimum wage, universal health care, subsidized tuition and public pension plans. […]
In 2004 Levant co-founded the failed Western Standard, an Alberta-based magazine with an emphasis on Western Canada and political conservatism. […]
In February 2006, the Western Standard published the Jyllands-Posten Muhammad cartoons depicting Muhammad. Syed Soharwardy of the Islamic Supreme Council of Canada and the Edmonton Council of Muslim Communities complained about the publication to the Alberta Human Rights and Citizenship Commission and a hearing was scheduled for January 2008. On the day of the hearing Levant republished the cartoons on his website. […]
From 2009 until 2010, Levant worked as a lobbyist for Rothman's Incorporated, a manufacturer and distributor of tobacco products. Levant has also worked as a lobbyist for the Alberta oil & gas industry, specifically for Achieve Energy Services Limited Partnership. […]
In March 2010, Levant accompanied fellow U.S. conservative personality Ann Coulter on a Canadian speaking tour. […]
In 1998, Levant wrote a Reform Party fundraising letter in which he criticized Alberta Progressive Conservative Senator Ron Ghitter. Ghitter sued for defamation and in 2000, Canadian Alliance MP Rob Anders and Levant admitted liability and issued a formal apology and undisclosed damages to settle the suit. […]
In September 2010, Levant wrote a column for Sun Media accusing George Soros of funding avaaz.org, a group lobbying to stop Sun Media being granted a license for Sun TV News Channel, and strongly attacking Soros's character and history by alleging that as a child he collaborated with the Nazis. Soros threatened to sue Sun Media for libel and on September 18, Sun Media issued a retraction and apology to Soros. […]
Ezra Levant was successfully sued for libel by attorney Khurrum Awan. According to his statement of claim and records of court proceedings, Awan claimed that Levant's blog writings had repeatedly described him as being: "Khurrum Awan the liar", "stupid, a “fool", “serial, malicious, money-grubbing liar,”, “unequivocally implied that he was an anti-Semite and perjurer.” Awan states that Levant also stated that Awan believes it is permissible to lie to further the cause of Islam. […]
In her judgement against Levant, Judge Wendy Matheson of Ontario Superior Court ruled there is “ample evidence before me demonstrating express malice on the part of [Mr. Levant],” especially the fact he “did little or no fact-checking regarding the posts complained of, either before or after their publication.” She found “that [Mr. Levant’s] dominant motive in these blog posts was ill will, and that his repeated failure to take even basic steps to check his facts showed a reckless disregard for the truth.” […]
On September 5, 2012, Levant broadcast a commentary that he titled "The Jew vs. the Gypsies" on The Source, in which he accused the Romani people as a group of being criminals. Levant said, "These are gypsies, a culture synonymous with swindlers. The phrase gypsy and cheater have been so interchangeable historically that the word has entered the English language as a verb: he gypped me. Gypsies are not a race. They’re a shiftless group of hobos. They rob people blind. Their chief economy is theft and begging. For centuries these roving highway gangs have mocked the law and robbed their way across Europe."[…]
Bernie Farber, former CEO of the Canadian Jewish Congress, Holocaust survivor Nate Leipciger and Avrum Rosensweig of Ve’ahavta: The Canadian Jewish Humanitarian and Relief Committee published an op-ed in the National Post which condemned Levant's commentary as a "contemptible screed" and argued that "[t]he time has come for all of us to reject hate and bigotry — against any group". […]
Writing in the Toronto Star, Haroon Siddiqui reported that Csanyi-Robah claimed that the police and crown attorney had recommended hate charges be laid against Levant under the hate speech provisions in Section 319 of the Criminal Code of Canada. However, in a subsequent meeting, Csanyi-Robah and another individual claimed that the Attorney-General of Ontario's office declined to lay charges because of fears that the trial would become a "bit of a [media] circus". […]
On January 23, 2013, Levant showed video of a protest that had occurred in front of the Sun News office in Toronto in which protesters objected to the Sun's coverage of the Idle No More movement. Levant replayed the clip on a subsequent show and proceeded to identify one couple by name claiming that they were "professional protesters." The couple subsequently contacted Sun to complain that it was not them in the clip, that they had not attended the protest nor even been in Toronto at the time and then complained to the Canadian Broadcast Standards Council when the Sun did not correct their story. "The CBSC’s National Specialty Services Panel concluded that Sun News Network breached Clause 6 of the CAB Code of Ethics for including inaccurate information in the talk show. […]
In 1996, Levant worked with David Frum to organize the "Winds of Change" conference in Calgary, an early attempt to encourage the Reform Party of Canada and Progressive Conservative Party of Canada to merge so that a united rightwing party could defeat the Liberal Party of Canada in the subsequent election. While unsuccessful, the conference anticipated future attempts at a Unite the Right movement which ultimately led to the formation of the Conservative Party of Canada in 2003. […]
Levant has called himself a libertarian, saying he is "basically someone who believes in freedom," although he says he is more "mainstream conservative" when it comes to social issues and foreign affairs. […]
In July 2008, Levant was invited to be a witness before the U.S. Congressional Human Rights Caucus "about the threat posed by radical Islam using Western legal mechanisms as weapons". [...]
In a column on the eve of the 2012 Presidential election, Levant wrote: "America is resilient. But four more years of Obama will change that country deeply — and not for the better." He urged readers to oppose President Obama's reelection. In the article, Levant stated about Obama's trips to Israel that, "alone amongst modern presidents he has not visited Israel during his presidency." Writer Chris Selley accused Levant of "making up one of his patented 'facts'" and noted afterwards, referring to a Washington Post article, that, in fact, the majority of the American presidents since the foundation of Israel have not visited during their presidency, with only Clinton and Carter visiting during their first terms. Levant predicted a Romney victory […]
Levant is a fierce critic of the Alberta Human Rights Commission […]
On January 20, 2013 Idle No More protesters confronted Ezra Levant at the Toronto Sun office as part of a larger protest against Sunmedia. They claimed Sun Media and Levant had a racist agenda […] Levant responded to protesters saying he supports reforming the Indian Act, which he called racist. Levant later said the protesters were a 'rent a mob' who were paid to attend any protest. […]

