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Mittwoch, 14. Dezember 2011

Anbiederungen


In diesem Post stelle ich Beispiele für Anbiederungen aus der "Mitte der Gesellschaft" an Rhetorik rechtsextremer Gruppierungen und Netzwerke zusammen.Ich fange mit solchen an, die auf diesem Blog schon an verschiedenen Stellen "aufgelaufen" sind, ohne dass ich gezielt danach gesucht hätte, und ergänze dann nach und nach.



"Kopftuchschlampe"

Dieses Hasswort verbreitete sich seit 2008, im Internet gestreut über NPD-nahe Foren und über die "islamkritische" Bloggerszene.
Thilo Sarrazin prägte und popularisierte 2009 eine "Soft"-Version, "Kopftuchmädchen".


"Kulturbereicherer"

Hasswort zur Bezeichung von Immigranten und ihren Nachkommen; vor allem (aber nicht nur) für solche aus Ländern mit islamischer Bevoelkerungsmehrheit und generell aus Ländern in Afrika. Die in den letzten Jahren aus rechtsradikalen Kreisen in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungene ironische Bezeichnung "Kulturbereicherer" ersetzt den Begriff "Kulturzerstörer", der als Nazi-Terminologie (aus einem Hitler-Zitat) sofort erkennbar ist und somit den Verfassungsschutz auf den Plan rufen könnte.
Anspielung an dieses Wort bei Thilo Sarrazin z.B. in seinem Alptraum-Szenario : "Seit Herbst 2017 führte Angela Merkel eine schwarz-grüne Bundesregierung. ... (I)n der Koalitionsvereinbarung ... wurde bekräftigt, dass die Bundesrepublik ein Einwanderungsland sei; der wachsene Einfluss fremder Kulturen sei für das Land eine Bereicherung."
("Deutschland schafft sich ab", 1. Auflage (2010), Seite 397


"Dhimmi"

Hasswort zur Bezeichnung von Personen, die dafür eintreten, dass Menschenrechte und -pflichten gleichermaßen für alle Menschen unabhängig von Herkunft, Religion usw., also auch für Muslime, gelten sollen. Der Begriff ist eine weitere Zuspitzung der weitgehend synonym verwendeten Begriffe "Liberals", "Gutmenschen", "Multikulturalisten" und "Kulturmarxisten". Er bringt noch schärfer die Unterstellung zum Ausdruck, dass die so bezeichneten Personen Knechte einer muslimischen Weltverschwörung seien, die sich Unterwanderung westlicher Kulturen und Übernahme der Weltherrschaft zum Ziel gesetzt hätte. In dieser Hinsicht ist er mit der Beschimpfung "Judenknecht" aus der Nazi-Zeit vergleichbar (bei Hitler-Mentor Dietrich Eckart auch "Judentzer"). Wird vorgeblich historisch abgeleitet aus einer Bezeichnung für Nicht-Muslime, die sich damit zufrieden gaben, gegen hohe Abgaben unter muslimischer Herrschaft als Schutzbefohlene mit eingeschränkten Rechten zu leben (... als hätten einzig und allein muslimische Herrscher jemals in der Geschichte Bürger anderen Glaubens als "Bürger zweiter Klasse" behandelt). *
Anspielung an das von der "islamkritischen" Bloggerszene verbreitete Hasswort "Dhimmi" bei Thilo Sarrazin: "Und mit der Tradition von Toleranz war es selbst im viel gerühmten maurischen Andalusien nicht weit her: Die muslimischen Herrscher duldeten zwar die jüdische und christliche Minderheit, deren Mitglieder waren aber Bürger zweiter Klasse, sogenannte Schutzbefohlene, denen Religionsfreieheit gewährt wurde, wofür sie hohe Kopfsteuern zu entrichten hatten."
("Deutschland schafft sich ab", 1. Auflage (2010), Seite 273)
Sarrazin bekam denn auch von den Betreibern von "PI", der Webseite mit der "Genabfall"-Rhetorik, den "Anti-Dhimmi Preis des Jahres 2010" zugesprochen. Davon, dass er sich von dieser zweifelhaften Auszeichnung distanziert hätte, ist nichts bekannt. Er lässt es auch zu, dass die Hassfabrik PI T-Shirts mit Aufschriften wie "Danke Thilo" vertreibt.

