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Montag, 21. März 2011

„Dysgenik“ - bei Sarrazin und in einem Schulbuch der Nazi-Zeit

Der Vergleich von Aussagen Sarrazins und Textstellen aus dem Meyer-Zimmermann (Schulbuch der Nazi-Zeit; s. den vorigen Post „Sozialdarwinismus in Textbeispielen“) ist leider ausgesprochen ergiebig. Hier möchte ich auf den Begriff der „Dysgenik“ eingehen – im deutschen Schulbuch von ca. 1939 als „Gegenauslese“ bezeichnet.

An mehreren Stellen seines Buches („Deutschland schafft sich ab“, 1. Ausgabe, Okt. 2010) gebraucht Sarrazin den Begriff „dysgenische Wirkungen“ oder „dysgenische Effekte“; der sinngemäße Gebrauch dieses Begriffes durchzieht das ganze Buch.

Sinngemäß z.B.

„… wären da nicht die qualitativen demografischen Verschiebungen…“ - S. 8

„,.. die kontinuierliche Zunahme der weniger Stabilen, weniger Intelligenten und weniger Tüchtigen…“- S. 11

Wörtlich z.B.:

„Francis Galton … war der Vater der frühen Intelligenzforschung. Diese Forschungen lösten Befürchtungen aus, dass eine unterschiedliche Fruchtbarkeit verschiedener Bevölkerungsgruppen auch dysgenische Wirkungen haben und die natürliche Selektion quasi auf den Kopf stellen könnten.“ - S. 92/ 93

„Der Umstand, dass bei unterschiedlicher Fruchtbarkeit von Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlicher Intelligenz eugenische oder dysgenische Effekte auftreten können, wird … nicht mehr grundsätzlich bestritten.“ - S. 93

Eine Fußnote zum obigen Zitat verweist auf Richard Lynn, der den Begriff der „Dysgenik“ in jüngerer Zeit wiederbelebt hat. Dabei gelten Lynns Arbeiten zu Rasse und Intelligenz eher als ideologische denn als wissenschaftliche Werke. Lynn schreibt z.B. für die „American Renaissance“ Publikationen der Stiftung „New Century Foundation“. Das Southern Poverty Law Center, eine Gruppe, die Aktivitäten einiger sogenannter “Think Tanks” (“Denkfabriken”) beobachtet, hält diese Stiftung für ein Forum des blanken Rassismus, dessen Ziel es ist, Rassismus u.a. durch pseudo-wissenschaftliche Publikationen respektabel zu machen („… a self-styled think tank that promotes pseudo-scientific studies and research that purport to show the inferiority of blacks to whites — although in a language that avoids open racial slurs and attempts to portray itself as serious scholarship. It is best known for its American Renaissance magazine and website, which regularly feature proponents of eugenics and blatant anti-black racists. The foundation also sponsors American Renaissance conferences every other year where racist "intellectuals" rub shoulders with Klansmen, neo-Nazis and other white supremacists.“).-  Aus Zeitgründen hier keine Übersetzung. Mit “Klansmen”, klar, sind Anhänger des Ku Klux Klan gemeint.

Lesenswert dazu u.a. auch die Einträge zu „Dysgenik“ und „Richard Lynn“ bei Wikipedia (deutschsprachig): http://de.wikipedia.org/wiki/Dysgenik ; http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Lynn 
und eine BBC-Meldung vom 26. 04. 2002 über Lynns Thesen, " Call for re-think on eugenics"; http://news.bbc.co.uk/2/hi/1952449.stm .

Nun zurück zum Meyer-Zimmermann (ca. 1939, s. voriger Post). An Kapitel „IX. Rasse und Volk“ (Lehrstoff der 8. Klasse an Oberschulen für Jungen), aus dem ich hier zitiere, hat übrigens Dr. Werner Dittrich aus Bayreuth mit den Hauptautoren Dr. Erich Meyer und Dr. Karl Zimmermann zusammengearbeitet. Vom Bayreuther Kreis und seinem Einfluss auf die Nazi-Ideologie war auf diesem Blog ja schon die Rede.

