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Samstag, 14. Mai 2011

Eugenik und Geopolitik: Die Forderung nach Raum und Ressourcen für Völker mit vermeintlich besseren Genen

Der vorige Post warf ein Schlaglicht auf die Eugenik-Begeisterung des Ehepaares Sydney und Beatrice Webb:
http://guttmensch.blogspot.de/2011/05/die-iren-und-die-juden-kommen-weitere.html


Die Webbs waren tragende Mitglieder der frühen Fabian Society, die später zu einem "Think Tank" der als linksgerichtet geltenden Labour Party wurde; Sydney Webb war Mitgründer der renommierten und einflussreichen London School of Economics. Das Ehepaar Webb setzte sich dafür ein, im Vereinigten Königreich zum einen staatliche Leistungen der sozialen Sicherheit einzuführen und damit die Tradition der Armenhäuser zu beenden, zum anderen dafür zu sorgen, dass die Fortpflanzung unwürdiger Armer eingeschränkt und die Fortpflanzung der Mitglieder gebildeter Schichten gefördert würde. Sie waren, wie wohl die meisten Mitglieder der britischen Mittel- und Oberschicht ihrer Zeit (Ende des 19./ Beginn des 20. Jahrhunderts) im Sinne der Eugenik-Lehre davon überzeugt, dass Armut zu einem großen Teil durch mangelnde Tüchtigkeit aufgrund schlechter Gene bedingt sei.

Der von Sydney Webb geprägte (oder zumindest von ihm erstmals publizierte) Begriff der "adverse selection" wurde in Nazi-Deutschland unter dem Begriff "Gegenauslese" bekannt und wird derzeit von Thilo Sarrazin und seinen Wegbereitern und Anhängern unter den Bezeichungen "negative Auslese" und "Dysgenik" (bei Sarrazin vorsichtshalber nur als Adjektiv, "dysgenisch") wiederbelebt. - Beatrice und Sydney Webb werden heute noch überwiegend positiv gewürdigt; Kritiker weisen auf Aussprüche wie den von Sydney Webb über die Iren und die Juden (s. voriger Post) und ihre Begeisterung für Josef Stalin und für Benito Mussolini hin. Das Ehepaar Webb, ein "Power Couple" ihrer Zeit, gründete 1902 einen Gesprächskreis für Sozialreformer und solche, die es werden wollten: den "Coefficients Dining Club". 

Zu den Mitgliedern des "Coefficients Dining Club" um Beatrice und Sydney Webb gehörte John Mackinder (1861-1947). Zusammen mit Sydney Webb war er einer der Gründer der London School of Economics (LSE) und später für einige Jahre ihr Direktor. Mackinder begründete die Lehre von der "Geopolitik". Ein wesentlicher Aspekt seiner Lehre war die "Heartland Theory", eine von eugenischen Vorstellungen durchsetzte, mit wissenschaftlichem Anspruch versehene Rechtfertigung für die Beherrschung von Kolonien durch vermeintlich höherwertige Völker des eurasischen "Herzlands", verbunden mit strategischen Überlegungen zu Konkurrenz und Allianzen unter den Völkern des "Herzlands".

Mackinders Ideen, u.a. sein Artikel "The Geographical Pivot of History" (1904), hatten starken Einfluss auf Karl Haushofer  (1869 - 1946), der als Professor für Geographie an der Universität München die geopolitische Lehre in Deutschland begründete und sich in seinen Publikationen auf Mackinder berief. (Mackinder und Haushofer kannten sich nicht ganz klaren Quellen zufolge auch persönlich, an der Prüfung arbeite ich noch.) - Während der Nazi-Zeit hatte Karl Haushofer neben seiner Lehrtätigkeit in München weitere Positionen inne, 1934-1937 als Leiter der "Deutschen Akademie" (Vorläufer-Organisation des Goethe-Instituts), 1938-1941 als Leiter des "Volksbunds für das Deutschtum im Ausland".

Weiter mit einem Auszug aus dem Wikipedia-Eintrag zu Karl Haushofer, der den Einfluss Mackinders allerdings auslässt: "... Danach wurde er Professor für Geographie an der Universität München. Haushofer gehörte zu den Begründern der Geopolitik, die sich auf Friedrich Ratzel berief. Die Geopolitiker übernahmen den Begriff „Lebensraum“ aus der Biologie und entwickelten ihn für Fragen des menschlichen Raumes. 1919 lernte Haushofer Rudolf Heß kennen, der bei ihm studierte und mit dem er freundschaftlich verbunden blieb. Am 24. Juli 1921 traf er erstmals Adolf Hitler. Der übernahm Haushofers Theorie und machte sie zum Teil seiner Politik. Die Deutschen, das „Volk ohne Raum“, mussten – so die Nazipropaganda – einen lebensnotwendigen Eroberungskrieg um Lebensraum führen...."



Quellen:

Artikel von Jim McKernan, East Carolina University, mit Informationen zur Geschichte der Fabian Society und der London School of Economics (LSE)
http://www.jceps.com/index.php?pageID=article&articleID=34


New World Encyclopedia: Mackinder, Halford
http://www.newworldencyclopedia.org/entry/Halford_Mackinder

Books: The Mysteries of Geopolitics. TIME, Jan. 11, 1943
http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,884770,00.html


Wikipedia.de: Karl Haushofer http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Haushofer

Steffen R. Kathe: Kulturpolitik um jeden Preis. Die Geschichte des Goethe-Instituts von 1951-1990. Dissertation an der Universität Trier, (c)2005 Martin Meidenbauer, Verlagsbuchandlung, München. http://books.google.de/books?id=r8o7sLgvDL8C&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false
Enthält biografische Informationen über Karl Haushofer und seine Funktion als Leiter der Deutschen Akademie (1934-1937)

Eckard Michels: Von der Deutschen Akdademie zum Goethe-Institut. Sprach- und auswärtige Kulturpolitik 1923 - 1960. (c) "005 Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München. http://books.google.de/books?id=RJlhIARfzggC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false
Enthält Informationen über Haushofers Rolle in seiner Zeit als Leiter der Deutschen Akademie

Ulrich Krietenbrink: Mythen und Symbole in der nationalsozialistischen Weltanschauung.

Examensarbeit. GRIN Verlag, 2001;
http://books.google.de/books?id=GQ0N4W6fbZgC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false


Eintrag in "World Geography" zum Stichwort "Heartland"
http://world-geography.org/294-heartland.html
Mit kurzer Erwähnung der Einflüsse der Geopolitik/ "Heartland"-Theorie auf Haushofer und Hitler, hauptsächlich bezogen (mit positiv würdigenden Tenor) auf westliche Strategien, einschließlich der Nordatlantikpakt-Organisation (NATO), bis heute


Dan Diner: "Grundbuch des Planeten": Zur Geopolitik Karl Haushofers. In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 32. Jahrgang 1984, Heft 1
http://www.jstor.org/pss/30197339
"Daß Geopolitik und Nationalsozialismus miteinander zu harmonieren vermochten, läßt sich daraus erklären, daß sie ideologisch und gesellschaftlich gemeinsamen Ursprungs sind."


"Geopolitics", Artikel in LIFE, Dec. 21, 1942
http://books.google.de/books?id=NVEEAAAAMBAJ&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false
Stellt klar, dass nicht Haushofer, sondern Mackinder der "Vater" der Geopolitik ist; spricht sogar von "Mackinder-Haushofer teaching".


Michael Howard: The World According to Henry. Council on Foreign Relations, 1994.

http://www.foreignaffairs.com/articles/49890/michael-howard/the-world-according-to-henry-from-metternich-to-me
Mit "Henry" ist hier Henry Kissinger gemeint. Als "europäische Erfinder" der Geopolitik nennt Howard den Schweden Rudolph Kjellen, Halford Mackinder und Albrecht Haushofer. 


BOOK REVIEW. The child of social Darwinism. The Geopolitics Reader edited by Gearoid O Tuathail, Simon Dalby and Paul Routlege. Reviewed by Dmitry Shlapentokh. In: Asia Times online, August 4, 2007.
http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/IH04Ak01.html
"Geopolitics is actually a child of social Darwinism in its Herbert Spencer interpretation. Spencer (1820-1903) had regarded society as a sort of organism; and geopolitics, at least in the beginning of the development of the creed, had added geography to this biologized vision of society. ..."


Felix Blindow: Carl Schmitts Reichsordnung. Strategie für einen europäischen Großraum. Akademie Verlag, 199
http://books.google.de/books?id=AvQV2OwyVZoC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false
Enthält ein Zitat Albrecht Haushofers über seinen Vater Karl H.: "Mein Vater hat das Siegel aufgebrochen. Den Hauch des Bösen hat er nicht gesehen. Den Dämon ließ er in die Welt entweichen". - Erwähnt Friedrich Ratzel als Begründer der "Politischen Geographie" und als denjenigen, der erstmals den Raumbegriff in die Staatswissenschaft einbrachte.