*... als hätten einzig und allein muslimische Herrscher jemals in der Geschichte Bürger anderen Glaubens als "Bürger zweiter Klasse" behandelt. Siehe zum Beispiel Isabella von Kastilien. - Auszug aus
http://ultimateheroswelt.blog.de/2007/11/28/26_november_1504_isabella_i_von_kastilie~3366716/
 "Das große Jahr Isabellas wird 1492: Am 2. Januar zieht sie mit Ferdinand in Granada ein. Die letzte muslimische Stadt auf spanischem Boden ist gefallen, die Reconquista (Rückeroberung) abgeschlossen. In den folgenden Jahren müssen sich alle Muslime und Juden taufen lassen oder das Land verlassen. Am 12. Oktober betritt Christopher Columbus den Boden eines unbekannten Erdteils. Die Conquista (Eroberung) Amerikas beginnt - durch einen Admiral in Diensten von Isabella. Die Inquisition wird zu einem staatlichen Sicherheitsdienst ausgebaut. Er terrorisiert vor allem die zwangsgetauften Juden und Muslime. Durch Ausweisungen verliert Spanien hunderttausende qualifizierte Arbeitskräfte. Zensur und Inquisition schaffen ein Klima von Intoleranz und Konformismus. Historiker sehen in ihrer Politik den Grundstein für den wirtschaftlichen Niedergang Spaniens in der Neuzeit gelegt. Als Isabella am 26. November 1504 stirbt, ist ihr Land auf dem Weg zu einem Weltreich. Isabella wird später zur Heldin der spanischen Faschisten. Unter dem Diktator Franco stellt Spanien 1953 einen Antrag an den Vatikan, die Königin heilig sprechen zu lassen. Schließlich hatte der spanische Papst Alexander VI. ihr zu Lebzeiten den Ehrentitel "Die Katholische" verliehen. Doch der Heiligsprechungs-Prozess wird 1972 eingestellt. Im März 2002 erneuert die katholische Bischofskonferenz Spaniens den Antrag an Rom."


“Kulturmarxismus”

Am Bekenner-Pamphlet des Norwegen-Attentäters Anders Behring Breivik lässt sich nachvollziehen , dass ein Teil der Hasser von “Gutmenschen” (im englischsprachigen Text des Breivik-Pamphlets “Liberals”) diesen nicht “nur” Naivität, sondern feindliche Verschwörung unterstellt. Das Ziel der “Liberals” sei es, durch Import von Muslimen das Abendland in den kulturellen Selbstmord zu treiben. Breivik nannte das, in Anlehnung an Verschwörungstheorien, die u.a. von Peder Jensen alias “Fjordman” verbreitet wurden, Kulturmarxismus (s. Stichwort “Kulturmarxismus” auf diesem Blog). Die gleiche Idee wird mit dem Schlagwort "Eurabia" transportiert: Die dem Volk entfremdeten Eliten Europas und die in den Medien an den Schalthebeln sitzenden Linksintellektuellen würden die Arabisierung/ Islamisierung Europas betreiben.
Anklang an diese Verschwörungstheorien bei Thilo Sarrazin:
“Ein Teil der Intellektuellen und der liberalen Presse scheint sogar eine klammheimliche Freude zu empfinden, dass muslimische Einwanderung die deutsche Gesellschaft untergräbt.” ("Deutschland schafft sich ab", 2010)



"Charakterliche Überfremdung"

Hitlers Mentor Dietrich Eckart wird auf Metapedia, einem rechtsextremen Gegenentwurf zu Wikipedia, als Kronzeuge für die Warnung vor „charakterlicher Überfremdung“ angeführt.
http://guttmensch.blogspot.com/2011/12/hate-speech-hassrede.html
Sarrazin schreibt von genetischen Unterschieden bei „mentalen Dispositionen“, die durch eine Wechselwirkung kultureller Entwicklung und natürlicher Selektion bedingt sei:
Die jeweils unterschiedliche kulturelle und zivilisatorische Entwicklung [...] bringt auch unterschiedliche genetische Ausprägungen hervor. Hier wirken kulturelle Entwicklung und natürliche Selektion aufeinander ein. [...] Grundsätzlich gilt das auch für körperliche Fähigkeiten, mentale Dispositionen und intellektuelle Eigenschaften.“ (DSSA)
Pompös und pseudo-wissenschaftlich ausgedrückt, aber die Aussage ist dieselbe: Menschen aus Kulturkreisen, die nicht zu uns passen, haben auch genetisch bedingt einen anderen Charakter als wir. Deshalb kann es für sie von vornherein keine Integration geben. Von ihnen kann nur "charakterliche Überfremdung" ausgehen.