Aus diesem Kapitel des genannten Schulbuchs zitiere ich hier einen längeren Abschnitt mit dem Untertitel „Gegenauslese“ (S. 374-375). „Gegenauslese“ ist nichts anderes als die deutsche Übersetzung des ursprünglich von Francis Galton geprägten, von Lynn und wiederum von Sarrazin übernommenen Begriffs „Dysgenik“. Die Ähnlichkeiten der von Sarrazin heute und von Meyer-Zimmermann-Dittrich damals beschworenen Szenarien sind verblüffend – mit dem Unterschied, dass Meyer-Zimmermann sie als überwunden darstellt, dank nationalsozialistischer Rassenpolitik.

„Gegenauslese.

Aber nicht nur die Zahl, sondern auch dem Werte nach war der deutsche Volkskörper 1933 ernstlich gefährdet. Der Geburtenrückgang hatte vor allem die erblich wertvolleren Teile des deutschen Volkes erfasst, während die Fruchtbarkeit der erblich minderwertigen ungebrochen blieb. Während die erbtüchtigeren Kreise des Volkes zum Zwei- oder Einkinder-„System“ übergingen oder eine „Ein-Hund-Familie“ bildeten, betrug die durchschnittliche Kinderzahl

von männlichen Verbrechern              4,9
sonstigen Kriminellen                        4,4
Eltern von Hilfsschülern                     3,4

Zahlreiche Schulkinderuntersuchungen ergaben, daß die schwachbegabten Menschen rund 1 ½ mal, die mangelhaft Begabten rund 2 mal soviel Kinder hatten wie die überdurchschnittlich Begabten. Die einzige Volksschicht, die sich noch auf ihrem Stande erhielt, war die Schicht der mangelhaft Begabten. Nur in dieser Schicht lag die Kinderzahl beim Erhaltungssoll von 4 Kindern auf eine Ehe, ja sie überstieg sie weiterhin bis auf 5 und mehr Kinder. Der Begabungsdurchschnitt des deutschen Volkes wäre bei Erhaltung dieses Standes schon nach 2 Generationen nahezu auf die Stufe der Schwachbegabten herabgesunken. (Kleinerdruck im Original)

Insgesamt war an die Stelle der natürlichen Auslese, bei der das schlechte Erbgut ausgemerzt wird, in unserem Volke eine ständige Abnahme der guten Erbstämme getreten (Gegenauslese). (Fettdruck von Blogger zum Vergleich mit dem Sarrazin-Zitat unten.)

Hier noch einmal zum Vergleich ein Zitat von Sarrazin (stellvertretend für die Argumentation, die sein Buch durchzieht):   

„Das Muster des generativen Verhaltens in Deutschland seit Mitte der sechziger Jahre ist keine Darwinsche „natürliche Zuchtwahl“ im Sinne von „survival of the fittest“, sondern eine … Auswahl, die .. Intelligenz .. vermindert.
(„Deutschland schafft sich ab“, S. 353; s. auch voriger Post)


Was fällt auf:

Die Begriffe „natürliche Auslese“ bzw. „natürliche Zuchtwahl“ und „Dysgenik“ bzw. „Gegenauslese“ werden bei Sarrazin wie bei Meyer-Zimmermann-Dittrich verwendet; sie bringen die eugenisch-sozialdarwinistische Denkweise auf den Punkt.

Das Argumentieren mit Statistiken hat in der Rassenhygiene Tradition – aber welchen Wert haben die herangezogenen Statistiken (Zuverlässigkeit, Aussagekraft)? 

Nach Meyer-Zimmermann-Dittrich ist der Nazi-Politik zu verdanken, dass der Verdummung des Volkes Einhalt geboten wurde – sonst wäre der Begabungszustand in Deutschland innerhalb von zwei Generationen auf das Niveau der Schwachsinnigen herabgesunken. Aber schon wenige Jahre nach Veröffentlichung dieses Buchers war der nationalsozialistische Spuk zu Ende. Nach den statistisch „begründeten“ Projektionen, die damals Unterrichtsstoff waren, müssten die Deutschen – ohne „Rassenhygiene“ - heute ein Volk von Schwachsinnigen sein. Nicht einmal Sarrazin behauptet das. Er legt die Schwachsinnigkeitsprojektion lediglich neu auf. (Dabei folgt er „Vordenkern“ aus einschlägigen sogenannten „Think Tanks“, die ihrerseits in einer ungebrochenen Tradition zur eugenischen Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts stehen, s.o.; auch dazu bei Gelegenheit mehr.)