Cattolicesimo. Portale Cattolico Apolistolico Romano.
http://www.cattolicesimo.eu/forum/viewtopic.php?t=2123&sid=d4295ce2c59f554ee6702e9a8d5f25a8
Blog (in italienischer Sprache) über Ideen und dahinterstehende Personen, die bei der Gründung des "Dritten Reichs" eine Rolle spielten. Erwähnt nicht nur das bekannte Lehrer-Schüler Verhältnis zwischen Karl Haushofer und Rudolf Hess, sondern auch Freundschaft zwischen Albrecht Haushofer und Rudolf Heß; nimmt Bezug auf Einflüsse des Okkulten und Esoterischen bei Hess und den Haushofers (Thule-Gesellschaft). Besuche von Lord Kitchener bei dem völkischen Okkultisten Lanz von Liebenfels? Geopolitik zwischen Wissenschaft und Okkultismus; Rolle von Rudolf Kjellen, Sven Hedin?  


Ein Auszug aus dem Blog "Global Heartland" zur Aufnahme von Mackinders Theorien in Nazi-Deutschland, http://globalheartland.blogspot.com/2006/12/why-did-midwest-become-heartland.html :
"...The underlying antislavic racism of Mackinder's theory, naturally appealed to the Nazis. The propaganda of the Third Reich figured Central Europe as a region of natural German hegemony, and German power there as a defense of European civilization. As a result, the term "heartland" got a big boost in the 1930s, although not perhaps as Mackinder would have liked. American war propaganda explained German strategy using Mackinder's terms (according to the Wikipedia, Frank Capra's 1943 film "Nazis Strike" quoted Mackinder without attribution to the effect that "He who controls the Heartland controls the world") ..."
Demnach enthält ein Motivationsfilm für amerikanische Streitkräfte, "Why we fight: The Nazi's Strike" von Frank Capra (1943) eine Passage, in der geopolitische Ideen der Nazis vorgestellt werden, die von Mackinder entlehnt sind, ohne dass Mackinder erwähnt wird.


Mit Hilfe von Youtube kann man sich von besagtem Capra-Film selbst ein Bild machen: http://www.youtube.com/watch?v=Yd-Lmo51ktE&feature=related .
Die Passage über Geopolitik beginnt bei 03:49. Es wird tatsächlich eine "Heartland" Theorie der Nazis vorgestellt; wieweit sie mit der von Mackinder übereinstimmt und worin sie sich unterscheidet, kann ich ohne weitere Recherchen nicht sicher beurteilen. Der Film nennt Mackinder und die in England vertretenen Ideen der Geopolitik überhaupt nicht. Stattdessen ist von der "wenig bekannten" (!) Wissenschaft der Geopolitik die Rede. Gleich am Anfang dieser Passage - nach dem vorangegangenen Teil über Hitler, Dschingis Khan und noch einmal Hitler - wird Karl Haushofer gezeigt, als sei er mit seinem Münchner geopolitischen Institut der Pate des Bösen.


Die Geschichte Karl Haushofers kann man als ein Beispiel dafür verstehen, wie Täter-Opfer Kategorien verschwimmen können. Albrecht, der Sohn Karl Haushofers und seiner jüdischen Ehefrau, fiel, nachdem er im Nazi-Regime in der Anfangszeit noch eine offizielle Stellung bekleidet hatte, dem Nazi-Terror zum Opfer; seine Eltern begingen kurz nach Kriegsende gemeinsam Selbstmord (siehe z.B. Wikipedia, Link oben). - Auszüge aus einem Gespräch Haushofers mit einem Mitarbeiter der "Schweizer Illustrierten Zeitung" in einem berührenden Artikel in der ZEIT 40/1946; http://www.zeit.de/1946/40/verfluchte-seele-des-dritten-reiches:
„In den zwanziger Jahren bin ich mit den Nazis eine Art von biologischem Bündnis eingegangen...  Die Nachrichten von den Greueln, die die Deutschen begangen, fallen wie Hammerschläge in meine Einsamkeit. Ich weiß, das Grauen ist an meinen Namen unlösbar verknüpft. ... Was ich formte, ist ... zersprungen und hat weltweit alles zertrümmert..."


Über die mutmaßliche Rolle Karl Haushofers und seines Sohnes Albrecht bei der Anbahnung von Kontakten in England vor dem mysteriösen England-Flug des "Führer-Stellvertreters" Rudolf Heß siehe auch den Bericht von Eugene K. Bird über sein Gespräch mit Heß in der Festung Spandau, veröffentlicht im SPIEGEL am  22.04.1974 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41726437.html


Karl Haushofer mit Rudolf Hess,
um 1920
Bild gefunden auf Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_He%C3%9F

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Das ursprünglich von Ratzel entwickelte "Lebensraum"-Konzept und seine Idee des organischen Staates sei von den Nazis missbraucht worden, befand ein Autor in der New York Times am 24. November 1945. (Von "Missbrauch" durch die Nazis sprach man in den Nachkriegsjahren häufig, wenn man sich von Ideen, die offensichtlich schlimme Folgen gehabt hatten, nicht trennen wollte.) Interessant an dem NYT Artikel ist auch die Berufung auf den schwedischen Politikwissenschaftler Rudolf Kjellén, der durch eine Fehlinterpretation zum Missbrauch der Ideen Ratzels durch die Nazis beigetragen hätte. Kjelléns Essay "Lebensraum" von 1901 wird dem NYT Artikel zufolge häufig als Ausgangspunkt in der Geopolitik genannt. Mackinder wird in dem NYT Artikel von 1945 gar nicht erwähnt. Als Begründer der Geopolitik erscheint Ratzel. Hitler und Haushofer (welch eine merkwürdige Gleichstellung!) hätten seine (an sich richtige) Lehre nur missbraucht, wozu der Schwede Kjellén beigetragen hätte. 

NYT, 24. 11. 1945:
"The term “biological plasticine” is derived from the work of German political geographer and ethnographer Friedrich Ratzel, (1844-1904) who developed the theory of the organic state and introduced the concept of Lebensraum, or "living space," which relates human groups to the spatial units where they develop. ... Though Ratzel pointed out the propensity of a state to expand or contract its boundaries according to rational capabilities, the subsequent misuse of the Lebensraum concept by the Nazi regime in Germany was largely based on the interpretation of Ratzel's concept by the Swedish political scientist Rudolf Kjellén. [see his essay "Lebensraum" (1901),often cited as a starting point in geopolitics, was a study in biogeography. When Ratzel developed the concept of Lebensraum, he hypothesized that the state naturally seeks to increase its size. If the state's neighbors are weak, the state will grow larger and spread into other states. As evidence, Ratzel believed that space was a great political force. Unfortunately, Ratzel's ideas were once again misinterpreted and used for the wrong purpose. People, such as Karl Haushofer and Adolf Hitler, used these ideas to formulate their own theories about world domination. ..."
http://www.teachgenocide.org/files/DocsMaps/Hitler%20and%20the%20Armenian%20Genocide.pdf.

Rudolf Hess warb am 14. Mai 1935 in Schweden für Verständnis für die Aufrüstung und Wiedereinführung der Wehrpflicht in Deutschland - und für Adolf Hitler als Lebensretter des deutschen Volkes. Er bezog sich dabei ausdrücklich auf das Konzept der Geopolitk und nannnte als Autoritäten dazu seinen Lehrer und Mentor Karl Haushofer und den schwedischen Politikwissenschaftler Rudolf Kjellen:
"Ein über Deutschlands Grenzen hinaus bekannter Wissenschaftler, der sein reiches Wissen auf dem Gebiete der Geopolitik - seine Kenntnisse der weltpolitischen Tatsachen seit 1918 zur Aufklärung des deutschen Volkes einsetzte, der auf diesen Gebieten auch mein Lehrer war - Herr Professor Dr. Karl Haushofer, weilt zu meiner Freude heute abend unter uns. ... Als Krönung des Ganzen und zugleich als Voraussetzung für den Bestand des Ganzen ersteht das neue deutsche Volksheer. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß eine Nation und ganz besonders dann, wenn sie tüchtig ist, des Schutzes bedarf. Des Schutzes bedarf das Volk, auf daß es in Ruhe seiner Arbeit nachzugehen vermag. Es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, daß im internationalen Völkerleben das Recht eines Volkes erst durch seine Macht gesichert ist; eine Tatsache, die unter anderen Ihr großer Landsmann Rudolf Kjellen öfter als einmal zum Ausdruck brachte...."
Der Nationalsozialismus beherrscht das Leben des deutschen Volkes, er befruchtet es - ja er hat ihm das Leben erhalten. Deutschland wäre verloren gewesen, wenn nicht der eine Mann gekommen wäre, der den Nationalsozialismus schuf: Adolf Hitler. War es Zufall, daß er kam? Ich glaube es nicht. Ich glaube, daß eine Vorsehung den Völkern, welche den Untergang nicht verdienen, die noch eine Aufgabe in dieser Welt zu erfüllen haben, zur rechten Zeit d e n Mann sendet, der sie vor dem Untergang bewahrt. Ein solcher Mann braucht dann allerdings auch die autoritäre Gewalt. ..."
http://ns-archiv.national-socialism.org/ns/images/b/be/Hess,_Rudolf_-_Vortrag_In_Stockholm_Am_14_Mai_1935_-DE-.pdf

"Der Staat als Lebensform", erschienen 1917, ist eines der bedeutendsten Werke Kjellens.
http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Kjell%C3%A9n

Das verborgene Gemeinsame
Der schwedische Historiker und Staatstheoretiker Rudolf Kjellén stellte den Lebensformen" Pflanze, Tier und Mensch die Lebensform Staat zur Seite....

