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Mittwoch, 9. März 2011

Eugenik, Sozialdarwinismus, Biopolitik - Begriffe


„Der Führer ... ist der erste Staatsmann, der die Erkenntnisse der Erbbiologie und Rassenhygiene zu einem bedeutenden Prinzip der Staatsführung gemacht hat.“
Otmar Freiherr von Verschuer in "Der Erbarzt", 1935
Zitiert nach Wikipedia; http://de.wikipedia.org/wiki/Otmar_Freiherr_von_Verschuer
 



Die Begriffe "Eugenik", "Sozialdarwinismus" und "Biopolitik" sollen hier knapp erläutert werden. Den mit dem Sozialdarwinismus verbundenen Begriff "survival of the fittest" (auch von Sarrazin verwandt) habe ich zur schnellen Findbarkeit fett markiert.

Eugenik

Hier wähle ich die Definition laut "Encyclopaedia Britannica". Die Übersetzung (von mir selbst vorgenommen) ist leicht gekürzt; der volle Textauszug im Original ist zum Vergleich unten einkopiert; es folgt die Angabe des Links. (Fettdruck für das Stichwort "Eugenik" habe ich in der  Wiedergabe nicht übernommen.)
 
"Eugenik, die Selektion erwünschter erblicher Eigenschaften mit dem Ziel, künftige Generationen zu verbessern, typischerweise auf Menschen angewendet. Der Begriff Eugenik wurde 1883 von ... Francis Galton geprägt. Dieser propagierte unter dem Einfluss von Charles Darwins Theorie der natürlichen Zuchtwahl ein System, das den tauglicheren Rassen oder Blutlinien eine bessere Chance geben würde, schnell über die weniger tauglichen die Überhand zu gewinnen. ..."

"eugenics, the selection of desired heritable characteristics in order to improve future generations, typically in reference to humans. The term eugenics was coined in 1883 by the British explorer and natural scientist Francis Galton, who, influenced by Charles Darwin’s theory of natural selection, advocated a system that would allow “the more suitable races or strains of blood a better chance of prevailing speedily over the less suitable.” Social Darwinism, the popular theory in the late 19th century that life for humans in society was ruled by “survival of the fittest,” helped advance eugenics into serious scientific study in the early ... (100 of 2575 words)"https://safe.britannica.com/registration/freeTrial.do?partnerCode=UKBUNBOLEARTTM

Sozialdarwinismus

Die im Netz gefundenen Definitionen und Darstellungen sind Legion. Für die kurze und knappe Einführung wähle ich einen Auszug aus einem Text von Professor Ware vom Boston College (s.u.), weil er Informationen zusammenführt, die man anderswo langwierig "zusammenklauben" oder herunterkürzen müsste. Hier die selbst erstellte, leicht gekürzte Übersetzung des Textauszugs; darunter der Original-Textauszug in englischer Sprache sowie Quellenangabe und Link zu dem Dokument, aus dem er entnommen wurde:

"Sozialdarwinismus ist eine Theorie, die von Herbert Spencer entwickelt wurde... Spencer wandte Darwins Ideen auf menschliches Verhalten an. Er prägte den Begriff „survival of the fittest“ (Überleben der Tauglichsten). Spencer argumentierte, dass die wohlhabenden, „tauglichsten“ Mitglieder der Gesellschaft den weniger begünstigten Mitgliedern überlegen seien und ihnen deshalb der Erfolg zustehe, während die Armen zum Untergang bestimmt seien. „Survival of the Fittest“ enthält auch die Idee des Wettbewerbs. … Durch Wettbewerb kommt es zur natürlichen Auslese; diese begünstigt die stärksten Mitglieder. Der Kampf ums Dasein rechtfertigt den Konkurrenzkampf."

"Social Darwinism is a theory developed by Herbert Spencer, … who borrowed Darwinian thought and applied it to human behavior. Coining the phrase "survival of the fittest," Spencer argued that the wealthy, the socially "fittest" members of society, are superior to other less fortunate members and therefore should succeed, while the poor will perish. "Survival of the fittest" also buttressed the notion of competition … Through competition, natural selection favoring the strongest members occurs. The struggle for existence justifies the competitive struggle."
EC336 Social Policy Analysis,  Woods College of Advancing Studies, Boston College,  Readings in Political Theory 1 of 5, Professor Ware, Spring, 2006
Verbindungen zwischen Eugenik und Sozialdarwinismus

Auf die engen Verbindungen zwischen Eugenik und Sozialdarwinismus macht der Beitrag "eugenics" in der Encyclopaedia Britannica (s.o.) aufmerksam; hier noch einmal der Link zum Abschnitt "social darwinism" in der EB; http://www.britannica.com/EBchecked/topic/551058/social-Darwinism .
Für Zitate in wissenschaftlichen Arbeiten eignet sich die EB natürlich besonders gut.
Der letzte Satz des EB Eintrags lautet:
"Social Darwinism declined during the 20th century as an expanded knowledge of biological, social, and cultural phenomena undermined, rather than supported, its basic tenets."
Meine Übersetzung dazu:
"Der Sozialdarwinismus ging während des 20. Jahrhunderts zurück, da zunehmendes Wissen über biologische, soziale und kulturelle Phänomene seine Grundpfeiler eher unterminierten als unterstützten."

Auf dem Bildschirm haben sollte man dabei allerdings: Der Rückgang des Sozialdarwinismus erfolgte nicht während des gesamten 20. Jahrhunderts, sondern der Sozialdarwinismus war in den ersten Jahrzehnten des Jahrhunderts noch sehr populär. Auch danach behielten sozialdarwinistische Denkmodelle einen gewissen Einfluss. Nur würden sich heute nur wenige Menschen ausdrücklich zum Sozialdarwinismus bekennen, selbst wenn sie sozialdarwinistische Vorstellungen hochhalten. (Thilo Sarrazin etwa bekennt sich in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" ausdrücklich zum sozialdarwinistischen Motto "survival of the fittest", aber nicht ausdrücklich zum Sozialdarwinismus. Auch die Eugenik erscheint bei ihm nicht als Hauptwort (Substantiv), wohl aber als Eingeschaftswort (Adjektiv), "eugenisch".)

Aus anderen Quellen geht hervor, dass sich Galton und Spencer, die Begründer der Eugenik und des Sozialdarwinismus, auch persönlich gut kannten und häufig trafen.



"Eugenik" und "Rassenhygiene": Ein und dasselbe

Bezüge zwischen Sozialdarwinismus, Eugenik und "Rassenhygiene" in Nazi-Deutschland finden sich zusammengefasst u. a. bei:
Evelyn Hauenstein, Ärzte im Dritten Reich, Thieme 2010
"Ein Grundpfeiler der nationalsozialistischen Ideologie - die Rassenhygiene - wurde von deutschen Ärzten aus den Ideen des Sozialdarwinismus (survival the fittest) und der Eugenik mit- und weiterentwickelt. Das Ziel der Rassenhygiene war die "Erhaltung und Fortpflanzung der biologischen Rasse unter den günstigsten Bedingungen", die "Verbesserung" des Volksbestands durch die Mittel der "Auslese" und "Ausmerze". Rassenhygiene wurde Plichtfach an den Universitäten, Fächer wie Eugenik und Wehrmedizin ersetzten traditionelle Gebiete wie Infektionslehre und Physiologie. "

Anmerkung: Der Begriff "Rassenhygiene" als Synonym für "Eugenik" ist zwar als Nazi-Begriff bekannt, wurde aber zeitweise nicht nur in Deutschland, sondern z.B. auch in Australien verwandt ("Race Hygiene").

Aus einer historischen Hausarbeit (Peter Hammerschmidt)
"Galton übersetzt den Begriff der „Eugenik“ mit dem der „Rassenhygiene“. Unter Rassenhygiene versteht man also die Förderung der erwünschten Erbanlagen durch „Ausmerzung“ der Unerwünschten, um so ein „höher entwickeltes“ Erbgut zu erhalten. Alfred Ploetz, der 1905 die Gesellschaft für Rassenhygiene gründete, trug mit dieser Gründung wesentlich zur Etablierung der Rassenhygiene als Wissenschaft in Deutschland bei. "
http://mahnmal-koblenz.de/index.php/component/content/article/453.html?5fe8a56bd91c1a9e7a0e0550d5625a3a=3c4c3736c6798c8415ea40dca8050f11

Genauer gesagt: Galton und Ploetz einigten sich auf den Begriff "Rassenhygiene" zur Popularisierung der Eugenik. Dies geht aus der 1930 erschienen Galton-Biografie von Karl Pearson hervor. 
“An Eugenics Review, under the Title of “Rassen-Hygiene”, has been started in Munich, by a very capable man, Dr. Ploetz, who is the editor of a really solid anthropological periodical.”
Zitat aus einem Brief Francis Galtons. In: Karl Pearson, The Life, Letters and Labours of Francis Galton. Volume 3 - Part A: Correlation, Personal Identification and Eugenics. Cambridge University Press, New York. This edition published 1930. This digitally printed version 2011. Seite 599. Online http://galton.org/pearson/index.html . - Auf der Startseite Stichwort “Ploetz” in die Suchfunktion eingeben. (Ergibt mehrere Treffer, von denen ich hier nur einen ausgewählt habe).

Die Begriffe "Rassenhygiene" und "Eugenik" waren nicht nur austauschbar, sondern "Rassenhygiene" wurde als deutsche Übersetzung für "Eugenik" genommen, nachdem Galton bestätigt hatte, dass es sich um Synonyme handelt.
"Dr. Alfred Ploetz ... in 1905 founded the "Gesellschaft für Rassenhygiene" [Society for Racial Hygiene] in Germany. Later it changed its name to "Gesellschaft für Rassenhygiene (Eugenik)", which means the Society for Racial Hygiene (Eugenics). This change of name took place after Galton's announcement that racial hygiene and eugenics were in fact synonymous terms. These terms used in the German language were not only interchangeable, but racial hygiene was taken to be the German translation of eugenics. As racial hygiene was closely connected with political anthropology - a pseudo-science developed by Gobineau - eugenics was used as the scientific basis upon which racialist and political ideas, especially those of the Nazis, were based.
Aus: Bernhard Schreiber: Men behind Hitler - A German warning to the world. Chapter II - The Survival of the Fittest. Internet-Ausgabe (Übersetzung aus dem Deutschen; im Internet habe ich nur die englische Fassung gefunden) http://www.toolan.com/hitler/survive.html

Über Eugenik und "Rassenhygiene" in der Schweiz siehe z.B. folgenden Artikel von Sascha Renner auf der Webseite der Universität Zürich (14.05.2004): Eugenik - Rückschau auf eine dunkle Seite der Wissenschaftsgeschichte.
http://www.uzh.ch/news/articles/2004/1250.html



 
 
 
Rassenpflege, Rassenhygiene, Eugenik
Eintrag in einer während der NS Zeit erschienenen Ausgabe des Brockhaus
 
Gefunden auf
http://www.antifa.co.at/antifa/Rassenhygieniker.pdf
 

  
Biopolitik


Kein einheitlich definierter Begriff.
Im Sprachgebrauch der Nazizeit wurde so eine - für notwendig gehaltene - Politik bezeichnet, die in unterstelltem Einklang mit der Biologie der Lebewesen nur die vermeintlich tüchtigsten Individuen und Völker überleben und ihre Gene weitergeben lässt.
Im heutigen Sprachgebrach beinhaltet der Begriff meist eine kritische Sicht auf pseudo-wissenschaftliche "Biologisierung des Politischen".


