"Ich habe noch nie zwei Leute gefunden, die völlig gleichwertig sind:
Einer wird immer wertvoller sein als der andere.
Und viele Leute, das ist nun mal Tatsache, haben einfach keinen Wert."
“I could never find two people who are perfectly equal:
one will always be more valuable than the other.
And many people, as a matter of fact, simply have no value.”
Pentti Linkola, finnischer Polemiker
one will always be more valuable than the other.
And many people, as a matter of fact, simply have no value.”
Pentti Linkola, finnischer Polemiker
Alle
Menschen sollen unabhängig von ihrer Herkunft die gleiche Chance haben, ihre
Potenziale positiv zu entfalten. Diese Auffassung entspricht der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte und dem Grundgesetz der Bundesrepublik
Deutschland.
Andererseits
gewinnen Stimmen an Einfluss, die nahelegen, bestehende Ungleichheit sei in
allererster Linie das Ergebnis unterschiedlich wertvoller Begabungen und
Leistungen, und das Streben nach Verminderung von Ungleichheit sei
linksextremes Teufelszeug. Interessanterweise geschieht dies gerade in einer
Zeit zunehmender Ungleichheit. Wie in den USA und zahlreichen anderen Ländern ist auch in Deutschland das Ausmaß der
Ungleichheit seit den 1990er Jahren deutlich gestiegen. Betrug zum Beispiel der
Anteil der reichsten 30 Prozent am Vermögen 1999 „nur“ 81 %, so lag dieser Anteil 2007 bereits bei 91 %
(Quelle: Focus Magazin Nr. 35, 27. August 2012, Grafik aus „Die ganze Wahrheit über
uns Deutsche“.). - Siehe auch Ergänzung unten (Armutsbericht).
Beispiele
für Stimmen, die Streben nach Verminderung von Ungleichheit als Charakterfehler
und/ oder Linksextremismus verorten:
„Darum ist dort, wo
von Armut und Ungleichheit geredet wird, der Neid niemals fern.“
Thilo Sarrazin in „Deutschland schafft sich ab“
Thilo Sarrazin in „Deutschland schafft sich ab“
“Der Totalitätsanspruch der Gleichheitsideologie …
Schreiben Randexistenzen und Arbeitslose die deutschsprachige Wikipedia?”
Volkmar Weiss, Vordenker
Thilo Sarrazins
"Dabei
eint die linksextremistischen Strömungen die Idee eines von der Gleichheit
aller Menschen durchdrungenen Gemeinwesens …"
Aus
dem Verfassungsschutzbericht 2011 des Landes Brandenburg
Aktuelle
Trends, die Wahrnehmung und Analyse von Ungleichheit als Neiddebatte von Minderbemittelten
und Linksextremen abzutun, reichen weit in die Mitte der Gesellschaft hinein.
Umso
mehr ist anzuerkennen, dass gleich eine ganze Ausgabe der ApuZ (Aus Politik und
Zeitgeschichte), herausgegeben von der Bundeszentrale für Politische Bildung
als Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, dem Thema „Ungleichheit, Ungleichwertigkeit“
gewidmet ist (ApuZ, 62. Jahrgang, 16. April 2012).
http://www.bpb.de/apuz/126588/ungleichheit-ungleichwertigkeit
Hier
einige Auszüge aus Beiträgen zu dieser Ausgabe.
Krassimir Stojanov (Katholische
Universität Eichstätt)
Anmerkungen zur
Geschichte der UngleichheitIn: ApuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 62. Jahrgang, 16. April 2012, S. 3-6, Beilage zur Wochenzeitung „Das Parlament“, herausgegeben von der Bundeszentrale für Politische Bildung
Auszüge
„Eine der wichtigsten
Errungenschaften der Moderne ist die Zurückweisung der Vorstellung, wonach die
Stellung des einzelnen Menschen in der Gesellschaft bereits im Moment seiner
Geburt und durch seine Herkunft vordefiniert ist. Herrschte noch bis zum 18.
Jahrhundert die breite Akzeptanz von „naturgegebenen“ Ungleichheiten zwischen
den Angehörigen des Adels oder der Aristokratie einerseits und der „einfachen“
Bevölkerung andererseits – Ungleichheiten, die man als Abbildungen einer von
Gott geschaffenen Weltordnung verstand – so wird diese Akzeptanz im Zuge der
Französischen Revolution und der Aufklärung hinfällig. Nach und nach setzte
sich die Idee durch, dass das Menschsein die Befähigung zur Freiheit und zur
Selbstbestimmung umfasse. Mit anderen Worten: Allen Menschen ist die
Grundfähigkeit zuzusprechen, sich der determinierenden Kraft ihrer Herkunft
sowie sonstigen externen Positionierungen zu entziehen.
Der Aufklärer
Immanuel Kant stellt die Behauptung auf, dass die Keime der Vernunft in allen
gleichermaßen vorhanden sind. Demnach ist jeder Mensch zur Mündigkeit und
Autonomie fähig, und jeder kann sich bei richtiger Erziehung zu einem
Weltbürger entwickeln, der allen anderen gleichgestellt ist. Nach Kant können
sämtliche Menschen dieses Potenzial nur wegen ihrer Faulheit und Feigheit nicht
realisieren. Von nun an werden Ungleichheiten zwischen Menschen
legitimationsbedürftig. … Lediglich diejenigen Ungleichheiten werden als
hinnehmbar betrachtet, die als selbstverschuldet oder selbstverdient
erscheinen.
Dies ist die
Geburtsstunde der Meritokratie als übergreifendes Ordnungs- und Moralprinzip
moderner Gesellschaften. Nach diesem Prinzip soll allein die Leistung eines
Menschen über seine Stellung in der Gesellschaft entscheiden – und nicht seine
Herkunft, seine Verwandtschaftsverflechtungen, seine Beziehungen oder sein
Aussehen. Kantisch ausgedrückt soll die gesellschaftliche über- oder
untergeordnete Position des Einzelnen ausschließlich davon abhängen, inwiefern
sie ihre Faulheit und Feigheit überwunden und ihre Vernunftfähigkeit
verwirklicht haben. ….
(Die Verwirklichung
des Prinzips der egalitären Autonomieermöglichung) erfordert … die Existenz
einer Lebensform, in der jeder Mensch als uneingeschränkt bildungsfähig, als
uneingeschränkt entwicklungsfähig in seinem Autonomiepotenzial anerkannt wird …
Diese Lebensform wird von der Maxime geprägt, dass alle Menschen gleich sind,
weil sie gleichermaßen über diese uneingeschränkte Bildungs- und
Entwicklungsfähigkeit verfügen. …
Das meritokratische
Prinzip enthält insofern eine substanzielle Dimension von Gleichheit, als hier
grundsätzlich allen Menschen Eigenverantwortung für ihr Schicksal zugeschrieben
wird. Dabei scheint Eigenverantwortung zunächst verwandt zu sein mit der
aufklärerischen Vorstellung, dass alle Menschen gleichermaßen zur vernünftigen
Autonomie und Selbstbestimmung fähig sind – eine Vorstellung, die ihren
rechtlich-politischen Ausdruck unter anderem in der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte findet.