Kjellen erfand den Begriff Geopolitik. Er war vor allem daran interessiert, wie Geographie die Machtverhältnisse von Staaten beeinflusst.
http://www.tdaxp.com/archive/2006/05/11/redefining-the-gap-4-first-geopolitical-theories.html



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KRITISCHE GEOPOLITIK

Neben der klassischen Geopolitik, die sich natürlich auf Mackinder und nicht auf Haushofer beruft (ohne sich die Frage nach Ähnlichkeiten zu stellen), gibt es seit den späten 1980er/ frühen 1990er Jahren auch einen Ansatz, der als “kritische Geopolitik” definiert ist.
Wer sich über diesen Ansatz näher informieren möchte, findet Interessantes z.B. in der Diplomarbeit von Christiane Marxhausen, Kapitel “Kritische Geopolitik” (gefunden über Google-Suche mit Suchbegriffen “Geopolitik” UND “Exzeptionalismus”):

Ruprecht-Karls-Universität, Heidelberg, Geographisches Institut, Prof. Dr. Peter Meusburger, WS 2004/ 2005: Die „geopolitical imaginations“ zweier US amerikanischer „intellectuals of statecraft“: Isaiah Bowman und Robert Strausz-Hupé Ein Beitrag zur kritischen Analyse geopolitischer Diskurse. –Wissenschaftliche Arbeit für die Zulassung zur Wissenschaftlichen Prüfung für das Lehramt an Gymnasien, Diplomarbeit – Eingereicht am 21.03.2005, Christiane Marxhausen
URL:
http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/10505/1/Christiane_Marxhausen.pdf
“Die Ansätze, die heute unter dem Oberbegriff Kritische Geopolitik zusammengefasst werden, bildeten sich gegen Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts […]
Vor allem das Reagan-Regime in den USA führte […] dazu, dass geopolitische Fragestellungen (bzw. ihre kritische Hinterfragung) in den 1980ern an Bedeutung zunahmen. Es waren Ó´TUATHAIL und AGNEW, die gegen Ende der 1980er schließlich ein neues Konzept entwickelten: die Kritische Geopolitik.”


Zitate von G. Ó´TUATHAIL (1996) aus dieser Arbeit:
„Geography is about power. Although often assumed to be innocent, the geography of the world is not a product of nature but a product of histories of struggle between competing authorities over the power to organize, occupy and administer space.”
„The publication of Yves Lacoste´s La geographie, ca sert, dábord, a faire la guerre (Geography is first and foremost about making war) in 1976 marked a new critical beginning in the historiography of the discipline”.
Kurz gesagt:
Geographie (als Wissenschaft) ist nicht ein Produkt der Natur, sondern Produkt einer Geschichte konkurrierender Ansprüche auf geographische Räume. Sie hat deshalb viel mit Macht zu tun – und mit Krieg.




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Aktualisierung 26.05.2014

Die Redaktion der ZEIT online community hat den Link auf diese Seite wieder hergestellt, nachdem ich darauf hingewiesen hatte, dass es sich um nicht um eine irgendwie extremistische Seite handelt.
Ich nehme an, dass irgendein Screening-Programm Seiten, auf denen der Name Rudolf Hess vorkommt, automatisch erst einmal als potenziell rechtsextremistisch markiert, und dann hat im Alltagsgeschaeft keiner mehr die Zeit, genauer hinzusehen. Immerhin hat dies bei der ZEIT nun ja wohl doch jemand getan.


12.05.2014

Die ZEIT wollte diesen Post nicht verlinken – was mag die Redaktion gestoert haben? Verraten wollte sie es nicht, aber vielleicht kommt ja noch eine Antwort auf meine Anfrage.
Siehe Loeschung und Redaktionskommentar in Kommentar 44.
In Nr. 46 habe ich dann statt des Links eine kurze Zusammenfassung des Posts gegeben.

http://www.zeit.de/2014/06/erster-weltkrieg-erziehung-kaiserreich?commentstart=41#cid-3643407


Die These vom deutschen Sonderweg als Hauptursache des Ersten Weltkriegs und schließlich der NS Katastrophe ist ein Produkt der ersten Jahre und Jahrzehnte nach 1945. In einer Zeit, in der eine breite Öffentlichkeit mit Hilfe des Internet mehr und mehr Zugang auch zu Original-Quellen hat und sich an vergleichenden Analysen selbst beteiligen kann, wird die Sonderwegs-These nicht auf Dauer bestehen können.

Es waren gängige Denkmodelle des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts – auf den Punkt gebracht mit dem Slogan „survival of the fittest“, Überleben der Tauglichsten - die im NS Staat ihren extremsten Ausdruck fanden. Wer sie nur im Zusammenhang mit Preußen und Deutschland erkennen kann, blendet Wesentliches aus. Über weitreichende Einflüsse zeittypischer Vorstellungen siehe z.B. Blogpost „Eugenik und Geopolitik: Die Forderung nach Raum und Ressourcen für Völker mit vermeintlich besseren Genen“;

[...]

Versatzstücke der Ideologien von Rassenhygiene und pseudo-biologisch begründeter Geopolitik, über die Generationen weitergereicht, werden nicht als das erkannt, was sie sind; zumal, wenn sie aus anderen Ländern zu uns zurück kommen. Sie führen zu absurden ideologischen Überhöhungen von Konkurrenzkampf, Krieg und Gewalt, und zwar nicht nur bei grölenden Neonazis, sondern auch bei Stützen der Gesellschaft, in Politik und Wirtschaft. Wie lange wollen wir uns den Scheuklappen-Blick noch leisten?

Gekürzt. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir auf diese Seite nicht verlinken möchten. Die Redaktion/sg


Zu den Kontinuitätslinien zwischen Eugenik, Sozialdarwinismus und pseudo-biologisch begründeter Geopolitik möchte ich noch auf die Rolle und die geistigen Vernetzungen von Karl Haushofer hinweisen. Zum Beispiel ist der ideelle Einfluss von Halford Mackinder interessant, der wiederum, zusammen mit Beatrice und Sydney Webb, der Eugenik-Bewegung sehr nahe stand. Haushofers Interpretation von Geopolitik aus dem Geist der Eugenik hat den NS Staat stark mit geprägt. Zitat von Albrecht Haushofer: "Mein Vater hat das Siegel aufgebrochen. Den Hauch des Bösen hat er nicht gesehen. Den Dämon ließ er in die Welt entweichen". (Blindow, Carl Schmitts Reichsordnung, Akademie Verlag 1999, Google Books.)

Wenn man die Geschichte und Fortwirkung destruktiver Ideologien betrachtet, richtet sich die Aufmerksamkeit in Bezug auf Deutschland überwiegend auf vertikale Kontinuitätslinien: auf zeitliche Abläufe in einer als weitgehend in sich abgeschlossen dargestellten Gesellschaft. Zu wenig Aufmerksamkeit galt bisher den horizontalen Kontinuitätslinien: der in einer Zeitperiodie auftretenden Verbreitung von Normen und Ideen über Grenzen hinweg. Aufschlussreich sind z.B. Aussagen, mit denen der NS Staat als ein real existierender Eugenik-Staat gepriesen wurde, wie: „Der Führer […] ist der erste Staatsmann, der die Erkenntnisse der Erbbiologie und Rassenhygiene zu einem bedeutenden Prinzip der Staatsführung gemacht hat.“ (Otmar Freiherr von Verschuer in "Der Erbarzt", 1935; zitiert nach Wikipedia.)

25 Kommentare:

  1. S. unten einige weitere Informationen zu Karl Haushofer aus der englischsprachigen Wikipedia (der Eintrag ist ausfuehrlicher als der entsprechende deutschsprachige).