"Biologisierung des Politischen":
Verständnis von Staaten als "durch Rasse, Blut und Boden bestimmte Lebewesen, die untereinander ums 'Dasein' und um den 'Platz an der Sonne' kämpfen".
Ludwig Siep (Hrsg.): Grundlininien der Philosophie des Rechts, Akademie-Verlag, 2005
S. 247 (Kapitel "Die Verfassung der Freiheit")
http://books.google.de/books?id=AMAxEqTWqisC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false

Einer der geistigen Wegbereiter/ Mitläufer der Rassenideologie der Nazis, Friedrich Burgdörfer, prophezeite angesichts „Geburtenschwund und Überalterung des deutschen Volkskörpers“ (Buchtitel, 1932) verbunden mit hohen Wachstumsraten und Einwanderung anderer Völker einen „biopolitischen Grenzkampf“ (Zitat im Schulbuch Meyer-Zimmermann, 1939); siehe auf diesem Blog
http://guttmensch.blogspot.com/2011/06/die-mischung-von-zahlen-projektionen.html

Foucalt, kritisch: Biopolitik ist Ausrichtung der Lebensprozesse auf ökonomische Nutzenkalküle; siehe z.B. Marianne Piper et al, Biopolitik in der Debatte, Springer, 2011
http://books.google.de/books?id=27NLLO4pkC0C&source=gbs_navlinks_s
(Anm.: Dabei bleibt die Frage: Nutzenkalküle zu wessen Gunsten - hier kommt der Rassebegriff hinein: Nutzenkalküle zugunsten der eigenen Bezugsgruppe/ "Rasse")

"Dem Konzept des Volks als demos, für das Rechtsgenossenschaft und staatsbürgerliche Gleichheit kennzeichnend sind, steht die Vorstellung vom Volk als ethnos gegenüber, in dem imaginierte Abstammungsgemeinschaften, Geschichtsmythen, Phantasmen von gemeinschaftlichem Blut und Boden miteinander verknüpft werden."
Nach Emerich Francis, Ethnos und Demos. Soziologische Beiträge zur Volkstheorie, Berlin 1965, in Michael Wildt:  Biopolitik, ethnische Säuberungen und Volkssouveränität

Anmerkung zu Ethnos und Demos von Emerich Francis:
Eine wichtige Unterscheidung, jedoch m.E. zu stark wertend durch die Begriffe "imaginiert" und "Phantasmen" - Rhetorik der 1960er Jahre schlägt durch. Wenn es statt "imaginierte..." z.B. "tatsächliche oder vorgestellte Abstammungsgemeinschaften" und statt "Phantasmen von..." z.B. "Vorstellungen von gemeinschaftlichem Blut und Boden" hieße, wäre die Erklärung der unterschiedlichen Konzepte neutraler, und man könnte sie über ideologische Gräben hinweg als Diskussionsgrundlage verwenden. Imagination und Phantasmen haben bei der Definition von ethnos historisch eine oft katastrophale Rolle gespielt, und sind weiterhin im Spiel. Dies ist m.E. aber besser Gegenstand getrennter Analyse und Diskussion.  
Daher ein neuer Formulierungsvorschlag: "Dem Konzept des Volks als demos, für das Rechtsgenossenschaft und staatsbürgerliche Gleichheit kennzeichnend sind, steht die Vorstellung vom Volk als ethnos gegenüber. In dieser Vorstellung werden tatsächliche oder vermeintliche Abstammungsgemeinschaften, identitätsstiftende Überlieferungen und Mythen, Ideen von gemeinschaftlichem Blut und Boden miteinander verknüpft."



Weitere Anmerkungen und Quellen

Anwendungsbeispiele für "survival of the fittest" mit Übersetzungsvorschläge bei linguee.com
http://www.linguee.com/english-german/translation/survival+of+the+fittest.html

"Genetischer Rassismus" als eine Art des Rassismus, Definition z.B. bei "Bild&Wort"
http://www.fp-silverlight.de.tl/Arten-von-Rassismus.htm

Kritiker des "Wissenschaftlichen Rassismus" u.a.
Schwarze Deutsche: der Diskurs um "Rasse" und nationale Identität ... - Google Bücher-Ergebnisseite Fatima El-Tayeb - 1999 - History
Die Etablierung des wissenschaftlichen Rassismus in Deutschland 2. l Neue Wissenschaftlichkeit und wissenschaftlicher Rassismus ...
books.google.de/books?isbn=3593367254...

Nazismus als „angewandte Biologie“
„Ich will in diesem Buche zeigen, dass die natürlichen .... „Die Bedrohung des. Untermenschen“. Aus: Otto Helmut,. Volk in Gefahr (1937) ...
www.univie.ac.at/igl.geschichte/ash/SS_08/SS08-VO6.pdf -


"Glossary of Eugenicists", ein nützliches Glossar, um schnell eine Reihe von Namen und Begriffen "rund um die Eugenik" nachsehen zu können (englisch): 
http://keywen.com/en/GLOSSARY_OF_EUGENICISTS
Keine Gewähr für Objektivität der Inhalte (wie immer bei externen Links). Es ist eine heterogene Sammlung, nicht frei von ideologischen Interpretationen (verschiedener Richtungen, da offenbar im "Wiki-Stil" zusammengetragen).


Ausführlichere Darstellungen zum Stichwort Eugenik bei Wikipedia und bei Scribd.com.
Auszug (Scribd.com):
 
"Herrenmoral von Friedrich Nietzsche.
Friedrich Nietzsche (1844-1900) vertrat eine aristokratische elitäre Herrenmoral, die Machtstreben, Selbstbewusstsein, Rücksichtslosigkeit als Stärke bewertet. Er stellte sie der Sklavenmoral gegenüber, die Mitleid als gut bewertet; er dagegen betrachtete dies als Schwäche und Feigheit:
Was ist gut? Alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht. Was ist schlecht? Alles was aus der Schwäche stammt.
Als Abkömmlinge der Sklavenmoral sah er Christentum, Demokratie, Sozialismus, Anarchismus, Antisemitismus und Feminismus. Er verknüpfte deren Entstehung und Ausbreitung auch mit einem physiologischen Niedergang. Aus der Herrenmoral leitete er in seinem Spätwerk u.a. folgende Forderungen ab:
Moral für Ärzte: Der Kranke ist ein Parasit der Gesellschaft. In einem gewissen Zustande ist es unanständig, noch länger zu leben. Das Fortvegetiren in feiger Abhängigkeit von Ärzten und Praktiken, nachdem der Sinn vom Leben, dasRecht zum Leben verloren gegangen ist, sollte bei der Gesellschaft eine tiefe Verachtung nach sich ziehn. Die Ärzte wiederum hätten die Vermittler dieser Verachtung zu sein - nicht Recepte, sondern jeden Tag eine neue DosisEkel vor ihrem Patienten... Eine neue Verantwortlichkeit schaffen, die des Arztes, für alle Fälle, wo das höchste Interesse des Lebens, desaufsteigenden Lebens, das rücksichtsloseste Nieder- und Beiseite-Drängen desentartenden Lebens verlangt - zum Beispiel für das Recht auf Zeugung, für das Recht, geboren zu werden, für das Recht zu leben... Auf eine stolze Art sterben, wenn es nicht mehr möglich ist, auf eine stolze Art zu leben.[13]
[...] Die Schwachen und Missrathnen sollen zu Grunde gehn: erster Satz unsrer Menschenliebe. Und man soll ihnen noch dazu helfen. Was ist schädlicher als irgend ein Laster? Das Mitleiden der That mit allen Missrathnen und Schwachen - das Christenthum...[14]
Als Fernziel der Menschheit forderte er einen Übermenschen, der die Sklavenmoral und− als Folge des Zusammenbruchs des Christentums bzw. dem„Tode Gottes“ − den entstandenen Nihilismus überwunden habe. Und an Stelle der„Zähmung“ der Menschen durch das Christentum forderte er eine„Höherzüchtung“ der Menschheit bei gleichzeitiger Ausgrenzung der untersten Schichten der Gesellschaft (Tschandala)" http://www.scribd.com/doc/24782423/Eugenik-Anwendung-humangenetischer-Erkenntnisse-auf-die-Bevolkerungs-und-Gesundheitspolitik

Zu Nietzsche siehe auch Stichwortsuche auf diesem Blog ("Nietzsche", "Bayreuth")


"Wichtigster Wegbereiter der wissenschaftlichen Eugenik in Deutschland ist der Arzt und Biologe Ernst Haeckel, der die Arbeiten von Charles Darwin im deutschen Raum bekannt macht und bereits Ende des 19. Jahrhunderts beklagt: "Hunderttausende von unheilbar Kranken werden in unseren modernen Culturstaaten künstlich am Leben erhalten, ohne irgendeinen Nutzen für sie Selbst oder für die Gesamtheit." Die Tötung behinderter Neugeborener sieht er "als eine zweckmäßige, sowohl für die Beteiligten wie für die Gesellschaft nützliche Maßregel". Kurz darauf veröffentlicht der Arzt Wilhelm Schallmeyer seine Schrift "Vererbung und Auslese im Lebenslauf der Völker", in der er zwar Heirats- und Fortpflanzungsverbote propagiert, sich aber auch entschieden dagegen verwahrt, dass bestimmte Völker oder "Rassen" anderen überlegen seien.
Die Mehrheit der deutschen Eugeniker geht allerdings davon aus, dass die "Qualität der Erbanlagen" der Bevölkerung von deren "Rasse" abhängt. So etwa der Arzt Alfred Ploetz, der 1895 den Begriff "Rassenhygiene" prägt und wesentlich an der Organisierung der deutschen Eugenik beteiligt ist. Auf dem Soziologentag 1910 hält er ein viel beachtetes Referat, in dem er unter anderem auch eine Veranlagung zu Armut und Verelendung behauptet."
http://www.1000fragen.de/lebensfragen/lehrer.php?pn=8



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Sozialdarwinismus erläutert auf einer Webseite für Gehörlose und andere, die am Thema Gehörlosigkeit interessiert sind (auch in Gebärdensprache dargestellt):
http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/projekte/slex/seitendvd/konzeptg/l53/l5380.htm

"Der Sozialdarwinismus wendet das von Charles Darwin (1809 - 1882) mit Bezug auf die Tier- und Pflanzenwelt formulierte "Naturgesetz der Selektion" (Evolutionstheorie) auf Menschen und ihre sozialen Verhältnisse an.
Er beruht auf der Annahme, dass Menschen von Natur aus ungleich sind und nur die Stärksten im gesellschaftlichen Konkurrenzkampf bestehen können. Daraus wurde die als wissenschaftlich bezeichnete Unterscheidung zwischen "wertvollem", "minderwertigem" und "wertlosem" menschlichen Leben entwickelt.
Der Sozialdarwinismus war insofern bestimmend für das Programm der Rassenhygiene in der Nazizeit. Es haben aber auch sozialistische und bürgerliche Theoretiker und Vertreter der christlichen Kirchen (Religionsgemeinschaften) diese Gedankengänge aufgenommen und in ihre Überlegungen einbezogen (Eugenik). ..."



