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Sonntag, 29. Mai 2011

Feindbild "Gutmensch & Co.": Ein Klassiker der Eugenik (4/ Abschluss)

Auf den vorangegangenen 3 Posts habe ich Zusammenhänge zwischen dem modernen "Gutmensch"-Wort und älteren Bezeichungen mit ähnlicher Zielrichtung, wie "Humanitätsduselei" und andere Kombinationen mit "-duselei" angesprochen.
 
(Ergänzungen: "Toleranzduselei" in einem antisemitischen Pamphlet von Henry Ford: http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/henry-fords-polemik-gegen.html; "Gutmensch-Dhimmi", "Dhimmi" in Blogs der "Counterjihad"-Szene: http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/muss-man-jede-debatte-fuhren.html; Hasswort "liberals", zu Deutsch "Gutmenschen", im Bekenner-Manifest des Attentäters von Norwegen
http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/ja-gutmenschen-ist-tatsachlich-die.html)

Auf diesem Post sollen aktuelle Anwendungsbeispiele und Hintergründe zu "Gutmensch" und "politisch korrekt" zusammengestellt werden (Hervorhebungen mit Fettdruck sind von mir).

Die ersten beiden Ergebnisse der Google-Suche zu "Gutmensch", die auf Video-Clips bei Youtube verweisen, betreffen Lieblingsstücke der rechtsextremen Szene:

"Gutmensch" von einer Band namens "Sturmwehr"
Auszüge aus Kommentaren:
"..wenn ich eines hasse,dann sind das Gutmenschen,Toleranzromantiker
 & Hobbyumarmer."
"Nieder mit diesem li[e]beralen Scheiss."
 "Das Deutsche Reich liegt in unserer Hand !"

 "Gutmensch" von einer Band namens "Weisse Wölfe"
Auszüge aus Kommentaren:
"heil"
"heil euch"
"Hey ,erst mal einen Gruss an alle Kameraden....  Und nun zu dir, du ... linker spinner! ... Hab mal ein bisschen mehr Respekt vor uns !"
Dazu auch (eindeutiger geht es kaum):
http://ewigtreu.blogspot.com/2010/08/weisse-wolfe-gutmensch.html?zx=a7d1ed4942186144
Zitate von dieser Webseite: "Verkommen, entartet und verreckt", "Hackenkreuzzug - Centurions of Thule" 


Aus einem Artikel des NPD-Parteivorsitzenden Udo Voigt (NPD-Wochenbrief 52/ 2010); http://www.npd-wochenbrief.de/aktuell/Ausgabe_56.html :
"(Sarrazin) …will nicht, daß Deutschland sich selbst abschafft, und hält den Gutmenschen den Spiegel vors Gesicht. … Herr Sarrazin, helfen Sie uns jetzt, die Etablierten das Fürchten zu lehren!"


Ein Beispiel von vielen aus dem Umfeld der “Neuen Rechten” (zur Information über die "Neue Rechte", ihre Akteure und Publikationen siehe z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/Alain_de_Benoist ):
Islamkritikerin (Nutzername) auf der Webseite “Reconquista Europa“, Untertitel „Für Freiheit – gegen Islamisierung“ (Posts vom 30.05.2009)
„Kommt hier jemand aus dem Raum Kehl oder Offenburg? Ich suche Leute für eine Anti Gutmenschen Aktion wegen den Europawahlen …“
„Die Nachbarn kann ich nicht fragen ich weiß nicht ob die selbst Gutmenschen sind oder nicht. Ich habe gedacht ich finde hier Leute die gegen Gutmenschen sind. Seid ihr für oder gegen Gutmenschen?“

Aber die Sitte des Abkanzelns von Menschen, die sich für die Umsetzung von Menschenrechten engagieren, als "Gutmenschen" oder "politisch korrekte" Dogmatiker ist längst in der Mitte der Gesellschaft etabliert. 

Eine lange Tradition des Agitierens gegen "falsch verstandener Humanität" und gegen die Idee von der "Einheit des Menschengeschlechts" (siehe z.B. auch Zitate des Nazi-Theologen Arthur Neuberg, http://guttmensch.blogspot.com/2011/04/anstelle-eine-doktrinaren.html) hinterlässt Spuren auch in Internet-Diskussionsforen von heute. Nur ein Beispiel von vielen ist etwa dieser Eintrag auf einem Diskussionsforum der Zeitschrift Wallstreet Online: "Ein besonderes Beispiel (für einen Gutmenschen) ist der gutmeinende „Fremdenfreund“, der aufgrund des humanitaristischen Grundsatzes davon ausgeht, dass alle Menschen gleich sind..." (http://www.wallstreet-online.de/diskussion/1141192-31-40/linker-gesinnungsterror-in-deutschland)

Einige Publizisten, z.B. Henryk M. Broder, Ralph Giordano und andere, die sich auch auf einem Internet-Forum namens "Achse des Guten" (http://www.achgut.com/dadgdx/), mit meinungsstarken Beiträgen engagieren, verwenden den abwertend gemeinten "Gutmensch"-Begriff besonders häufig und regen so zur Nachahmung an. Beispiele:
Henryk M. Broder; "Sarrazin hat recht! Sein Tonfall erzeugt Aufregung und ärgert die Gutmenschen. ...“
Ralph Giordano: "Sarrazin weist zu Recht auf die haarsträubenden Zustände in den Parallelgesellschaften hin. Eingebrockt haben uns diese Verhältnisse Multikulti-Illusionisten, professionelle Gutmenschen, Umarmer vom Dienst, Sozialromantiker und Beschwichtigungsapostel. Denen darf man nicht nachgeben und sich mundtot machen lassen.“
http://107228.homepagemodules.de/t495f9-quot-Gutmenschen-quot.html
("Umarmer vom Dienst"; vgl. "Hobby-Umarmer" bei "Sturmwehr", s. oben.)

Der folgende Artikel, hier in Auszügen zitiert, gibt über die Popularisierung des "Gutmenschen-" Begriffs, wenn auch in etwas polemischer Form, nützliche Einblicke. Wichtig finde ich auch den Bezug auf die US-amerikanische "Tea Party" Bewegung mit ihrer Galionsfigur Sarah Palin, der möglichen republikanische Präsidentschaftskandidatin der Republikaner für 2012.

Der Gutmensch. In: Süddeutsche Zeitung Magazin, 
Heft 04/2011.
Autor: Christian Nürnberger 