    Interessant sind insbesondere auch die Namen der anderen “Geopolitiker”, die hier erwaehnt werden: Der amerikanische Marine-Offizier Alfred Thayer Mahan, der britische Geograph Halford J. Mackinder, Friedrich Ratzel und sein schwedischer Student Rudolf Kjellén sowie Karl Ritter, dessen Schriften diesem Wikipedia-Eintrag zufolge die Wurzel der als spezifisch deutschen (“uniquely German”) angesehenen Geopolitik darstellen.
    Die Suche nach dem “spezifisch Deutschen” in der Geopolitik - ebenso wie in der Eugenik/ Rassenhygiene - ist angesichts der unvorstellbaren Verbrechen, die mit den Nazi-Versionen dieser Ideologien verbunden waren, nur allzu verstaendlich. Aber die Uebergaenge zwischen “internationalen” und “spezifisch deutschen” bzw. “Nicht-Nazi” und “Nazi” Anteilen dieser Ideologien sind bei naeherem Hinsehen nicht immer so trennscharf, wie man es sich angesichts der Schwere der Nazi-Verbrechen intuitiv vorstellt. Es ist fraglich, ob die Vorstellung von ruecksichtloser Eroberung als biologischer Notwendigkeit tatsaechlich spezifisch deutsch bzw. spezifisch fuer das Nazi-Regime war, oder ob hier das Beduerfnis nach einer moeglichst scharfen Abgrenzung ausschlaggebend ist – in dem Wissen, wozu die Ideologien der Geopolitik und der Eugenik/ Rassenhygiene unter der Nazi-Herrschaft beigetragen haben.

    Auszug aus dem Wikipedia Eintrag:
    “Karl Ernst Haushofer (August 27, 1869 – March 10, 1946) was a German general, geographer and geopolitician. Through his student Rudolf Hess, Haushofer's ideas may have influenced the development of Adolf Hitler's expansionist strategies, although Haushofer denied direct influence on the Nazi regime. Under the Nuremberg Laws, Haushofer's wife and children were categorized as mischlinge. His son, Albrecht, was issued a German Blood Certificate through the help of Hess.
    Haushofer … was born in Munich, Germany, to Max Haushofer, a professor of economics, and Frau Adele Haushofer …
    Haushofer developed Geopolitik from widely varied sources …
    Geopolitik contributed to Nazi foreign policy chiefly in the strategy and justifications for lebensraum. The theories contributed five ideas to German foreign policy in the interwar period:
    the organic state; lebensraum; autarky; pan-regions; land power/sea power dichotomy. …
    His ideas would reach a wider audience with the publication of Volk ohne Raum by Hans Grimm in 1926, popularizing his concept of lebensraum. …
    Geopolitik was in essence a consolidation and codification of older ideas, given a scientific gloss: Ostensibly based upon the geopolitical theory of American naval officer Alfred Thayer Mahan, and British geographer Halford J. Mackinder, German geopolitik adds older German ideas. Enunciated most forcefully by Friedrich Ratzel and his Swedish student Rudolf Kjellén, they include an organic or anthropomorphized conception of the state, and the need for self-sufficiency through the top-down organization of society. The root of uniquely German geopolitik rests in the writings of Karl Ritter who first developed the organic conception of the state that would later be elaborated upon by Ratzel and accepted by Haushofer. He justified lebensraum, even at the cost of other nations' existence because conquest was a biological necessity for a state's growth.”
    http://en.wikipedia.org/wiki/Karl_Haushofer

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  2. Isaiah Bowman: Der amerikanische (Nicht-)Haushofer

    “Bereits vor dem Krieg und vor allem in dessen ersten Jahren hatte sich BOWMAN mit der Ideologie auseinandergesetzt, die nach Meinung vieler Amerikaner hinter Hitlers Expansionismus stand: der deutschen Geopolitik. Die offen staatstragende Form der geopolitischen `Wissenschaft´, die in Deutschland unter HAUSHOFER und anderen zu Einfluß gelangt war (wenn dieser Einfluß auch nicht so groß war, wie dies gerade während des Krieges in den USA oft dargestellt wurde), stellte vor allem für BOWMANs wissenschaftliche Selbsteinschätzung ein Problem dar. Als politischer Geograph, der zu verschiedenen Zeitpunkten in mehrere staatliche Projekte einbezogen war, sich aber dennoch als objektiven Wissenschaftler konzeptualisierte, beruhte seine wissenschaftliche Identität auf einer Abgrenzung gegenüber der von ihm als Pseudo-Wissenschaft betrachteten deutschen Geopolitik. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er von der Presse nun gegen seinen Willen zum „American Haushofer“ ausgerufen. Um dieser aus seiner Sicht eine Anschuldigung darstellenden Meinung entgegenzutreten, schrieb er 1942 den Artikel Geography vs. Geopolitics, in dem er (s)eine objektive, nicht geodeterministische, auf übergeordnete Theorien verzichtende Geographie der deutschen Geopolitik als nationalistischer Ideologie gegenüber stellte. Doch konnte auch dieser Artikel das Paradox des objektiven Wissenschaftlers im Staatsdienst nicht auflösen, vor allem da BOWMAN zu dieser Zeit bereits wieder für das State Departement verpflichtet worden war.”

    Christiane Marxhausen; Quelle und Link im Post

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  3. Halford Mackinder: Geographie als die Wissenschaft vom Imperium / Freier Handel als Politik starker Länder

    Aus
    Halford Mackinder and Germany: Between Role Model and Threat / Халфорд Макиндер и Немачка: између узора и претње
    by Milos Vojinovic
    URL: https://www.academia.edu/4070131/Halford_Mackinder_and_Germany_Between_Role_Model_and_Threat_

    “[…] Indicating on German example, Mackinder wanted to change study of geography in Great Britain. He wrote that geography should be "Discipline of Empire" and he thought that even pupils in elementary schools should observe the landscape in the same manner as military commanders. Mostly influenced by Friedrich Ratzel, Mackinder adopted his social Darwinism and wrote that the most important fact of political geography is "extent of the red patches of British dominion upon the map of the world" which represents "cartographical expression of the eternal struggle for existence".
    First years of 20th century brought a shift in his perceptions. Until that point Mackinder was convinced navalist, he believed that sea power is the key for defense of Empire and he supported free trade policy. But when Second Boer War showed many flaws in British army, when German geographers started developing the idea of Mitteleuropa and when in the same time German foreign policy took even more active stance, his main ideas have changed. Faced with the fear that, because of growing importance of railway transport and German central position on European continent, even eventual British naval blockade could not prevent German import of raw materials, he abandoned his earlier ideas. He was also slowly abandoning his academic carrier, although never completely, and by 1910 he was fully involved in politics and became a MP.
    […] Mackinder joined Joseph Chamberlain’s Tariff Reform League, a move that he explained by quoting Bismarck - “free trade is politics of strong countries” and Mackinder did not consider Great Britain strong any longer. He believed that Empire must undergo fundamental reforms if it wants to survive. He proposed vast reforms, from reform of the Empire itself, which should become a Federation of Colonies, reform of the army, and, probably most important, social reform. Since the beginning of the new century, Mackinder was continuously pointing to the threat that Germany presented to the British Empire. He concluded that most important characteristic of German nation is specific Kultur that resulted in “strategic mentality” of Germans. Mackinder was concerned about the future of the Empire and he believed that solution for Empire’s problems could be found in German politics. Whether the question was tariff policy, population policy or national industry and defense, he looked for answers in solutions that German Empire has chosen. […]"

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  4. Hauke Ritz, Rueckkehr der Geopolitik, März 2013

    https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2013/maerz/die-rueckkehr-der-geopolitik

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  5. Am 14. Mai 1935 (dem Tag der Ansprache von Rudolph Hess in Stockholm; s.o.) wurde auch ein deutsch-schwedischer Vertrag "über Amts-und Rechtshilfe in Steuersachen" geschlossen.

    Dieser kam 1994 im Finanzausschuss des Bundestages noch einmal zur Sprache.

    Aus
    Beschlußempfehlung und Bericht des Finanzausschusses (7. Ausschuß)
    zu dem Gesetzentwurf der Bundesregierung
    — Drucksache 12/5838 —
    Entwurf eines Gesetzes zu dem Abkommen vom 14. Juli 1992 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Königreich Schweden zur Vermeidung der Doppelbesteuerung bei den Steuern vom Einkommen und vom Vermögen sowie bei den Erbschaft- und Schenkungsteuern und zur Leistung gegenseitigen Beistands bei den Steuern (Deutsch-schwedisches Steuerabkommen)

    A. Problem
    Das Abkommen vom 17. April 1959 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Steuern vom Einkommen und
    vom Vermögen und das Abkommen vom 14. Mai 1935 zur Vermeidung der Doppelbesteuerung auf dem Gebiet der Erbschaftsteuer sowie der Vertrag vom 14. Mai 1935 über Amts- und Rechtshilfe in Steuersachen entsprechen nicht mehr in allen Teilen dem gegenwärtigen Stand der deutsch-schwedischen Wirtschaftsbeziehungen und dem Steuerrecht beider Staaten.