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Andreas Bernar, SZ-Magazin.de, 02.09.2010
„Ein Buch prägt also die gegenwärtige Diskussion, das in Vokabular und
Argumentation nahtlos an die rassenbiologischen Standardwerke der Zeit um 1900 anschließt. Man müsste in den Traktaten eines Alfred Ploetz, Erfinder des Wortes »Rassenhygiene«, nur das Wort »slawisch« durch »muslimisch« und »Rasse« durch »Glauben« ersetzen und hätte dieselben Hypothesen.“



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Aus
Die neue "Biopolitik" steht in weit rechter Tradition:
Biosozialismus (II)
Früher Rassenpflege, heute Nutzengemeinschaft:
Von der Stammzelle zur Sozialeugenik
 
(Dieser Artikel von Peter Kratz erschien gekürzt in KONKRET Nr. 10/2001 unter dem Titel "Tue, was du willst".)
 
[…] Hegemonie erreichte die "Neue Rechte" durch Think Tanks, die teilweise von den Konzernen finanziert oder kontrolliert werden, wie der Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung unter Armin Mohler und Heinrich Meier, die die Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaften "mit einem interdisziplinären Ansatz" fördern will, oder der von früheren NSDAP- und SS-Mitgliedern gegründeten, viel kleineren, aber sehr einflußreichen Freien Akademie (FA), die schon in den 80er Jahren Markls Thesen verbreitete, als dieser DFG-Chef war. Sie betreiben seit Jahrzehnten durch Vortrags- und Diskussionsreihen und in ihren Publikationen offensiv die Biologisierung der Gesellschaft: die Siemens-Stiftung z.B. mit sozialdarwinistischen Veranstaltungen zu den "biologischen Grundlagen unseres sozialen Verhaltens", Konrad Lorenz folgend, der ebenso wie Hans-Jürgen Eysenck selbst hier auftrat; die FA, in deren Schriftenreihe Lorenz schon in den 60er Jahren publizierte, z.B. mit dem Thema "Evolution und Evolutionsstrategie in Biologie, Technik und Gesellschaft", zu dem Lorenz-Schüler Markl und der Direktor des österreichischen Konrad-Lorenz-Instituts für Evolutions- und Kognitionsforschung Franz Wuketits Beiträge lieferten.
 
Die enge Vernetzung von Führungspersonen und Referenten dieser Think Tanks mit der "Neuen Rechten" sicherte den Ideologie-Transfer vom offenen Rechtsextremismus der Jürgen Rieger ("Neue Anthropologie") oder Alain de Benoist ("Nouvelle École") hinein in die Mitte der Gesellschaft. Mohler, Lorenz oder Eysenck sind nur die prominente Spitze; die aus "Nation Europa", vom "Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes" (DKEG) und den "Lippoldsberger Dichtertagen" der früheren Hitler-Geburtstags-Dichter bekannte rechtsextreme Autorin Margarete Dierks z.B., ehemals in der Schulung der NSDAP-Kader aktiv, war jahrzehntelang die Organisatorin der FA-Tagungen und noch in den 90er Jahren dort Referentin. Den Einladungen des von Mohler unterstützten Thule-Seminars konnten prominente Politiker schlecht folgen, wenn hier der verfassungsschutzbekannte Rassist Rieger publizierte, bei der Siemens-Stiftung dagegen geben sie sich die Klinke in die Hand; dem DKEG, das Lorenz mit dem "Schiller-Preis" ehrte, mußten sie fernbleiben, weil es immer wieder in den Verfassungsschutzberichten als rechtsextremistisch aufgeführt wurde, zur FA dagegen bestehen keine Berührungsängste. Die aktuelle "Biopolitik" schafft nun das Bedürfnis, auch die neueren Ergebnisse der Verhaltens- und Evolutionsbiologie auf die menschliche Gesellschaft anzuwenden; Wuketits z.B. bereitet die nächste "wissenschaftliche Fachtagung" der FA im Mai 2002 vor, deren Ergebnis sich aus der Ankündigung ablesen läßt: daß allgemeine Menschenrechte aufgrund der Gesetze der biologischen Evolution nur eine "Illusion" seien. […]
 
Zu den einschlägigen Entwicklern und Vermittlern des neurechten Menschenbildes zählen auch die rechten Sekten, die die FA durch Referenten, Besucher, Werbung für die Fachtagungen und Kreuzmitgliedschaften mittragen und deren Vorläufer schon in den 20er und 30er Jahren an der faschistischen "Ethik" mitwirkten: neben Deutschen Unitariern und Freireligiösen auch "Humanisten" wie der Humanistische Verband Deutschlands (HVD; vgl. KONKRET Nr. 7/2001), die personell, inhaltlich und durch ihre gemeinsame Nazi-Vergangenheit untereinander, aber auch mit der "Neuen Rechten" um Mohler und Benoist vernetzt sind. […]
 
Diese Sekten waren es vor allem, die nach 1945 in Deutschland unter dem Deckmantel der Religionsfreiheit - und in den Dachverbänden International Humanist and Ethic Union (IHEU) und International Association for Religious Freedom angebunden an weltweite, dem Faschismus vordergründig unverdächtige Entwicklungen der Bioethik - daran arbeiteten, aus Nominalismus und Sozialdarwinismus eine voluntaristische Ethik zu entwickeln, die zwar immer noch große Anleihen bei Nietzsche und den faschistischen Denkern seit Houston Stewart Chamberlain macht, das "Tue, was Du willst!" jedoch immer weniger völkisch-rassistisch als mehr und mehr utilitaristisch interpretiert. Nicht mehr so sehr die Blutsgemeinschaft soll nun das individuelle und gesellschaftliche Handeln (darunter die Selektion der Brauchbaren und Unerwünschten) bestimmen, sondern die Nutzengemeinschaft, die im Einzelfall auch die gut bezahlte ausländische Fachkraft umfaßt. So können die Deutschen Unitarier - weit entfernt von Aktionen wie dem Kirchenasyl, aber heute ideologisch geführt von dem Rüstungs-, Luft- und Raumfahrt-Manager Horst Prem aus der Daimler-Chrysler-Unternehmensfamilie - bei Otto Schilys "Bündnis für Demokratie und Toleranz" mitmachen, und nur das "ötv-magazin" wunderte sich im Januar 2001 noch, daß sich die Sekte auch hier "als Partner tummelt" und diese "Völkischen ausgerechnet beim Innenminister eine Plattform erhalten".
 
Die Wende zur Nutzengemeinschaft wurde durch die moderne Evolutionsbiologie nötig, die mit dem alten Rassismus kaum noch vereinbar ist, wohl aber, entsprechend interpretiert, sehr gut mit dem Sozialdarwinismus. Seine Renovierung besorgte z.B. der "Humanist" Richard Dawkins mit seiner Theorie vom "egoistischen Gen", das in Verfolgung des größten eigenen Nutzens auch die Evolution bestmöglich vorantreibe. Wuketits sieht in seinem neuen Buch "Humanität zwischen Hoffnung und Illusion", das ein Bestseller bei den rechten Sekten ist, ebenfalls den "Eigennutz" als das durchschlagende biologische Prinzip "unserer Natur". […]
 
Man glaubt den Zweck der Evolution zu erkennen (Oh Wunder, er scheint sich mit Zielen der Konzerne zu decken!) und will alles Handeln darauf ausrichten; man sieht sich als Teil der Natur ("Humanisten") oder in freimütig bekundeter eigener Göttlichkeit (Unitarier, Freireligiöse) ethisch berechtigt, die Evolution nunmehr selbst zu lenken, und zwar im Effekt hin zu betriebs- und volkswirtschaftlichen Einsparungen. Sigrid Hunke, die herausragende Ideologin der europäischen "Neuen Rechten", die sogar Benoist die Ideen lieferte, ebenfalls Schiller-Preisträgerin des DKEG ist und von Prem 1985 zur Ehrenpräsidentin der Deutschen Unitarier gemacht worden war, nachdem FA-Albertz sie als Vizepräsidentin abgelöst hatte, nannte ihre utilitaristisch modernisierte Ethik schon früh "selbstbestimmte Ethik", eine emanzipationsdemagogische Formel, mit der z.B. Markl oder Erhardt heute Embryonenforschung, Klonen, Eugenik und Euthanasie rechtfertigen, wie es diese Sekten schon vorher taten. […]
 
Die Emanzipationsdemagogie der "Selbstbestimmung", die den Verheißungen des Neoliberalismus und seiner utilitaristischen Philosophie folgt und im krassen Gegensatz zu den sich real weiter verengenden sozialen Voraussetzungen individueller Freiheit steht, ist bei der "Neuen Rechten" an die Stelle der Sozialismusdemagogie des alten Faschismus getreten. […]
 