Bibliography [edit]
Youthquake. Fraser Institute. 1996. ISBN 0-88975-167-6.
Fight Kyoto: The plan to protect our economy. Essence Publishing. 2002. ISBN 1-55306-546-8.
The War On Fun. Western Standard. 2005. ISBN 0-9739541-0-8.
Shakedown: How our government is undermining democracy in the name of human rights. McLelland & Stewart. 2009. ISBN 0-7710-4618-9.
Ethical Oil: The Case for Canada's Oil Sands. McLelland & Stewart. 2010.
ISBN 0-7710-4641-3.
The Enemy Within: Terror, Lies, and the Whitewashing of Omar Khadr. McLelland & Stewart. 2011. ISBN 0-7710-4621-9.


 

Die Brüder Koch, US Milliardäre, deren Stiftungswesen auch Levant zugute kam, beteiligen sich seit Jahrzehnten an der Finanzierung von Lobbyismus für neu-rechte Politikgestaltung.
Siehe z.B. auf diesem Blog:
Erika Ferkel und die Muselfrage: Hassprediger vom "Counterdschihad" kapern den Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin; http://guttmensch.blogspot.com/2012/04/hassprediger-vom-counterdschihad-kapern.html
“Tea Party darling Allen West is leaving Florida to become CEO of the Koch-funded National Center for Policy Analysis, a member of the State Policy Network ..”

Südstaaten-Blues; http://guttmensch.blogspot.com/2013/05/sudstaaten-blues.html
„Die Lobby-Gruppe ALEC (American Legislative Exchange Council) sponserte das “Stand-Your-Ground” Gesetz, wonach es zunächst kein Gerichtsverfahren zur Aufklärung der Tötung von Trayvon Martin geben sollte …“
“ALEC … has also received grants from two Koch family-backed foundations: Charles G. Koch Foundation, the Claude R. Lambe Foundation.”