    B. Lösung
    Annahme des Gesetzentwurfs, der auf die Ratifizierung des Abkommens vom 14. Juli 1992 zielt, das die in den drei genannten Vereinbarungen enthaltenen Regelungsbereiche in einem Abkommen zusammenfaßt und die deutsch-schwedischen Steuerbeziehungen in vielen Bereichen neu regelt.

    Einstimmigkeit im Ausschuß bei Abwesenheit der Gruppen der PDS/Linke Liste und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

    [...]

    Bonn, den 12. Januar 1994

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    1. Rudolf Hess hielt seine Rede vom 14. Mai 1935 (in Gegenwart von Karl Haushofer) in der Deutsch-Schwedischen Gesellschaft in Stockholm.

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    2. Am gleichen Tag in Deutschland

      Treffen vom 14. Mai 1935 im Umfeld der Wiedereinführung
      der deutschen „Wehrhoheit", also der Beseitigung der dem Deutschen Reich im Versailler Vertrag von 1919 auferlegten militärischen Restriktionen

      http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2001_2_2_moll.pdf

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    3. Das deutsch-schwedische Steuerabkommen, bei dem es um Vermeidung von Doppelbesteuerung bei Erbschaften ging, wurde am 14. Mai 1935 in Berlin vom schwedischen Botschafter und auf deutscher Seite von zwei Ministerialdirektoren unterzeichnet.

      http://www.worldlii.org/int/other/LNTSer/1935/212.pdf

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  6. Güse, H.G./Schmacke, N., Psychiatrie zwischen bürgerlicher Revolution und Faschismus, Bd. 2, Frankfurt/M. 1976
    Meyer, A./Rabe, K.-K., Einschlägige Beziehungen von Unionspolitikern, Bornheim-Merten 1980
    Pressedienst Demokratische Initiative, Bericht über neonazistische Aktivitäten 1978, München 1979
    Autorenkollektiv, Wie kriminell ist die NPD?, Hamburg 1980
    Autorenkollektiv, Braunzone zwischen CDU/CSU und Neonazis, Hamburg 1981

    Der göttliche Plan und seine Retter

    Jedenfalls, um den göttlichen Plan - nämlich, die europäischen Nationen als genetisch, biologisch und kulturell eigenständige ,Organismen" zu erhalten - hält Herr Schmidt-Kaler ,schmerzhafte Eingriffe" für
    unvermeidbar. Um hierfür die geeignete Öffentlichkeit herzustellen, publiziert Schmidt-Kaler zusammen mit anderen gleichgesinnten Professoren (mittlerweile sind es 15) im Namen der Wissenschaft das Heidelberger Manifest vom 17. Juni 1981, das eindringlich die Gefahren, die dem deutschen Volk durch die ausländische Unterwanderung drohen, beschwört.
    Und sie rufen auch gleich zur Tat auf, ,zur Gründung eines parteipolitisch und ideologisch unabhängigen Bundes ..., dessen Aufgabe die Erhaltung des deutschen Volkes und seiner geistigen Identität" sein soll. Dieser Bund ist ganz offensichtlich unter dem Namen Schutzbund für das Deutsche Volk, gemeinnützig e.V. (SDV) bereits gegründet worden, auch wenn die Professoren neuerdings jegliche Verbindung bestreiten. Dieser Schutzbund formuliert in seinem Aufnahmeantrag seine Aufgabe und Selbstverständnis folgendermaßen: Mit ihm soll der nötige Druck erzeugt werden, um bei allen Verantwortlichen im Staat für die ,Durchsetzung und Anerkennung des Grundwertes der Bundesrepublik Deutschland `DEUTSCHES VOLK'" und für die ,Stärkung der deutschen Familien mit
    allen gebotenen Mitteln" zu sorgen. Das eigentliche ,Übel an der Wurzel packen heißt" aber: ,Die Beschränkung der Fremdeinwanderung auf ein Mindestmaß, verbunden mit einer humanen Rückführung der Eingewanderten in ihre Heimatländer mit ideeller und sachlich tragbarer Hilfe."
    (Zitate aus Aufnahmeantrag für den SDV).
    Auch in folgendem gibt sich der SDV einen humanitären Anstrich: ,Der SDV achtet das Leben jeden Volkes und tritt ein für sein Lebensrecht in dem ihm geschichtlich zugewachsenem Land. Er stützt sich
    auf unbestreitbare neue wissenschaftliche Erkenntnisse in der Bewertung der Völker."
    Bewertung der Völker! - Auch wenn dies wohlweislich nicht weiter ausgeführt wird, so impliziert der Begriff ,Bewertung" automatisch eine hierarchische Einteilung der Völker in wertvolle und nicht wertvolle, in dumme und schlaue, in gute und schlechte, in Über- und Untermenschen. Und wenn man weiß, daß denjenigen, die sich hinter dem SDV verbergen, diese Denkschemata nur allzugeläufig sind, daß sie zudem zu den eifrigsten Verteidigern des südafrikanischen Rassistenregimes gehören,
    dann weiß man erst die richtige Lesart für den Ausdruck des ,Lebensrechts in dem... geschichtlich zugewachsenem Land" zu finden. Auch die südafrikanischen Rassisten-und nicht nur dort-"achten"
    auf ihre Weise ,das Leben" der Völker, indem sie den in ihren Augen minderwertigen Schwarzen die unwirtlichen homelands mit aller Gewalt ,geschichtlich zuwachsen" lassen und ihrem eigenen
    ,Lebensrecht" in den ökonomisch interessanten Teilen des südlichen Afrikas blutig zum Durchbruch verhelfen.
    So trifft auf den SDV schon eher die Bezeichnung ,Kampfbund" zu, wie auf Anfrage der Mitunterzeichner Prof. Siebert aus Mainz die Aufgabe und offensichtlich das Selbstverständnis des Schutzbundes charakterisierte. In diesem rassistischen Kampfbund kommt den Professoren laut
    Siebert und Selbstdarstellung des SDV eine besondere ideologische Funktion zu: sie sollen in Form eines wissenschaftlichen Beirats ,geistig führend sein". [...]

    http://www.nadeshda.org/archiv/antifa/hmbrowo.pdf

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  7. Aus

    »KONTINENT EVRASIJA« - KLASSISCHER EURASISMUS
    UND GEOPOLITIK IN DER LESART ALEXANDER DUGINS I
    STEFAN WIEDERKEHR

    Anfang 2001 rief Alexander Dugin in der nationalpatriotischen Zeitung
    Savl,ra zur Gründung einer »Gesellschaftlich-Politischen Bewegung
    >E urasien «< (Obschestvermo-poUI:itsclieskoje dvischel'lije »Evrasija«)
    unter seiner Führung auf. Im Manifest »Eurasien über alles« skizzierte
    er die ideologischen Grundlagen der geplanten Bewegung wie folgt:
    »Der Neoeurasismus als soziale, philosophische, wissenschaftliche, geopolitisehe und kulturelle Strömung begann sich Ende der 80er zu formieren. Ausgehend vom Erbe der russischen Eurasier der 20er und 30er Jahre nahm er die geistigen Erfahrungen der altgläubigen Tradition der russischen Orthodoxie in sich auf, bereicherte sich an der Sozialkritik der russischen Narodlliki und Sozialisten, begriff die Errungenschaften der sowjetischen Etappe der vaterländischen Geschichte auf neuartige Weise, eignete sich die Philosophie des Traditionalismus und der Konservativen Revolution sowie die geopolitische Methodologie an [. .. ] [So] wurde der Neoeurasismus zur einzigen seriösen weltanschaulichen Plattform im gegenwärtigen Russland und konstituierte sich als wissenschaftliche Schule sowie als System sozialer und kultureller Initiativen. Der Neoeurasismus legte die Grundlagen der zeitgenössischen russländischen
    Geopolitik und erwarb sich ein mächtiges Potenzial von Anhängern in den
    Machtstrukturen« (Du gin 2001: 8). [...]