„Neulich, im Mainzer Kurfürstlichen Schloss, wurde der Kabarettist Lars Reichow als »Ranzengardist 2011« ausgezeichnet, was die Welt nicht weiter interessiert hätte, wenn nicht der Laudator Thilo Sarrazin geheißen hätte, der »Ranzengardist 2009«. Das fanden Antifaschisten, Antirassisten und alle weiteren üblichen Verdächtigen so skandalös, dass sie ein Auftrittsverbot für Sarrazin forderten, draußen vor dem Schloss demonstrierten, und so der großen Mehrheit drinnen das Vergnügen verschafften, sich als verfolgte Minderheit zu gebärden, die sich genötigt sieht, die Gedanken- und Meinungsfreiheit gegen die »Diktatur der Gutmenschen« zu verteidigen. …“
„Die Kreation dieses Klischees .. begann … in den Neunzigerjahren. ….Generell sollen (in den USA)  Schwulen, Schwarzen, Frauen, Indianern und Behinderten so viele Sonderrechte eingeräumt worden sein, dass im Mutterland des gnadenlosen Konkurrenzkampfs das Kriterium der Leistung bei der Vergabe von Studien- oder Arbeitsplätzen für gesellschaftlich Benachteiligte nicht mehr galt. Plötzlich sah sich die weiße, männliche, heterosexuelle, nichtbehinderte Mehrheit gezwungen, sich selbst als Problem und Hindernis für die anderen wahrzunehmen. Mit den Nachrichten aus Amerika wurde auch ein neues Wort importiert: Political Correctness, meist abfällig PC abgekürzt: die Diktatur der Minderheiten, die Herrschaft der Gutmenschen, die durch Verbesserung der Sprache die Welt zu bessern glauben. »Mongoloide« hießen nun »Menschen mit Down-Syndrom« und oder »alternativ begabte Menschen«. …“„… In dem … Buch („Generation Golf“) erzählte Florian Illies, wie sich die Kinder der Alt-Achtundsechziger an ihren Eltern, Lehrern, Professoren und deren Gutmenschentum abarbeiteten. …Erwachsen geworden, versuchten sie sich der Achtundsechziger zu entledigen, was nicht schwerfiel, denn diese mussten ihre Machtpositionen wegen Erreichung der Altersgrenze sowieso räumen. …Ihr Kampf gegen linke Windmühlen erfordert offenbar den ganzen Mann, große geistige Anstrengungen und kräftezehrende Diagnosen zur Zeit, wie etwa die des Sehers Roger Köppel, der als Chefredakteur seiner Schweizer Zeitschrift Weltwoche kürzlich in »linken Journalisten« eine Plage erkannt hat, die schlimmer ist als Hitler und Brustkrebs zusammen. Womit er an einem Strang mit dem neuen Focus-Chefredakteur Wolfram Weimer zieht, der allen Ernstes glaubt, die Wirklichkeit im Fokus zu haben, wenn er in seinem Blatt gegen »die Vertreter eines linksliberalen, feministischen, sozialstaatfixierten Multikulti-Wischiwaschi-Mainstreams« hetzen lässt. Gegen diesen verderbten Mainstream schwimmt Weimer mit dem feierlichen Bekenntnis zum »Familiären, Heimatlichen, der kulturellen Identität bis hin zu religiösen Facetten«.“
„Die Don Quijotes sitzen nun seit mindestens einem Jahrzehnt an zahlreichen Hebeln der Macht. …Die immer weiter sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich lässt die Köppels und Weimers kalt. Der Hunger in der Welt animiert sie zu Attacken auf …Gutmenschen, die durch ihre Hilfe und ihr Engagement angeblich alles nur noch schlimmer machen. Eine Alternative zu deren Engagement hat diese »Achse des Guten« nicht. Um davon abzulenken, bedarf sie der Unterstützung durch ältere Jahrgänge und ehemalige Achtundsechziger … wie Matthias Matussek, Dirk Maxeiner und Michael Miersch. Unter der Leitung des Windmachers Henryk M. Broder und mit freundlicher Unterstützung der Talk-Schlachtrosse Arnulf Baring, Ralph Giordano und Hans-Olaf Henkel bauen sie hier gerade einen Ableger der Amerikanischen Tea-Party-Bewegung auf. So, wie deren Mitglieder Pickel kriegen, wenn sie das Wort Krankenversicherung hören, so reagieren die deutschen Tea-Party-Isten mit Allergieschocks, wenn sie das Wort soziale Gerechtigkeit hören. ..“


Nachtrag (dieser Absatz eingefügt 19.07.2011: 'Ist die deutsche 'Tea Party' im Anzug?' fragt Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer der TNS Emnid Politik- & Sozialforschung GmbH (CARTA, 09.09.2010).  Zitate: "Es geht um ein Diktat, das immer mehr Deutschen suspekt vorkommt: Das Diktat des Staates. Es geht um das Diktat der 'Gutmenschen'. ... Gut möglich, dass das Thema Ausländer nur der aktuelle Vorbote eine neuer Bewegung, der deutschen 'Tea-Party', ist. Die eine zu „gutmenschliche“ Politik, bei der sich der Staat in alles einmischt, ablehnt." Dem Tenor seines Artikels entnehme ich, dass er das begrüßen würde. URL: http://carta.info/33568/ist-die-deutsche-tea-party-im-anzug/
(Wie sich seine Einstellung wohl darauf auswirkt, wie Emnid-Studien angelegt, ausgewertet und in der Öffentlichkeit dargestellt werden? - "Fremdenfeindliches Verhalten ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das legt auch das Ergebnis einer aktuellen Emnid-Umfrage nahe. Laut der würde jeder fünfte Deutsche eine Partei wählen, deren Vorsitzender Thilo Sarrazin ist. Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner erklärte das damit, dass Sarrazin "endlich ausspricht, was viele denken"." URL: http://www.taz.de/!58067/)

Um einen Überblick zu Entstehungsgeschichte und Verwendung des Begriffs "Gutmensch" bemühen sich z.B. Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch
Auszug:
"Der Deutsche Journalisten-Verband vermutet in Zusammenarbeit mit Sprachforschern des Duisburger Instituts für Sprach- und Sozialforschung die Herkunft des Begriffes in der Zeit des Nationalsozialismus. ... „Gutmensch“ sei eine Ableitung vom jiddischen „a gutt Mensch“. Der DJV verweist auf Adolf Hitler, der in seinen Reden und seinem Buch „Mein Kampf“ die Vorsilbe gut wiederholt in abwertendem Zusammenhang verwendet hatte. So waren für ihn gutmeinende und gutmütige Menschen diejenigen, die den Feinden des deutschen Volkes in die Hände spielten." (Quelle u.a. http://www.scribd.com/doc/58251065/Memorandum-zur-Initiative-Journalisten-gegen-Rassismus)

und

"Literaturkritik" mit einem Beitrag von Dirk Kaesler, "Sarrazins Kampf gegen den Terror der 'Gutmenschen': Müssen die „Roten Linien“ der Meinungs-Machtkartelle überschritten werden?"
http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=14861
Auszug:
"Insgesamt wird man sagen können, dass die politische Rechte den Begriff „Gutmensch“ dazu benutzt, um den politischen Gegner zu diskreditieren: Indem sie „linke“ Ideale als „Gutmenschentum“ abwertet, unterstreicht sie den Anspruch, selbst realistisch und auf der Sachebene zu argumentieren. So erhob etwa Michael Klonovsky, Chef vom Dienst bei „Focus“, den Vorwurf: „Die Tatsache, dass es unproduktive Unterschicht, Sozialschmarotzer, ja dass es Plebs gibt, findet der Gutmensch so skandalös, dass er jeden zum Schlechtmenschen erklärt, der darauf hinweist. Wenn es sich obendrein noch um Migranten handelt, kommt der hierzulande so beliebte Rassismus- und Ausländerfeindlichkeitsvorwurf mit derselben Sicherheit zur Anwendung, wie dessen Handhaber fernab von sozialen Brennpunkten siedeln.“ Die so Angegriffenen sehen darin einen rhetorischen Kunstgriff, der ihre Bestrebungen nach Humanität, Solidarität und sozialer Gerechtigkeit ins Lächerliche ziehen soll. Die Einordnung des Gegenübers als „Gutmensch“ ziehe die Diskussion auf eine persönliche und emotionale Ebene, um so einer inhaltlichen Auseinandersetzung auszuweichen. Sehr häufig wird der Begriff als aggressive Abwehrstrategie gegenüber Kritik an den eigenen Positionen verwendet. Potenzielle Kritik an (tatsächlichen oder vermeintlichen) rassistischen, homophoben, antisemitischen (und zunehmend auch antiislamischen) oder sexistischen Tabuverletzungen soll durch die Abwertung der Person mittels dieser rhetorischen Strategie entkräftet werden." 
Kaesler zitiert auch die Begriffe von den "roten Linien" und vom "Meinungskorridor", die vom FAZ-Mitherausgeber Berthold Kohler in die Debatte geworfen wurden als Kritik daran, wie wenig weit in Deutschland die Meinungsfreiheit reiche. (Meines Wissens hatte lange vor Kohler schon Noam Chomsky, der in Kaeslers Artikel ebenfalls genannt wird, vom "Meinungskorridor" gesprochen; die Vorwürfe, die daraufhin gegen ihn gerichtet wurden, sind ein Kapitel für sich.)Des Weiteren - besonders wichtig - weist Kaesler darauf hin, dass im Grundgesetz die Menschenwürde an oberster Stelle steht, in der Reihenfolge und im dadurch zum Ausdruck kommenden Stellenwert noch vor der Meinungsfreiheit. Er könne nicht erkennen, warum sich daran etwas ändern solle.