Bei näherem Hinsehen
stellt sich allerdings heraus, dass eine Verabsolutierung und Übertragung des
meritokratischen Prinzips auf nicht-ökonomische Bereiche (wie etwa das
Bildungssystem) das Gebot der Gleichheit untergraben kann. Denn hier führt eine
ausschließliche Orientierung an diesem Prinzip zur Stigmatisierung von vielen
heranwachsenden Individuen, die mehrheitlich bereits herkunftbenachteiligt
sind, als „begrenzt leistungsfähig“ oder „wenig begabt“: eine Stigmatisierung,
die das Bildungs- und das Autonomiepotenzial der Betroffenen untergräbt. Daher
erfordert die Verwirklichung des Gebots der Gleichheit eine über das
meritokratische Prinzip und über die Gewährung von Grundrechten hinausgehende
institutionalisierte Anerkennung der grundsätzlich uneingeschränkten Bildungs-
und Autonomieentwicklungsfähigkeit bei jedem Menschen.“
Anne Broden (Informations-
und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit in Nordrhein-Westfalen)
Anmerkungen zur
Aktualität der UngleichheitIn: ApuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 62. Jahrgang, 16. April 2012, S. 7-10
Auszüge
„Nach und nach
entwickelte sich Ende des 15. Jahrhunderts aus einem christlichen Antijudaismus
ein rassistischer Antijudaismus. … Das „Argument“, das nun gefunden wurde, gibt
den Blick frei auf die rassistische Konnotation des Antisemitismus: Es liege im
jüdischen „Blut“, dass sie so habgierig seien, und ihr Aufstreben richte sich
gegen die, die „reinen Blutes“ seien. Die Ideologie der „limpieza de sangre“,
der „Blutsreinheit“, ist die erste rassistisch argumentierende Ideologie – wenn
auch (noch) nicht wissenschaftlich „fundiert“.
Die
nationalstaatliche Einigung ging mit der Vertreibung von
„Nicht-Dazugehörigen“,“fremden“ Menschen einher. … Diese Dichotomisierung der
Gesellschaft in das Eigene und das Fremde, das „Wir“ und das „Sie“, und die
damit einhergehende positive beziehungsweise negative Bewertung führten zu
einer gesellschaftlichen und strukturellen Legitimation von Diskriminierung,
Ausbeutung und Ausrottung des Anderen. Das ist Rassismus.
Die gewaltvolle
Nationalstaatenbildung Spaniens ist ein besonders drastisches Beispiel der mit
diesem Prozess einhergehenden Inklusion des Eigenen und Exklusion des Fremden,
die sich nicht zwangsläufig derartig brutal gestalten muss. Prozesse der
Nationalstaatenbildung verlaufen sehr unterschiedlich, aber ein gemeinsames
Moment liegt in der beschriebenen Dichtomisierung. …
Am Ende des
Mittelalters, zur Zeit der Eroberung Lateinamerikas und der nationalstaatlichen
Einigung Spanniens, gibt es noch keine „Rassentheorie“. Erst ab dem 18.
Jahrhundert werden systematisch und angeblich wissenschaftlich untermauerte
Theorien über die vermeintlich verschiedenen „Menschenrassen“ entwickelt und
damit Ausgrenzung, Diskriminierung und Mord legitimiert. …
Der
Nationalssozialismus erhebt die „Rassenideologie“ zur Staatsdoktrin und führt
diese in allen ihren Konsequenzen aus. Seine Einzigartigkeit besteht nicht nur
in der Anzahl seiner Opfer, sondern auch in der technokratischen und
technologischen Perfektion sowie in der Systematik, die kaum ein Entkommen
ermöglichte. …
Das Phantasma der
(biologischen und kulturellen) Homogenität der Volksgemeinschaft ist durch den
Nationalsozialismus diskreditiert und wird durch Globalisierungsprozesse und
Migrationsphänomene ad absurdum geführt.
Dennoch bleibt die
Imagination von Homogenität und Normalität eine scharfe Waffe zur
Diskreditierung der jeweils nicht Genehmen ...
Im Jahre 2010
erreichte der gesellschaftliche Diskurs um Migration und Integration eine neue
Qualität. Nicht nur, dass jetzt wieder die längst überwunden geglaubten
biologistischen Argumente ins Feld geführt wurden … rhetorische Ausbürgerung
wurde auch mit wirtschaftspolitischen Kriterien der Nichtverwertbarkeit
verbunden. Damit wurde deutlich: Die öffentlichkeitswirksame rassistische Rede
ist in Deutschland wieder eine mögliche Rede. …
Seit Jahren belegt
der Bielefelder Professor für Pädagogik Wilhelm Heitmeyer mit seinem Team: „Wer
eine ökonomistische Sichtweise teilt – d.h. Menschen nach ihrem Nutzen
beurteilt -, neigt deutlich eher zur Abwertung schwacher Gruppen. Der
Zusammenhang ist bei denen besonders hoch, die sich selbst 'oben' verorten.“
Eva Groß, Andreas
Zick, Daniela Krause (Mitwirkende an einem Projekt der
Universität Bielefeld, unter Leitung von Wilhelm Heitmeyer, gefördert von der
Volkwagen-Stiftung)
Von der
Ungleichwertigkeit zur Ungleichheit: Gruppenbezogene MenschenfeindlichkeitIn: ApuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 62. Jahrgang, 16. April 2012, S. 11-18
Auszüge:
„Wir haben in dem
Bielefelder Projekt „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (GMF) in
Deutschland über viele Jahre hinweg in jährlichen repräsentativen Umfragen
beobachtet, wie beispielsweise eine zunehmende Ökonomisierung von sozialen
Beziehungen oder wirtschaftliche Krisen negative Vorurteile gegen Gruppen und
Diskriminierungsabsichten beförderte. ...
Menschenfeindlichkeit markiert und legitimiert die
Ungleichwertigkeit von Individuen und Gruppen, sodass deren Diskriminierung
wahrscheinlicher wird. … Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit umfasst
Stereotype, Vorurteile und Diskriminierungen gegen Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit
zu schwachen Gruppen in unserer Gesellschaft; kurz: die Abwertung von Gruppen.