Ohne Appell an die Freiheit kommen auch die heutigen Genetiker, die konkrete Eugenik betreiben, nicht aus. Sabine Stengel-Rutkowski, Mitglied im Ethikrat der Bayrischen Staatsregierung, Leiterin der genetischen Schwangerenberatung in Oberbayern und Professorin am Institut für Soziale Pädiatrie und Jugendmedizin der Uni München, hat als Top-Wissenschaftlerin auf diesem Gebiet die Studien der DFG zur bundesdeutschen Pränataldiagnostik der letzten 30 Jahre geleitet. 1978 brachte sie eine erste Zwischenbilanz heraus, die sich "an den Hausarzt in seiner Tätigkeit als genetischer Familienberater" wandte. Hier wurde die - bis heute als verfassungswidrig verbotene - völlige Freigabe der eugenisch motivierten Abtreibung gefordert. Die Eltern müßten sich auch ohne eigene Gefährdung der Schwangeren "frei für oder gegen das Kind entscheiden" können, auch aufgrund von "Erwägungen zur Sinnhaftigkeit eines behinderten Lebens oder auch gesundheitspolitische(n) Überlegungen", die die verantwortungsbewußte Schwangere bisher durch entwürdigende "Egozentrik" (das Vorschieben eigener psychischer Gefährdung) verdecken müsse. Das sind die Argumente Peter Singers, auf den sich heute auch die "Neue Rechte" beruft. Am Ende des Buches wurde dann, rein utilitaristisch, eine akribische Aufrechnung der Kosten des Aufbaus eines pränatalen Diagnose- und Beratungssystems zur "Prävention des Down-Syndroms" gegen die Sozialausgaben für Menschen mit Down-Syndrom angestellt und (1978) ein jährlicher "monetärer Nutzen" in zweistelliger Millionenhöhe durch Abtreibung der möglicherweise betroffenen Föten errechnet. Solche Menschen sind zu teuer, ihr Leben nützt nur ihnen selbst. Das waren auch die Argumente der Nazis in "Volk und Rasse" 1936, die die Ausstellung "Der (im-) perfekte Mensch" kürzlich im Dresdner Hygienemuseum anprangerte: "Hier trägst du mit. Ein Erbkranker kostet bis zur Erreichung des 60. Lebensjahres im Durchschnitt 50 000 RM". Auch Markl brachte bei der diesjährigen Hauptversammlung der MPG das Beispiel Down-Syndrom, um für die "Freiheit der Eltern" bei der "Präimplantations- und Pränataldiagnostik" zu werben, nicht ohne auf die Evolution zu verweisen: "schon von Natur aus" kämen "möglichst nur gesunde und entwicklungsfähige Keime zur Entwicklung". Daß tatsächlich fast alle Föten mit dieser als wahrscheinlich diagnostizierten Krankheit, auch mit erwarteter Mukoviszidose oder Lippen-Kiefer-Gaumenspalte nach genetischer Beratung abgetrieben wurden, war ein Ergebnis der von Stengel-Rutkowski in den 90ern abschließend publizierten DFG-Studien. Herabwürdigende Bezeichnungen wie "Zwergwuchs", "Klumpfuß", "Mißgeburt", "Kellerkind in unwürdigen sozialen Verhältnissen" und "Fehlentwicklungen im Sozialisationsprozeß" - 1978 in Stengel-Rutkowskis Hausärzte-Buch als ethisch gerechtfertigte eugenische Abtreibungsgründe angeführt, die jedoch der reformierte § 218, "das sei mit einiger Bitterkeit vermerkt", als juristische Rechtfertigung weiterhin "versagt", wie es dort hieß - lassen ahnen, wer noch alles ins Visier gerät. Trotz ihrer jüngsten Warnungen vor "einer Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres Genotyps" beharrt sie auch heute auf der freien Entscheidung zwischen "Verhinderung oder Akzeptanz der Geburt eines Kindes, welches anders sein wird als das erwartete 'Wunschkind'", eine Scheinalternative, die faktisch über die ökonomische und kulturelle Ausgrenzung entschieden ist. […]
 
Sabine Stengel-Rutkowski ist die Schwiegertochter des vormaligen SS-Offiziers Lothar Stengel-von Rutkowski (den Adelstitel hat man vornehm abgelegt), der als "Erbarzt" im Rasse- und Siedlungsamt der SS Thüringen über den "kulturbiologischen Volksbegriff" arbeitete, "die Fortpflanzung von 20 000 thüringischen Bauern" medizinisch untersuchte, noch 1944 als Medizinalrat beim Thüringischen Landesamt für Rassewesen sein Praktiker-Buch "Grundzüge der Erbkunde und Rassenpflege" in dritter Auflage publizierte ("Einleitung: Der Sozialismus des Blutes") und im selben Jahr das Buch "Deutsch auch im Glauben. Eine Sammlung für Front und Heimat" im Verlag "Sigrune" herausbrachte. Er war mit dem Nazirassisten Hans F. K. Günther eng befreundet und schrieb Günthers Biographie in mehreren Folgen für die "Nationalsozialistischen Monatshefte". 1933 gründete er mit den Freireligiösen und anderen völkischen Sekten die "Deutsche Glaubensbewegung" Wilhelm Hauers mit, die gegen die "Verknechtung" durch die jüdisch-christliche Ethik einen Nazi-Gotteststaat auf der Basis einer "Religion der freien Deutschen" anstrebte und aus der nach 1945 die heutigen Unitarier und Teile der Freireligiösen und "Humanisten" entstanden. 1956 half er Hauer - vormals selbst SS-Mitglied - auch bei dessen letztem Lebenswerk, der Gründung der FA, als deren "Ehrenmitglied" Stengel-von Rutkowski bis heute geführt wird. Postnazistisch vom Erbarzt zum Genetiker mutiert und mit Hilfe der SPD in Hessen Leiter eines Gesundheitsamtes geworden, engagierte er sich bei den Deutschen Unitariern, wo er noch 1990 zur Gentechnik sprach. Jürgen Riegers "Artgemeinschaft" und das Thule-Seminar druckten seine Gedichte, die Hauers und Hunkes "Religion" lobpreisen: "Wir werden wie Knechte nicht wimmern, wir werden getrost uns zimmern eine Wiege aus eichenem Schaft, und werden Geschlechter zeugen, die nimmer mehr sich beugen, der Wille formt die Welt" ("elemente" des Thule-Seminars 1990, die auch einen Beitrag Günthers über "das Knechtsverhältnis des Menschen zu Gott" bei den "Völkern semitischer Sprache" im Gegensatz zu den selbstgöttlichen "freien Indogermanen" enthielten).
 
Die Schwiegertochter hat ihre Ethik, wie jeder sonst, nicht aus den Genen des Schwiegervaters, sondern aus dem Bücherregal. FA-Autor Hubert Markl verbat sich auf der diesjährigen MPG-Hauptversammlung, den DFG-Präsidenten und Genetiker Ernst-Ludwig Winnacker beschützend, solche Ahnenforschung als "beleidigende Verunglimpfung", nachdem Sandra Maischberger den DFG-Chef im Sender n-tv damit konfrontiert hatte, daß sein Vater ja wohl Direktor bei der IG Farben gewesen war. Winnacker verteidigte sich, sein Vater habe mit der Zyklon-B-Produktion der IG Farben für die Vernichtungslager ja nicht direkt etwas zu tun gehabt. Der infame Zusammenhang ist einfach zu erkennen und wohl deshalb tabuisiert: die Opfer wurden zwangssterilisiert oder getötet, die (Schreibtisch-) Täter und ihre Hinterleute hatten Kinder, die heute die Legalität ihres Handelns "schrittweise" erweitern können, um etwas wie den Nürnberger Ärzteprozeß nicht erleben zu müssen. Das ist die spezifisch deutsche Kontinuität der Bildungseliten. […]
 
Die hat nun auch die SPD-Familienpolitik im Sinn. "Kellerkinder" sollen sozialeugenisch verhindert werden. Die stellvertretende SPD-Vorsitzende Renate Schmidt […] [schreibt] in ihrem Jahrhundert-Konzept […]: "Kinderreichtum bei den Benachteiligten, Kinderarmut bei der restlichen Bevölkerung hat gravierende Auswirkungen auf die Zusammensetzung der Bevölkerung" und sei deshalb "kritisch" zu beurteilen. Diese sozialeugenische Politik der Wiegen ist auch selbst "aus eichenem Schaft" gezimmert: Freireligiöse und "Humanisten" beklagen schon seit langem - und mit Unterstützung von Sozialdemokraten aus ihren Reihen (vgl. KONKRET Nr. 1/1998) - die "Gegenauslese", bei der "die wertvollen Individuen ihre Kinderzahl beschränken", weshalb sogar "Entartung" drohe, wie es beim IHEU-Kongreß schon 1968 hieß. Ihr Vordenker Konrad Lorenz schrieb 1973 in "Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit": "Unser Mitleid mit dem asozialen Ausfallbehafteten, dessen Minderwertigkeit ebensogut durch irreversible frühkindliche Schädigungen verursacht sein kann wie durch erbliche Mängel, verhindert, daß der Nicht-Ausfallbehaftete geschützt wird". Das soll sich nun ändern. Bisher war die finanziell unterstützte "Chancengleichheit" das sozialdemokratische Credo, nach dreißig Jahren "biopolitischer" Agitation der Think Tanks aber führt nun auch in der SPD der Sozialdarwinismus die Politik. […]
 
Noch eins drauf setzt das "Netzwerk 2010", eine parteioffizielle Gruppe, in der sich jüngere Sozialdemokraten zusammengeschlossen haben, die sich als die Zukunft der SPD ansehen, darunter die Landesvorsitzenden von Hamburg (Scholz), Thüringen (Matschie) und Baden-Württemberg (Vogt), die Bundesminister Bodewig und Bury, auch HVD-Chef MdB Rolf Stöckel und [der den Unitariern nahe stehende] MdB Hans-Peter Bartels […] Stöckel und Bartels und weitere "Netzwerker" sind auch Mitherausgeber der neuen programmatischen SPD-Zeitschrift "Berliner Republik". […] In der Neuen Mitte wird Platz geschaffen für die neue Mutti. Bartels erläuterte im April im "Tagesspiegel", seine Mutter habe in den 30er Jahren acht Geschwister, sein Vater sogar dreizehn gehabt, von denen etliche für den Krieg draufgingen ("manche habe ich nie kennengelernt - der Krieg!"), heute dagegen sei "ein Drittel aller Frauen in Deutschland kinderlos, Tendenz steigend". Der heutige "individualisierungsbesoffene Megatrend" sei "Quatsch! Dummer, ideologischer Quark!" Gehe es weiterhin nach "unseren Links-Libertären", dann werde bald "hier gar nichts mehr funktionieren. Die Lampen werden nicht mehr weitergegeben, eine nach der anderen erlischt; eine Gesellschaft schafft sich selbst ab". […]
 