Von der Verachtung der Nazis für Intelligenzmessung, die Sarrazin behauptet, kann keine Rede sein. Intelligenz hieß damals Begabung, und davon ist in der Literatur zur "Rassenhygiene" sehr viel die Rede. Darauf werde ich in einem weiteren Post zurückkommen - mit weiteren Originalquellen, wie sie heute über Internet-Antiquariate erhältlich sind.
 
 
Richard Lynn
holte den Begriff "Dysgenik" (Gegenauslese) aus der Versenkung
Bild: http://www.counter-currents.com/tag/intelligence/
 
 

__________

Weitere Quellen u.a.

Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs: ... -
Google Bücher-Ergebnisseite
Hans-Christian Harten, Uwe Neirich, Matthias
Schwerendt - 2006 - Biography & Autobiography - 546 Seiten
B. Erich Meyer und Werner Dittrich, die gemeinsam mehrere Unterrichtswerke zur
Erb- und Rassenkunde verfaßten. Dittrich, der auch für das RPA arbeitete, ...

Laquer, B.:
Eugenik und Dysgenik. Ein Versuch. Mit drei Bildnissen (Gregor Mendel, dessen
Denkmal, Francis Galton) sowie drei Textabbildungen.
Wiesbaden, Verlag von J. F. Bergmann, 1914. 3 Bll., 62 S., 1 Bl., mit 3 Taf.,
Gr.-8°, Priv. Halbleinen
(= Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens. Herausgegeben von Hofrat Dr. L.
Loewenfeld, Heft 97). - U.a. über: Galton's "eugenische Forschung" u.
Johannsen's "reine Linien"; Sog. Entartung in Deutschland; Syphilis,
Erkrankungs- u. Sterbeziffern; Kriminalitätsziffern; Die zehn "unreinen" Linien;
Die Fruchtbarkeit der Minderwertigen; Die Zeugung im Rausch; Die Zahl der
Asozialen in Deutschland; Die Unkosten derselben; Die Eugenik im Ausland u. ihre
Ziele; Dysgenische Bsp. in Deutschland; Eugenik u. Dichtung. …


DER SPIEGEL 29/2001 - REINE RASSE
Von Franke, Klaus
.... die desolate völkische Erbmasse durch "Rassenhygiene" und "Auslese der Tüchtigen" aufzubessern. ..."http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-19646202.html

Schnellansicht
H. H. Goddard: Die Familie Kallikak. Beiträge zur Kinderforschung und Heilerziehung. ..... HARTNACKE, W. (1916): Das Problem der Auslese der Tüchtigen. ...
www.db-thueringen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2497/reyer.pdf



Ergänzungen zu Hartnacke, 08.02.2012:

Hartnacke war mit Hans F. K. Günther ("Rassen-Günther", Nazi-Ideologe und Propagierer des "nordischen Gedankens" ) befreundet und verschaffte Günther nach dessen Rueckkehr aus Schweden 1929 eine halbe Studienratsstelle in Dresden.
http://books.google.de/books?id=ni8YAerYiE8C&pg=PA178&lpg=PA178&dq=%22hans+f.+k.+g%C3%BCnther%22+schweden&source=bl&ots=ITlAPcP1oS&sig=npbC3bzsvDDGA6iQaLNG-PfxhPc&hl=de&sa=X&ei=jDMyT8ioLYnXrQeRrZWpBA&ved=0CHAQ6AEwCQ#v=onepage&q=%22hans%20f.%20k.%20g%C3%BCnther%22%20schweden&f=false

Einschub 26.02.12:

Hartnacke war auch ein Förderer von Karl Valentin Müller, einem anderen Nazi-Rassenideologen, der nach dem Krieg noch in der jungen Bundesrepublik Deutschland Karriere machte. Der Sarrazin-Ideengeber Volkmar Weiss nennt Müller als sein Vorbild und beklagt, dass Müller aufgrund der Agitation der "Linken", insbesondere der "Frankfurter Schule", zu Unrecht diskrediert sei (Siehe
http://knol.google.com/k/der-totalit%C3%A4tsanspruch-der-gleichheitsideologie-in-der-wikipedia-der#; dieser aufschlussreiche Beitrag wird damit eingeleitet, dass Weiss die Mitwirkung von "Lumpenproletariat" und "Pöbel" bei Wikipedia anprangert.) - Ergänzung 9.8.2015: Die Seite wurde inzwischen entfernt; gespiegelt auf http://web.archive.org/web/20090927154653/http://knol.google.com/k/volkmar-weiss/der-totalittsanspruch-der/19iebpu8jegcn/25?#Schreiben_Randexistenzen_und(C2)(A0)Arbeitslose_die_deutschsprachige_Wikipedia(3F). Zitate: "Der Totalitätsanspruch der Gleichheitsideologie in der Wikipedia", "Ein Blick in das Milieu des geistigen Lumpenproletariats, "Schreiben Randexistenzen und Arbeitslose die deutschsprachige Wikipedia?", "Diktatur der Zeitreichen".