"Rassenseele"
 
"Drittes Reich - Bezeichnung für die Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland von 1933 bis 1945. Geprägt wurde der Begriff von dem konservativen Schriftsteller Arthur Moeller van den Bruck. Er sagte in seinem 1923 erschienenen Werk "Das Dritte Reich" nach dem Heiligen Römischen Reich und dem Deutschen Kaiserreich ein drittes Reich vorher, das "aus dem Geist der Rassenseele" hervorgehen würde. "
http://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/radiowissen/geschichte/muenchen-hauptstadt-bewegung-glossar-100.html
Nach dem Zusammenbruch 1945 hielt sich bei vielen Steigbügelhaltern
der NS Herrschaft (und bei Nachkommen, die sich von deren Einflüssen nicht lösen konnten?) eine Sehnsucht nach dem “wahren” Dritten Reich, das von Hitler und Konsorten nur pervertiert worden sei.
Moeller van den Bruck war ein Idol von Paul Fechter, der sich in Nachkriegs-Deutschland als ein Vertreter des "inneren Widerstands" verkaufen konnte und journalistisch/ literarisch einigen Einfluss hatte. Fechter war auch ein Mentor von Thilo Sarrazins Vater Hans-Christian Sarrazin.
Thilo Sarrrazins Theorien kreisen nicht “nur” um Intelligenzquotienten, sondern viel weiter gehend um "mentale Disposition", "bösartiges und gutes Temperament" und (für ihn ausdrücklich wichtiger als “objektive Faktoren”) "Mentalität" von Volksgruppen und Völkern.
Es gibt ein Wort, das dies zusammenfasst: “Rassenseele”.

Zu der Einflusskette Moeller van den Bruck / Paul Fechter / Hans-Christian Sarrazin – Thilo Sarrazin siehe
http://guttmensch.blogspot.com/2012/03/mehr-zum-thema-nostalgie.html
Metapedia, das Wikipedia von Rechtsextremisten für Rechtsextremisten (in englischer und deutscher Version und in 15 weiteren Sprachen), erweist sich als ergiebige Quelle zu den Stichworten “Rassenseele”, “Rassenseelenkunde”und “Race Psychology”.
U.a. Hinweise auf Ludwig Clauss, 1926, 1932 und 1936:
Ludwig Clauss, Rasse und Seele. Eine Einführung in die Gegenwart (München: J.F. Lehmann, 1926).
Ludwig F. Clauss. Rasse und Charakter – das lebendige Antlitz. (Frankfurt am  Main: M. Diesterweg, 1936).
http://en.metapedia.org/wiki/Race_Psychology
Ludwig Clauss: Die nordische Seele. Eine Einführung in die Rassenseelenkunde. J.F. Lehmann, München 1932 (mit Link zu PDF-Datei)
http://de.metapedia.org/wiki/Nordische_Rasse


Über die Rolle von Egon von Eickstedt, Rudolf Hippius und der Reinhard-Heydrich-Stiftung in Prag bei der Etablierung der “Rassenseelenkunde” als “Wissenschaft” siehe z.B.:

Egbert Klautke, University College London, School of Slavonic and East
European Studies: German “Race Psychology” and its Implementation in Central Europe: Egon von Eickstedt and Rudolf Hippius. (Keine Datumsangabe gefunden; um 2000)
http://eprints.ucl.ac.uk/12974/1/12974.pdf
_________


Stichwort Heydrich:

Ergänzung 14.09.2013
 Heydrich
Reinhard Heydrich, Präsident von Interpol 1940-1942
Bild: Von der Interpol-Webseite, Liste der ehemaligen Pr
ä
sidenten der Organisation
http://www.interpol.int/About-INTERPOL/Structure-and-governance/President

(Siehe auch Stichworte Heydrich und Dickopf auf diesem Blog; z.B. Kommentare zu
http://guttmensch.blogspot.com/2013/02/stoff-aus-den-fuehrerschulen.html)




 

 

18 Kommentare:

  1. Noch zu "charakterliche Ueberfremdung":

    "Außer speziellen Neigungen und Gewohnheiten werden sicher auch allgemeine Intelligenz, Mut, bösartiges und gutes Temperament usw. vererbt."
    Thilo Sarrazin, DSSA

    Hier wird noch deutlicher, was mit "mentaler Disposition" (s.o.) gemeint ist:
    Vererbung entscheidet laut Sarrazin auch ueber Gut- oder Boesartigkeit, wobei "kulturelle Entwicklung und natuerliche Selektion" aufeinander einwirken.
    Mit anderen Worten: Manche "ethnischen Gruppen" haben genetisch bedingt einen guten, andere einen boesartigen Charakter.

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    1. ... das meinten einige amerikanische Eugeniker in den 1940er Jahren auch, nur verorteten sie den genetisch verankerten boesartigen Charakter bei den Deutschen. (Mit entsprechenden Vorschlaegen hervorgetreten war insbesondere der Harvard-Professor Earnest Hooton; s. Stichwort "Hooton" auf diesem Blog.)

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    2. ... Hooton-Sprueche werden zuweilen heute noch von Rechtsextremen zitiert, um die Verschwoerungstheorie zu untermauern, es gaebe ein Komplott, das Deutschsein durch gesteuerte Massenimmigration von "Artfremden" wegzuzuechten.