Gegen einen gefühlten "Totalitarismus der Mitte" (und natürlich gegen "Gutmenschentum", s.o.) wenden sich gerade auch Vertreter von Gruppierungen und Parteien, die für eine totalitäre Gesellschaftsordnung eintreten, z.B. der NPD. 
http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_k2&view=item&id=6273:npd-sachsen-wittert-´totalitarimus-der-mitte´&Itemid=840

Nicht zu unterschätzen im rhetorischen Kampf gegen "Gutmenschen & Co." ist übrigens ein Einfluss von einer Seite, die zunächst unpolitisch erscheinen mag: von Teilen der Industrie und Werbewirtschaft. Der negativ aufgeladene Begriff "Gutmensch" ist geradezu ein "gefundenes Fessen" für die Image-Hebung von ungesunden Nahrungsmitteln, Alkohol, Waffen, Porno, gewaltverherrlichenden Videospielen, Zigaretten, etc. So findet man diesen Begriff auch häufig auf gesponserten Internet-Foren, die z.B. "Rauchen und Genuss" propagieren. Eine Google-Suche nach dem Wort "Gutmensch" ergibt 378.000 Treffer, davon enthalten allein 198.000, also mehr als die Hälfte, auch das Wort "rauchen" (http://www.google.de/search?hl=de&source=hp&biw=771&bih=437&q=gutmensch+rauchen&aq=f&aqi=&aql=&oq=) . Sicher ist die Assoziation "Gutmenschen wollen uns die Freude am Konsum nehmen" nicht allein auf die Werbewirtschaft zurückzuführen, aber doch zu einem nennenswerten Teil. Kommerzielle Kommunkation hat einen beträchtlichen Anteil an der Prägung des Begriffes "Gutmensch". Man kann darin einen gewissen Zynismus sehen: Zu große Anfälligkeit für Produkte, die Werbestrategien gegen "Gutmenschen" erfordern, wird ja gerade den Angehörigen der "Unterschicht" vorgeworfen, die zu einer Belastung für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft erklärt werden.
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Ups, seitdem ich diesen Post veröffentlicht habe, bekomme ich als Pop-up Werbung des Thor Steinar Shops aus Chemnitz...

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Zum Mythos vom "Tabubruch" bei Thilo Sarrazin
"Eine erstaunliche Anzahl von PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und MeinungsmacherInnen sind sich einig: Der Sarrazin’sche Biologismus hat zwar in Deutschland einen besonderen Hautgout, im Kern aber habe der Mann doch Recht. Nicht wenige feiern den ehemaligen Finanzsenator Berlins als Tabubrecher mit visionärem Blick für Deutschlands Zukunft. Wir fragen: welches Tabu? Die Skandalisierung der Migration gehört zum Standardrepertoire in Deutschland...."
Stellungnahme "Demokratie statt Integration"
http://www.demokratie-statt-integration.kritnet.org/

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Vgl. auch Texte von Autoren der Nazizeit:

Der für die Eugenik/ Rassenhygiene eintretende Arztes Erwin Liek bezeichnete sich selbst als "Ketzer", der erst dank des Nationalsozialismus Gehör fand 
(http://guttmensch.blogspot.com/2011/04/ein-arzt-der-nazizeit-erlautert-die.html) ;

Der Theologe Arthur Neuberger bezeichnete den "Allgemeinbegriff 'Menschheit' " als "doktrinär". Noch Humboldt sei der Idee der Menschenrechte verhaftet gewesen. Dank der neuen Bewegung (Nationalsozialismus) habe man sich davon gelöst, man habe unterscheiden gelernt und kämpfe jetzt gegen "Erbgift und Minderwertigkeit" (http://guttmensch.blogspot.com/2011/04/anstelle-eine-doktrinaren.html).

Montag, 23. Mai 2011

Feindbild "Gutmensch & Co.": Ein Klassiker der Eugenik (3)

Auf dem vorigen Post hatte ich ältere Wortkombinationen mit „..duselei“, wie „Gefühlsduselei“, „Humanitätsduselei“ und entsprechende englischsprachige Begriffe, wie „unenlightened humanitarianism“ vorgestellt, die der eugenisch-rassenhygienischen Tradition entstammen.
https://guttmensch.blogspot.com/2011/05/feindbild-gutmensch-co-ein-klassiker.html

Auf diesem Post werde ich mit einigen Beispielen zunächst auf heute noch vorkommende Kombinationen mit „..duselei“ kurz eingehen, und zwar am Beispiel von aktuellen Texten im Zusammenhang mit der „Sarrazin-Debatte“, mit den alten Begriffen und etwas moderneren Abwandlungen, etwa Betroffenheitsduselei“, „Integrationsduselei“.
Mit dem Doppel-Whopper "Gutmensch-Humanitätsduselei“ (natürlich ebenfalls in einem Original-Zitat) möchte ich dann überleiten zu dem Begriff „Gutmensch“, wie er in den letzten Jahren populär geworden ist und von Thilo Sarrazin besonders häufig benutzt wird. Über die Herkunft und Verwendung des Wortes „Gutmensch“ ist schon so viel geschrieben worden, dass ich mich an diesem Punkt darauf beschränken werde, besonders wichtig oder bemerkenswert erscheinende Quellen dazu zusammenstellen.
 