    Der originelle Beitrag Dugins zur undemokratischen Tradition
    eines geopolilischen Denkens, das die Expansion mit militärischen
    Mitteln rechtfertigt, sind Esoterik und Konspirologie (vgl. Dugin 1996).
    So vertrat er die Ansicht, in der Gegenwart trete der »GrofSe Krieg der
    Kontinente« in die Entscheidungsphase, der jahrhundertelange Kampf
    zwischen den Geheimorden von Eurasiern und »Atlantikern« um die
    Weltherrschaft werde in allernächster Zukunft entschieden (Dugin
    1992). An anderer Stelle führte er die Konfrontation zwischen Land und
    Seemächten in letzter Konsequenz auf den Zusammenprall alchemistischer Elemente zurück (Dugin 199T 553-567). Beides lässt sich
    damit erklären, dass sich Dugin in den 1980er Jahren als Mitglied des
    Golovin-Kreises mit orientalischer Mystik und europäischen Traditionalisten beschäftigte. Letztere inspirierten nicht nur Dugin, sondern
    auch die europäische Neue Rechte (Shenfield20or: 192).
    In der Einleitung seiner »Grundlagen der Geopolitik« verteidigte
    Dugin die Geopolitik gegen den Vorwurf, bloße Scharlatanerie zu sein,
    die die Expansionspolitik Nazi-Deutschlands auf pseudowissenschaftliche
    Art und Weise legitimiert habe [...]

    http://edoc.bbaw.de/volltexte/2013/2393/pdf/Wiederkehr_Kontinent.pdf

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  8. Geopolitik an der Kriegsakademie

    Aus
    Russland, das große Hindernis auf dem Weg zur „American World“
    Posted September 18, 2014
    (von einer Webseite mit Werbung des Kopp-Verlags)

    Aymeric Chauprade ist außenpolitischer Berater von Marine Le Pen und Delegationsleiter des Front National im Europäischen Parlament; er war zuvor Professor für Geopolitik an der französischen Kriegsakademie (1999 bis 2009) und Professor an der Universität Neuchâtel/Neuenburg. [...]

    Einer der Klassiker der modernen Geopolitik, Halford J. Mackinder (1861-1947), ein britischer Admiral, der in Oxford Geografie unterrichtete, vertrat die Grundthese, dass die großen geopolitischen Strömungen der Welt um ein Heartland kreisen, nämlich Eurasien. Das Herz dieses Angelpunkts der Weltpolitik, den die Seemächte nicht erreichen konnten, das Herz Eurasiens war hingegen Russland, jenes Reich, dem „in der gesamten Welt dieselbe zentrale strategische Rolle zukommt wie sie Deutschland in Europa zukommt.“
    Dieser Raum – das Epizentrum aller geopolitischen Erschütterungen – wird von einem Gürtel natürlicher Barrieren geschützt (die Weiten Sibiriens, der Himalaya, die Wüste Gobi, Tibet), weshalb ihn Mackinder als „inneren Halbmond“ bezeichnet; um diesen Kernraum herum liegen die Randgebiete des eurasischen Kontinents: Westeuropa, der Mittlere Osten, Südostasien und der Ferne Osten.

    Jenseits dieser Randgebiete und durch Meeresbarrieren von ihnen getrennt, sind es zwei Inselsysteme, welche das Herzland von beiden Seiten kontrollieren: Großbritannien und Japan, zugleich Brückenköpfe eines „äußeren Halbmondes“, dem auch die Vereinigten Staaten angehören.

    Nach diesem Weltbild ist es die Aufgabe der globalen Seemächte, der Thalassokratien, welche Mackinder verteidigt, die Einheit des eurasischen Kontinents zu verhindern. Sie müssen daher die Ost-/West-Teilung zwischen den Hauptkontinentalmächten aufrechterhalten, welche ansonsten in der Lage wären, Allianzen zu schmieden (nämlich Frankreich mit Deutschland, Deutschland mit Russland, und Russland mit China); zugleich müssen sie die Randgebiete des eurasischen Kontinents kontrollieren. [...]

    Diese Studie erschien unter dem Titel La Russie, obstacle majeur sur la route de «l’Amérique-monde» in der Zeitschrift Géostratégiques, Ausgabe Nr. 24 vom Juli 2009.

    http://wahrheitfuerdeutschland.de/russland-das-grosse-hindernis-auf-dem-weg-zur-american-world/

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  9. Aus

    Universität zu Köln
    Erziehungswissenschaftliche Fakultät
    Gibt es eine Renaissance der Geopolitik?
    Diplomarbeit im Fach Erziehungswissenschaft
    Vorgelegt für die Diplomprüfung von
    Daniel Josten
    04. 10. 2004

    Geopolitik ist keine klar umrissene Disziplin oder gar Wissenschaft. In Meyers Taschenlexikon Geschichte von 1982 wird sie als “Grenzfach zw. Geographie, Staatswiss., Geschichte und Soziologie”5 bezeichnet. Hingewiesen wird hier jedoch auch auf die sozialdarwinistisch beeinflußten Lehren der Geopolitik.6

    Auf die charakteristisch geopolitische These, dass der menschliche Wille nicht frei, sondern an natürliche Begebenheiten gebunden sei, woraus folgt, dass die Politik die Weisungen geographischer Regeln zu befolgen habe, wird auch im Diercke- Wörterbuch Allgemeine Geographie verwiesen, ebenso, wie auf die Diskreditierung der Geopolitik durch die Verstrickung mit der Ideologie des NS-Regimes.7

    Neben solchen Hinweisen, wie etwa auch dass “sich die G. als ‚eine Grundsäule der nationalsozialistischen Erziehung‘”8 empfand, finden sich zum Beispiel in Weltpolitik im 20. Jahrhundert, einem Lexikon der Ereignisse und Begriffe auch die Information, dass “Argumente der G. ... seit der Wiedervereinigung von BRD und DDR von rechtskonservativen Politikern und Theoretikern wieder aufgenommen”9 worden seien.10

    Dementsprechend heißt es im Wörterbuch zur Sicherheitspolitik mit Stichworten zur Bundeswehr, welches unter anderem vom Bundeswehrgeneral Harald Kujat herausgegeben wurde, in der ersten angegebenen Bedeutung lapidar, dass es sich bei der Geopolitik um ein “Wissenschaftsfeld”11 handele, welches sich “zwischen Geographie, Staatswissenschaft, Geschichte und Gesellschaftswissenschaften”12 bewege und “Beziehungen zwischen Raum und politischen Gegebenheiten untersucht.”13 Desweiteren sei es eine “Lehre von der Raumgebundenheit politischer Vorgänge”,14 die zugleich den “Staat als geographischen Organismus”15 behandele. Außerdem sei Geopolitik in ihrer dritten Bedeutung die “Analyse des Einflusses der geographischen Bedingungen eines”16 Landes auf dessen politische Geschicke in inneren und äußeren Angelegenheiten. [...]

    http://www.grin.com/de/e-book/36740/gibt-es-eine-renaissance-der-geopolitik

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  10. Was wäre Militär ohne Geopolitik?
    Endlich ein Ende des "Jammerdaseins" der Geopolitik im deutschsprachigen Raum ...

    Aus
    Österreichische Militärische Zeitschrift
    Kritische Geopolitik
    11 ÖMZ 1/2010
    Zur Neukonzeption der Politischen Geographie in der Postmoderne
    Heinz Nissel

    [...] Bereits seit den 1970er-Jahren vermochte die angloamerikanische
    Geographie eine Reihe von Ansätzen zu entwickeln, die den geänderten gesellschaftlichen und philosophischen Rahmenbedingungen besser entsprachen.
    Im deutschsprachigen Raum hingegen fristeten sowohl Politische Geographie und noch stärker die Geopolitik ein Jammerdasein. Die Stigmatisierung beider durch die unselige Verquickung mit Theorie und Praxis des Nationalsozialismus konnte durch ein halbes Jahrhundert nicht durchbrochen werden. [...]

    http://www.bundesheer.at/pdf_pool/omz/oemz2010_01.pdf

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  11. Aus
    SPIEGEL ONLINE
    Geopolitik nach 9/11: Die Lüge vom humanitären Krieg
    07.09.2011

    Mit den Anschlägen von New York begann der Kolonialismus des 21. Jahrhunderts, erklärt der britische Intellektuelle Tariq Ali in einem Debattenbeitrag für SPIEGEL ONLINE. [...]

    Zehn Jahre nach 9/11 geht der Krieg in Afghanistan weiter - in einer blutigen und brutalen Pattsituation, mit einem korrupten Marionetten-Regime, dessen Präsident und seine Familie sich die Taschen mit unrechtmäßig erworbenen Einnahmen füllen und mit einem US- bzw. Nato-Militär, das nicht in der Lage ist, einen Sieg über die Aufständischen zu erringen. Letztere schlagen nach Belieben zu, ermorden die korrupten Geschwister Karzais, schalten seine führenden Weggefährten aus und nehmen Schlüsselpersonal der Nato-Nachrichtendienste mit Selbstmordanschlägen unter Beschuss oder mit Raketen, die Hubschrauber vom Himmel holen. Währenddessen findet schon seit Jahren hinter den Kulissen eine Reihe von langwierigen Verhandlungen zwischen den USA und den Neo-Taliban statt. Das Ziel enthüllt die Ausweglosigkeit: Nato und Karzai sind verzweifelt bemüht, für eine neue Staatsregierung die Taliban zu rekrutieren. [...]