Sie meinen die Last der Welt zu stemmen; http://guttmensch.blogspot.com/2012/08/romney-und-ryan.html?showComment=1443266520074#c5652695435206071823
“In July 2012, David H. Koch hosted a $50,000-a-person ($75,000 a couple) fundraising dinner for 2012 Republican Party Presidential candidate Mitt Romney …”




Henryk M. Broder äußerte sich ähnlich wie Levant; siehe
http://www.pro-medienmagazin.de/politik/detailansicht/aktuell/broder-erstaunliche-naivitaet-der-kanzlerin-93385/
("Pro Christliches Medienmagazin" - die Marke "Pro" ist offenbar auch in christliche Gemeinden eingedrungen.)
In einem der Leserkommentare wird denn auch das gleiche, von PI empfohlene Video mit Levants Tirade gegen Merkel ("Erzwungene nationale Psychotherapie?") verlinkt.
 

Mittwoch, 16. September 2015

Das Aufflammen der Eugenik in der Flüchtlingskrise

Aus einem aktuellen Dialog auf ZEIT ONLINE zu einem Kommentar von Thilo Sarrazin, der sich zum Thema Flüchtlinge „zu Wort gemeldet“ hatte http://www.zeit.de/kultur/2015-09/fremdenhass-facebook-fluechtlinge-sarrazin?commentstart=233&cid=5238251#cid-5238251


Bezugskommentar (Ausschnitt)
Nun war Eugenik aber schon vorher in UK, Belgien, Frankreich und Kanada weit verbreitet. Selbst in dem doch sonst so unverdaechtigen Schweden liefen die letzten Eugenikprogramme erst 1975 aus (!). In diese Richtung liefen historisch so einige, darunter auch Leute wie Winston Churchill, T Roosevelt, George B Shaw oder Linus Pauling. Waren das jetzt auch einfach tumbe stramme rechte?


Meine Antwort
(Teil 1)

Die schwedischen Eugenikprogramme (Zwangssterilisierung „Minderwertiger“) gelten heute als Schandfleck der Sozialdemokratie; die schwedischen Sozialdemokraten haben sich davon distanziert.
Sarrazin jedoch preist in „Deutschland schafft sich ab“ den maßgeblichen Promoter des Sterilisationsprogramms, Gunnar Myrdal, für dessen eugenische Ideologie:
„Der schwedische Soziologe Gunnar Myrdal hat sich am Beispiel seines Heimatlandes bereits in den 1930er Jahren intensiv damit auseinandergesetzt, dass eine entwickelte westliche Gesellschaft in der Summe die Tendenz hat, weniger fruchtbar zu sein, als es für die Nachhaltigkeit ihres Fortbestandes notwendig wäre, und er hat sich auch damit auseinandergesetzt, dass es darüber hinaus nicht gleichgültig ist, wer die Kinder bekommt.“
Zitiert auf
http://guttmensch.blogspot.com/2013/02/zwangssterilisationen-wohltat-oder-ns.html

(Teil 2)

Die Eugenik-Ideologie wird nicht dadurch besser, dass es sie auch in anderen Ländern gab. Die Verbindungen zwischen der internationalen Eugenik-Bewegung und der „Rassenhygiene“ in Deutschland waren sehr viel enger, als man es etwa in der Schule oder durch die Medien normalerweise erfährt.
Gerade die schwedischen Eugeniker hatten sehr enge Verbindungen mit den Nazi-Rassenideologen. Nach 1933 unterstützten die Schweden Herman Nilsson-Ehle, Herman Lundborg and Torsten Sjögren Nazi-Interessen beim Internationalen Verband eugenischer Institutionen, der selbst alles andere war als ein Club von Menschenrechtlern.
“The Swedish eugenics network may have been relatively small but it was nevertheless historically significant because of its intimate ties with that part of the German eugenics movement that would shape Nazi biopolitics. Leading members of the Swedish network had close contacts with, among others, Erwin Baur, Fritz Lenz, Ernst Rüdin and Hans Günther … after 1933 the Swedes Herman Nilsson-Ehle, Herman Lundborg and Torsten Sjögren would support Nazi interests in international organizations such as the International Federation of Eugenic Organisations.”
Aus: Selling eugenics: the case of Sweden, von Maria Björkman and Sven Widmalm
Zitiert auf http://guttmensch.blogspot.com/2014/01/prost-neujahr.html