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    3. Merkzettel

      Eugenik-Begruender Francis Galton:
      "Spitzbubengesichter" ("Felon Faces") bei afrikanischen Voelkern

      "Kriminelle Kasten" in Indien - von der britischen Kolonialverwaltung unter Generalverdacht gestellt

      Generalverdacht gegen Sinti und Roma; Hefty zustimmend zitiert von Sarrazin in DSSA

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  2. "Rassenseele" und "Das kommende Reich":
    Moeller van den Brucks Schlagworte finden sich im "Mythus" von Alfred Rosenberg wieder

    Aus
    Der Mythus des 20. Jahrhunderts – Wikipedia

    Der Mythus des 20. Jahrhunderts ist der Titel des […] politischen Buches, das der NSDAP-Parteiideologe Alfred Rosenberg […] 1930 im Hoheneichen-Verlag veröffentlichte. [...]
    Rosenberg benutzt darin Ansätze einer Rassentheorie, um die Vorstellung von einer „Rassenseele“ sowie einer „Religion des Blutes“ zu einem politischen und religiösen Glaubenskonzept zu verbinden. Die drei Hauptkapitel lauten „Das Ringen der Werte“, „Wesen der germanischen Kunst“ und „Das kommende Reich“.
    Das Buch war als Fortsetzung von Houston Stewart Chamberlains Werk „Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts“ konzipiert. Rosenberg plädierte darin für eine neue „Religion des Blutes“, die das Christentum ersetzen sollte [...]
    Nach Rosenberg sei die Weltgeschichte geprägt durch den ewig tobenden Kampf zwischen den nordisch-atlantischen und den jüdisch-semitischen Völkern. Einzig das nordische Volk bringe Kultur hervor. [...]
    Dieses nordische Volk verstand Rosenberg als Rasse [...]
    Die Rasse wiederum stilisierte Rosenberg zum eigenständigen Organismus, indem er ihr eine allen Angehörigen gemeinsame Seele zuordnete – die „Rassenseele“. Diese Rassenseele sei Trägerin und Ausdruck der jeweilige Rasse. Somit sei das Handeln des einzelnen Rassenangehörigen nur Ausdruck der dem Kollektiv innewohnenden treibenden Kraft. Um das eigentliche Ziel zu erreichen, sei es nötig, jegliche Form der Individualisierung zu unterdrücken, weil diese die Einheit der Rasse an sich gefährde. Ausprägungen dieser Rassenseele würden sich in Kultur, Politik, Rechtssystem, Technik und Kunst ausdrücken. Auf diese Weise ließen sich am Verlauf der Weltgeschichte die Rassenzugehörigkeit der jeweiligen Völker an ihren kulturellen Leistungen ablesen. Diese Leistungen [...] seien Ausdruck der kollektiven Seele der jeweiligen Rasse, welche das ihr innewohnende Ideal schaffen möchte. Die kulturellen Leistungen von Immanuel Kant, Richard Wagner, Meister Eckart und anderer Schaffenden dienten Rosenberg als unumstößlicher Beweis der Überlegenheit der nordischen Rasse. [...]
    Im Mythus stellte er das Judentum der „nordischen Rassenseele“ gegenüber [...]
    Die jüdische Religion wurde als teuflisch bezeichnet, während die nordische Rassenseele eine neue Art von Göttlichkeit in sich trage. [...] Christus wiederum sei nach Rosenberg kein Jude gewesen, sondern eine Verkörperung der nordischen Rassenseele. [...]
    Im Mythus forderte Rosenberg, Ehen und Geschlechtsverkehr zwischen „Ariern“ und Juden unter Todesstrafe zu stellen. Dieser Vorschlag führte bereits im März 1930 zu einem Gesetzesvorschlag der Nationalsozialisten im Reichstag, den Hans Globke später verwirklichte.

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    1. Der ewig tobende Kampf zwischen den nordisch-atlantischen und den juedisch-semitischen Voelkern - Samuel Huntington hat die Grundidee wieder aufgewaermt mit "Clash of Civilizations".
      Nur sind diesmal die Juden der nordisch-atlantischen Seite zugeordnet, und Laender mit ueberwiegend muslimischer Bevoelkerung sind die Antagonisten.

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  3. Aus
    Der Mythus des 20. Jahrhunderts – Wikipedia (2)