Ein modernes Zitat mit "Humanitätsgedusel", Beispiel (Hervorhebungen von mir)

„14.03.2011... Sonntag morgen, 06. März in Bremen Ortsteil Walle. …„Der Auftrag lautet: Tausende von Haushalten mit Werbematerial zu versorgen. …. Der Blick auf die Briefkastenschilder verrät den hohen Migrantenanteil dieses Viertels. … Männer diskutieren lauthals in fremden Sprachen, Kinder lärmen und Kopftuchfrauen sitzen abseits. … Einige Nachbarn Deutschen Ursprungs haben sich Straßen weiter schon mit dieser „kulturellen Bereicherung“ abgefunden. ... Ein Blick in den Hausflur verrät: sie fühlen sich wohl in Dreck und Unrat wie ihre ausländischen Nachbarn.
All diese Verfallserscheinungen sind im letzten Grunde nur Folge des Mangels einer bestimmten, gleichmäßig anerkannten Weltanschauung sowie der daraus sich ergebenen allgemeinen Unsicherheit in der Beurteilung und Stellungnahme zu den einzelnen großen Fragen dieser Zeit. Daher ist auch, angefangen bei der Erziehung, alles halb und schwankend, scheut die Verantwortung und endet so in feiger Dummheit selbst bei erkannter Schäden. Das Humanitätsgedusel ist Mode und indem man den Auswüchsen schwächlich nachgibt und Einzelne schont, opfert man die Zukunft von Millionen.
Und so zogen wir weiter durch die Straßen und füllten die Briefkästen der Häuser mit unseren Prospekten. Nach über acht Stunden Gewaltmarsch ohne größere Pausen hatten wir tausende Haushalte bedient und ließen es für heute gut sein."
http://www.npd-bremen.de/index.php?aid=1390&s=3

Hinweis: Der Absatz in der Mitte, mit dem Begriff "Humanitätsgedusel", ist ein Plagiat! Der Text ist von den Autoren vollständig aus einer anderen Quelle übernommen, aber nicht als Zitat gekennzeichnet. - Erraten? Es ist ein Auszug aus "Mein Kampf" (s. voriger Post, http://guttmensch.blogspot.com/2011/05/feindbild-gutmensch-co-ein-klassiker.html). 
(Zum Begriff "Kopftuchfrauen" im ersten Absatz vgl. auch "Kopftuchmädchen" u.ä.;

Weitere Textbeispiele

Zur Zeit- und Platzersparnis geht es nun ohne weitere Beispiele mit "...duselei" gleich zum Doppel-WhopperGutmensch-Humanitätsduselei“.

Es gibt etliche aktuelle Texte, in denen die Begriffe „Gutmensch“ bzw. „Gutmenschentum“ und „Humanitätsduselei“ zusammen in einem Abschnitt vorkommen, viele davon sind klar der Neonazi-Szene zuzurechnen.
Das folgende Beispiel ist vergleichsweise harmlos, ist aber dadurch bemerkenswert, dass das aktuelle Modewort („Gutmensch“) mit dem veralteten, aber noch gebräuchlichen Modewort aus der Nazi-Zeit („Humanitätsduselei“) direkt per Bindestrich verbunden wurde: "Gutmensch-Humanitätsduselei". Beide Worte haben fast gleiche Bedeutung. Dies wird bei dieser neuen Wortschöpfung mit dem Bindestrich besonders deutlich; ein Begriff wird hier zur Verstärkung des anderen benutzt. Diese Wortschöpfung stammt nicht einmal unbedingt aus dem Neonazi-Milieu. Sie ist (im Rahmen des gleichen Zitats) auch auf einer CDU-Webseite zu finden.
Quelle ist ein Thread mit dem Titel „Zum Hartz IV-Urteil fällt mir gar nichts ein!” auf einer Webseite namens "Open Speech"; http://www.open-speech.com/fact-fiction/p=3720.html . uszüge aus zwei Kommentaren (verschiedener Autoren, aber in die gleiche Richtung gehend) datiert 09-02-2010. Der 2. Kommentar enthält besagten Doppel-Whopper; den 1. Kommentar habe ich des Zusammenhangs wegen mit hineingenommen. Hervorhebungen sind von mir.

(1) "…Auf gut Deutsch: Kulturbereicherer und andere Härtefälle bekommen ein noch gemütlicheres Faulbett. Dafür wird dann bei den echten Arbeitslosen… gekürzt, also dem Biodeutschen, der nach dem Abschluß erst mal nichts findet oder den man “konjunkturbedingt” vor die Tür gesetzt hat.

(2) “... Das Heutige ist das Urteil dekadenter rotgrün angehauchter lebensfremder Spitzenrichter, die leicht-risikolos große Sozial-Worte absondern und verlogene Gutmensch-Humanitätsduselei betreiben können… Kommt morgen eine eher konservativ-antirote Richterschaft ins Amt, fallen die Urteile zu Sozial und Menschenwürde ….Und (deren) Urteile des BVerfGer …werden …. bei nächstgünstiger Gelegenheit, wenn man wieder mal - über den dazu extra herangezüchteten Wahlpöbel - die Richtermehrheit im Senat hat, wieder zu kippen.."

Es kristallisiert sich ein Weltbild heraus: Deutsche Arbeitslose sind eher unverschuldet arbeitslos, nicht-biodeutsche Immigranten grundsätzlich aus Faulheit. Es schwingt zwar ein kritischer Unterton gegenüber dem Vor-Die-Tür-Setzen und der angeblichen Unvermeidbarkeit „konjunkturbedingter“ Kündigungen mit, aber sofort wird der Zorn umgeleitet auf die Nicht-"Biodeutschen",  zynisch „Kulturbereicherer“ genannt. Als nächstes richtet sich der Zorn gegen diejenigen, die Nicht-„Biodeutschen“ Rechte zusprechen und somit „Gutmensch-Humanitätsduselei“ betreiben. In diesem Fall trifft der Zorn die Richter des Bundesverfassungsgerichts, die eine transparentere Berechnung der Regelsätze für Kinder forderten. Die Gründe werden gleich mitgeliefert: Rotgrüne Dekadenz und Heranzüchten von „Wahlpöbel“.


Fortgesetzt mit"Gutmensch & Co.": Ein Klassiker der Eugenik (4)http://guttmensch.blogspot.com/2011/05/feindbild-gutmensch-co-ein-klassiker_29.html

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Ich habe auf Youtube nachgesehen, ob es dort ein Musikstück mit dem Titel "Duselei" gibt, damit auch mal Musik dabei ist. Fehlanzeige. Aber jemand hat eine persönliche Hitliste mit dem Titel "Duselei" zusammengestellt; aus dieser Liste greife ich auf gut Glück ein Stück heraus:
Söhne Mannheims - Das hat die Welt noch nicht gesehen (Official Video)
http://www.youtube.com/watch?v=w6EKVJtI6fg&list=PL0E14A6626BB97BE8


Bei der Gelegenheit hier auch der Gruß (Willkommen - Bienvenue - Welcome.... ), den ich oben (bei der Begrüßung auf diesem Blog) nicht verlinken konnte, zum Anklicken:
www.youtube.com/watch?v=_D7AebhY4qg

Sonntag, 22. Mai 2011

Feindbild "Gutmensch & Co.": Ein Klassiker der Eugenik (2)

Die von Charles Darwin's Vetter Francis Galton begründete Lehre von der Eugenik fordert, der Mensch solle zum Ausgleich dafür, dass die zivilisierte Welt den "Kampf ums Dasein" mildert und somit auch "Untaugliche" überleben lässt, die "natürliche Auslese" nachahmen oder ersetzen - durch gezielte Einschränkung der Vermehrung "Minderwertiger" und Förderung der Vermehrung "Höherwertiger". Von Anfang an mit der Verbreitung dieser Lehre eng verbunden war Propaganda gegen "falsch verstandene Gutmütigkeit".