Sparkommissar Hans Eichel unterstützte als hessischer Ministerpräsident persönlich die Deutschen Unitarier, mehr noch sein Vorgänger Holger Börner, der damals gerne mit "Dachlatten" gegen linke Demonstranten losgezogen wäre und heute Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung ist, der wichtigsten NGO der neuen deutschen Großmachtpolitik. Die Freireligiösen-Aktivistin Doris Barnett ist Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Arbeit und Sozialordnung, "Humanisten"-Mitglied Gerd Andres Staatssekretär beim Arbeits- und Sozialminister, wo die Kürzungen für Arbeitslose und Sozialhilfebedürftige zugunsten teurer Militäreinsätze organisiert werden. Justizministerin Hertha Däubler-Gmelin kritisierte zwar die Forderung ihres Parteifreundes Stöckel nach Legalisierung der […] "aktiven Sterbehilfe", als diese Debatte zur Unzeit kam […]; dagegen erledigte die Notarskanzlei der Privatfrau Däubler-Gmelin Vereinsangelegenheiten der Berliner Freireligiösen, die sich mit ihrem Dachverband, den Unitariern und dem HVD in dieser Forderung einig sind. Parlamentarischer Staatssekretär im Justizministerium ist der Freireligiöse Eckhart Pick, dessen Vater 1933 mit Hauer die "Deutsche Glaubensbewegung" gründen wollte; als Verbindungsinstanz zwischen Ministerium und Parlament hat er eine Schlüsselstellung, denn im Justizministerium werden alle Gesetzespläne juristisch bearbeitet, ob Arbeitszwang für Hilfeempfänger, die geplante Erfassung der teuren chronisch Kranken oder die familienpolitische Sozialeugenik gegen die Unbrauchbaren. Wolfgang Thierse holte sich Anregungen beim Vizepräsidenten der FA, dem brandenburgischen "Humanisten"-Chef Volker Mueller, und beim Unitarier Prem, die er als Parlamentspräsident in deren Funktion als Vertreter des Dachverbandes Freier Weltanschauungs- gemeinschaften (DFW), der Freireligiöse, Unitarier, FA und einige "Humanisten" vereint, im April 2000 zum Gedankenaustausch empfing. 1982 noch hatte Prem den für die Nazi-"Euthanasie" mitverantwortlichen SS-Mann und Unitarier-Funktionär Albert Hartl, der im Nürnberger Ärzteprozeß als Entlastungszeuge aufgetreten war, zum "Wegweiser" der Unitarier erklärt, nun hieß es in der Presseerklärung des DFW: "Herr Thierse ermutigte den DFW, gerade Fragen der Menschenrechte sowie der ethischen Lebensorientierungen in unserem demokratischen Gemeinwesen zu thematisieren und sich intensiv einzubringen". Schon 1999 konnte der DFW im Willy-Brandt-Haus, der SPD-Parteizentrale, mit einem Festakt sein 50-jähriges Gründungsjubiläum feiern; das Grußwort sprach Thierse als SPD-Vize. Da mochte man an der Parteibasis nicht nachstehen. Darmstadts SPD-Oberbürgermeister Peter Benz wollte im letzten Jahr die dort lebende FA-Funktionärin und Unitarierin Dierks ehren und sagte erst notgedrungen ab, nachdem örtliche Antifaschisten und dann auch FR und FAZ berichtet hatten, Dierks habe sich unlängst wieder zu den Nazi-Dichtern Hans Grimm ("Volk ohne Raum") und Hans Baumann ("Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt") bekannt, die sie vor "Verfemung" schützen wollte. Über allen schwebend, gab der Philosoph im Ministeramt Julian Nida-Rümelin sein Bestes, als er Biologismus und Nominalismus zu einem runden Rechtsprinzip verband, das wieder an Peter Singer erinnert: noch auf Embryonen bezogen, meinte er im Januar, man dürfe sie ruhig klonen, denn nur wer fähig zur "Selbstachtung" sei, habe überhaupt einen Anspruch auf Menschenwürde. Für die rechten Sekten ist das "Selbst" seit jeher identisch mit "Deutschland". […]
 
Die PDS engagiert sich nicht nur im HVD, ihr Vorstandsmitglied Sylvia Yvonne Kaufmann ließ sich im April 2001 aus Anlaß der Erwähnung des europäischen "religiösen Erbes" in der Präambel der EU-Grundrechte-Charta, an der sie als Europaabgeordnete mitgearbeitet hatte, von Prem zum "Thingplatz" der Deutschen Unitarier im Ostseebad Scharbeutz einladen, nachdem PDS-MdB Ulla Jelpke noch vier Jahre zuvor eine parlamentarische Anfrage zu den rechtsextremen Verbindungen der Sekte gestellt hatte. Mit uns zieht die neue Zeit, heißt es in dem alten Parteilied. Und während die Antifa-Linke in Villa Abajo noch gegen die NPD Putz macht, baut die sozialdarwinistische "Linke" in Villa Arriba längst schon den Biosozialismus auf.
 
(Oktober 2001)
© 2006 by Peter Kratz.   Jede Verwendung der Texte und der Abbildungen unterliegt dem Urheberrecht.


  • Der Begriff "Gegenauslese" ("adverse selection"), der beim IHEU Kongress 1968 verwendet wurde - s.o. im Text von Peter Kratz - wurde ca. 60 Jahre zuvor von Sydney Webb gepraegt (Mitbegruender der Fabian Society, dem fruehen "Think Tank" der britischen Labour Party). Thilo Sarrazin gebraucht im gleichen Sinne das Adjektiv "dysgenisch" ("dysgenische Wirkungen") 
    - Siehe auf diesem Blog
    http://guttmensch.blogspot.com/2011/05/die-iren-und-die-juden-kommen-weitere.html
  • Galton wird von Thilo Sarrazin in "Deutschland schafft sich ab" ausdrücklich positiv gewürdigt.
    Zitat:
    "Francis Galton war der Erste, der sich - aufbauend auf Darwins Theorie zur Entstehung der Arten - mit der Entwicklung und Vererbung der menschlichen Intelligenz befasst hat.

    Er war der Vater der frühen Intelligenzforschung. Diese Forschungen lösten Befürchtungen aus, dass eine unterschiedliche Fruchtbarkeit verschiedener Bevölkerungsgruppen auch dysgenische Wirkungen haben und die natürliche Selektion quasi auf den Kopf stellen könnte. Diesen Befürchtungen lag ein einfacher logische Gedanke zugrunde: Wenn es richtig ist, dass Intelligenz teilweise erblich ist, und wenn es richtig ist, dass Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz eine unterschiedliche Fruchtbarkeit haben, dann hat eine unterschiedliche Fruchtbarkeit Auswirkungen auf das durchschnittliche Intelligenzniveau der betreffenden Bevölkerung."
  •  

34 Kommentare:

  1. Hinweis auf eine Publikation ueber "biopolitischen Diskurs und genozidale Entmenschlichung im Zeitalter der Moderne"

    “Disease Incarnate”: Biopolitical Discourse and Genocidal Dehumanisation in the Age of Modernity
    ROWAN SAVAGE; Article first published online: 25 SEP 2007:

    "Discourse emerging from the biological sciences dehumanised outgroups both literally and metaphorically. This dehumanisation, in combination with the ideal of the homogenous nation-state and the new technologies of population, provided a justification and a motivation for genocide, and a model of implementation. Conceptions of the nature of dehumanisation as a process are examined, with specific reference to the role of language and metaphor, and to concepts of hygiene, purity and contamination. Particular attention is paid to eugenics and Social Darwinism, to the role of physicians in genocide, and to the relationship between medical and military vocabularies. The features of this discourse, its persistence, and its commonality in otherwise widely different genocidal episodes, are exposed through an examination of four twentieth-century genocides (Armenia, Nazi genocide, Cambodia, and the former Yugoslavia)."

    "Eugen Fischer (1874–1967), and Fritz Lenz (1887–1976) ... argued that race “is the ultimate principle of value”."

    (Nach Eugen Fischer und Fritz Lenz war "Rasse das ultimative Wertprinzip"; vgl. auch Wikipedia-Eintrag zu Fritz Lenz)

    Eingestellt von Magga

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  2. Wen aktuelle kritische Diskussionen zu den oben genannten Themen interessieren findet auf unserer Seite eine Auswahl an spannende Texten, die nach CC BY NC SA freigestellt sind - http://www.lifekritik.de/ (siehe Link oben) -.

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  3. Merkzettel

    Beachte Ko-Autorenschaft Burgdörfer und Linden (mit zwei weiteren Autoren)an dem Buch "Grundlagen der Erb- und Rassenpflege", 1936 (s. Abbildung des Lexikon-Textes im Post).

    Herbert Linden ist einer der Hauptverantwortlichen an den Euthanasie-Morden im Rahmen der "Aktion T4" (Selbstmord 1945).
    Friedrich Burgdoerfer gilt als wesentlicher Mit-Begründer der Demografie. Er begruendete auch eine bis heute beibehaltene Tradition der Vermischung von Wissenschaft und Polemik mit einer polemisch aufgeladenen Fachsprache, Beispiel "Bevölkerungsurne").

    (S. Stichworte "Linden", "Burgdörfer" auf diesem Blog.)

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  4. Noch zu "Biopolitik" nach Foucault:
    Biopolitik als Machttechnik

    Aus Wikipedia-Eintrag zu Eugenik (deutsch)

    Der französische Philosoph Michel Foucault betonte den Charakter von Eugenik, Rassenhygiene und Bevölkerungspolitik als neue Machttechnik, die er als Biopolitik bezeichnet.
    Die Anfangsgründe dieser neuen Machttechnik sieht Foucault bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit dem Aufkommen des Bürgertums und dessen intensiver Beschäftigung mit der Sexualität, die zunehmend staatlichen Regelungen unterworfen wird.

    Grundlage waren unter anderem rein biologisch auch nach damaligem Wissensstand völlig unzutreffende Behauptungen. Unter anderem begründete Benedict Augustin Morel 1857, basierend auf vordarwinistischen und religiösen Annahmen, die Mischung verschiedener Rassen würde zu einer Verschlechterung des Erbgutes insgesamt führen und bezeichnete den angeblichen Vorgang als Degeneration.

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  5. Der oben abgebildete Eintrag in einem Brockhaus Lexikon zum Stichwort „Rassenpflege, Rassenhygiene, Eugenik“ ist leider ohne Datumsangabe. Die jüngste in dem Artikel angegebene Quelle ist von 1936 (Burgdörfer, Friese, Böhm, Linden: Grundlagen der Erb- und Rassenpflege); deshalb nehme ich als Erscheinungsjahr der betreffenden Brockhaus-Ausgabe 1937 an.
    Zu den Quellenangaben gehört auch „Fetscher: Grundzüge der Eugenik (2. Aufl. 1929)“.

    Merkzettel: Fetscher, Rockefeller Stiftung, Erbbiologische Kartei
    (vgl. „erbbiologische Bestandsaufnahme“)

    Aus Wikipedia

    Rainer Fetscher (* 26. Oktober1895 in Wien; +8. Mai 1945 in Dresden ) war ein deutscher Mediziner, Erbforscher und Eugeniker. Er ist der Vater des Politologen Iring Fetscher. In Dresden hatte und hat Fetscher den Ruf eines Humanisten und Antifaschisten, was sich u. a. in zahlreichen posthumen Ehrungen niederschlug. In neuerer Zeit ist Fetscher jedoch ... zunehmend kritisch beurteilt worden. ...