(Teil 3)

Im Nazi-Terror entfaltete die Eugenik-Ideologie eine unvorstellbar furchtbare Wirkung, als sie sich mit dem antisemitischen Antibolschewismus verband. Die Menschenfeindlichkeit trägt sie schon im Kern. Dass Churchill und Roosevelt zusammen mit Stalin den militärischen Sieg über die Nazis herbeiführten, bedeutet nicht, dass die von ihnen und in ihren Ländern vertretene Eugenik-Ideologie eine gute war.
Hitler-Berater Ernst Sedgwick Hanfstaengl, den Roosevelt persönlich kannte, war in den USA, auch bei seiner Alma Mater, der Harvard-Universität, nicht allein mit seiner Bewunderung für Nazi-Maßnahmen zur Erhaltung der „Reinheit der Rasse“.
http://guttmensch.blogspot.co.ke/2013/05/harvard-und-der-holocaust_27.html
Die britische Eugenikerin Marie Stopes schickte Hitler noch im August 1939 einen Band von ihr verfasster Liebesgedichte.
http://guttmensch.blogspot.co.ke/2011/07/liebe-ist-das-grote-aber-nur-wenn.html
Der Begriff Rassenhygiene war in Deutschland in persönlicher Abstimmung mit dem Eugenik-Begründer Francis Galton von Alfred Ploetz als Synonym für Eugenik eingeführt worden. Sarrazin bezieht sich in "Deutschland schafft sich ab" ausdrücklich positiv auf Galton und argumentiert mit den Begriffen "eugenisch" und "dysgenisch".
http://guttmensch.blogspot.co.ke/2011/03/eugenik-sozialdarwinismus-biopolitik.html



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 Visualisiert mit interaktiver Landkarte

In Deutschland z.B.:
2.733.109 aus der Türkei, 3 von den Marschall Inseln ...

http://i100.independent.co.uk/article/this-great-map-lets-you-explore-the-history-of-migration-for-every-country-in-the-world--b1xiciWtpBe


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Fremdenfeindlichkeit: Nur jeder sechste Brandanschlag wird aufgeklärt
61 Flüchtlingsunterkünfte wurden dieses Jahr in Deutschland angezündet. Die Täter stammen oft aus der Mitte der Gesellschaft – und halten ihr Verhalten für salonfähig.
17. September 2015, 18:42 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, fa

… Der Leiter des zuständigen Operativen Abwehrzentrums (OAZ) in Leipzig, Bernd Merbitz, begründete die geringe Aufklärungsquote mit dem großen Kreis möglicher Täter. "Wir haben es mit der ganzen Breite der Bevölkerung zu tun. Es ist nicht immer der klassische Rechtsextremist, der schon viele Vorstrafen hat", sagte Merbitz dem ARD-Magazin Panorama. Viele Täter seien vor der Tat strafrechtlich nicht aufgefallen.


Auch Maren Brandenburger, Leiterin des Landesamts für Verfassungsschutz in Niedersachsen, sagt, fremdenfeindliches Denken scheine insgesamt als Bodensatz in der Gesellschaft vorhanden zu sein. "Da verüben junge Leute Taten und wähnen sich dabei in der Sicherheit einer Gemeinschaft, innerhalb derer dieses Denken salonfähig ist."  
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2015-09/fremdenfeindlichkeit-brandanschlaege-asylbewerber-aufklaerung?commentstart=49&page=1#comments


Ich habe mich bisher im ZON zurück gehalten und versucht, sachlich zu bleiben. Aber das, was sich hier teilweise tummelt, ist wirklich Pack.
In ihrem Hass verlieren sie jedes Maß.
Die sind nicht mehr in die demokratische Gesellschaft zurückzuholen.