Im vorigen Post
http://guttmensch.blogspot.com/2011/05/feindbild-gutmensch-ein-klassiker-der.html
wurde am Beispiel eines amerikanischen Films zur Euthanasie-Propaganda aus dem Jahr 1917 deutlich, wie Menschen, die für eine lebensrettende Operation an einem behindert geborenen Kind eintraten, als rückständig denkende Störer der fortschrittlichen Eugenik abqualifiziert wurden. Ihnen wurden als Motive "persönlicher Stolz" und "falsch verstandene Gutmütigkeit" unterstellt. Dabei wurde gerade an diesem Beispiel auch deutlich, dass nicht die Behinderung selbst, sondern die als normal und natürlich dargestellte Ablehnung eines behinderten Kindes durch die Gesellschaft (als Gipfelpunkt die Vorstellung, das Kind werde, da "nicht perfekt", nicht zur Armee zugelassen) für die Entscheidung des Arzt-Eugenikers und seinen Einfluss auf die Mutter ausschlaggebend war. (Siehe auch weitere Eintragungen auf diesem Blog mit den Suchworten "fit", "tauglich", "tüchtig").Fortsetzen möchte ich diesen Einblick in die Geschichte der eugenisch motivierten "Gutmenschen"-Schelte mit einigen exemplarischen Textauszügen, die Wörter mit dem Bestandteil "...duselei" enthalten. Wortkombinationen wie "Humanitätsduselei", "Gefühlsduselei" u.ä. finden sich besonders häufig in Texten der Nazi-Zeit; aber auch in älteren und jüngeren Texten kommen sie vor. 

Die älteste Quelle mit dem Wortbestandteil "...duselei", die ich mit Internet-Suche gefunden habe, ist das deutsche Standardwerk zur "Rassenhygiene":
Die Tüchtigkeit unsrer Rasse und der Schutz der Schwachen: Ein Versuch über Rassenhygiene und ihr Verhältnis zu den humanen Idealen, besonders zum Socialismus. Von Dr. Alfred Ploetz, Berlin, S. Fischer, 1885 (Erstausgabe 1869);
Hier ein Auszug aus der Ausgabe von 1885 (Hervorhebung mit Fettdruck von mir).
 „….. Wer sich dann in dem ökonomischen Kampf als schwach erweist und sich nicht erhalten kann, verfällt der Armuth mit ihren ausjätenden Schrecken. Armen-Unterstützung darf nur minimal sein und nur an Leute verabfolgt werden, die keinen Einfluss mehr auf die Brutpflege haben. Solche und andere „humane Gefühlsduseleien" wie Pflege der Kranken, der Blinden, Taubstummen, überhaupt aller Schwachen, hindern oder verzögern nur die Wirksamkeit der natürlichen Zuchtwahl. Besonders für Dinge wie Krankheits- und Arbeitslosen-Versicherung, wie die Hülfe des Arztes, hauptsächlich des Geburtshelfers, wird der strenge Rassenhygieniker nur ein missbilligendes Achselzucken haben. Der Kampf um's Dasein muss in seiner vollen Schärfe erhalten bleiben, wenn wir uns rasch vervollkommnen sollen, das bleibt sein Dictum.
Gegen die Kriege wird er weniger etwas haben, da sie eines der Mittel im Kampf um's Dasein der Völker bilden. Nur wird er darauf dringen, dass entweder mit Söldnerheeren gekämpft wird, oder dass die Aushebung beim System der allgemeinen Wehrpflicht so umfassend wie nur möglich ist, um recht viele auch der schlechteren Individuen in's Heer zu bekommen, so dass der Nachtheil für die guten Convarianten nicht zu stark wird. Während des Feldzugs wäre es dann gut, die besonders zusammengereihten schlechten Varianten an die Stellen zu bringen, wo man hauptsächlich Kanonenfutter braucht, und wo es auf die individuelle Tüchtigkeit nicht so ankommt.“   
Anmerkung: Ploetz beruft sich in seinem Buch besonders auf Francis Galton, Charles Darwin, Alfred Russel Wallace und die Deutschen August Weismann, Wilhelm Schallmayer, Otto Ammon.

Es folgt, das ist für die deutliche Darstellung der ideengeschichtlichen Zusammenhänge leider unvermeidlich, ein Zitat aus Hitlers „Mein Kampf“ (erstmals erschienen 1925); gefunden in Auszügen, die auf der Webseite „Kirche zum Mitreden“ für Lehrzwecke zugänglich gemacht wurden (2001). Hervorhebungen in Fettdruck wurden von mir vorgenommen.
„Alle diese Verfallserscheinungen sind im letzten Grunde nur Folgen des Mangels
einer bestimmten, gleichmäßig anerkannten Weltanschauung sowie der daraus sich
ergebenden allgemeinen Unsicherheit in der Beurteilung und der Stellungnahme zu
den einzelnen großen Fragen der Zeit. Daher ist auch, angefangen bei der
Erziehung, alles halb und schwankend, scheut die Verantwortung und endet so in
feiger Duldung selbst erkannter Schäden. Der Humanitätsdusel wird Mode, und
indem man den Auswüchsen schwächlich nachgibt und einzelne schont, opfert man
die Zukunft von Millionen.
So wie die Natur ihre größte Aufmerksamkeit nicht auf die Erhaltung des
Bestehenden, sondern auf die Züchtung des Nachwuchses, als des Trägers der Art, konzentriert, so kann es sich auch im menschlichen Leben weniger darum handeln,
bestehendes Schlechtes künstlich zu veredeln, was bei der Veranlagung des
Menschen zu neunundneunzig Prozent unmöglich ist, als darum, einer kommenden
Entwicklung gesündere Bahnen von Anfang an zu sichern. Schon während meines
Wiener Existenzkampfes war mir klar geworden, daß die soziale Tätigkeit nie und
nimmer in ebenso lächerlichen wie zwecklosen Wohlfahrtsduseleien ihre Aufgabe zu
erblicken hat, als vielmehr in der Beseitigung solcher grundsätzlicher Mängel in
der Organisation unseres Wirtschafts- und Kulturlebens, die zu Entartungen
einzelner führen müssen oder wenigstens verleiten können.
Die Schwierigkeiten des Vorgehens mit letzten und brutalsten Mitteln gegen das
staatsfeindliche Verbrechertum liegt ja nicht zum wenigsten gerade in der
Unsicherheit des Urteils über die inneren Beweggründe oder Ursachen solcher
Zeiterscheinungen.
Diese Unsicherheit ist nur zu begründet im Gefühl einer eigenen Schuld an
solchen Tragödien der Verkommenheit; sie lähmt aber nun jeden ernsten und festen
Entschluß und hilft so mit an der, weil schwankend, auch schwachen und halben
Durchführung selbst der notwendigsten Maßnahmen der Selbsterhaltung.
Erst wenn einmal eine Zeit nicht mehr von den Schatten des eigenen
Schuldbewußtseins umgeistert ist, erhält sie mit der innere Ruhe auch die äußere
Kraft, brutal und rücksichtslos die wilden Schößlinge herauszuschneiden, das
Unkraut auszujäten.“