…
Neben
Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und der Abwertung von Menschen, die Asyl suchen
oder Sinti und Roma angehören, umfasst das Konzept auch die Abwertung von
Menschen mit religiösen Überzeugungen wie das Judentum und den Islam, also
Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Einbezogen ist auch die Herabsetzung von
Menschen mit anderem Geschlecht oder einer anderen sexuellen Orientierung sowie
von Menschen, die obdachlos oder arbeitslos sind. Daneben umfasst das Konzept
auch ganz allgemein die Abwertung von allen, die neu hinzugekommen sind, also
Etabliertenvorrechte als Prototyp des Vorurteils. …
Die Abwertungen, die
wir als Elemente des GMF-Syndroms verstehen, hängen untereinander zusammen und
haben einen gemeinsamen Kern, der durch die generelle Ideologie, dass
Ungleichwertigkeit von Gruppen die Gesellschaft bestimmt und dies auch gut sei,
beschrieben ist. Das bedeutet, dass eine Person, sofern sie Zustimmung zur Abwertung
einer Gruppe äußert, mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit dazu
neigt, auch andere schwache Gruppen abzuwerten und zu diskriminieren. …
Die Ideologie der
Ungleichwertigkeit stellt den gemeinsamen Kern aller Abwertungen von Gruppen
dar. …
Einerseits wird
Ungleichheit durch soziökonomische Traditionen und Entwicklungen verstärkt oder
abgeschwächt. Andererseits bedarf die Ungleichheit einer
Ungleichwertigkeitsideologie, die sie stabilisiert und legitimiert. …
Neben die soziale
Erniedrigung tritt das Urteil der moralischen Unterlegenheit mit der
ideologischen Funktion, Hierarchien, Überlegenheit und Machtpositionen zu
sichern. Soziale Ungleichheit kann in Ungleichwertigkeit transformiert werden
und anders herum. ….
Die Konjunktur der
Menschenfeindlichkeit unterliegt sozialen Prozessen der Integration und
Desintegration von Gruppen, die immer wieder durch historische Ereignisse zur
Disposition gestellt werden. …
Islamfeindlichkeit
stieg nach dem 11. September 2001 (bis 2006) leicht, aber kontinuierlich an.
Der 11. September stellt eine Art Signalereignis dar …
Im Kontext der
jüngsten Integrationsdebatten und der ökonomischen Krise seit 2008, die
ebenfalls ein Signalereignis darstellt, stiegen Islamfeindlichkeit und die
Zustimmung zu Etabliertenvorrechten erneut an …
Wir bezeichnen den
gesellschaftlichen Prozess, der mit subjektiven Einstellungen wie ökonomischen
Orientierungen einhergeht, als Ökonomisierung des Sozialen. (Nach Lemke,
Krasmann, Bröckling in „Gouvernementalität, Neoliberalismus und
Selbsttechnologie, 2000) … sei der Markt in der gegenwärtigen Konstellation …
eine Art „ständiges ökonomisches Tribunal“, vor dem sich alles Handeln zu
verantworten habe, beziehungsweise (nach Heitmeyer, Autoritärer Kapitalismus,
Demokratieentleerung und Rechtspopulismus, 2001) eine Kontrollverschiebung weg
von der Politik und hin zum Kapital.
Die Ökonomisierung
des Sozialen trägt dazu bei, insbesondere Langzeitarbeitslose, als Konkurrenten
und „Sozialschmarotzer“ empfundene Ausländer, Muslime und Obdachlose über die
entsprechenden Vorurteile auf ihre statusniedrige Position zu verweisen. Diese
fundamentale gesellschaftliche Entwicklung festigt und formt so indirekt und
vermittelt über Menschenfeindlichkeit eine aktuelle Form der sozialen Ungleichheit.
…
Empirische Studien
zeigen, dass dichotomes, also kategoriales Denken im Gegensatz zu graduell
empfundenen Statusunterschieden, an Konjunktur gewinnt. Die Erfahrung
zunehmender sozialer Spaltung in „die da oben“ und „die da unten“,
„Leistungsträger“ und „Minderleister“, „Gewinner“ und „Verlierer“, „Nützliche“
und „Nutzlose“ oder die Wahrnehmung, selbst zu den „nutzlosen Verlierern“ zu
gehören, bestärken dieses Denken, das letztlich einen zivilisatorischen
Rückschritt darstellt.“
Matthias Quent (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
In: ApuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 62. Jahrgang, 16. April 2012, S. 38-42
Auszüge:
„Rechtsextremismus geht von der Ungleichwertigkeit der Menschen aus. (Nach Decker/ Brähler, Vom Rand zur Mitte, 2010, ist Rechtsextremismus 'ein Einstellungsmuster, dessen verbindendes Kennzeichen Ungleichwertigkeitsvorstellungen darstellen …'). …
Tatsächlich ist
rechtsextreme Gewalt in Ostdeuschland stärker virulent als in Westdeutschland:
Übergriffe auf Ausländer und Ausländerinnen kommen etwa dreimal häufiger vor
als im Westen. Bezogen auf die Bevölkerungszahl ist die Zahl gewalttätiger
rechtsextremer Jugendlicher, Skinheads und Neonazis ebenfalls dreimal so hoch. …. Personen aus Regionen mit hohem
Ausländeranteil sind signifikant weniger
ausländerfeindlich als jene aus Gegenden mit einer entsprechend geringeren
Quote. …
Sowohl in Ost- als
auch in Westdeutschland und innerhalb der Landesteile hat sich die soziale
Ungleichheit zwischen 1993 und 2004 deutlich verschärft (vgl. Heitmeyer,
Deutsch-deutsche Zustände, Folge 8, 2009). Trotz der gleichgerichteten Trends
ist die soziökonomische Lage in Ostdeutschland weiterhin schlechter als im
Westen und wird entsprechend bewertet: Die messbaren Differenzen im
Nettogeldvermögen drücken sich in der Wahrnehmung misslungener Durchsetzung
sozialer Gerechtigkeit … aus. Auch das Vertrauen in die Demokratie fällt in
Ostdeutschland geringer aus als in Westdeutschland. Damit nimmt die
Anfälligkeit gegenüber rechtspopulistischen Einstellungen zu. …
Latent rechtsextreme
Einstellungen sind nicht nur das Resultat versagter Anerkennung und geringer
Bildung, sondern auch direkte Folge ungleicher Verteilungen wirtschaftlichen
Wohlstands. …
Jugendkulturen bieten
adoleszenten Heranwachsenden einen Halt in ihrer Suche nach Anerkennung, Sinn,
Zugehörigkeit und Selbstwirksamkeit. (Vgl. Hafeneger/ Becker, Rechte
Jugendcliquen, 2007). Dazu zählt auch der Rechtsextremismus mit seinem
spezifischen, martialisch-übermaskulinen Habitus, klaren Vorstelungen von
Hierarchien sowie dem „Wert“ und „Unwert“ von Ethnien und Menschen, Normen und
Kulturen. Dabei geht der Rechtsextremismus über normale (jugend-) kulturelle
Distinktion in Verhalten, Sprache, Kleidung oder Musik hinaus und überdehnt
diese zu einer ideologisch-sozialdarwinistischen Vorstellung über die
Un(gleich)wertigkeit von Lebensentwürfen, die von den eigenen abweichen. …
Durch kommunale
Sparstrategien in Bildungs-, Kultur- und Sozialbereichen verschärfen sich die
desintegrativen Tendenzen, die den Rechtsextremismus als attraktive Alternative
erscheinen lassen. …
Rechtsextreme
Einstellungen existierend bundesweit in beunruhigend hohem Maße. Dabei sind
mikroregionale Effekte und Unterschiede zu beobachten, die allgemeine Pauschalisierungen
über „den Osten“ und „den Westen“ disqualifizieren. … Zeitgemäß wäre es, die
Diskussion über sozioökonomisch abdriftende und aufstrebende Regionen,
räumlich-spezifizierte Gegenmaßnahmen und die demokratische Rückeroberung
sozialer Interaktionsräume zu führen.“
(Anmerkung
Blogger: Martialische Sprache als Ausdruck „wehrhafter Demokratie“? - „Rückgewinnung“ wäre wohl eher zielführend
als „Rückeroberung“.)