Meine Antwort
in 3 Teilen BloggerMagga #22  —  18.09.2015 

Ich verstehe Ihre Reaktion, aber wie Frau Brandenburger sagte, fremdenfeindliches (Ressentiment-geladenes) Denken scheint insgesamt als Bodensatz in der Gesellschaft vorhanden zu sein. Die als "Pack" Bezeichneten werden durch solche Etikettierung nur noch aggressiver.
Ein zugrunde liegendes Problem sehe ich darin, dass rechtsextremistische Hetze eben auch durch großes Entgegenkommen der Medien gegenüber dem Rechtspopulismus (Sarrazin ist nur ein Beispiel) salonfähig gemacht wird. Ein Beispiel dafür ist u.a., dass Sarrazin das Hasswort "Kopftuchschlampe" durch die moderatere, im Kern aber dasselbe ausdrückende Form "Kopftuchmädchen" aufgewertet und eine als salonfähig akzeptierte Version des Hasswortes eingeführt hat. (In mehr Detail dargestellt auf http://guttmensch.blogspo...).
Zurück zu dem Zitat von Brandenburger (s. Artikel). Sie sagte weiter: "Da verüben junge Leute Taten und wähnen sich dabei in der Sicherheit einer Gemeinschaft, innerhalb derer dieses Denken salonfähig ist."

#22.1  —  18.09.2015
Reaktion auf rechtsextremistisch motivierte Anschläge kann widersprüchlich sein, wie schon 2011 zu beobachten war:
Nach den Anschlägen des Norwegen-Attentäters Anders Breivik schrieb ein FAZ-Autor am 25.07.2011: "Die Staaten müssen damit rechnen, dass mit der Zahl der Menschen auf der Welt der Wahnsinn nicht seltener, sondern häufiger alle Dämme bricht." (Druckausgabe, Seite 1, zit. auf http://guttmensch.blogspo...).
Also ein demografischer Erklärungsansatz für das Attentat? Nun ist Norwegen eines der am wenigsten dicht besiedelten Länder in Europa, und Europa droht, laut gern zitierter demografischer Demagogie, die „Schrumpfvergreisung“. Besagtem Artikel zufolge erschien das Attentat zwar als Tat eines isolierten, unbeeinflusst handelnden Verrückten, aber implizit gleichzeitig als eine irgendwie doch verständliche Reaktion auf Veränderungen der Bevölkerungsstruktur.
Reaktionen bei Akteuren der „islamkritischen“ Bloggerszene gingen bis hin zu klar ausgedrücktem Verständnis, ja Bewunderung für den Attentäter:
"Wenn's ein ,Rechter' war, dann geht's aber ab ... Denn, das heisst dann, dass sie sich (die Rechten) dieses Musel-Gesocks da in Norge nicht gefallen lassen. Dann wars das, was ich eigentlich in Deutschland erwartet hätte ;)".
Aus einer "geleakten" Skype-Kommunikation der Führung des "islamkritischen" Blogs PI (Politically Incorrect); s. SPIEGEL vom 26.9.2011;
http://www.spiegel.de/spi...
#22.2  —  18.09.2015
Nachgebetete Phrasen von „Politically Incorrect“ (PI) und ähnlichen „islamkritischen“ Webseiten sind auch in seriösen Foren, wie dem ZON Kommentarbereich, täglich Brot.
Was soll man erwarten, wenn durchaus einflussreiche Politiker Ressentiment-schürenden Webseiten wie PI (s. Vorkommentar) auch noch Interviews geben?
Zum Beispiel (November 2014): Eine Knesset-Abgeordnete, heute Mitglied der israelischen Regierung, entblödete sich nicht, dem Anspruch von PI, „Pro Israel“ zu sein, den Anstrich von Glaubwürdigkeit zu verleihen.
„Die Fraktionsvorsitzende der Bayit Yehudi Partei, MK Ayelet Shaked (MK: „Member of Knesset“) gewährte PI ein Exklusivinterview zu den gemeinsamen drängenden Fragen Israels, Europas und Deutschlands“
http://www.pi-news.net/20...