    Rosenberg ließ 1939 in einer Denkschrift des Außenamtes zur Judenfrage erklären:
    [...] Es ist zu wünschen, daß die Judenfreunde in der Welt, vor allem die westlichen Demokratien, die über soviel Raum in allen Erdteilen verfügen, den Juden ein Gebiet außerhalb Palästinas zuweisen, allerdings nicht, um einen jüdischen Staat, sondern um ein jüdisches Reservat einzurichten.“ [...]
    Angelpunkt der Rosenbergschen Theorie war sein Glaube an einen der „Rassenseele“ wesenhaften Willen. [...]
    Und auf alle Zweifel und Fragen kennt der neue Mensch des kommenden Ersten Deutschen Reiches nur eine Antwort: ‚Ich will‘.“ [...]
    Der Wille selbst war nach Rosenberg keiner Moral untergeordnet. Die Rosenbergsche Metaphysik des Willens legitimierte also letzten Endes fast alles Handeln, – soweit dieses von einem starken Führer gewollt und angeordnet werde: „Das ist die Aufgabe unseres Jahrhunderts: Aus einem neuen Lebens-Mythus einen neuen Menschentypus zu schaffen.“ Damit wird der Weg bereitet für die Unterwerfung fremder Völker, für Menschenzüchtung in Lebensbornen, Zwangssterilisation von genetisch Kranken sowie für die Tötung von „lebensunwertem“ Leben. [...]
    [D]er Jurist Robert M. W. Kempner, der als Rechtsanwalt beim Nürnberger Prozess beteiligt gewesen ist, fragte sich noch viele Jahre später, warum der Mythus in seiner Zeit überhaupt in irgendeiner Weise ernst genommen werden konnte. So zitierte er zunächst folgenden Satz aus dem Buch: „Ein neuer Glaube ist heute im Entstehen begriffen: Der Mythus des Blutes, der Glaube, mit dem Blute das göttliche Wesen des Menschen zu verteidigen.“ Und Kempner schlussfolgert: „Noch niemand hat diese abgehackte Zusammenhanglosigkeit entziffern können, aber da Rosenberg selbst behauptete, darin den schlüssigen Beweis für die Herrenrasse geführt zu haben, waren andere bereit, diesem gequälten und verworrenen Phrasenschwall die Autorität einer Offenbarungsschrift zuzuschreiben. […] Alles und nichts konnte damit bewiesen werden. [...]

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  4. Die Kunst der gezielten Andeutung
    ____

    Thilo Sarrazin - der deutsche Jörg Haider
    von Klaus Ch. Kufner

    Sonntag, 25. September 2011

    Jörg Haider war der Schwertträger der "Neuen Rechten“ Thilo Sarrazin – ist der Eisbrecher für die "Neuen Rechten"

    Thilo Sarrazin orientiert sich an Jörg Haider dem Erfinder des modernen rechtsextremen und rassistischen Populismus. In Talkshows präsentierte Haider sich gerne als "liberaler Reformpolitiker", so wie Thilo Sarrazin heute auch, der nur das ausspricht, was "eh ein jeder denkt und weil`s die Wahrheit ist." ...
    Um zu begreifen, was mit einem politischen Aufstieg von Thilo Sarrazin auf Deutschland zukommen könnte, muss man sich heute nocheinmal
    fragen, wer war dieser Jörg Haider, wer bewegte sich in seinem Umfeld?

    ... Der damalige FPÖ-Obmann Friedrich Peter, Exoffizier der Waffen-SS, hatte Haider bereits 1966 bemerkt und in die FPÖ geholt. Ab 1968 Landesjugendführer der Freiheitlichen Jugend Oberösterreichs, war Haider 1970 bis 1974 Bundesobmann des Ringes Freiheitlicher Jugend. Nach dem Jurastudium in Wien arbeitete er als
    Assistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Wien, bis
    ihn der damalige FPÖ-Obmann Ferrari-Brunnenfeld als Landesparteisekretär nach Klagenfurt berief. ...
    In der Analyse des Haiderschen Werdegangs zeigt sich eine Kontinuität: die Nationalfreiheitlichen, die NSDAP und die FPÖ haben als gemeinsame ideologische Grundlage die "Volksgemeinschaft". In der FPÖ wird die "soziale Volksgemeinschaft" ausdrücklich als Ziel definiert. Das bekannte Verhaltensmuster Haiders: Er deckte neonazistische Bekenntnisse ab, hielt sich aber selbst mit Aussagen zurück, die seine Gesellschaftsfähigkeit gefährden hätten können. Gerne präsentierte er sich als Bildungsbürger, der mit dezenten Hinweisen auf eine vergangene Ideologie seine ultrarechte Botschaft gesellschaftsfähig hielt. ...
    24. Novemeber 1989: Die FPÖ-Landesparteileitung Burgenland ortete in einem Resolutionsantrag eine "bedrohliche Zunahme von Scheinasylanten, Kriminellen usw.", die die "Grundlagen unserer Identität und Kultur untergraben". Gefordert
    werden "entschlossene Maßnahmen", um "unser Volkstum, unsere Kultur und unsere Eigenart zu bewahren". ...
    Haider wurde in Österreich zum Flugzeugträger der Neuen Rechten in Europa. Die von Jörg Haider geformte FPÖ und auch seine neu gegründete Partei BZÖ, verfügt nach wie vor über staatliche Machtinstrumente wie Justiz, Polizei, Geheimdienste und Militär. Die Koalition mit Schüssels ÖVP ließ reihenweise Rechtsradikale in allerlei Amtsstuben krabbeln, wo sie heute noch sitzen. ...
    Aber in der öffentlichen Diskussion sollte es nicht darum gehen, ob Haider ein "Nazi" war oder nicht. Schon 1989 sagte Altkanzler Bruno Kreisky: "Haider ist ein lebensgefährlicher Nazi" - und wurde für diese Bemerkung wegen übler Nachrede strafrechtlich verurteilt. Dass Haider mit seinem Vokabular entsprechende Assoziationen bewirkte und mit gezielten Andeutungen Ressentiments weckte, ist heute wohl unbestritten. ...
    In der Schwebe lassen, zur Interpretation einladen - ist das Motto. Wer sehen kann, findet eine integrierende Symbolsprache vor; wer nicht Insider ist, findet das Bild belanglos. Und genau da liegt der Punkt: Sarrazin sagt heute nicht mehr Volksschädling, sondern ersetzt es durch das Wort Nestbeschmutzer oder Staatsverräter. Er sagt auch nicht mehr völkisch, sondern ethnisch. Nur wer die Zusammenhänge kennt und die historischen Querbezüge herstellen kann, erfasst das Unterschwellige, Sarrazins moderne Nazisprache. Die jedoch auch konsequente Politik werden könnte..