    Krieg - jus belli - gilt heute als ein legitimes Instrument, solange man es mit Zustimmung der USA oder vorzugsweise durch die USA selbst anwendet. Heutzutage kommt es als "humanitäre" Notwendigkeit daher: Die eine Seite begeht emsig Verbrechen, während die von eigenen Gnaden moralisch überlegene Seite lediglich notwendige Strafmaßnahmen anwendet - und dem zu unterwerfenden Staat wird man seine Souveränität absprechen. Seine Erneuerung wird sorgfältig überwacht - sowohl mit Militärstützpunkten als auch mit einer Kombination von NGO und Geld. Dieser Kolonialismus des 21. Jahrhunderts, diese Dominanz, wird durch die globalen Mediennetzwerke unterstützt, eine wichtige Säule, um politische und militärische Operationen durchzuführen. [...]

    Der Despot im Jemen, verhasst bei der Mehrheit, tötet sein Volk weiterhin jeden Tag ungehindert per Fernbedienung von seinem Stützpunkt in Saudi-Arabien aus. Nicht einmal ein Waffenembargo, geschweige denn eine Flugverbotszone hindert ihn daran. [...]

    All dies könnte irgendwann eine dritte Phase auslösen: Einen wachsenden nationalistischen Furor, der auf Saudi-Arabien übergreift - und dort wird Washington zweifelsohne alles Nötige veranlassen, um die saudische Königsfamilie an der Macht zu halten. Fällt Saudi-Arabien, fallen auch die Golfstaaten. Der Angriff auf Libyen, für den die Dummheit Gaddafis in jeder Hinsicht hilfreich war, diente dazu, die Initiative wieder von der Straße weg zu holen - er sollte als Verteidigung der Bürgerrechte erscheinen. Doch die Bahrainer, Ägypter, Tunesier, Saudi-Araber, Jemeniten werden nicht überzeugt sein. Und auch in Euro-Amerika findet dieses jüngste Abenteuer wohl mehr Gegner als Unterstützer. Die Kämpfe sind keineswegs zu Ende.

    Obama spricht von einem gnadenlosen Gaddafi - des Westens eigene Gnade jedoch regnet auch nie herab wie zarter Himmelstau. Sie preist nur die Macht, die waltet, die Mächtigste der Mächtigsten. Das Ergebnis gleicht dem, was Theodor Däubler, ein deutscher Dichter des 19. Jahrhunderts, einmal schrieb: "Der Feind ist unsere eigne Frage als Gestalt / Und er wird uns, wir ihn zum selben Ende hetzen."

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/geopolitik-nach-9-11-die-luege-vom-humanitaeren-krieg-a-784452.html

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  12. Bevölkerungsforschung und Politik in Deutschland im 20. Jahrhundert
    https://books.google.com/books?isbn=3531904272
    Rainer Mackensen - 2008 - ‎Political Science

    Heinz Zeiss (1888-1949) ist den Fachbereichen Medizin, Hygiene, Tropenmedizin und Geschichte der Medizin zuzurechnen. ... Zeiss unterstützte 1927 - 1932 das Deutsch-Russische Rassenforschungsinstitut Moskau und entwickelte in Anlehnung an Haushofers Geopolitik die Geomedizin.

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  13. Aus
    J. Krysmanski
    Seminar-Reihe Globalisierung

    Wir sprechen für die Zwecke dieses Seminars zunächst von Geopolitik I und Geopolitik II.

    Geopolitik I wäre die Ebene, auf der unser Planet als Gegenstand allgemeiner Arbeit erscheint, als der Raum, in dem sich der Stoffwechsel zwischen Natur und Gesellschaft vollzieht. Hier geht es um die aufbauenden und zerstörenden Wirkungen menschlicher Arbeit, um Produktion und Destruktion - und vor allem um die Ressourcen unseres Planeten und um die Biosphäre.

    Geopolitik II dagegen wäre die Ebene, auf der unser Planet als die Sphäre allgemeiner Kommunikation erscheint, beispielsweise als ein Netz weltumspannender kommunikativer Finanztransaktionen, als ein Raum unübersehbar vielfältiger kultureller und massenkultureller Äußerungen. Vor allem aber wäre Geopolitik II eine Ebene, auf der Ökonomie nicht mehr als Stoffwechselprozess zwischen Gesellschaft und Natur erscheint, sondern als eine kulturelle Operation. Wo also folglich auch Machtpolitik nicht mehr allein Kampf um Ressourcen ist, sondern zu einem neuen imperialen Projekt führt, einem globalen Projekt der vernetzten Macht unter Einschluss des Cyberspace ('Empire').

    http://www.uni-muenster.de/PeaCon/global-texte/globalss02.htm

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  14. Neu gefunden, noch nicht gelesen. Reine Verschwörungstheorien oder Infos und Analysen, die Beachtung verdienen? Hier erst mal als Merkzettel eingestellt.

    Guido Giacomo Preparata

    Guido Giacomo Preparata (* ... 1968 in Boston) ist ein italienischer Wirtschafts- und Politikwissenschaftler. ...

    Preparata schrieb die Bücher Conjuring Hitler und The Ideology of Tyranny sowie etliche Artikel und Aufsätze. In Conjuring Hitler, das in deutscher Sprache unter dem Titel Wer Hitler mächtig machte erschienen ist und auch ins Russische übersetzt wurde, vertritt er die Anschauung, dass anglo-amerikanische Clubs aus geopolitischen Gründen – der Spaltung Eurasiens entlang einer Hauptbruchlinie – Hitler an die Macht hievten und ihn dort bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hielten. ...

    Seine Hypothesen ähneln stellenweise dem Denken von Antony C. Sutton und Carroll Quigley. Ernst Jüngers „Auf den Marmorklippen“ deutet er nicht als Werk versteckten Widerstandes, sondern im Gegenteil als Allegorie auf den kommenden Krieg gegen Josef Stalin und das bolschewistische Russland. ...

    Publikationen

    Conjuring Hitler – How Britain and America made the Third Reich. Pluto Press, London Ann Arbor 2005.
    dt.: Wer Hitler mächtig machte. Wie britisch-amerikanische Finanzeliten dem Dritten Reich den Weg bereiteten. Perseus Verlag, Basel 2009

    The ideology of tyranny. Bataille, Foucault, and the postmodern corruption of political dissent. Palgrave Macmillan, Basingstoke 2007

    http://de.wikipedia.org/wiki/Guido_Giacomo_Preparata

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  15. DIE ZEIT Archiv
    Jahrgang: 1995
    Ausgabe: 30

    Ein alter Begriff macht erneut Karriere: die "Geopolitik". Französische Historiker und Intellektuelle putzten ihn als erste wieder auf, Italiener und Deutsche folgten. Auf der Suche nach dem neuen Sinn unternahm unser Autor einen Streifzug durch Zeitschriften und Bücher. Fazit: Man braucht mehr Platz.

    Seite 2/4

    Die zweite Antwort auf die Frage nach Entstehung der "Geopolitik" verlegt den Zeitpunkt in die Epoche des Imperialismus. Damals beschäftigten sich Geographen wie Friedrich Ratzel (1844-1904) mit den "Gesetzen des räumlichen Wachstums der Staaten". Von der Ideologie des Alldeutschen Verbandes imprägniert, suchte Ratzel nach Rechtfertigungen, um Grenzen zu verschieben und Gebiete "geopolitisch" zu arrondieren. Das als Organismus verstandene Reich Bismarcks sollte nach 1871 wachsen wie ein menschlicher Körper. Max Weber kleidete dieselbe Hoffnung 1895 in das Wort von der Reichsgründung als "Jugendstreich", dem "Taten" folgen sollten. Ratzels Hauptwerke, "Politische Geographie" (1897) und "Der Lebensraum" (1901), enthalten zwar das Wort "Geopolitik" nicht, aber ihr Autor verstand sich als Ratgeber der Reichsführung bei deren Jagd nach einem "Platz an der Sonne" (Staatssekretär von Bülow, 6. 12. 1897): "Es liegt im Wesen der Staaten, daß sie im Wettbewerb mit den Nachbarstaaten sich entwickeln, wobei die Kampfpreise zumeist in Gebietsteilen bestehen" (Ratzel).