Ein bereits 1928 erschienenes Buch von Karl Valentin Müller, “Arbeiterbewegung und Bevölkerungsfrage” (das er, seinerzeit als Sozialdemokrat, in der eugenisch beeinflussten Tradition der britischen “Fabianer” Sydney und Beatrice Webb geschrieben hatte; s. Stichwort “Webb”), wurde in der gewerkschaftsnahen Zeitschrift “Die Arbeit” besprochen. Die – im Tenor positive - Besprechung (von 1928) ist auf der Webseite der Friedrich-Ebert-Stifung zu finden (http://library.fes.de/cgi-bin/digiarb.pl?id=00693&dok=1928&f=327&l=328).
Auszug:
“Das 7. Kapitel, das ‘den proletarischen Klassenkampf im Lichte der Rassenbiologie’ beleuchtet, verdient besondere Beachtung; die wissenschaftlichen Unterlagen für die Unterwertigkeit des Lumpenproletariats sind zwar noch verhältnismäßig schmal, aber doch so beachtenswert, dass sie gerade das kämpfende Proletariat zu einer Neuorientierung der Sozialpolitik und im Ausbau der sozialen Hygiene zwingen.”
(Frappierend ist eine gewisse Ähnlichkeit mit der aktuellen Diskussion um die “abgekoppelte Unterschicht”, die auch in Teilen der SPD wieder aufgelebt ist – Peer Steinbrueck etwa schlug vor, diese als Wähler doch der Linkspartei zu überlassen, was angesichts deren Isolation in der Bundespolitik de facto “links liegenlassen” bedeutet).



Zurück zu Günthers und Müllers Förderer Hartnacke:

"Schon im „Deutschen Ausschuss“ von 1916 gehört zum vorbereitenden Komitee der Dresdner Stadtschulrat Wilhelm Hartnacke, der bald nach 1918 mit Polemiken über die „Naturgrenzen geistiger Begabung“ durch die Lande zieht und immer neu seine sozialdarwinistischen und rassistischen Befürchtungen propagiert. 1933 wird Hartnacke Kultusminister in Sachsen, die Nazis beerben seine Ideen und aus dem Bündnis von Natur-Argumenten, psychologischer Begabungsdiagnose und der politisch gewollten Ausschöpfung von Begabungsreserven wird die Propaganda von „Auslese“ und „Ausmerze“.
… Individualität wird als Grenze pädagogischer Bemühungen interpretiert und Rasse wird zu einem Bestimmungsfaktor der Begabungsforschung, der Begabungsbegriff zum integralen Teil des Rassen- und Klassenkampfes und, im Gewand der Intelligenzforschung, schon in der amerikanischen Einwanderungspolitik im Ersten Weltkrieg, nicht erst in der „Bell Curve“-Debatte nach 1990 …, zum Tummelplatz antidemokratischer und ethnizistischer Vorurteile, systematisiert und scheinbar entschärft im Konflikt zwischen dem Optimismus der Pädagogik und einer pessimistischen Anthropologie ... In dieser unrühmlichen Tradition steht nicht nur die deutsche Forschung, sondern noch die Intelligenzdiagnostik in den angelsächsischen Ländern nach 1950, und das Grundproblem ist das Denkschema, dem diese Forschung folgt: Fixiert von der dualistischen Vorgabe und dem Interesse, zwischen „Erbe und Umwelt“ eine Entscheidung treffen zu müssen, und zwar nach Möglichkeit durch Zwillingsforschung. (Der) ... Berliner Genetiker Kurt Gottschaldt … betrieb vor 1945 Zwillingsforschung in Berlin, er lehrte nach 1945 weiter an der Humboldt-Universität, ging aber 1962 an die Universität Göttingen und war noch in dem inzwischen schon legendären Band des Deutschen Bildungsrates über „Begabung und Lernen“ als Gutachter tätig …”
http://www.blk-bonn.de/papers/forum-bildung/band07.pdf