    http://mv-times.blogspot.com/2011/09/thilo-sarrazin-der-deutsche-jorg-haider.html

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  5. Wie Dr. Sarrazin ungefähr sagte ...

    "Hier wäre ein großes Bündel von Maßnahmen zur Zurückführung notwendig. Oder wie Dr. Sarrazin ungefähr sagte:”mit demokratischen Mitteln kann das Problem vermutlich nicht gelöst werden.“"

    Kommentator "4homeland" auf PI, 15. Feb. 2011

    www.pi-news.net/2011/02/video-interview-mit-goetz-kubitschek/

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  6. Auch darauf finden Kommentatoren auf einschlägigen Seiten wie PI unter Garantie einen hasserfüllten Spin:

    Lebensretter stirbt nach Sprung in den Rhein - Köln lokal
    MSN 24 Juni 2013 | Von dpa, bearbeitet von Kathrin Wiesmann

    Keine Sekunde hatte er gezögert: Ein Junge drohte zu ertrinken, Yilmaz A. sprang hinterher. Er konnte das Kind retten, erlitt dabei aber selbst einen Herzinfarkt. Nun die traurige Nachricht: Der Held ist am Samstag im Krankenhaus verstorben.
    Es war eine dramatische Rettungsaktion, die sich am Dienstag am Rheinufer abspielte: Ein Zehnjähriger war beim Baden von der Strömung weiter in den Fluss gezogen worden und drohte zu ertrinken. Der 46-jährige Yilmaz A. bemerkte die Notlage des Kindes und sprang kurz entschlossen hinterher. Es gelang ihm, den Jungen zu retten, er selbst jedoch erlitt bei seiner Heldentat einen Herz-Kreislauf-Stillstand. ...
    Passanten gelang es noch, den Lebensretter aus dem Wasser zu ziehen. Am Ufer wurde der Mann wiederbelebt, anschließend in ein Kölner Krankenhaus gebracht.
    Vergeblich: Wie die Polizei am Sonntag mitteilte, erlag der Lebensretter am Samstag den Folgen seines Herzinfarkts. Wie der Kölner "Express" berichtet, hinterlässt Yilmaz A. eine Frau und eine 14-jährige Tochter.

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  7. "Das Wort "Rasse" wurde durch "Ethnie" ersetzt ..."

    http://www.scribd.com/doc/45698651/2010-12-20-Der-Spiegel-Nr-51-2010-Sarrazin

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  8. Sarrazin mokiert sich ausfuehrlich ueber sogenannten "Bildungsoptimismus"; z.B.:

    "Die umfangreiche Ratgeberliteratur wendet sich im Wesentlichen an diese Bildungsoptimisten und suggeriert, dass alles und jedes - von der Teamfähigkeit bis zum mathematischen Verständnis - grundsätzlich erlernbar sei, wenn man es nur richtig anstelle und entsprechende Unterrichtsmethoden einsetze." (DSSA)

    Hartnacke (in der Generation vor ihm) nannte es "Bildungswahn; ein von ihm verfasstes Pamphlet hatte den Titel "Bildungswahn und Volkstod". - Der Titel "Deutschland schafft sich ab" haette auch gut darauf gepasst.

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  9. BloggerMagga
    #4.9 — 24.10.2015

    "... was hat das alles mit den heute lebenden Palestinensern zu tun?"