Götz Nordbruch (Mitarbeiter
am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Mitarbeiter des
Berliner Vereins „ufuq.de“)
Ethnozentrische
Gemeinschaftsvorstellungen bei Jugendlichen mit MigrationhintergrundIn: ApuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 62. Jahrgang, 16. April 2012, S. 42-46
Auszüge
„ 'Die Transformation der eigenen
Ungleichheit in die Abwertung anderer (…) ist ein Instrument der Ungleichheit'
(Zitat Heitmeyer, die Ideologie der Ungleichheit, 2008). …
Auf die Bedeutung von
Diskriminierungserfahrungen im Alltag und Berufsleben wurde in verschiedenen
Studien hingewiesen. Diese Erfahrungen werden auch in jugendkulturellen Trends
verarbeitet. … Für (den deutsch-türkischen Designer Melih Kesmen – Modelabel
„Style Islam“) ist das selbstbewusste Bekenntnis zum Islam … eine Reaktion auf
Anfeindungen, die er infolge der Auseinandersetzungen um die
Mohammed-Karikaturen im Jahre 2006 erlebte.
Der rassistische Mord
an der Ägypterin Marwa El-Sherbini in einem Gerichtssaal in Dresden 2009
stellte für viele Muslime eine ähnliche Zäsur dar wie die Anschläge von Mölln
und Solingen. … Gerade von islamistichen Initiativen wurden die Empörung und
die Sorge um zunehmenden Rassismus instrumentalisiert. Mit Warnungen vor einem
drohenden „Holocaust an den Muslimen“ warben salafistische Initiativen um junge
Muslime, denen sie in der eingeschworenen Gemeinschaft der Umma, der Gemeinschaft der Muslime,
Schutz und Zugehörigkeit versprachen. …
Mit über 200 Vereinen
und 10 000 Mitgliedern bilden die Grauen Wölfe die größte Organisation unter
Migranten, die eine rechtsextrem-nationalistische Orientierung vertritt. …
Die Verbindung von
kämpferischem Appell und Einschwören auf die nationale Gemeinschaft findet
allerdings nicht nur unter deutsch-türkischen Jugendlichen Zuspruch.
Ressentiments und Aufforderungen zum Kampf gegen Angehörige „fremder“ Nationen
finden sich auch in Beiträgen, die von Jugendlichen mit libanesischem,
kroatischem oder serbischem Familienhintergrund im Internet veröffentlicht
werden. … Ein Beispiel dafür ist der deutsch-albanische Rapper Bözemann, der
sich in seinen Musikvideos mit Titeln wie „Der Totale Krieg“ als albanischer
Nationalist im Kampf gegen seine Umwelt inszeniert. In Internetforen wie dem
„balkanforum.info“ werden diese Auseinandersetzungen ausgetragen. …
Die Musik des
rechtsextremen kroatischen Sängers Marko Perkovic (alias Thompson), der sich
offen auf die faschistische Bewegung der Ustasha
bezieht, dient … unter Jugendlichen mit
kroatischem Familienhintergrund der identitären Selbstfindung. ….
Der Rückzug in die
„eigene“ Gemeinschaft ist auch für islamistische Strömungen charakteristisch...
In Deutschland ist es
vor allem die Islamistische Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG), unter deren,
insbesondere älteren Anhängern sich islamistische Strömungen ausmachen lassen …
Deutlicher noch als
in traditionellen islamischen Vereinen äußert sich in der Ideologie der
salafistischen Strömung ein chauvinistisches Gemeinschaftsdenken. Seit 2005 entstanden in Deutschland
zahlreiche Initiativen, die sich in Anlehnung an salafistische Vordenker aus
arabischen Ländern zu einem wortgetreuen Islamverständnis bekennen. Etwa 5000
Personen werden diesem Spektrum mittlerweile in Deutschland zugerechnet. Reale
oder vermeintliche Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung werden hier
als historische Parallele zur Frühzeit des Islam gedeutet. … Diese Sichtweise
verbindet sich mit dem Appell, „stolz zu sein, fremd zu sein“. …
Dabei nimmt das
Werben für den Islam, wie er von Vertretern dieser Strömung verstanden wird,
vielfach gerade im Internet aggressive Formen an. So gehören die Warnung vor
der Strafe Gottes und die bildhafte Beschreibung der Höllenqualen, welche die
„Ungläubigen“ (Kuffar) nach dem
jüngsten Gericht durchmachen werden, zu den immer wiederkehrenden Motiven, die von
salafistischen Predigern wie Pierre Vogel und Ibrahim Abu Nagie aufgegriffen
werden. … Aufrufe zum „Kuffarwatch“ … bedienen sich einer Rhetorik, die kaum
mehr von offenen Aufrufen zur Gewalt zu unterscheiden sind. …
Der Wunsch nach
Anerkennung von Religiosität und Migrationserfahrungen spiegelt sich in
jugendkulturellen Ausdrucksformen junger Migranten und Muslime. In den Islam-
und Integrationsdebatten der vergangenen Jahre wurden die Vorbehalte deutlich,
mit denen große Teile der Mehrheitsgesellschaft einer solchen Anerkennung
gegenüberstehen. Am Beispiel dieser Debatte lässt sich die Wechselbeziehung von
Selbst- und Fremdwahrnehmungen dokumentieren, wie sie in einer jüngst vom
Bundesministerium des Innern veröffentlichten Studie deutlich wird (Frindte et
al., Lebenwelten junger Muslime in Deutschland, 2011). ...