Dazu noch zwei weitere Fundstellen (Nachtrag):
  •  Adolf Hitler nannte den Pazifismus ... eine „Humanitätsduselei“, die eigentlich widernatürlich und kriminell sei, da sie gemeinsame Humanität über die natürliche Gliederung der Menschheit in höhere und niedere Rassen stelle. Er begriff „Humanität“ als „Ausdruck einer Mischung von Dummheit, Feigheit und eingebildetem Besserwissen“. Quellenangabe: „Adolf Hitler: Mein Kampf, München 1939, S. 148f; zitiert nach Karl Holl, Wolfram Wette (Hrsg.): Pazifismus in der Weimarer Republik. Paderborn 1981, S. 13“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensbewegung)
  • (1939) 4.-24. Januar - Das Nationalblatt veröffentlicht einen achtzehnteilige Serie unter dem Titel Jüdische Mörder. In der Vorschau am 3. Januar lautet der letzte Absatz: Gleichzeitig hoffen wir, auch dem letzten, der aus Humanitätsdusel dem Juden die sog. allgemeinen Menschenrechte zubilligen möchte, die Augen darüber zu öffnen, an welchen Abschaum der Menschheit er damit seine Gefühle verschwendet. (Nationalblatt 3.1.1939) vgl. Judendeportation (eb) (http://wiki.westerwald-gymnasium.de/index.php/1939)
Vor Gerichten galt im NS-Staat als "Humanitätsduselei", wenn ein Richter versuchte, Menschen unabhängig von ihrer "Rasse" vor Gericht gleich zu behandeln:
"Der zum 1. Mai 1933 im Alter von 25 Jahren zum „Parteigenossen“ avancierte Heinz Wolf (Landtagsabgeordneter von 1962 bis 1966) beklagte nach den Recherchen von Klausch 1935, dass sich viele Richter in der „Judenfrage“ noch „von einer gewissen Humanitätsduselei leiten lassen und es noch nicht recht verstehen, der nationalsozialistischen Einstellung zur Rassenfrage bei der Urteilsfindung vollauf gerecht zu werden“. "
http://www.faz.net/s/Rub5785324EF29440359B02AF69CB1BB8CC/Doc~ED91B527876964F97AFE4FD756D251227~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Heilige Nüchternheit“ und „Überwindung des Menschlichen“ waren Ideale der SS, der „Schutzstaffel“ Adolf Hitlers, die zum Inbegriff des Terrors wurde. Diese auf eugenischen Denkmustern beruhenden Suggestionen machten es jungen Menschen möglich, sich inmitten des Massenmordens, an dem sie sich beteiligten, für anständige Menschen zu halten. Auf gar keinen Fall wollte man sich der Schande aussetzen, der „Humanitätoder „Gefühlsduselei“ verdächtigt werden.
Auf der Familienseite d'Alquen fand ich einen Artikel aus Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 07. Mai 2005 (Jan Brandt: Unter strengster Wahrung der Form), aus dem dies deutlich wird.
Auszug (Hervorhebungen mit Fettdruck von mir):
„Wie angesichts der Greueltaten des Zweiten Weltkriegs Sachlichkeit und Nüchternheit auf perfide Weise als menschliche Tugenden angesehen wurden, zeigt die Reaktion Rudolf aus den Ruthens auf die Deportation der letzten Berliner Juden im Frühjahr 1943. In einem Brief vom 4. März 1943 an den persönlichen Referenten Himmlers, Rudolf Brandt, beschwerte sich der stellvertretende Chefredakteur des „Schwarzen Korps“ über den Ablauf der sogenannten Fabrikaktion.
Rudolf aus den Ruthen konnte den Abtransport von seinem Büro aus beobachten …:
„Während die Heranbringung durch Lastwagen ordnungsgemäß vor sich ging, wurden die Juden ohne ersichtlichen Grund von einem Mann mit Hundepeitsche verprügelt. Ein Mann der Waffen-SS hatte anscheinend einem Juden einen dicken Handstock weggenommen und schlug nun seinerseits genau so blödsinnig auf Juden ein. Wenn ich Ihnen diesen Vorgang schildere, so deshalb, weil ich glaube, daß es vielleicht einmal gut wäre, intern alle zuständigen Stellen darauf aufmerksam zu machen, daß das mit Humanität oder Gefühlsduselei aber auch nicht das Geringste zu tun hat, wenn verlangt wird, daß jede Amtshandlung, ganz gleich, was geschieht, unter strengster Wahrung der Form zu geschehen hat, gerade in solchen Fällen.“ …
Aus den Ruthens Wortwahl verweist auf die in den zwanziger Jahren von Intellektuellen idealisierte Disziplinierung der Affekte, die den Massenmord der Nationalsozialisten überhaupt erst möglich gemacht hatte. …
Jungkonservative und nationalrevolutionäre Autoren wie Ernst Jünger, Edgar Julius Jung oder Carl Schmitt hatten an der Aufweichung des Gegensatzes von Soldat und Zivilist gearbeitet und der Aufrüstung das Wort geredet. Ihre Ideen hatten Eingang  gefunden in die Köpfe der jungen Männer, die aus den „Verhaltenslehren der Kälte“, von denen Helmut Lethen gesprochen hat, die Konsequenz eines Eintritts in die SS zogen - eine verschworene Gemeinschaft, in der die unnachgiebige Grundhaltung, das Männlichkeitsideal des archaischen, gepanzerten Kriegers und der Führergedanke Wirklichkeit zu werden versprachen. Was in den zwanziger Jahren essayistisch und literarisch ausgeführt wurde, sollte vom „Schwarzen Korps“ untermauert werden und in den SS-Junkerschulen Gestalt annehmen. …
Rudolf aus den Ruthens Forderung nach „Wahrung der Form“ im Umgang mit Juden war angesichts der längst praktizierten Folterungen innerhalb und außerhalb der Konzentrationslager Makulatur. …Das Bestehen auf Sachlichkeit erscheint in diesem Zusammenhang als ein Versuch, die Verbrechen unsichtbar zu machen und durch vordergründige Ordnung zu legitimieren.“
Ueber die vom "Schwarzen Korps" propagierten Ideale der SS siehe auch:
Paula Diehl, Macht, Mythos, Utopie: die Körperbilder der SS-Männer, Akademie-Verlag, 2005
http://books.google.com/books?id=bP-JRhrpy3oC&printsec=frontcover&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false
Der "Gefühlsduselei" machte sich verdächtig, wer Sympathien gegenüber Juden zeigte. In seinen Memoiren schrieb Albert Speer:
"Schon Ende 1941 hatte sich Goebbels in meiner Gegenwart bei Hitler vor allem über die Berliner beklagt: 'Die Einführung des Judensterns hat genau das Gegenteil von dem bewirkt, was erreicht werden sollte, mein Führer! Wir wollten die Juden aus der Volksgemeinschaft ausschließen. Aber die einfachen Menschen meiden sie nicht, im Gegenteil! Sie zeigen überall Sympathie für sie. Dieses Volk ist einfach noch nicht reif und steckt voller Gefühlsduseleien!' "
Zitiert nach SPIEGEL, 30.03.1981; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14323242.html

Die Eugenik war durch den deutschen „Rassenstaat“, der sich auf ihre Lehren berief, seit dem Ausbruch des 2. Weltkriegs und erst recht nach seinem Ende, als das ganze Ausmaß der Verbrechen offenbar wurde, in der Wahrnehmung vieler Menschen international diskreditiert. Allerdings wurde die Ideologie der Eugenik nie so weitgehend mit der Terrorherrschaft unter Hitler assoziiert wie die Ideologie des Kommunismus mit der Terrorherrschaft unter Stalin.