    Nichts. Es sei denn, wenn man zutiefst "völkisch" denkt, alles an Abstammung, Volk und "Rasse" festmacht. Wenn man meint, es gäbe eine Art "Rassenseele". Eine unselige Denktradition. Die Nazis haben sie zur mörderischen Eskalation gebracht. Aber die mystische Überhöhung des Themas "Abstammung" war nicht auf den NS beschränkt und hat in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts weite Kreise gezogen.

    Quellen zur Idee von der "Rassenseele" siehe z.B.
    http://guttmensch.blogspo...

    http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-10/israel-benjamin-netanjahu-adolf-hitler-holocaust-mufti?cid=5440642#cid-5440642

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  10. "Erwachen der Rassenseele":
    Ein Buch-Anbieter in England preist Rosenberg

    The Myth of the Twentieth Century: An Evaluation of the Spiritual-Intellectual Confrontations of Our Age (Paperback)

    Alfred Rosenberg

    Published by Invictus Books, United Kingdom (2011)
    ISBN 10: 0615563856 ⁄ISBN 13: 9780615563855

    About this Item: Invictus Books, United Kingdom, 2011. Paperback. Condition: New. Language: English . Brand New Book ***** Print on Demand *****. The Myth of the Twentieth Century (German: Der Mythus des zwanzigsten Jahrhunderts) by Alfred Rosenberg, one of the principal ideologues of the Nazi party and editor of the Nazi paper Volkischer Beobachter. It was the most influential Nazi text after Hitler s Mein Kampf. The titular myth is the myth of blood, which under the sign of the swastika unchains the racial world-revolution. It is the awakening of the race soul, which after long sleep victoriously ends the race chaos. In this, his seminal work, Alfred Rosenberg offers the reader a genuine alternative to the political and spiritual attitudes which modern Western society leads us to believe are our only options. From every center of power today we are told that we MUST accept democracy as the only good form of government, that we MUST choose either the Judeo-Christian tradition, the New Age movement, or secular humanism as our faith, and that we MUST look to either Adam Smith or Karl Marx for economic wisdom. In The Myth of the Twentieth Century, Rosenberg takes aim at all of these assumptions and presents us with a worldview entirely different from any of those based upon them--one with its roots deep in those primeval affective, aesthetic, and intellectual inclinations characteristic of the Caucasian race. He argues powerfully for an organic polity as opposed to a Universalist one--most specifically in the Germany of his time--but more generally for Western Civilization as a whole. At the heart of his argument is the provocative thesis that each of the races of the human species possesses a different kind of soul, which is the origin of human cultural diversity. Environmental influences cannot account for the differences in style and achievement among the races, he argues; the respective environmental conditions under which they have lived have been far too similar to admit of such an explanation. Advancements in the scientific understanding of genetics made since Rosenberg s death, moreover, lend weight to his thesis and make it well worth a thoughtful look. The Myth of the Twentieth Century will be of interest to those searching for their identity and its significance amid the anomic trends of contemporary Western life, as well as those looking for a socially relevant philosophy with some depth as an alternative to Establishment prejudices and platitudes.

    https://www.abebooks.com/servlet/BookDetailsPL?bi=11220761336&searchurl=kn%3DV%25F6lkischer%2BBeobachter%26sortby%3D17%26ds%3D20&cm_sp=snippet-_-srp5-_-title3

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    1. Noch ein Rosenberg-Fan/ Buchanbieter im Vereinigten Königreich:

      "The titular myth (in the special Sorelian sense) is the myth of blood, which under the sign of the swastika unchains the racial world-revolution. It is the awakening of the race soul, which after long sleep victoriously ends the race chaos. The book has been described as one of the two great unread bestsellers of the Third Reich (the other being Mein Kampf). In private Adolf Hitler said: I must insist that Rosenberg s The Myth of the Twentieth Century is not to be regarded as an expression of the official doctrine of the party. Hitler objected to Rosenberg s paganism."

      https://www.abebooks.com/servlet/BookDetailsPL?bi=22469707973&searchurl=kn%3DV%25F6lkischer%2BBeobachter%26sortby%3D17%26ds%3D20&cm_sp=snippet-_-srp5-_-title5

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  11. Zum Stichwort "Kulturbereicherer" noch Stoff zum Nachdenken:

    "David B. Dennis shows how, based on belief that the Third Reich represented the culmination of Western Civilization, culture became a key propaganda tool in the regime's program of national renewal and its campaign against political, national, and racial enemies. Focusing on the daily output of the Völkischer Beobachter, the party's official organ and the most widely-circulating German newspaper of the day, he reveals how activists twisted history, biography, and aesthetics to fit Nazism's authoritarian, militaristic, and anti-Semitic worldviews."

    https://www.abebooks.com/servlet/BookDetailsPL?bi=18597756733&searchurl=kn%3DV%25F6lkischer%2BBeobachter%26sortby%3D17%26ds%3D20&cm_sp=snippet-_-srp9-_-title13