Der
selbstverständliche Umgang mit Pluralität und Diversität ist … eine
Möglichkeit, um auch Jugendliche mit Migrationshintergrund als „normalen“ Teil
der deutschen Gesellschaft anzusprechen. Schließlich ist das Versprechen von
„Normalität“ und „Selbstverständlichkeit“ ein Faktor, der ethnozentrische
Gemeinschaftsvorstellungen attraktiv macht.“
Yasemin Shooman (Zentrum für
Antisemitismusforschung der TU Berlin)
Das Zusammenspiel von
Kultur, Religion Ethnizität und Geschlecht im antimuslimischen RassismusIn: ApuZ (Aus Politik und Zeitgeschichte), 62. Jahrgang, 16. April 2012, S. 53-57
Auszüge
„Am 7. Februar 2012
kam es zu einem Tumult in der französischen Nationalversammlung. Parlamentarier
der Regierungspartei UMP verließen aus Protest den Saal, während der schwarze
Abgeordnete Serge Letchimy aus Martinique den Innenminister Claude Guéant
scharf angriff: „Sie, Monsieur Guéant, (…) bringen uns Tag um Tag zurück zu
jenen europäischen Ideologien, welche die Konzentrationslager hervorbrachten am
Ende einer langen Kette der Sklaverei und des Kolonialismus.“ Zuvor hatte der
Innenminister erklärt, dass … Frankreich seine Kultur vor „minderwertigen“
Kulturen schützen müsse. Guéant verwies dabei auf französische Muslime, die aus
Platzmangel in Moscheen auf der Straße gebetet hatten, was die französische
Regierung im September 2011 verboten hatte. …
Biologische
Rassentheorien, die von der Existenz von „Menschenrassen“ ausgehen, sind zwar
nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa offiziell diskreditiert. Doch
verschwanden keinesfalls rassistische Denk- und Handelsweisen, die Menschen
kategorisieren und diese Kategorien mit unterschiedlichen Wertungen versehen.
Im Alltagsrassismus wie auch auf der strukturellen Ebene spielen
Ausgrenzungsmechanismen aufgrund der Hautfarbe weiterhin eine zentrale Rolle.
Das soziale und politische Konstrukt der „Rasse“ wirkt implizit fort und ist
mittlerweile untrennbar mit kulturellen und religigösen Zuschreibungen
verbunden. Zugleich wird seit mindestens zwei Jahrzehnten unter dem Schlagwort
vom „Rassismus ohne Rassen“ (Etienne Balibar/ Stuart Hall9 eine zunehmende
Verschiebung vom biologistisch argumentierenden Rassismus zu einem Neo-
beziehungsweise Kulturrassismus diskutiert. Dieser lässt sich als eine Modernisierungsstrategie
verstehen, mit deren Hilfe die Inhalte des biologistischen Rassismus
weitertransportiert werden können, ohne den „Rasse“-Begriff zu bemühen. ….
Konstitutive für den
antimuslimischen Rassismus … ist eine dichotome Konstruktion von „westlicher“
(„christlich-abendländischer“) und „islamischer“ Kultur, die einander als
statische Entitäten gegenüberstehen und als unvereinbar angesehen werden. …
Da die populistische
Rechte auf die Anschlussfähigkeit ihres Feindbilds Islam in der breiten
Bevölkerung setyt, dient die religiös aufgeladene antimuslimische Rhetorik als
Modernisierungsstrategie und hat die alte Parole „Ausländer raus“ vielfach
abgelöst. … Isngesamt stimmten bei einer 2011 veröffentlichen Untersuchung in
acht EU-Mitgliedsstaaten über 44 prozent der Befragen der Aussage zu, in ihrem
Land lebten zu viele Musliminnen und Muslime. In solchen Ländern, in denen der
Anteil der muslimischen Bevölkerung unter einem prozent liegt, wie in Polen
oder Ungang, lagen die Werte sogar noch höher, was zeigt, dass antimuslimische
Ressentiments nicht an die reale Präsenz ihrer Objekte (und damit auch nicht an
reale Erfahrungen) gebunden sind. …
Es findet … eine
Amalgamierung von kulturell-relgiösen und somatischen (körperlichen) Faktoren
statt, die als Hinweis auf eine „fremde Herkunft“ gelesen werden. …
Häufig werden
antimuslimische Positionen mit dem Eintreten für Menschen-, insbesondere
Frauenrechte legitimiert. Der Sexismus wird im antimuslimischen Rassismus zu
einem kulturellen Wesenszug des Islams erklärt, dem als Musliminnen und Muslime
markeirte Menschen nicht entrinnen können. …
Entsprechend geht die
Dämonisierung der Muslime als sexistisches Kollektiv oftmals mit einer
Idealisierung der deutschen Mehrheitsgesellschaft einher, in der das Projekt der
Geschlechtergleichheit realisiert zu sein scheint. …
In antimuslimischen
Diskursen stellt die Gebärfähigkeit der Muslimin eine „Waffe“ dar. Mit dem
Fokus auf ihre Fortpflanzungsfähigkeit wird der Figur der „unterdrückten
Muslimin“ die Figur der „gefährlichen Muslimin“ zur Seite gestellt und in die
Tradition biologistisch-rassistischer Argumentationsweisen eingebettet. ...
Islamfeindliche
Diskurse, die auf ein geschlossenes Weltbild rekurrieren, reichern den
antimuslimischen Rassismus mit Verschwörungstheorien an … Die muslimische
Fertilitätsrate wird hierbei als planvolle Vermehrung im Sinne eines
„Geburtenjihads“ - eines religiös motivierten Kriegs – skandalisiert und in
Zusammenhang mit einer vermeintlichen Unterwanderung des Abendlandes gestellt.
…
Auf …
(dem)Bundesparteitag (der rechtspopulistischen Partei „Die Freiheit“ ) in
Frankfurt am Main am 10. Dezember 2011 wurde die „drohende Islamisierung
Deutschlands“ debattiert. Der bayrische Landesvorsitzende Michael Stürzenberger
warnte: „Es ist ja verrückt, es sind fünf Prozent der Bevölkerung und sie
fordern, fordern, fordern. ...“ …
Abgesehen vom
Verschwörungsdenken und dem existenziellen Bedrohungsszenario … ist diese Rede
noch in anderer Hinsicht aufschlussreich, offenbart sie doch, dass es die Partizipation
und der gesellschaftliche Aufstieg von Musliminnen und Muslimen sind, die hier
Abwehr hervorrufen. … In diesem Zusammenhang verwundert es nicht, dass es nicht
die Hinterhofmoscheen sind, die Skepsis und Ablehnung hervorrufen, sondern
repräsentative Gotteshäuser, die Musliminnen und Muslime als im Stadtbild
sichtbare Mitglieder der Gemeinschaft ausweisen.“
_______________
© Jens Kalaene/dpa
http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-09/armuts-und-reichtumsbericht-2012
_______________
Armutsbericht
Deutschlands Reiche werden auch in der Krise reicher
Der Wohlstand steigt – doch
nur die Reichen profitieren. Ihnen gehören laut Armutsbericht 53 Prozent des
Vermögens, der unteren Bevölkerungshälfte bleibt ein Prozent.© Jens Kalaene/dpa
http://www.zeit.de/wirtschaft/2012-09/armuts-und-reichtumsbericht-2012
Die Schere zwischen arm und
reich klafft immer weiter auseinander. Der private Reichtum in Deutschland wird
insgesamt immer größer. Davon profitieren in erster Linie die Reichen. Sie
werden immer reicher und besitzen 53 Prozent des Gesamtvermögens. Das geht aus
dem vierten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hervor, berichtet
die Süddeutsche Zeitung. Die Analyse wird vom Arbeitsministerium alle
vier Jahre vorgelegt.