Trotz der gewachsenen Vorbehalte gegen die Eugenik gab es am Ende des Krieges, was kaum erstaunen dürfte, eugenisch geprägte Sichtweisen auf die Deutschen - mit anderen Vorzeichen, als die von Hitler verehrten amerikanischen Eugeniker sie einst gesetzt hatten. So schlug der Harvard Anthropologe Earnest A. Hooton als Lösung für das „deutsche Problem“ vor, durch Aussiedeln und Heiratsregeln die vermuteten aggressiven genetischen Anlagen aus den Deutschen herauszuzüchten. (Nachzulesen in „What to do with Germany“, von Louis Nizer (Ziff Davis Publishing Company, 1944; online
Anders als in manchen Publikationen dargestellt teilte Nizer selbst Hooters Auffassung zur Lösung des „deutschen Problems“ nicht, obwohl er vor zimperlicher Sentimentalität („sqeamish sentimentality“) warnte und Ideen wie eugenische Zwangssterilisationen und Massenhinrichtungen vor allem mit dem Argument verwarf, dass man so Widerstand in religiösen und anderen Kreisen hervorrufen und Märtyrer schaffen würde.

Hooton äußerte seine Vorschläge zur Behandlung der Deutschen vor dem Hintergrund der von ihm vertretenen klassisch-eugenischen Auffassung, dass „eine Politik unaufgeklärter Humanität die ... Untauglichen vervielfacht und Bevölkerungsverhältnisse etabliert, bei denen der Nenner der Minderwertigen sehr viel schneller ansteigt als der kleine Zähler der Tauglichen“ - die klassisch-eugenische Kernthese, wie sie uns in etwas angepassten Worten heute von Thilo Sarrazin nahegebracht wird.
(Zitiert nach Kevorkian, 2010: “… Hooton stated that “a policy of unenlightened humanitarianism multiplies the ... unfit and establishes population ratios in which the denominator of inferiors increases much more rapidly than the small numerator of the fit.”). Auf Hooton berufen sich heute noch Autoren wie der Euthanasie–Propagandist Dr. Jack Kevorkian.
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Wird fortgesetzt:

Freitag, 20. Mai 2011

Feindbild "Gutmensch & Co.": Ein Klassiker der Eugenik (1)

Ein Klassiker der Eugenik ist das Feindbild von Frauen und Männern, die sich aus "falsch verstandener Gutmütigkeit", "Humanitätsduselei" oder, neudeutsch, "Gutmenschentum", dafür einsetzen, dass Menschen, die von Eugenikern für minderwertig gehalten werden, am Leben ähnlich teilhaben können wie der Rest der Gesellschaft. Einen Einsatz für "minderwertige" Bevölkerungsgruppen oder "unnütze Esser" halten Eugeniker für ein Grundübel der Gesellschaft, da er den Grundsätzen der "natürlichen Auslese" zuwider laufen würde.
Da Religion und Ethik mit ihren Forderungen zum Teilen und Geben und zur Hilfe für die Schwachen den Idealen der Eugenik häufig entgegen laufen, stellten sich Eugeniker auch schon in der Vergangenheit gern als mutige Tabubrecher oder "Ketzer" dar. Dies zeigt z.B. der bereits zitierte Auszug aus einem Text des Arztes und Eugenikers Erwin Liek: 1926 erschien sein rassenhygienisches Pamphlet noch mit dem Zusatz "Gedanken eines Ketzers"; im Vorwort zur Ausgabe von 1933/34 brachte er seine Freude zum Ausdruck, dass die "Ketzer"-Gedanken nun Politik wurden (http://guttmensch.blogspot.com/2011/04/ein-arzt-der-nazizeit-erlautert-die.html).


Auf diesem Post werde ich einige historische und aktuelle Beispiele für den Zusammenhang zwischen Eugenik und Anti-"Gutmenschen"-Häme zusammenstellen. Mehrere Posts auf diesem Blog werden nach und nach ergänzt: so ist es auch mit diesem geplant.

Ich fange an mit dem Begriff "falsch verstandene Gutmütigkeit" im Zusammenhang mit Eugenik und dem Beispiel eines amerikanischen Werbefilms für das Sterbenlassen oder Töten behinderter Neugeborener aus dem Jahr 1917, "The Black Stork" ("Der schwarze Storch"). 

Abbildung und Textauszug (mit meiner eigenen Übersetzung) sind der Webseite eines Netzwerks US-amerikanischer (öffentlicher) Radiosender, NPR, entnommen:
http://www.npr.org/programs/disability/ba_shows.dir/children.dir/highlights/blacksto.html

Click for fullsize image and description
Die Abbildung stellt das Werbeplakat für den Propagandafilm dar: Der "schwarze Storch" bringt ein Baby an eine Haustür.
Textauszug (Übersetzung): "Der Film wurde inspiriert von dem sensationellen Fall des Dr. Harry Haiselden, eines Arztes aus Chicago, der die Eltern eines Neugeborenen mit Mehrfach-Behinderungen davon überzeugte, das Kind sterben zu lassen, statt mit einer Operation sein Leben zu retten. In dem Film spielt Haiselden sich selbst, einen weisen Arzt, der Geburtshilfe leistet bei der Geburt eines Kindes mit angeborener Syphilis - damals unheilbar und eine bedeutende Ursache angeborener Behinderungen. Zwei andere Ärzte mischen sich ein, aus persönlichem Stolz und falsch verstandener Gutmütigkeit, und versuchen, die Frau zu überzeugen, das Leben des Kindes zu retten. Die Frau ist gezwungen zu entscheiden. Sie träumt einen qualvollen Traum von der wahrscheinlichen Zukunft ihres Sohnes: Er wächst körperlich, geistig und moralisch deformiert auf. Er wird kriminell und zeugt eine Brut behinderter Kinder. Er wird nicht zum Eintritt in die Armee zugelassen ("Onkel Sam nimmt niemanden, der nicht perfekt ist.") In dem Bewusstsein, dass er ganz und gar anders ist als andere, verachtet und zornig, kehrt er zurück, um die Ärzte zu töten, die ihm mit der Operation das Leben gerettet hatten...."

Original-Textauszug (Hervorhebungen von mir):
"The film was inspired by the sensational case of Dr. Harry Haiselden, a Chicago surgeon who convinced the parents of a newborn with multiple disabilities to let the child die instead of performing surgery that would save its life. In the film, Haiselden actually plays himself, a wise doctor who attends the birth of a child born with congenital syphilis -- incurable at the time and a major cause of congenital disabilities. Two other doctors interfere, out of personal pride and misplaced benevolence, and try to convince the woman to save the child's life. The woman is forced to choose. She dreams a tormented dream of her child's probable future: He grows up physically, mentally, and morally deformed. He becomes a criminal, and fathers a brood of disabled children. He isn't allowed to enlist in the Army ("Uncle Sam won't take anybody who's not perfect"). Aware that he is entirely different from others, despised and angry, he returns to kill the doctors who performed the operation that saved his life..."