    [Nach Beginn eines Medizinstudiums in Wien und Teilnahme am 1. Weltkrieg …] nahm er sein Medizinstudium wieder auf, diesmal an der Universität Tübingen . Dort wurde er Conkneipant und später Alter Herr mit Schleife der Studentenverbindung Landsmannschaft Schottland. ...1922 erhielt er in Stuttgart die Approbation. Einem Angebot des Dresdener Ordinarius für Hygiene, Philalethes Kuhn (1870-1937) folgend, ging Fetscher 1922 als Assistent an die Technische Hochschule Dresden, wo er als Privatdozent bzw. Dozent für Hygiene tätig war. … Von 1926 bis 1932 leitete Fetscher die Eheberatungsstelle in Dresden, welche 1911 als erste Eheberatungsstelle Deutschlands gegründet worden war. 1928 erhielt er eine außerordentliche Professur an der Technischen Hochschule Dresden und erlangte internationalen Ruf durch sozialhygienische und erbbiologische Forschungen. 1936 wurde ihm wegen Konflikten mit dem nationalsozialistischen Regime die Lehrbefugnis an der Technischen Hochschule entzogen. Er stellte seine Forschungsarbeiten ein und gründete eine Privatpraxis. Am 8. Mai 1945 wurde Fetscher auf der Prager Straße in Dresden, als er sich auf dem Weg zur sowjetischen Stadtkommandantur befand, erschossen. Der Täter war Augenzeugen zufolge ein Heckenschütze der SS, jedoch wird verschiedentlich auch die Vermutung geäußert, Fetscher könne von Soldaten der Roten Armee erschossen worden sein. …

    Unstrittig ist, dass Fetscher der Eugenik positiv gegenüberstand. Die von Fetscher in seinen Arbeiten verwendete Terminologie ist die zu seiner Zeit (auch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten) in dieser Disziplin übliche Terminologie, wie sie von Forschern weltweit verwendet wurde. … Einer der Schwerpunkte von Fetschers Arbeit war die Frage, ob und inwieweit eine erbliche Disposition zu kriminellem Verhalten besteht … . Vor diesem Hintergrund begann Fetscher im Jahr 1923, Sexualstraftäter und deren Angehörige statistisch zu erfassen, finanziell unterstützt von der Rockefeller Foundation . Ab 1925 wurde die Finanzierung einer Erbbiologischen Kartei dann vom sächsischen Justizministerium übernommen. ...Über diese Kartei schreibt der Dresdner Arzt Steffen Sachse in seiner Dissertation: „Nach 1933 konnten die faschistischen Machthaber auf diese Kartei als eine Einrichtung zurückgreifen, welche wohl von entscheidender Bedeutung für die systematische Realisierung ihres barbarischen Feldzuges gegen alle Formen ,ererbter Minderwertigkeit˜ war. ...“ ...Es ist nicht geklärt, ob Fetscher die Kartei über das Jahr 1932 hinaus geführt hat. Auch ihr Verbleib ab 1933 ist ungeklärt.

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    1. ... Fetscher selbst schrieb in Bezug auf seine Tätigkeit in der Eheberatung u. a.: „Ich selbst habe bis Ende 1932 65 [Sterilisierungen] zur Durchführung gebracht, [...] ohne dass ein Gerichtsverfahren gegen mich eingeleitet worden wäre. Der Zweck dieses Verhaltens, nämlich nachzuweisen, dass eine Lücke zwischen den Lebensnotwendigkeiten unseres Volkes und der Gesetzeslage klaffe, wurde damit erreicht. Eine der ersten großen Taten der Regierung Adolf Hitlers war der Erlass eines Sterilisierungsgesetzes, das nicht nur die Möglichkeit rassenhygienischer Unfruchtbarmachung schafft, sondern auch gestattet, einen Zwang auszuüben, wo ein solcher nicht entbehrt werden kann“ ...

      Fetschers Name [stand ...] am 11. November 1933 auf der Unterzeichnerliste zum Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staate … im Juni 1934 wurde er als SA-Mann des SA-Sturms 3 der Standarte R 48 in Pirna vereidigt. …

      Im Jahr 1934 eröffnete Fetscher eine eigene Praxis …
      Viktor Klemperer [notierte] in seinen Tagebüchern, wie selbstlos Fetscher weiterhin Patienten jüdischer Abstammung behandelte und dafür nach einer Anzeige bestraft worden war. …

      Insbesondere in den letzten Kriegsjahren war Fetschers Handeln zunehmend gegen die Interessen des Naziregimes ausgerichtet und einem humanistischen Menschenbild verpflichtet. … Lienert/Heidel zufolge gehörte Fetscher gemeinsam mit anderen Antifaschisten einem Kreis an, in dem bereits in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs über die Zukunft Dresdens diskutiert wurde. …

      Seit dem Jahr 1974 wurde von der Stadt Dresden jährlich zum zum Tag des Gesundheitswesens der Dr.-Rainer-Fetscher-Preis vergeben. Der Freundeskreis Rainer Fetscher, bestehend aus Kollegen, Freunden, Patienten und Studenten Fetschers, hielt die Erinnerung an Fetscher mit Artikeln und Gedenkfeiern wach und regte nach der Entfernung des Gedenksteins auf der Prager Straße die neuerliche Errichtung einer Gedenkstele an (1978), die heute auf dem Fetscherplatz zu besichtigen ist. …

      http://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Fetscher

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    2. Fetschers Kartei: “weggenommen”

      Von der Webseite
      http://www.die-stadtapotheken.info/Historie.409.0.html
      “Unsere Apotheke ist nach dem bekannten Wissenschaftler, Forscher, Lehrer und Arzt Prof. Dr. Rainer Fetscher benannt. …
      1928 ernannte man ihn zum Professor. Von dieser Zeit an war er auch der Schularzt von Dresden.
      Er beschäftigte sich mit bakteriologischen und später auch mit sozial- hygienischen Problemen. Er baute eine erbbiologische Kartei auf, die namentlich die Familien der Sexualverbrecher erfassen sollte.
      1933 wurde ihm die Datei weggenommen und die Stelle am Pädagogischen Institut aufgrund der Machtübernahme der NSDAP aufgekündigt. …”

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    3. "↑ die Kartei der Minderwertigen des Fetscher bildete die Datengrundlage für zahlenmäßig umfangreiche Zwangssterilisationen von Menschen, die er als "minderwertig" eingestuft hatte. Die Kartei war mit Unterstützung des Sächsischen Justizministeriums angelegt worden. Siehe Christoph Schneider, Der tiefe Schnitt. Eugenik und Euthanasie im Nationalsozialismus, in: Dschungel. Beilage zur jungle world, Nr. 34, 22. August 2013, S. 19ff., hier S. 21"

      http://de.wikipedia.org/wiki/Rainer_Fetscher

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    4. "Die gesamte europäische Welt ... ist bedroht durch die Farbigenfrage... Es steht uns eine gewaltige Überzahl Farbiger gegenüber... Vollzieht sich ... die technische und staatliche Organisation der Farbigen, dann stehen wir einer erdrückenden Übermacht gegenüber, gegen die wir uns nur behaupten können, wenn wir die letzte biologische Reserve in den Kampf werfen. Europa hat sich selbst schwach gemacht und im Laufe der Jahrzehnte ein Heer von Minderwertigen herangezüchtet, das unsere Schlagkraft lähmt... Schon einmal musste das deutsche Volk Mongolenstürme abwehren und das bedrohte Europa retten..."
      Rainer Fetscher, 1933

      Gefunden auf
      http://www.stern.de/politik/geschichte/rassenhygieniker-rainer-fetscher-die-stadt-dresden-ehrt-einen-rassisten-601042.html

      Rassenhygieniker Rainer Fetscher
      Die Stadt Dresden ehrt einen "Rassisten"
      26. Oktober 2007
      Unter Historikern regt sich Protest gegen Rainer Fetscher. Der Rassenhygieniker sterilisierte 65 Menschen, die er für "minderwertig" hielt. Ein Platz, eine Straße und Schulen tragen seinen Namen. Von Kerstin Schneider

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    5. Auch interessant: Caroline Fetscher, Journalistin beim Berliner "Tagesspiegel", plaedierte dafuer, den "D-Day", also den Tag der Invasion der westlichen Alliierten", als europaeischen Feiertag zu begehen. Caroline Fetscher ist die Tochter von Iring Fetscher und Enkelin des von ihrem Vater "schoen geschriebenen" Eugenikers Rainer Fetscher. Eines von vielen Beispielen der Glorifizierung von Krieg durch den Bezug auf den militaerischen Sieg ueber Nazi-Deutschland im 2. Weltkrieg. Was bis heute weitgehend fehlt, ist eine Auseinandersetzung mit der Ideologie der Eugenik als Wegbereiter der Nazi-Ideologie.

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    6. Einige Jahre bevor Caroline Fetscher die Idee vom D-Day als europaeischem Feiertag verkuendete, war sie in einem Blog, der tatsaechlichen oder angeblichen Anti-Amerikanismus in europaeischen Medien beobachtet, abgewatscht worden: Sie hatte sich darueber ausgelassen, dass es in US Army wohl zu viel “White Trash” geben wuerde. “White Trash” – weisser Abfall - (siehe auch Stichwort “white trash” auf diesem Blog) ist ein in den USA gelaeufiger Begriff aus der Eugenik; gemeint sind vermeintlich minderwertige Angehoerige der an sich fuer hoeherwertig gehaltenen “weissen Rasse”.
      Daraufhin wurde sueffisant darauf verwiesen, dass der angebliche “Abfall” Europa von den Nazis befreit hatte.
      Vielleicht wollte Fetscher ihre damalige Entgleisung damit, dass sie den D-Day nun gleich als europaeischen Feiertag empfahl, (ueber-)kompensieren.
      Wie auch immer, die generationenuebergreifende Hartnaeckigkeit eugenischer Denkmuster und der Mangel an Reflektion darueber sind frappierend.

      http://medienkritik.typepad.com/blog/2006/06/atlantic_review.html

      http://www.tagesspiegel.de/meinung/europaeische-union-europa-braucht-einen-gesetzlichen-feiertag/9158418.html

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  9. Biokratie

    "National socialist Germany appoached a biocracy, that is, a government where biomedical ideals and biomedical professionals where central for the regime in both word and deed."

    Sheila Faith Weiss, The Nazi Symbiosis: Human Genetics and Politics in the Third Reich, University of Chicago Press, 2010

    http://books.google.com/books?id=ppLosZ_pcVEC&pg=PA365&lpg=PA365&dq=%22eugenicist+hails+nazi+racial+policy%22&source=bl&ots=5asc_WiD0b&sig=YOcz_Ph7ovJUAaT_OLwXrz_VUhc&hl=de&sa=X&ei=S2MHUsiYMoiChQfvoIDoBQ&ved=0CCUQ6AEwAA#v=onepage&q=dahlem&f=false

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  11. Was It Immoral for "Expelled" to Connect Darwinism and Nazi Racism?
    By: Richard Weikart
    Discovery Institute
    May 2, 2008

    Arthur Caplan recently blasted the movie "Expelled" as immoral, ridiculously calling the Jewish celebrity Ben Stein a Holocaust denier. Scientific American called "Expelled" shameful. Why such ire? Stein in his movie had the temerity to suggest that there was a historical connection between Darwinism and Nazi atrocities. Stein did not state — as some of his detractors claim — that Darwinism leads inevitably to the Holocaust. …
    It is remarkable that a scholar of Caplan's stature should be unaware that for the Nazis racism and Darwinism were intertwined.
    The relationship between Charles Darwin and racism has been hotly contested by scholars. Some deny that he was a racist, but many acknowledge it freely. Historian Janet Browne (Harvard University), in her two-volume biography of Darwin, states that Darwin's "naturalism explicitly cast the notion of race into evolutionary and biological terms, reinforcing contemporary ideas of a racial hierarchy that replicated the ranking of animals." Adrian Desmond and James Moore are even more explicit: "'Social Darwinism' is often taken to be something extraneous, an ugly concretion added to the pure Darwinian corpus after the event, tarnishing Darwin's image. But his notebooks make plain that competition, free trade, imperialism, racial extermination, and sexual inequality were written into the equation from the start—'Darwinism' was always intended to explain human society."
    Whether one considers Darwin a racist or not, he certainly believed that human races were engaging in a struggle for existence. He stated in The Descent of Man: "At some future period, not very distant as measured by centuries, the civilised races of man will almost certainly exterminate and replace throughout the world the savage races." ...