Demnach hat der Wohlstand in
Deutschland vor allem in den letzten Jahren kräftig zugenommen. Zugrunde liegt
der Analyse das Nettovermögen, zu dem etwa Immobilien, Geldanlagen, Bauland
oder Ansprüche aus Betriebsrenten gehören. Das Nettovermögen der
Privathaushalte habe sich in den letzten 20 Jahren von 4,6 auf rund zehn
Billionen Euro mehr als verdoppelt. Allein in den letzten fünf Jahren zeigt
sich ein Anstieg von 1,4 Billionen. Der Reichtum ist jedoch überaus ungleich verteilt: So
besitzen "die vermögensstärksten zehn Prozent der Haushalte über die
Hälfte des gesamten Nettovermögens". Ihr Anteil sei in den Jahren immer
weiter gestiegen. Allein von 1998 bis 2008 ist ein Anstieg von acht Prozent
festzustellen. Anders bei der unteren Bevölkerungshälfte: Sie besitzt nur ein
Prozent des gesamten Nettovermögens. ...
Bei der Lohnentwicklung zeigt
sich ein ähnliches Bild: Im oberen Bereich der Bevölkerung sei sie positiv
steigend, die unteren 40 Prozent der Vollzeitbeschäftigten hätten jedoch nach
Abzug der Inflation Verluste hinnehmen müssen. "Eine solche
Einkommensentwicklung verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der
Bevölkerung", heißt es in dem Bericht.
Der Abstand zwischen West- und
Ostdeutschland hat sich dabei verringert. Westdeutsche Haushalte hatten aber im
Schnitt immer noch ein Immobilien- und Geldvermögen von etwa 132.000 Euro, bei
den ostdeutschen sind es nur 55.000 Euro. ...
Atypische
Beschäftigungsverhältnisse wie Teilzeit- und Minijobs, Leiharbeit oder befristete
Stellen seien nicht zulasten der Normalarbeitsverhältnisse gegangen, heißt es
in dem Bericht. Das Arbeitsministerium fügt aber hinzu: "Stundenlöhne, die
bei Vollzeit zur Sicherung des Lebensunterhalts eines Alleinstehenden nicht
ausreichen, verschärfen Armutsrisiken und schwächen den sozialen
Zusammenhalt."
Das Nettovermögen des Staates
ist im Vergleich zwischen 1998 und 2008 um über 800 Milliarden Euro
zurückgegangen. Dies sei bereits seit zwei Jahrzehnten zu beobachten. Wegen der
Finanz- und Wirtschaftskrise und den damit verbundenen Rettungsmaßnahmen des
Staates sei "eine Verschiebung privater Forderungen und Verbindlichkeiten
in staatliche Bilanzen feststellbar".
____________
Die zunehmende Ungleichheit weltweit: Ein Thema nicht nur fuer "Linke"
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"Der frisierte Armutsbericht"
Satirisch in Heute-Show vom 08.03.13
ca. ab Min. 03:00
http://www.youtube.com/watch?v=2t6RcDIMbXk
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Die zunehmende Ungleichheit weltweit: Ein Thema nicht nur fuer "Linke"
The Economist Oct
13th 2012 http://econ.st/QNGakg
“…..Although inequality
has been on the rise for three decades, its political prominence is newer.
During the go-go years before the financial crisis, growing disparities were
hardly at the top of politicians’ to-do list. One reason was that asset bubbles
and cheap credit eased life for everyone. Financiers were growing fabulously
wealthy in the early 2000s, but others could also borrow ever more against the
value of their home.
That changed after the
crash. The bank rescues shone a spotlight on the unfairness of a system in
which affluent bankers were bailed out whereas ordinary folk lost their houses
and jobs. And in today’s sluggish economies, more inequality often means that
people at the bottom and even in the middle of the income distribution are
falling behind not just in relative but also in absolute terms.
The Occupy Wall Street
campaign proved incoherent and ephemeral, but inequality and fairness have
moved right up the political agenda…”
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"Der frisierte Armutsbericht"
Satirisch in Heute-Show vom 08.03.13
ca. ab Min. 03:00
http://www.youtube.com/watch?v=2t6RcDIMbXk
"Die zumindest teilweise Erblichkeit von Intelligenz und anderen Persönlichkeitsmerkmalen hat zusammen mit der wachsenden Durchlässigkeit der Gesellschaft zur Folge, dass der Anteil derer sinkt, die aufgrund ihrer persönlichen Fähigkeiten aus unteren Schichten aufsteigen können. Darum ist es sachlich folgerichtig und keineswegs Ausdruck fehlender Gerechtigkeit, wenn sich das Führungspersonal mehrheitlich aus den oberen Schichten rekrutiert."
AntwortenLöschenThilo Sarrazin, DSSA
Aus
AntwortenLöschenPhilosoph: „Gleichheit ist nicht besser als Ungleichheit“
04.05.2012 | (Die Presse)
Der liberale Philosoph Anthony de Jasay stemmt sich gegen den Mythos, wonach Ungleichheit automatisch negativ sei. „Dieser beruht auf der unaufhörlichen Wiederholung der Unwahrheit“, so de Jasay.
Wien/Jil. Manchmal braucht es einen alten Philosophen, um dem Zeitgeist etwas entgegenzusetzen. Anthony de Jasay, 89 Jahre alt, fast blind und praktisch taub, übernimmt diese Rolle nur zu gern. Er tritt einer Binsenweisheit entgegen, die heute quasi als Faktum durchgeht: dass Gleichheit innerhalb einer Gesellschaft der Ungleichheit überlegen ist und es die Aufgabe des Staates sein muss, umzuverteilen. ...
„Die Behauptung, Gleichheit sei besser als Ungleichheit, ist aber vollkommen willkürlich“, sagt de Jasay, der in Ungarn geboren wurde, vor dem Kommunismus flüchten musste und seit vielen Jahren in Frankreich lebt, kürzlich bei einem Vortrag auf Einladung des Hayek-Instituts in Wien.
„Der Begriff der ,sozialen Gerechtigkeit‘ ist nur eine leere – aber hübsche – Hülle.“ Tatsächlich müsse man den Lebensstandard der Armen verbessern, um die Probleme der Gesellschaften zu lösen. Aber dies müsse nicht notwendigerweise durch Umverteilung geschehen, denn die Probleme entstünden durch absoluten Mangel, nicht durch relative Armut. ...