Einzelheiten zu dem zugrunde liegenden realen Fall sind in einem Artikel der englischen Tageszeitung The Guardian vom 6. Februar 2004 nachzulesen, basierend auf einem Buch von Edwin Black: „War against the Weak. Eugenics and America's Campaign to Create a Master Race”, Turnaround, 2004. Eine deutsche Fassung des Buches vom „Krieg gegen die Schwachen“ (Untertitel etwa: „Eugenik und Amerikas Kampagne zur Schaffung einer Herrenrasse“) habe ich nicht gefunden.
Hier ein Auszug aus dem Artikel im Guardian, http://www.waragainsttheweak.com/offSiteArchive/HitlerDebtToAmerica.html,
aus Zeitgründen zunächst ohne Übersetzung:

„ … (In) November .. 1915, a woman named Anna Bollinger gave birth at the German-American Hospital in Chicago. The baby was somewhat deformed and suffered from extreme intestinal and rectal abnormalities, as well as other complications. Dr Harry Haiselden, the hospital's chief of staff…  decided the baby … would be killed. The method: denial of treatment. Catherine Walsh, probably a friend of Bollinger's, heard the news and sped to the hospital to help. She found the baby, who had been named Allan, alone in a bare room. She .. pleaded with Haiselden not to kill the baby by withholding treatment. "It was not a monster - that child," Walsh later told an inquest. "It was a beautiful baby. I saw no deformities." … Walsh tried an appeal to his humanity. "If the poor little darling has one chance in a thousand," she pleaded, "won't you operate to save it?" Haiselden laughed at Walsh, retorting, "I'm afraid it might get well." … Allan Bollinger duly died. An inquest was convened . …After tempestuous proceedings, the inquest ruled: "We believe that a prompt operation would have prolonged and perhaps saved the life of the child. We find no evidence from the physical defects that the child would have become mentally or morally defective." But they also decided that Haiselden was within his professional rights to decline treatment. No law compelled him to operate on the child. He was released unpunished, and efforts by the Illinois attorney general to indict him for murder were blocked by the local prosecutor. The doctor considered his legal vindication a powerful victory for eugenics. "Eugenics? Of course it's eugenics," he told one reporter. …”
     
Der Artikel (basierend auf dem Buch von Edwin Black) gibt auch Hinweise über die Beispielwirkung der eugenisch begründeten Euthanasie-Propaganda in anderen Ländern. Er enthält u.a. ein Zitat des angeblich von Hitler verehrten Madison Grant und Weiteres über den ominösen „Fan-Brief“ Hitlers an Grant (siehe weiteren Auszug aus dem Guardian-Artikel am Ende dieses Eintrags sowie Stichwort „Fan-Brief“ auf diesem Blog).
Das Grant-Zitat (hier in eigener Übersetzung, darunter das Original-Zitat laut Guardian) gibt einen Einblick in die Entstehungsgeschichte verächtlicher Bezeichnungen für Eugenik-Störer. Hervorhebungen mit Fettmarkierung sind von mir. Als Quelle ist im Guardian Madisons rassistisches Standardwerk „The Passing of the Great Race“, angegeben (erstmals erschienen 1916).
     
Zitat Madison Grant (Übersetzung):
„Fehlgeleitete Achtung vor vermeintlich göttlichen Gesetzen und ein sentimentaler Glaube an die Heiligkeit menschlichen Lebens haben eine Tendenz, die Eliminierung von Kindern mit Defekten und die Sterilisation von Erwachsenen, die selbst keinen Wert für die Gemeinschaft darstellen, zu verhindern. Die Gesetze der Natur fordern die Auslöschung der Untauglichen, und menschliches Leben ist nur dann von Wert, wenn es der Gemeinschaft oder Rasse nützt.“

Original laut Guardian:
"Mistaken regard for what are believed to be divine laws and a sentimental belief in the sanctity of human life tend to prevent both the elimination of defective infants and the sterilisation of such adults as are themselves of no value to the community. The laws of nature require the obliteration of the unfit and human life is valuable only when it is of use to the community or race."

Es ist nicht weit hergeholt, in Schlagworten und Aussagen wie „Auslöschung der Untauglichen“ und „menschliches Leben ist nur dann von Wert, wenn es der Gemeinschaft oder Rasse nützt“ eine Verbindung zu dem aus der Nazi-Propaganda bekannten Begriff vom „lebensunwerten Leben“ zu sehen.

"(In Deutschland wurde) in der 1920 erschienenen Schrift »Die Freigabe der Vernichtung des lebensunwerten Lebens« des Juristen Karl Binding und des Psychiaters Alfred Hoche ... erstmals die »Ausmerzung« der Geisteskranken angesprochen. In Österreich war es vor allem die 1925 gegründete »Wiener Gesellschaft für Rassenpflege (Rassenhygiene)«, die entsprechende Ideen an den Universitäten und in der Öffentlichkeit verbreitete. Bereits lange vor 1938 handelte es sich bei der Gesellschaft um eine nationalsozialistische Tarnorganisation."
Aus DOW (Dokumentationszentrum des österreichischen Widerstands): Eugenik und Rassenhygiene, Fundamente der NS Ideologie
http://de.doew.braintrust.at/m22sm106.html

________________


Wird fortgesetzt mit Einträgen zu


"Humantitäsduselei" und Eugenik
http://guttmensch.blogspot.com/2011/05/feindbild-gutmensch-co-ein-klassiker.html


"Gutmenschentum" und Eugenik
http://guttmensch.blogspot.com/2011/05/feindbild-gutmensch-co-ein-klassiker_23.html


____________

Weiterer Auszug aus dem o.g. Artikel im Guardian, in dem von Adolf Hitlers Studium eugenischer Bücher während seiner Haft auf der Feste Landsberg ("1924...serving time in prison for mob action"), von Briefen an die Eugeniker Leon Whitney und Madison Grant und von Spuren des Eugenik-Studiums in "Mein Kampf" die Rede ist:  
http://www.waragainsttheweak.com/offSiteArchive/HitlerDebtToAmerica.html,

(Aus Zeitgründen zunächst ohne Übersetzung)

"As America's elite were describing the socially worthless and the ancestrally unfit as "bacteria," "vermin," "mongrels" and "subhuman", a superior race of Nordics was increasingly seen as the answer to the globe's eugenic problems. US laws, eugenic investigations and ideology became blueprints for Germany's rising tide of race biologists and race-based hatemongers. One such agitator was a disgruntled corporal in the German army. In 1924, he was serving time in prison for mob action. While there, he spent his time poring over eugenic textbooks, which extensively quoted Davenport, Popenoe and other American ethnological stalwarts. And he closely followed the writings of Leon Whitney, president of the American Eugenics Society, and Madison Grant, who extolled the Nordic race and bemoaned its "corruption" by Jews, Negroes, Slavs and others who did not possess blond hair and blue eyes. … One day in the early 1930s, Whitney visited Grant to show off a letter he had just received from Germany, written by the corporal, now out of prison and rising in the German political scene. Grant could only smile. He pulled out his own letter. It was from the same German, thanking Grant for writing The Passing of the Great Race. The fan letter called Grant's book "his Bible". The man who sent those letters was Adolf Hitler. Hitler displayed his knowledge of American eugenics in much of his writing and conversation. In Mein Kampf, for example, he declared: "The demand that defective people be prevented from propagating equally defective offspring is a demand of clearest reason and, if systematically executed, represents the most humane act of mankind. It will spare millions of unfortunates undeserved sufferings, and consequently will lead to a rising improvement of health as a whole." Mein Kampf also displayed a familiarity with the recently passed US National Origins Act, which called for eugenic quotas. "There is today one state in which at least weak beginnings toward a better conception [of immigration] are noticeable. Of course, it is not our model German Republic, but [the US], in which an effort is made to consult reason at least partially. By refusing immigrants on principle to elements in poor health, by simply excluding certain races from naturalisation, it professes in slow beginnings a view that is peculiar to the People's State." 


  • "Humanitätsduselei" als Begriff der Aufklärungskritik
    Grundprobleme und Tendenzen der Forschung


  • ".... Jahrhunderts geprägte zynische Wort von der Humanitätsduselei parat hatte. Über der langen Tradition der Aufklärungskritik in Deutschland Erklärende ..."
    www.oldenbourg-link.com/doi/abs/10.1524/9783486701852.63
    Herrman Nohl (1879-1960)

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