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Dienstag, 6. Oktober 2015

Israel und "Pro-Israel"

Die "Pro-Israel" Bewegung steht ebenso wenig für Israel, wie die deutsche Pro-Bewegung für Deutschland steht. Aber sie wird oft mit Israel verwechselt.

Warum spielt das eine Rolle?
Weil fremdenfeindliche, besonders Muslim-feindliche Hassblogs im Internet und von ihnen inspirierte Bewegungen sich seit einigen Jahren des Öfteren als "Pro-Israel" stilisieren, und ihre Botschaften zunehmend Eingang in die Leitmedien finden. Dazu trägt bei, dass die "Pro-Israel" Bewegung bei vielen fälschlicherweise den Eindruck erweckt, Israel, "die" Juden oder das Judentum zu vertreten.

 
Einige Kommentare
zur Kolumne von Tuvia Tenenbom auf ZEIT ONLINE


      
#33
     
   

... ging es um die Frage nach Tenenboms Distanz oder Nähe zu der auch im eigenen Land umstrittenen israelischen Politikerin Ayelet Shaked von der Siedler-Partei.

Mittlerweile gibt es dazu eine aktuellere Quelle. In englischer Sprache (und keineswegs von deutschen Israel-Fehler-Suchern, die Tenenbom allerorten am Werke sieht) schreibt Raphael Magarik in einem Review des Tenenbom-Buches „Catch the Jew":

Nichts als freundliche Fragen und Lob hätte Tenenbom für Shaked. Einen Pfad der Zustimmung bereite er auch für Moshe Feiglin, der notorisch einen Totalen Krieg gegen die Einwohner Gazas gefordert habe. ("He has nothing but friendly questions and praise for Knesset member Ayelet Shaked ... He is similarly content to provide an approving conduit for Moshe Feiglin, who notoriously called for total war on Gaza ...) - Siehe http://forward.com/cultur...

Nein, Tenenbom vertritt nicht Israel, oder “die” Juden oder das Judentum. Er mag eine „Pro-Israel“ Bewegung vertreten, aber diese steht ebenso wenig für Israel, wie die deutsche Pro-Bewegung für Deutschland steht.
 
     
#33.1
     
     
Ein demokratischer Diskurs ist es nicht gerade, der mit Tenenboms Polemik gefördert wird. Die Auseinandersetzung mit politischer Opposition gegen die Siedlungspolitik der israelischen Regierung nimmt zuweilen Züge von Hetze an. Politisch Andersdenkende im Land u. in der jüdischen Diaspora weltweit werden des „Selbsthasses“ u. der subversiven Agententätigkeit bezichtigt. Tenenbom schürt diese Art von Paranoia kräftig mit.

Ein Beispiel:
“Stop foreign subversion of the Jewish state!” auf http://abuyehuda.com/2015...

Eigene Übersetzung eines Abschnitts:
„Ach ja, diese jüdischen Linksextremisten. Tenenbom interviewt viele von ihnen, einige bekannte wie Gideon Levy und Arik Aschermann und andere, von denen Sie noch nie gehört haben, wie Reiseleiter Itamar Shapira, dessen Job es ist, Europäer mitzunehmen, damit sie sehen, wie Juden „palästinensisches Land gestohlen haben“, und wie sie die neuen Nazis sind. Tenenbom nennt sie manchmal "Selbsthasser" und manchmal "Narzissten" …
… ich sehe nicht, wie "Demokratie" sich darauf erstreckt, feindliche ausländische Elemente dazu einzuladen, in unserem Land zu operieren, und heimische Verräter dafür zu bezahlen, es zu untergraben.
Israels neue Justizministerin, Ayelet Shaked, hat die Kontrolle über ausländisches Geld zu einer ihrer höchsten Prioritäten gemacht …“
S. auch Stichw. "Selbsthass" auf
http://www.zeit.de/zeit-m...


#33.2
     
     
Haaretz ist es schon länger aufgefallen (s. Artikel von Michael Sfard, 19.3.2015):
Erstaunlicherweise konnte Tenenbom bei der Recherche für sein Buch 'Catch the Jew!' keinen einzigen Opponenten der Besetzung finden, der nicht antisemitisch ist, oder der nicht seine eigene Nation hasst.
(Astonishingly, in researching his book, Tuvia Tenebom couldn’t find one opponent of the occupation who isn’t anti-Semitic or doesn’t loathe his nation.)