Die falsche Grundidee von der „bösen Ungleichheit“ und der „guten Gleichheit“ sei schon sehr tief in die kollektive Psyche eingedrungen. „Das geschieht durch die unaufhörliche Wiederholung der Unwahrheit“, sagt de Jasay. „Und alle linksgerichteten Menschen wiederholen es immer wieder, ohne es zu hinterfragen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2012)
http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/755009/Philosoph_Gleichheit-ist-nicht-besser-als-Ungleichheit
De Jasay ist mit dem neoliberalen Think Tank Cato Institute verbunden, der 1974 als Charles Koch Foundation gegruendet wurde.
Löschenhttp://en.wikipedia.org/wiki/Cato_Institute
Vgl. Hinweis auf die Brueder Koch im Post "Sie meinen die Last der Welt zu tragen" (Mitt Romney, Ayn Rand, ...).
Frank Markus Barwasser / “Erwin Pelzig”
AntwortenLöschenProf. Peter Bofinger
http://blog.todamax.net/page/27/
„Rechtsextremismus geht von der Ungleichwertigkeit der Menschen aus."
AntwortenLöschen"Dabei eint die linksextremistischen Strömungen die Idee eines von der Gleichheit aller Menschen durchdrungenen Gemeinwesens …"
Quellen: s. Post
“Die Juden” propagieren die ...Gleichheit der Menschen...(Hitler 1943, 479) und negieren
AntwortenLöschendamit ...das aristokratische Prinzip der Natur... (Hitler 1943, 69), d.h., das Überleben des Stärkeren; Hitler überträgt auch in diesem Zusammenhang Beispiele aus der Tierwelt auf die menschliche Gesellschaft (Hitler 1943, 311 ff.). Kommt es zu einer “Vermischung” unterschiedlicher Rassen, führt dies zur Niedersenkung des
Niveaus der höheren Rasse... (Hitler 1943, 314); bezogen auf Arier und Juden bedeutet dies, jene büßen nicht nur allmählich ihre kulturbildenden Fähigkeiten ein, sondern gehen langsam zugrunde (s.a. Hans Günther u. Houston Stewart Chamberlain).
Dies ist angeblich das Ziel “jüdischer Machenschaften”, denn ...der unerbittliche
Weltjude kämpft für seine Herrschaft über die Völker (Hitler 1943, 738); dazu erhält [er] seinen männlichen Stamm grundsätzlich immer rein. Er vergiftet das Blut der anderen, wahrt aber sein eigenes. Der Jude heiratet fast nie eine Christin, sondern der Christ die Jüdin. Die Bastarde aber schlagen dennoch nach der jüdischen Seite aus (Hitler 1943, 346). Das Ziel ist letztlich die Vernichtung der arischen Rasse.
Dagegen richtet sich Hitlers Kampf, dessen Ziel die Erhaltung der arischen Rasse und der Untergang des Judentums ist. Dabei kommt Deutschland die Rolle des
Weltretters zu: Die Bolschewisierung Deutschlands, d.h. die Ausrottung der nationalen völkischen deutschen Intelligenz und die dadurch ermöglichte Auspressung der deutschen Arbeitskraft im Joche der jüdischen Weltfinanz, ist nur als Vorspiel gedacht für die Weiterverbreitung dieser jüdischen Welteroberungstendenz (Hitler 1943, 703). Mit Deutschlands Schicksal ist das Schicksal der Welt verbunden: Wird Deutschland ...das Opfer dieser blut-und geldgierigen jüdischen Völkertyrannen, so sinkt die ganze Erde in die Umstrickung dieses Polypen... (Hitler 1943, 703); gewinnt Deutschland aber den Kampf gegen das Judentum, so ist die Gefahr für die Welt gebannt.
http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/BreilAngelika/diss.pdf
Seit Ende 1922 jedoch begann der extreme Antimarxismus - nun oftmals ohne ausdrückliche Verknüpfung mit den Juden - zum vorherrschenden
LöschenThema seiner Reden zu werden (Kershaw 2002, 280).
Der Übernahme bestimmter kultureller Strömungen aus dem vergangenen Jahrhundert in Verbindung mit absoluter technischer Modernität entspricht eine Sprachverwendung,
Löschendie ebenfalls ihre Geschichte hat. Die antidemokratische Radikalisierung
des deutschen Nationalismus wurde - außer von Regierungsseite im Bismarckreich -
vor allem durch eine Bewegung gefördert, die zwar erst um 1927 ‘Konservative Revolution’
oder ‘revolutionärer Konservatismus’ genannt wurde, aber ihre Wurzeln in der wilhelminischen Zeit hatte.. (v. Polenz 1999, 539). Mit Berechtigung darf man darin eine Vorstufe der Sprache des Nationalsozialismus sehen, die u.a. auf einer
Pejoration liberaler Begriffe auf Grund der Schriften bestimmter Autoren basiert:
Paul de Lagarde (1891), Arthur Moeller van den Bruck (1918), Oswald Spengler
(1918-22) u.a.
Durch Moeller van den Brucks Buch “Das dritte Reich”, das Goebbels 1925 mit
großer Begeisterung gelesen hat, wurde der Ausdruck “Drittes Reich” berühmt; daher
sind einige seiner Gedanken im Folgenden exemplarisch aufgeführt. Der Autor tritt für die damals populäre Verbindung von Sozialismus und Nationalismus (s.a.
2.4.7 ff.) ein und verleiht der nicht nur in rechten Kreisen vorhandenen Führersehnsucht
Ausdruck: Der Führergedanke ist keine Angelegenheit des Stimmzettels, sondern
der Zustimmung, die auf Vertrauen beruht. Und diesen Führergedanken hat
auch die Revolution nicht töten können. Im Gegenteile, sie hat ihn erzeugt und geboren.
Die Enttäuschung durch den Parteigedanken bedeutet Bereitschaft für den
Führergedanken. Und die Jugend hat sich diesem Führergedanken ganz unterstellt.
(Moeller van den Bruck 1923, 228).
Goebbels kommentiert die Lektüre in seinem Tagebuch; er [Moeller van den Bruck]
schreibe all das, ...was wir Jungen längst mit Gefühl und Instinkt wußten. (TB 1925,
212) Dazu gehört auch das Wissen um die hervorragende Stellung und die besondere
Aufgabe der Deutschen in der Welt: Wir haben Wächter zu sein an der Schwelle der
Werte (Moeller van den Bruck 1923, 350).
Die oben genannten Autoren vertreten insgesamt die Auffassung, ...Begriffe wie Aufklärung,
Individuum und Humanität hätten die Deutschen sich selbst entfremdet,
seien undeutsch, hätten Europa zersetzt, entartet, widersprächen dem Gesetz der
Volksgemeinschaft, der Auslese der Besten. Gegen Westler und Bourgeoisie wurde
Germanentum gesetzt, Blut gegen Geist, Instinkt gegen Vernunft, Kultur gegen Zivilisation,
Gemeinschaft gegen Gesellschaft (v. Polenz 1999, 539).