Montag, 13. Juli 2015

Vorläufiges Fazit


Thilo Sarrazin ist ein Zeitzeuge und Mitwirkender des Wiederbelebens der Eugenik, die in Deutschland "Rassenhygiene" hieß. Sarrazins moderne Vordenker kommen zu einem bedeutenden Teil aus dem Umfeld des "Pioneer Fund", der 1937 in den USA zum Zweck der Förderung der Eugenik gegründet wurde und immer noch aktiv ist. Der Gründer des Pioneer Fund, Wicliffe, Draper hatte 1935 an dem Internationalen Bevölkerungskongress in Berlin teilgenommen, bei dem die unterschiedliche Wertigkeit verschiedener Bevölkerungsgruppen propagiert wurde, und das Nazi-Regime in Deutschland als fortschrittlich und wegweisend dargestellt wurde. 

In der Tradition der Eugenik-Ideologie führt Sarrazin eine Vielfalt von Problemen - wie Arbeitslosigkeit und Abhängigkeit von Sozialleistungen, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, Missstände an den Schulen und eine als zunehmend wahrgenommene Kriminalität - auf drei Grundprobleme zurück:
  1. Schrumpfende Bevölkerungszahl und damit einhergende Vergreisung der "autochthonen Deutschen" (des Teils der Bevölkerung, den er als deutsch anerkennt),
  2. Überproportionale Fortpflanzung der Unterschicht und damit der Untüchtigen, und unterproportionale Fortpflanzung der Tüchtigen, Intelligenten,
  3. Zuwanderung aus den falschen Ländern; d.h. Ländern mit hohem muslimischem Bevölkerungsanteil; geographisch aus dem "nahen und mittleren Osten sowie aus Afrika" (dass dies nicht deckungsgleich ist, lässt er außer Acht - bis auf die Ausnahme, die er für Juden macht).
Diese Einteilung entspricht klar nachvollziehbar der Einteilung des NS Aktionsprogramms für "Volksgesundheit", das von NS Ärzteführer Wagner auf dem Nürnberger Reichsparteitag 1934 präsentiert wurde.Sie entspricht aber auch der Einteilung, die eine Generation zuvor der britische Labour-Politiker Sidney Webb (1859 -1947), ein Anhänger der von Francis Galton begründeten Eugenik-Ideologie, vorgenommen hatte.  


Die Bedeutung internationaler ideologischer Strömungen für die Entstehung des NS Regimes in Deutschland wird in der herkömmlichen und aktuellen Geschichtsforschung noch immer drastisch unterbelichtet. Fatale Folgen hatte insbesondere die Verbindung des antisemitischen Antibolschewismus, der die Gleichsetzung von Judentum, Kommunismus und Neigung zu bolschewistischen Gräueltaten beinhaltete, mit der Eugenik-Lehre des Darwin-Vetters Francis Galton. Letztere wurde in Deutschland und anderswo auch unter der Bezeichnung „Rassenhygiene“ verbreitet.