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  12. Thule-Gesellschaft, nach einer Buchbeschreibung (Chaines, Stahlfront):

    Die Thule-Gesellschaft war ein politischer Geheimbund, der gegen Ende des Ersten Weltkrieges im August 1918 in München von Rudolf von Sebottendorf gegründet wurde und in seiner stärksten Phase im Winter 1918/19 rund 1.500 Mitglieder hatte. Er wurde nach der sagenhaften Insel Thule benannt, die weit im Norden gelegen haben soll. Die Thule-Gesellschaft war völkisch-antisemitisch ausgerichtet. Sie bekämpfte die Novemberrevolution von 1918, den von Kurt Eisner (USPD) ausgerufenen Freien Volksstaat Bayern sowie die nachfolgende Münchner Räterepublik, die sie als Ausfluss einer "jüdischen Weltverschwörung" ansah. Nach 1919 verlor sie schnell an Bedeutung und löste sich 1925 auf. In jüngerer Zeit ist sie Anknüpfungspunkt vielfältiger Verschwörungstheorien und Fiktionen. Gründung Die Gesellschaft ging auf den 1912 gegründeten antisemitischen Germanenorden zurück, der sich 1916 gespalten hatte. Anfang 1918 sammelte der Abenteurer und Okkultist Rudolf von Sebottendorf, der 1913 nach längerem Aufenthalt im Osmanischen Reich nach Deutschland zurückgekehrt war und reich geheiratet hatte, die verbliebenen bayerischen Anhänger des Ordens in München. Dabei bediente er sich eines scheinbar okkultistischen Rahmens und der altgermanischen Anspielung im Namen, um die eigentlichen Ziele zu kaschieren. Dass der Germanenorden im Hintergrund stand, sollte nicht deutlich werden. Am 17./18. August 1918 wurde der neue Geheimbund mit der Bezeichnung "Thule Gesellschaft, Orden für deutsche Art" offiziell gegründet.

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    1. Am 3. August 1919 wurde er unter dem Namen "Thule-Gesellschaft zur Erforschung deutscher Geschichte und Förderung deutscher Art e.V., Sitz München" ins Vereinsregister eingetragen. Der Versammlungsort war von 1919 bis 1924 das Münchener Luxushotel "Vier Jahreszeiten". Im Winter 1918/19 hatte die Thule-Gesellschaft etwa 1.500 Mitglieder, davon 250 in München. Es handelte sich überwiegend um Akademiker, Aristokraten und Geschäftsleute. Als Emblem der Gesellschaft wurde ein Hakenkreuz mit Strahlenkranz hinter einem blanken Schwert gewählt, als Mottos galten "Halte dein Blut rein" und "Bedenke, dass du ein Deutscher bist", die Grußformel der Mitglieder untereinander war "Heil und Sieg". Aktivitäten Die Gesellschaft entfaltete eine massive, vor allem antisemitisch geprägte Propagandatätigkeit, indem sie "den" Juden als "Todfeind des deutschen Volkes" bezeichnete und die teilweise wirren und unruhigen Zustände der Rätezeit als angebliche Beweise einer "jüdischen Weltverschwörung" vorbrachte, die es zu bekämpfen gelte. Ziel der Thule-Gesellschaft war die Errichtung einer Diktatur und die Vertreibung aller Juden aus Deutschland. Das Publikationsorgan war der Münchener Beobachter, der 1920 von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) übernommen und in Völkischer Beobachter umbenannt wurde. Daneben versuchte Sebottendorf ariosophischen Lehren in der Gesellschaft Geltung zu verschaffen. Er ließ sie in seine Reden einfließen, und es wurden Studienkreise zu diesbezüglichen Themen wie nordische Kultur und Heraldik eingerichtet. Nach der Ausrufung des Freien Volksstaates Bayern am 8. November 1918 durch Kurt Eisner, den die Gegner der Revolution als Landesverräter, Zerstörer bayrischer Traditionen und nicht zuletzt als angeblich aus Galizien zugewanderten Juden diffamierten, wurde der Kampfbund Thule als militärischer Arm der Thule-Gesellschaft gegründet. Dieser beteiligte sich im Dezember 1918 an den Vorbereitungen eines Staatsstreichs, an einem Versuch, Ministerpräsident Eisner zu entführen, und an verschiedenen Gewalttaten. An der Ermordung Eisners am 21. Februar 1919 war die Thule-Gesellschaft indirekt beteiligt: Der Mörder Anton Graf von Arco auf Valley war zuvor zeitweilig Mitglied der Gesellschaft gewesen. Er wurde wegen seiner jüdischen Mutter ausgeschlossen und wollte durch den Mord an Eisner seine nationale Gesinnung beweisen. Im Januar 1919 war der Thule-Aktivist Karl Harrer, ein Sportjournalist des Münchner Beobachters, an der ...

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