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    1. ctd.

      "German Darwinists, taking their cue from Ernst Haeckel, were even more racist than Darwin. To make human evolution seem more plausible, Haeckel claimed that the lowest human races were closer to apes than to higher human races. Some German anthropologists even argued that different human races had evolved from different simian species.
      By the time Hitler imbibed racism in early twentieth-century Austria and Germany, most racial thinkers were thoroughly Darwinian in their interpretation of racism. Lower races had supposedly not evolved as far from the apes as the higher races had.
      The Darwinian underpinnings of Nazi racial ideology are patently obvious. Hitler's chapter on "Nation and Race" in Mein Kampf discusses the racial struggle for existence in clear Darwinian terms. Hitler stated therein, "The stronger must dominate and not blend with the weaker, thus sacrificing his own greatness. Only the born weakling can view this as cruel, but he after all is only a weak and limited man; for if this law did not prevail, any conceivable higher evolution [Entwicklung] of organic living beings would be unthinkable."
      Hitler often spoke about the inevitability and even beneficence of the struggle for existence. In 1942 — after the Holocaust was in full swing and the full significance of this deathly philosophy was more evident — he stated, "We are all beings of nature, which — inasmuch as we can see it — only know one harsh law, the law that gives the right of life to the stronger and takes the life of the weaker. We humans cannot exempt ourselves from this law. . . . On this earth we observe the unswerving struggle of living organisms with each other. One animal lives, in that it kills the other." ... "

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    2. ctd.

      "Nazi racial propaganda often overtly linked racism with Darwinian themes. For instance, an SS pamphlet, Rassenpolitik (Racial Policy) that was approved by both Hitler and Himmler, stated, "The preservation and propagation, the evolution and elevating of life occurs through the struggle for existence, to which every plant, every animal, every species and every genus is subjected. Even humans and the human races are subject to this struggle; it decides their value and their right to exist." Another Nazi propaganda pamphlet that Hitler personally approved, Wofür kämpfen wir? (Why Are We Fighting?), stated, "Our racial idea is only the 'expression of a worldview' that recognizes in the higher evolution of humans a divine command."
      Many historians have discussed the Darwinian elements in Nazism. One of the leading historians of Nazi Germany, Richard J. Evans (Cambridge University), for instance, states in an essay on social Darwinism in Germany, "Hitler took up this rhetoric [of social Darwinism] and used his own version of the language of social Darwinism as a central element in the discursive practice of extermination." He makes a similar point in the first two volumes of his three-volume work on Nazi Germany.
      Christopher Hutton in his recent book, Race and the Third Reich, closes the book with the following words: "All the key elements of this [Nazi] world-view had been constructed and repeatedly reaffirmed by linguists, racial anthropologists, evolutionary scientists and geneticists. Ludwig Plate [a biologist] observed that 'progress in evolution goes forward over millions of dead bodies' (Plate 1932:vii). For Nazism, survival in evolution required the genocide of the Jews."
      Historians may differ over how to draw the intellectual connections between Darwinism and Nazism, but denying such connections is absurd."

      Richard Weikart is history professor at California State Univ., Stanislaus, and author of From Darwin to Hitler: Evolutionary Ethics, Eugenics, and Racism in Germany.

      http://www.discovery.org/a/5069

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  12. "Mänskliga rättigheter istället för rashygien" - so uebersetzt Google "Menschenrechte statt Eugenik" ins Schwedische. "Eugenik" wird also vom Uebersetzungsprogramm direkt mit "rashygien", also "Rassenhygiene" uebersetzt. - Ein weiterer Beleg dafuer, dass "Eugenik" und "Rassenhygiene" (im Englischen "racial hygiene") tatsaechlich Synonyme sind.

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  13. "Im französischen Lexikon „Petit Robert“ steht: „Eugenik - Wissenschaft zur Erforschung und Anwendung von Methoden, die ermöglichen, die Gattungsmerkmale der Volksgruppen zu verbessern. Sie stützt sich dabei auf das erworbene Wissen über die Erbanlagen. Siehe auch Genetik. Eugenik befürwortet die Sterilisierung von Degenerierten. Ungefähr 1870 begründete Francis Galton, ein Cousin von Darwin, die wissenschaftliche Eugenik, die ihm zufolge zwei Ziele hat: die Vermehrung von Unfähigen einzuschränken... und die Rasse zu verbessern. (J. Rostand)."

    http://www.forumcivique.org/de/artikel/eugenik-eine-alte-%C3%BCberholte-geschichte-1-teil

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    1. "Ich greife einige Zitate eminenter Wissenschaftler auf, um die Stimmung der damaligen Epoche mit ihrem herrschenden Wahnsinn, der die verschiedenen politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Milieus umgab, ansatzweise zu vermitteln. Zuerst Charles Richet, Nobelpreisträger für Physiologie und Medizin: „Vor allem muss jedes Vermischen höher entwickelter menschlicher Rassen mit weniger entwickelten Menschenrassen vermieden werden (…). Ich verstehe nicht, durch welchen Irrtum man einen Neger einem Weißen angleichen will“. Und auch: „Wir erschaffen eine wirkliche Aristokratie unter den Völkern, die auf der Erde leben: die Rasse der Weißen, die rein und frei ist von den abscheulichen ethnischen Elementen, die von Afrika und Asien zu uns eindringen.“ "

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    2. "Der Begriff der Eugenik verschwand, so dass Wissenschaftler, Historiker und Politiker jegliche Anspielung darauf in der Allgemeinen Menschenrechtserklärung von 1948 vergaßen. Der Grund dafür ist einfach: Mehr oder weniger alle damaligen Größen der Genetik wären auf der Anklagebank gesessen, wie z.B. Julian Huxley, erster Generaldirektor der UNESCO (1946). In seinem Buch „Essay eines Biologen“ deklariert er: „Wenn die Eugenik allgemein praktiziert ist, wird ihr Einwirken (…) zuerst gänzlich der Anhebung des Mittelmaßes gewidmet sein. Das Verhältnis der guten und der schlechten Abstammung soll verändert werden und dabei möglichst die untersten Schichten in einer genetisch gemischten Bevölkerung vernichten.“ 23
      Ich biete ihnen noch eine letzte Kostprobe von Francis Crick, dem Nobelpreisträger von 1962 für seine gemeinsame Entdeckung, das DNA mit J.Watson: „Kein einziges neugeborenes Kind dürfte als Mensch gelten, bevor nicht seine genetische Ausstattung in einer Testreihe geprüft wurde (...). Wenn es diese Prüfung nicht besteht, verliert es sein Recht auf Leben.“ Kein Kommentar!
      Das industrielle System benötigt für seinen Fortgang Theorien, die es untermauern und seine Weltanschauung objektiveren. Ihre Rolle ist es, die von ihm hervorgerufene empirische Entfremdung wissenschaftlich zu erklären.
      Für alle soll nur noch das gleiche Ziel erstrebenswert sein. Die Ideologie der Wissenschaft gibt vor, nur den Bedürfnissen des Wissens zu dienen und neutral zu sein. In Wirklichkeit ist die private, wie auch die öffentliche (staatliche) Forschung ein Rad im sozialen und wirtschaftlichen Getriebe; unabhängig handeln die Betroffenen allenfalls von ihrem Gewissen. "

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  14. Euthanasie - Wie aus sozialdarwinistischen und eugenischen Thesen eine Maßnahme nationalsozialistischer Sozialpolitik hervorging
    Florian Sander
    Universtät Bielefeld
    Hausarbeit, 2007
    Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte

    http://www.grin.com/profile/197551/florian-sander

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    1. Florian Sander

      2.2 Die Maßnahmen
      2.2.1 Kinder-Euthanasie

      Die Euthanasie im Dritten Reich nahm 1938 ihren Anfang, als ein Ehepaar bei der Reichskanzlei um die Tötung ihres behinderten Kindes bat, was bewilligt wurde. Von Hitler ging die Anweisung aus, Gesuchen dieser Art künftig immer nachzukommen.

      Aus der bisher bloßen Möglichkeit zur Euthanasie wurde Zwang, als 1939 das Reichsinnenministerium in einem Erlass alle Ärzte und Hebammen verpflichtete, „alle „mißgestalteten und idiotischen“ Kinder an die zuständigen Gesundheitsämter zu melden“ (Drechsel 1993: 31). Die Meldungen wurden weitergeleitet an den Reichskommissar für das Gesundheits- und Sanitätswesen, Karl Brandt, welcher mit den Euthanasie-Maßnahmen beauftragt worden war. Die betreffenden Kinder wurden von seiner Stelle in „Kinderfachabteilungen“ eingewiesen, die man in Anstalten, Universitätskliniken und Kinderkrankenhäusern eingerichtet hatte. Dort wurden die Kinder – nicht selten nach Verwendung für „klinische Versuche, diagnostische Experimente und anatomische Forschungen“ (ebd.: 32) – schließlich durch Verhungern oder Verabreichung einer Überdosis Schlafmittel getötet. Die Eltern der Kinder wurden, sofern es möglich war, über die wahren Absi]chten hinter der Verlegung in die „Kinderfachabteilungen“ nicht informiert. Gleichzeitig war es auch ein Risiko für die Eltern, der Verlegung nicht zuzustimmen, da ihnen der Entzug des Sorgerechts und andere Sanktionen angedroht wurden: „Darüber hinaus bestand für die Familie die Gefahr, in den Sippenakten und erbbiologischen Karteien als „erbkrank“ eingestuft zu werden“ (ebd.: 32), was ebenfalls gravierende Folgen gehabt hätte.

      Die Kinder-Euthanasie wurde nach 1941 auf einen noch größeren Kreis ausgedehnt, der auch „schwer erziehbare“ Kinder und Jugendliche und jüdische Kinder umfasste. Man geht von ca. 5000 bis 8000 Kindern aus, die durch die Kindereuthanasie-Maßnahmen den Tod fanden.

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  15. Über die Rolle von Alfred Ploetz bei der Einführung der "Rassenhygiene" in Deutschland s. auch
    Medizin im Dienst der "Erbgesundheit": Beiträge zur Geschichte der Eugenik ...
    By Stefanie Westermann

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    1. Sozialanthropologie: Prämissen, Fakten, Probleme - Page 74
      https://books.google.de/books?id... - Translate this page

      Gerhard Straass - 1976 - ‎Snippet view
      Von Alfred Ploetz wurde im Jahre 1935 berichtet, daß er „für sich das Verdienst in Anspruch nehmen kann, als erster (bereits im Jahre 1907) eine planmäßige Zusammenfassung Nordischgesinnter nicht nur angeregt, sondern auch ...