Zu dieser Ideologie ...gehört auch die Verherrlichung des Krieges als Stahlbad der
Nation und seelisches Erleben der Volksgemeinschaft seit 1914 und in der Weimarer Zeit..., ebenso die Verwendung des Wortes Intellektueller seit 1903 als beliebig orientierbares vages Diffamierungswort
Der SPD Politiker Schumacher war von 1930-33 Mitglied des Reichstages und seit 1933 bis zum Kriegsende im KZ.
LöschenDie Konzentrationslager werden als rechtmäßiges und notwendiges Mittel der „Umerziehung“ und Bestrafung betrachtet. Der sozialdemokratische und kommunistische Gesellschaftsentwurf habe zwangsläufig zu - leider erst sehr spät ergriffenen - Gegenmaßnahmen des starken Staates führen müssen. Die Umerziehungsmaßnahmen bedürfen für ihr Gelingen der Unterstützung des
Volkes, ruft das Stuttgarter Blatt seinen Lesern zu:
„Das Denken des Volkes kreist heute viel um die großen Konzentrationslager, in denen Tausende von Schutzhäftlingen untergebracht
sind. Nicht immer ist dies Denken so, wie es sein sollte. Oft ist es von hämischer Schadenfreude oder rachsüchtiger Gesinnung oder schnodderiger Leichtfertigkeit getränkt. Oft wird über die im Konzentrationslager gewitzelt.
Das ist eine unrichtige Haltung! Gewiss, man soll nicht in eine weichliche Gefühlsduselei verfallen und von Mitleid überströmen. Denn viele von denen, die im Konzentrationslager sind, hatten nichts Gutes vor. Wehe, wenn sie die Macht gewonnen hätten.45 Aber auf der anderen Seite: Dass da Tausende von deutschen Menschen hinter den Stacheldraht gebracht und von ihren eigenen Volksgenossen bewacht werden müssen, darin wird eine tiefe Not sichtbar.46 Eine Not, die man nicht belächeln kann, denn diese Not geht auch uns an. Sie wird zu einer Anklage: „Warum duldeten wir diese Verführung und Verhetzung, die dann zwangsläufig zur Errichtung von Konzentrationslagern führte?“ In diesen Lagern steckt viel Schuld und ein
gerüttelt Maß von Schuld fällt auch auf uns. Hüten wir uns vor jedem Pharisäertum! Aus solchem Geist wird der Riss nie überwunden, der mit der Tatsache des Konzentrationslagers so schmerzhaft deutlich geworden ist.
Wir freuen uns, dass die Häftlinge menschlich behandelt werden und dass
man in ihnen nicht Verbrecher, sondern Verführte sieht. Und wir freuen uns
auch, dass nicht Strafe, sondern Erziehung und Gesinnungswandel der Sinn der Konzentrationslager sein soll. Hier muss eine große Arbeit getan werden.
Und sie sollte vom ganzen Volk, vor allem aber von der Kirche innerlich mitgetragen werden.
"Negation der Menschenwürde und Gleichheit der Individuen oder das Ende der Juden" - ein V-Mann produziert Material für versuchtes NPD-Verbot
AntwortenLöschenWolfgang Frenz:
langjähriger NPD-Vize-Vorsitzender in NRW und von 1962 bis 1995 V-Mann für die Landesbehörde für Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Bundesregierung zitiert in ihrem Antrag zum
Verbot der NPD (Kapitel «Verfassungswidrige Ziele in programmatischen Äußerungen der NPD») unter der Überschrift » aus der Publikation «Der Verlust der Väterlichkeit «Negation der Menschenwürde und Gleichheit der Individuen oder Das Ende der Juden» von Wolfgang Frenz. Dieser publizierte das Buch wohl im Auftrag der Behörden um Material für künftige Verbotsanträge zu liefern. Zitate des VS-Mitarbeiters Frentz:
«Der Einzelmensch, der innerhalb seiner Rassengemeinschaft lebt, kann die Spannungen, die der Lebenskampf erzeugt, ertragen. Wird aber sein
Lebensraum mit fremdrassigen Menschen durchsetzt, wird er sicher, trotz materieller Überlebensmöglichkeiten, vereinsamen. So ist der
Satz ‚Alle Menschen sind gleich’ ein Verbrechen an den Menschen.»
«Der Antisemitismus der Zwischenkriegszeit entstand, weil bereits in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts der jüdische Einfluss in alle Lebensbereiche eindrang und einen Generalangriff auf die deutsche
Volksseele vornahm.»
«Hitler mit seinem Antisemitismus war genau gesehen ein Glücksfall für die Juden. Aus diesem hitlerischen Antisemitismus entstand die euphorisch stimmende semitische Massenhysterie, die zur Gründung des Staates Israel führte, dessen nationalistischer Größenwahn bisher die
Welt in Atem hält. So war nach Verständnis vieler Juden der letzte Weltkrieg ein Religions- und Rassenkrieg. Es ging darum, die arisch-nordische Rasse zu vernichten, die noch über die Kraft
verfügte, sich gegen eine Weltherrschaft durch Juden zu wehren. Andere Völker ließ man weiterleben, wenn sie sich der jüdischen Heilswelt beugten...»
«Auschwitz ist für die Juden der ganzen Welt ein religiöser und politischer Angelpunkt geworden. ... Wenn es Auschwitz nicht gegeben hätte, müsste es für die Juden von heute erfunden werden. Denn Auschwitz ist die Machtergreifung durch das vernetzte Judentum.»
https://groups.google.com/forum/#!topic/de.soc.politik.misc/R7uAMAXcw6E
... Gerade wird der ökonomische Aufschwung beschworen, der mehr Menschen in Arbeit gebracht hätte, in Zeitarbeit1, im Niedriglohnbereich, in Minijobs selten in feste neue Dauerarbeitsplätze.
AntwortenLöschen… Der Statistikfetischist Thilo Sarrazin schwimmt, unter Beifall der bürgerlichen Leitmedien wie der FAZ, Cicero oder Merkur und den üblichen Verdächtigen wie Henryk M. Broder, Arnulf Baring, Hans Olaf Henkel, Ralph Giordano auf dieser Welle populistisch mit.
… Höchst gekonnt werden dabei die Medienmechanismen bedient und unter dem Ruf des scheinbar herrschenden Klimas der Unfreiheit wird kräftig Propaganda betrieben und Geld, Ansehen und Preise verdient. Der Boden für die Akzeptanz für ein höheres Maß an Ungleichheit wird mit Erfolg bereitet und die von Abstiegsängsten gepeinigte Mittelschicht klatscht vehement Beifall.
Brigitte Pieck
http://www.magazin-auswege.de/2010/10/sozialdarwinismus/