    Mit dem Buch "Das Meer als Quelle der Völkergröße" (1900) wurde Ratzel zu einem der Mentoren unter den "Flottenprofessoren", die das bürgerliche Deutschland ex cathedra auf das Flottenbauprogramm - und damit auf einen Krieg gegen England - einschworen. Ein zentraler Begriff Ratzels ist der "Lebensraum", den er von Oscar Peschel übernommen hat, der ihn 1860 bei der Besprechung von Darwins "On the Origin of Species" (1859) verwendete. Ratzel definierte den Begriff an keiner Stelle, sondern beschwor ihn nur in Analogien und Analogieschlüssen. Nachhaltig wirkte der Vergleich mit Beobachtungen von der pazifischen Insel Laysan, wo sich aus Mangel an "Nistplätzen der Seevögel . . . das Recht der Besitzenden mit grausamer Folgerichtigkeit" durchsetze. Die "Volk-ohne-Raum-Propaganda" konnte hier nahtlos anschließen.

    Als Begründer der "Geopolitik" und Erfinder dieses Neologismus gilt der schwedische Geograph Rudolf Kjellén, dessen Arbeiten zwischen 1901 und 1916 erschienen. Aber erst die deutsche Übersetzung von 1917 ("Der Staat als Lebensform") fand breitere Beachtung. Kjellén umschreibt "Geopolitik" als "die Lehre vom Staat als geographischem Organismus oder Erscheinung im Raume: also der Staat als Land, Territorium, Gebiet oder . . . Reich". ...
    Bei Kjellén wird der Staat von seiner elementarsten Voraussetzung her gefaßt, von seiner Territorialität, aus der der Rest abgeleitet wird. Für ihn wiegen denn auch Gebietsverluste schwerer als der Verlust von Menschenleben.

    Nirgends fand "Geopolitik" soviel Beachtung wie bei deutschen Konservativen und Nationalsozialisten. Beiden war sie ein Hebel zur Revision der Pariser Friedensverträge von 1919/20. Die schillerndste Figur war Karl Haushofer (1869-1946), Mitglied der NSDAP, mit einer Frau jüdischer Herkunft verheiratet, befreundet mit Rudolf Hess und intimer Feind von Goebbels, der ihn nach 1939 kaltstellte. ...

    Das kritisch gemeinte Wort vom deutschen "Drang nach dem Osten" prägte der Pole Julian Klaczko 1849; "Geopolitiker" wie Nazis drehten es um und machten es zur Fanfare. ...

    http://www.zeit.de/1995/30/Ein_alter_Begriff_macht_erneut_Karriere_die_Geopolitik/seite-2

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    1. Anm. Blogger:

      Der Autor schreibt mal eben so (ohne Quellenangabe), Haushofer sei NSDAD-Mitglied gewesen.

      Dagegen heißt es bei Christian W. Spang, „Wer waren Hitlers Ostasienexperten?“:
      "Hinsichtlich NSDAP- bzw. SS-Mitgliedschaft unterscheiden sich Hack, Haushofer und von Raumer beträchtlich. ... Haushofer war kein Parteigenosse."
      http://www.oag.jp/images/publications/oag_publikationen/Hitlers_Japanexperten-2.pdf
      Auszüge (in der Kommentar-Sektion) auf
      http://zettelmaus.blogspot.com/2014/05/lehrbuecher-umschreiben-der-glaube.html

      Weiterer Kommentar:

      In dem ganzen Artikel kommt der Name "Mackinder" gar nicht vor.
      Angesichts der schrecklichen NS Verbrechen, für die auch "geopolitische" Pseudo-Argumente den Weg bahnten, ist zwar verständlich, wenn im Nachhinein befunden wird - wie in dem o.g. Artikel:
      "Nirgends fand "Geopolitik" soviel Beachtung wie bei deutschen Konservativen und Nationalsozialisten."
      Aber stimmt das auch? Um zu beurteilen, wieviel Beachtung bei wem die Geopolitik in welcher Zeit gefunden hat, müsste man ihre Entwicklung auch in anderen Ländern betrachten und u.a. auch die Lehren von Halford Mackinder und ihre Rezeption ins Blickfeld nehmen.

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    2. Der Autor des Artikels, aus dem die Auszüge stammen (DIE ZEIT Nº 30/1995, 21. Juli 1995) ist Rudolf Walther.

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  16. Aus Wikipedia zu HALFORD MACKINDER
    zuletzt am 16. Februar 2015 geändert

    Seine Heartland-Theorie wurde anfangs außerhalb Großbritanniens kaum beachtet, 1930 aber von den Nationalsozialisten (Karl Haushofer) aufgegriffen. Obwohl es keine Hinweise darauf gab, dass Mackinder mit dem Nazi-Regime sympathisierte, wurde er nach Bekanntwerden der nationalsozialistischen Vereinnahmung seines Werkes scharf angegriffen. Mackinder sprach fließend Deutsch und hatte einige Freunde unter Deutschlands Intellektuellen.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Halford_Mackinder

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  17. In 1919, Haushofer became Privatdozent for political geography at Munich University and in 1933 professor.
    Haushofer and Gurdjieff

    Louis Pauwels, in his book Monsieur Gurdjieff, describes Haushofer as a former student of George Gurdjieff. Others, including Pauwels, said that Haushofer created a Vril society; and that he was a secret member of the Thule Society.

    https://en.wikipedia.org/wiki/Karl_Haushofer

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  18. In einem 1987 erschienenen Artikel „German geopolitics reassessed“ attestiert John H. Paterson der deutschen Geopolitik der 1930er und 40er Jahre, z. T. sehr moderne Gedanken eingebracht zu haben. Der Autor hebt den Mißbrauch hervor, den die Nationalsozialisten mit der Geopo litik getrieben hatten. Allerdings ignoriert er einen wichtigen Aspekt der „klassischen“ Geopolitik, nämlich daß die Staaten hier als Lebewesen interpretiert wurden, die entweder wachsen oder zugrunde gehen muß ten.119 Den sozialdarwinistischen Charakter der „klassischen“ Geopolitik zu vernachlässigen, führt zu falschen Beurteilungen, wie der unkritische
    Beitrag von Paterson erkennen läßt. In seinem Bestreben, die alte Geo politik zu entdämonisieren, um auf diese Weise die Geopolitik von ihrer fragwürdigen Geschichte zu befreien, geht er zu weit.
    Ebenfalls noch vor dem Ende des Kalten Krieges hatte Alfred
    Zänker 1988 in seinem Aufsatz „Zur Wiederentdeckung der Geopolitik“ darauf gedrängt, Deutschland solle, wie andere Staaten auch, Geopo litik betreiben.

    https://www.dijtokyo.org/wp-content/uploads/2016/09/DIJ-Mono_52_Spang.pdf

    Christian W. Spang
    Karl Haushofer und Japan
    Die Rezeption seiner geopolitischen Theorien
    in der deutschen und japanischen Politik
    Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien
    Band 52 2013

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  19. Die folgenden Ausführungen sollen zwei Knotenpunkte kenntlich machen, über die ein völkisches Verständnis von „Volk“ und „Nation“ sowohl implementiert als auch radikalisiert werden kann: zum einen über die Kopplung mit geopolitischen (Volk und Raum), zum anderen über die Verbindung mit eugenischen bzw. rassenhygienischen Ideen (Volk und Rasse).

    https://www.diss-duisburg.de/2010/12/volk-raum-und-rasse/

    Volk, Raum und Rasse
    Von Helmut Kellershohn. Erschienen in DISS-Journal 20 (2010)

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  20. Und man sollte dabei nicht das Faktum aus den Augen verlieren, dass es ein romanhaft-fiktiver Raumbegriff war, der zur Grundlage einer „Wissenschaft“ – ich würde lieber von einer „Pseudowissenschaft“ sprechen –, der Geopolitik also, gemacht wurde. ...

    Gegen die Seemächte England und USA plädiert er für die Bildung eben jenes großen kontinentalen Machtblocks von Mitteleuropa und das russische Innerasien bis nach dem Fernen Osten. Dies war dann auch 1939 mit dem Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt und dem Antikominternpakt mit Japan von 1936 erreicht. Und so konnte Haushofer am Ende seines 1941 erschienenen Buches Japan baut sein Reich stolz schreiben:

    „Unter den vielen kühnen Wendungen unseres Spiels ums Dasein als Großdeutsches Reich hat ganz gewiß die Eurasienpolitik mit Japan und der Sowjetunion die höchsten Anforderungen an Gefolgstreue, Weltbild und Wendigkeit der Volksgenossen wie der Bundesgenossen gestellt (…)“ (Haushofer 1941, 203).

    Diese von ihm befürwortete Bündnispolitik zerfiel aber eben in diesem Jahr 1941 als Hitler die Sowjetunion angriff. Damit war dieses Jahr, wie dies der erwähnte Haushofer-Experte Christian W. Spang ausdrückt, für seine „geopolitische Theorie der ‚Super-GAU‘“.

    https://raumfigurationen.wordpress.com/pekar-thomas/

    Thomas Pekar (Gakushuin University, Tokyo)
    Machtträume und Machträume.
    Imaginationen des Raums in der Geopolitik

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