Die nach dem 2. Weltkrieg entstandene, bis heute einflussreiche These vom „deutschen Sonderweg“ bot eine handliche Erklärung für das Abgleiten in die „deutsche Katastrophe“ und das Möglichwerden der unvorstellbaren Verbrechen des Holocaust. Diese These beruht allerdings weitgehend auf dem Mangel an vergleichenden Untersuchungen zu den länderübergreifenden Ideologien, die in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Für deren radikale Umsetzung bot Deutschland nach dem 1. Weltkrieg ein weit offenes Experimentierfeld; eine Spielwiese auch für Ideologen, die sich endlich in einem real existierenden „Kantsaywhere“ austoben wollten. Kantsaywhere nannte der Eugenik-Begründer Galton, dessen Biograf und Apostel Karl Pearson in Deutschland begeisterte Anhänger für die sich schnell ausbreitende Eugenik-Bewegung fand,  den imaginären Ort der Umsetzung für seine wissenschaftliche Religion.

Die Interpretation von Geschichte bestimmt, welche Lehren aus der Geschichte gezogen werden. Daher hat die fehlende Berücksichtigung der internationalen Strömungen, die in Deutschland im Nationalsozialismus kulminierten, weitreichende Folgen. Eine dieser Folgen betrifft die Außen- und Sicherheitspolitik: Erhebliche Überschätzung der Möglichkeiten, mit militärischen Mitteln Terror und Gewalt zu verhüten und zu unterbinden, und gleichzeitig erhebliche Unterschätzung dessen, was der frühere Bundeskanzler Schröder die „geistig politische Auseinandersetzung“ nannte. Schröder gebrauchte diesen Begriff bezogen auf die Bekämpfung des Terrorismus; allerdings ohne weitere Konkretisierung. Eine weitere Folge betrifft die Innenpolitik, insbesondere den Umgang mit Migration, mit demografischen Veränderungen und mit Veränderungen der Wirtschafts- und Beschäftigungssituation: Hilflosigkeit gegenüber einem als Heilbringer auftretenden Rechtspopulismus, der sich nicht explizit auf die NS Vergangenheit beruft, sondern an weiter zurück reichende, international verbreitete Traditionslinien anknüpft – an Denktraditionen, deren Einfluss auf den Nationalsozialismus weniger bekannt ist, bzw. auch herunter gespielt wurde und wird.

Zu nennen sind zum einen die pseudo-wissenschaftlichen Ideologien der Eugenik und des Sozialdarwinismus, zum anderen das Feindbild vom Fremdkörper in der Gesellschaft und die Vorstellung von einer erzwungenen Gleichheit aller Menschen („Kulturmarxismus“, ein Schlagwort, das auch der Norwegen-Attentäter Breivik gebrauchte). In Bezug auf das Feindbild vom Fremdkörper in der Gesellschaft wurde in den letzten Jahren der Begriff „Feindbildverschiebung“ geprägt: Verschoben hat sich das Haupt-Feindbild vom Juden zum Muslim, wobei der traditionelle Antisemitismus und der neuere Hass auf Muslime, z.T. sogar noch mit dem selbstverliehenen Etikett „pro-israelisch“, im Rechtsextremismus dieser Tage nebeneinander bestehen. Eingeschlossen in dem Feindbild sind sowohl im traditionellen als auch im neuen Rechtsextremismus diejenigen, die sich für Chancen und Rechte von Menschen unabhängig von Herkunft und Abstammung einsetzen.

Ein nie gekanntes Ausmaß an Zugang zu Originalquellen im Internet und über Internet-Antiquariate erschüttert die Exklusivität des Quellen-Zugangs für ausgewiesene Historiker und deren Deutungshoheit. Dies mag für die Historiker-Zunft zunächst irritierend wirken, schafft aber einen Anreiz, aus Grabenkämpfen heraus zu kommen und sich mit der Fülle der elektronisch zu findenden und zu durchsuchenden Originalquellen – und seien es auch nur Bücher und andere veröffentlichte Schriften aus den untersuchten Zeiträumen – zu einem erweiterten Verständnis durchzuringen. 

Ständig treffen wir Entscheidungen aufgrund von Erfahrungen der Geschichte. Es kommt darauf an, aus der umfassenden Analyse der Vergangenheit die richtigen Lektionen für den Umgang mit den Herausforderungen der Gegenwart zu gewinnen. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.