Er entdeckte, dass eine weltweite Verschwörung zwischen Europäern, Arabern und linken selbsthassenden Juden kurz davor ist, eine Katastrophe über den Staat des jüdischen Volkes zu bringen.
(He discovered that a worldwide conspiracy among Europeans, Arabs and left-wing self-hating Jews is about to bring catastrophe on the Jewish people’s state.)

„Ohne Erklärung behauptet Tenenbom, dass Angehörige von Ärzte ohne Grenzen … Krankheiten erfinden und Israel für ihre Verbreitung verantwortlich machen würden.“
(With no explanation, Tenenbom claims that members of Doctors Without Borders whom he met while they were taking testimony from Bedouin in the Jordan Rift Valley were inventing diseases and blaming Israel for their spread.”)
http://www.haaretz.com/li...


#28.1        

Tenenbom insinuiert eine Verbindung zwischen antisemitischen Legenden über rituelle Kindermorde einerseits und Fragen zum Inkaufnehmen des Todes palästinensischer Kinder andererseits. Das ist pure Propaganda.

Zum Töten palästinensischer Zivilisten, einschließlich Kinder, bei israelischen Militäraktionen in Gaza gibt es starke Kritik von oppositionellen Israelis und Juden in aller Welt.
Eine dieser Stimmen ist z.B. die der Journalistin Mira Bar Hillel, die im Juli 2014 sogar überlegte, ihren israelischen Pass zurück zu geben. Auslöser waren hasserfüllte, den Tod von Kindern scheinbar in Kauf nehmende Aufrufe zum Kampf gegen die Palästinenser, die in sozialen Medien verbreitet wurden. Hillel zitierte insbesondere einen (mittlerweile entfernten) Facebook-Post der Knesset Abgeordneten Ayelet Shaked von der Siedler-Partei (jetzt Justizministerin). Hillel und anderen hebräisch-sprachigen Lesern zufolge hatte Shaked gepostet, das Blut palästinensischer Terroristen solle über deren Mütter kommen, und die Wohnungen der Mütter sollten auch zerstört werden, damit dort keine weiteren „kleinen Schlangen“ herangezogen würden. (“… Otherwise, more little snakes will be raised there.”)
http://www.independent.co...

Nur Lob hatte Tenenbom für Shaked, schrieb ein Reviewer seines Buches „Catch the Jew" in Haaretz (#33 auf http://www.zeit.de/sport/...).

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Tenenbom diskreditiert jüdische Bürger Israels und anderer Länder, die israelische Besatzungspolitik hinterfragen, kategorisch als ferngesteuerte „Selbsthasser“; wie z.B. auch aus einem Interview für die „islamkritische“ Webseite Lizas Welt hervorgeht (http://lizaswelt.net/2015... http://www.stefan-frank-t...)

„Lizas Welt“ gehört zu einer Handvoll Blogs, die auf http://haolam.de/ unter der Kategorie „haOlam.de Blogs“ verlinkt sind. haOlam wirbt für Positionen des auch in Israel umstrittenen Regierungsmitglieds Ayelet Shaked von der Siedlerpartei: “ Israels Justizministerin Ayelet Shaked (Bayit Yehudi) hat in einer Erklärung Vergleiche zwischen der Reaktion von Juden im Deutschland der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts und den Reaktionen auf linken Antisemitismus […] gezogen […]“ (http://haolam.de/artikel_...).



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Sonnendurchflutet #3.10  —  22.10.2015       
... Dass Juden jedenfalls nach einhundert Jahren des Terrors und der Vernichtungskriege gegen sich bzw. gegen ihr Land Araber/Palästinenser pauschal hassen, ist menschlich.
 
Antwort auf #3 von Gaylord Focker



BloggerMagga #3.13  —  24.10.2015      


... Pauschal zu hassen mag "menschlich" sein in dem Sinne, dass Menschen zu allem fähig sein können, wenn sie ihren Impulsen freien Lauf lassen. Der Lynchmord an dem fälschlich für einen Terroristen gehaltenen Juden eritreischer Herkunft erinnert daran, dass niemand vor Hass- und Mordimpulsen gefeit ist; auch Jude zu sein schützt nicht davor.

Seien wir dankbar für Stimmen gegen den Hass, wie die von
נשים עושות שלום - نساء يعملن السلام - Women Wage Peace.

 Siehe #41 auf http://www.zeit.de/politi...
Wie sollte Israel ein Zufluchtstätte für Juden sein, wenn dort das Hassen "normal" würde? Wer wollte an einem solchen Ort noch leben ?