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    2. Intellektuelle in Der Weimarer Republik - Page 337
      https://books.google.de/books?id...

      Wolfgang Bialas, ‎Georg G. Iggers - 1997

      In dieses rassenhygienisches Beziehungsnetz um Alfred Ploetz wurde nun von Verschuer durch Fritz Lenz eingeführt: "Er [Lenz, d. V.] nahm mich gastlich bei sonntäglichen Besuchen in sein Haus in Herschering auf, wobei ich auch Alfred ...

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  16. Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene

    1905 von Ploetz gegründete Vereinigung, Sitz Berlin. Die Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene hatte sich der Verbreitung der Rassenreinheitslehre verschrieben, die allein dem Verfall des deutschen Volkes vorbeugen könne. Sie übertrug dabei Erkenntnisse aus der Tier- und Pflanzenzucht auf die menschliche Gesellschaft ("Gesellschaftsbiologie") und wurde damit zum Wegbereiter des nationalsozialistischen Rassismus ( Sozialdarwinismus). Mit Kriegsende 1945 erloschen.

    http://www.lexikon-drittes-reich.de/Deutsche_Gesellschaft_f%C3%BCr_Rassenhygiene

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    1. Gesellschaft für Rassenhygiene

      Die Gesellschaft für Rassenhygiene wurde am 22. Juni 1905 von dem Mediziner und Privatgelehrten Alfred Ploetz (1860–1940) in Berlin gegründet. Die Gesellschaft wollte die „Rassenhygiene“ als Wissenschaft begründen und trug zu ihrer Etablierung in Deutschland bei.

      Am Ende des Jahres der Gründung der Gesellschaft waren 31 Mitglieder registriert. Neben Alfred Ploetz, der Psychiater und Schwager von Ploetz Ernst Rüdin, Ploetz' Jugendfreund Gerhart Hauptmann, der Schriftsteller Wilhelm Bölsche, der Hygieniker Max von Gruber, der Arzt Wilhelm Schallmayer, die Ärztin Agnes Bluhm, der Ethnologe Richard Thurnwald, der Forschungsreisende Wilhelm Filchner, der Jurist Anastasius Nordenholz, der Zoologe Ludwig Plate, der Botaniker Erwin Baur,[1], der Arzt Wilhelm Weinberg, der Hygieniker Ignaz Kaup und der sozialdemokratische Sozialhygieniker Alfred Grotjahn. Nach Berlin gründeten sich weitere Ortsgruppen in München, Freiburg und Stuttgart. Ehrenmitglieder wurden der Zoologe Ernst Haeckel, der Genetiker August Weismann und der Gynäkologe Alfred Hegar.

      Ploetz bezeichnete die Gesellschaft 1909 als Gemeinschaft Gleichstrebender von hervorragender sittlicher, intellektueller und körperlicher Tüchtigkeit, deren Lebensführung selbst die Grundzüge der neuen Wissenschaft zu verwirklichen helfen soll. Aus den durch Selbstuntersuchungen erlangten Daten sollten diese Wissenschaftler durch die Sammlung von biologisch und rassenhygienisch wichtigen, normalen und krankhaften, körperlichen und geistigen Eigenschaften einen Grundstock von wissenschaftlichem Material schaffen, aus dem später Gesetze und Regeln gefolgert und praktische Maßnahmen und Empfehlungen abgeleitet werden können.

      Die Gesellschaft stand "positiven" Züchtungsutopien, wie sie vor allem von Willibald Hentschel propagiert wurden, ablehnend gegenüber.

      Durch die nationalsozialistische Rassenhygiene und durch Beratung zu rassenpolitischen Maßnahmen nahm sie in späteren Jahren Einfluss auf wichtige Gesetzesvorhaben, wie das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses, mit dem das NS-Regime als Euthanasie getarnte Massenmorde an Kranken und Behinderten, Zwangssterilisierungen u. ä. rechtfertigte.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_f%C3%BCr_Rassenhygiene

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    2. Dr. Alfred Ploetz, the same man who had assisted Schallmeyer with his prize essay, in 1905 founded the "Gesellschaft für Rassenhygiene" [Society for Racial Hygiene] in Germany. Later it changed its name to "Gesellschaft für Rassenhygiene (Eugenik)", which means the Society for Racial Hygiene (Eugenics). This change of name took place after Galton's announcement that racial hygiene and eugenics were in fact synonymous terms. These terms used in the German language were not only interchangeable, but racial hygiene was taken to be the German translation of eugenics. As racial hygiene was closely connected with political anthropology - a pseudo-science developed by Gobineau - eugenics was used as the scientific basis upon which racialist and political ideas, especially those of the Nazis, were based. ...

      Psychiatrists Dr. Benedict Morel, Wilhelm Griesinger, Emil Kraepelin and Henry Maudsley in the 19th century had stressed the hereditary, biological and organic causes of mental illnesses. Their "scientific" principles had considerable influence on psychiatry and are found echoed throughout the psychiatric texts of the nineteenth century. ...

      These extreme views were not, however, limited to German Psychiatrists and Racial Hygienists. In the following examples an Englishman and Swiss Frenchman are representative of this type of thinking in other nations.

      The English eugenicist Karl Pearson, first Professor for Eugenics at London University, published his thoughts at the turn of the century:
      "This dependence of progress on the survival of the fitter race, terribly black as it may seem to some of you, gives the struggle for existence its redeeming features; it is the fiery crucible out of which comes the finer metal. [When wars cease] mankind will no longer progress [for] there will be nothing to check the fertility of inferior stock; the relentless law of heredity will not be controlled and guided by natural selection."

      and also
      "History shows me one way and one way only, in which a high state of civilisation has been produced, namely the struggle of race with race, and the survival of the physically and mentally fitter race. If men want to know whether the lower races of man can evolve a higher type, I fear the only course is to leave them to fight it out among themselves."

      http://www.toolan.com/hitler/survive.html

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    3. I Tyskland och England tar de nya idéerna form om hur man ska skilja agnarna från vetet och ”förädla” människan. I centrum står personer som Alfred Ploetz och Francis Galton. Under tidigt nittonhundratal får eugeniken också ett starkt genomslag i USA.

      Tyskland
      ”Rasbiologin” (som är ett tyskt ord) växer fram genom att små grupper av vetenskapsmän och opinionsbildare knyter kontakter med andra likasinnade. Så gick det till i Tyskland där namn som Alfred Ploetz, Fritz Lenz och Hans F.K. Günther 1905 samlades kring föreningen "Deutsche Gesellschaft für Rassenhygiene". De gav också impulser till Svenska sällskapet för rashygien (1909).
      Den tyska rasbiologiska rörelsen går rakt upp i den nazistiska statens utrotningsprogram. Samma personer som föreläst vid olika rasbiologiska möten i USA – och Sverige – återfinns senare inom ramen för det så kallade T4-programmet som före och under andra världskriget mördade cirka 275 000-300 000 mentalsjuka och utvecklingsstörda. Efter kriget får personer som Fritz Lenz och Hans Günther ändå fortsätta sina vetenskapliga karriärer.
      Tyskland är ett extremfall. Det var här rasbiologin tillämpades som en del av en diktatorisk statsideologi. Just utvecklingen i Tyskland gjorde att stödet för rasbiologin som ”vetenskap” minskade i länder som USA och Sverige.

      England
      Rasbiologin hade under sitt andra namn ”eugenik” först uppstått i England. Efter Francis Galtons död 1911 är det Karl Pearson som blir centralgestalten. Den största eugenikkonferensen hålls just i London 1921. Men detta till trots får England aldrig några steriliseringslagar, och eugeniken utsätts för hård kritik av intellektuella och politiker som anser att det rör sig om en sorts ”klasskrig” uppifrån – bland dem den katolske författaren G.K. Chesterton.

      USA
      I USA kretsar mycket av rasbiologin kring forskningsinstitutet Cold Spring Harbor och dess ledande gestalt Charles Davenport och hans medarbetare Harry Laughlin, som arbetade hårt för att införa och skärpa steriliseringslagar i de olika delstaterna. Det var i USA som de första steriliseringslagarna stiftades. ”Fallet Carrie Buck” gick 1927 ända upp till Högsta Domstolen och blev avgörande. Efter det var det fritt fram för sterilisering av så kallade sinnesslöa i USA. Fram till 1970-talet räknar man med att minst 60 000 människor tvångssteriliserades, de flesta i Kalifornien. Men i USA växte också fram en stark kritik av eugenikens idéer.

      http://www.levandehistoria.se/fordjupning-rasbiologi/kapitel-2-rasbiologin-tar-form

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  17. Sozialdarwinismus   >> hier Navigation einschalten <<



    „Der Darwinismus ist alles andere eher als sozialistisch. Will man dieser englischen Theorie eine bestimmte Tendenz beimessen, so kann diese Tendenz nur eine aristokratische sein, durchaus keine demokratische und am wenigsten eine sozialistische. (…) Der grausame und schonungslose ‚Kampf ums Dasein‘, der überall in der lebendigen Natur wüte und naturgemäß wüten muß, diese unaufhörliche und unerbittliche Konkurrenz alles Lebendigen ist eine unleugbare Tatsache; nur die auserlesene Minderzahl der bevorzugten Tüchtigen ist imstande, diese Konkurrenz glücklich zu bestehen, während die große Mehrzahl der Konkurrenten notwendig elend verderben muß. Man kann diese Tatsache tief beklagen, aber man kann sie weder wegleugnen noch ändern. Alle sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt.“ (Ernst Haeckel 1878, S. 73)

    http://kulturkritik.net/begriffe/begr_txt.php?lex=sozialdarwinismus

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  18. [Fritz] Lenz wurde hinsichtlich seines Verhaltens im Nationalsozialismus zugutegehalten, dass er sich „nicht offen politisch geäußert hätte“. Lenz sagte auf Nachfragen, dass ihm das Schicksal der ermordeten Juden sehr leid tue. Die Möglichkeit einer Höherselektierung der menschlichen Rassen hielt er dessen ungeachtet auch nach 1945 für wissenschaftlich erwiesen. So schrieb er 1951 an Hans Nachtsheim: „Ich habe Sympathie auch für die Schimpansen und Gorillas, und es tut mir sehr leid, daß sie dem Aussterben entgegensehen wie so viele andere Tierarten und auch sogenannte Naturvölker. Mir ist auch das Schicksal, das Millionen von Juden betroffen hat, sehr schmerzlich; aber das alles darf uns doch nicht bestimmen, biologische Fragen anders als rein sachlich zu betrachten“.[2]

    Ab 1946 war Lenz außerordentlicher, ab 1952 ordentlicher Professor für „Menschliche Erblehre“ in Göttingen. ...

    https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Lenz

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