Sarrazins massgeblicher Ideengeber Volkmar Weiss nennt Hartnacke als eine seiner Quellen fuer sein fuer 2012 angekuendigtes Buch "Die IQ-Lücke: Energiekrise, Bevölkerungsqualität und der Kreislauf der politischen Verfassungen der Industriegesellschaft":
Hartnacke, W.: Standesschule – Leistungsschule. Die Erziehung 3 (1928) 415-432 und 480-498

Bildungswahn - Volkstod! Vortrag gehalten am 17. Februar 1932 im Auditorium Maximum der Universität München für die Deutsche Gesellschaft für ...

Rassenhygiene als Erziehungsideologie des Dritten Reichs: ... - Google Bücher-Ergebnisseite
books.google.de/books?isbn=3050040947...Hans-Christian Harten, Uwe Neirich, Matthias Schwerendt - 2006
„Volkstod durch Bildungswahn" sei die Folge. Hartnacke beschwor das Ende der abendländischen Kultur. Nicht nur nähmen die „geistig Minderwertigen" ...


Siehe auch Stichwort "Hartnacke" auf diesem Blog; z.B.
http://guttmensch.blogspot.com/2011/07/liebe-ist-das-grote-aber-nur-wenn.html

9 Kommentare:

  1. Nicht zu fassen - aus der Tatsache, dass in den 1920er Jahren auch seinerzeit der SPD angehoerende Politiker, wie Karl Valentin Mueller (s.o.), Anhaenger der Eugenik/ Rassenhygiene waren, leitete z.B. Harald Kersten ab, dann muesste es ja auch heute in Ordnung sein, diese Ideologie ueber die SPD zu verbreiten. Sigmar Gabriel, der ein Parteiausschlussverfahren fuer Sarrazin befuerwortete, sei ein "Saeuberungskommissar".
    Wenn die SPD sich in ihrer Geschichte auch mal die Haende schmutzig gemacht hat, soll sie es heute genauso wieder tun? Was fuer ein Argument!

    http://www.zuerst.de/2010/10/26/spd-genetiker/

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  2. Eiertanz
    Thilo Sarrazin: Was ich nie gesagt habe

    "PI" brachte einen Nachdruck aus der Schweizer Weltwoche, "Weihnachtsausgabe" (2012) zum Thema "Thilo Sarrazin ueber Intelligenz" (von Thilo Sarrazin)
    http://www.pi-news.net/2013/01/thilo-sarrazin-uber-intelligenz/

    Auszug:

    "An einem bestimmten Punkt macht der Interviewer Alex Reichmuth den Einwurf: «Der deutsche Publizist Thilo Sarrazin warnt davor, dass minder intelligente Zuwanderer aus dem islamischen Raum die Intelligenz der gesamten Gesellschaft verringern – weil sie mehr Kinder als andere zeugen.» Offenbar hat Alex Reichmuth mein Buch «Deutschland schafft sich ab» nicht gelesen, sonst hätte er
    gemerkt, dass dort die Erblichkeit von Intelligenz bei der Diskussion von Zuwanderung und Inte­gration gar keine Rolle spielt. Sie kommt vielmehr bei der Analyse und Bewertung der in Deutschland schichtspezifisch unterschiedlichen Reproduktionsraten ins Spiel. Dieser Sachverhalt hat mit dem Einwanderungs- und Integrationsthema nichts zu tun, auch wenn er dieses teilweise überlagert."

    Ja, was denn nun - "nichts zu tun" oder "ueberlagert"?

    Der Bezug in DSSA auf "Richard Lynn: Dysgenics" sagt genug; von Spruechen z.B. ueber juedische Intelligenz und Judengen einerseits und tuerkische Inzucht andererseits ganz zu schweigen.

    Wieder einmal stellt sich die Frage: Hat Sarrazin seine Quellen gelesen? Manchmal frage ich mich: Hat er sein eigenes Buch gelesen?

    Dass ihn die treuen PI-Leser schon verstehen, zeigt dieser Kommentar:
    "Sarrazin macht mir hier ein bißchen zu viel Eiertanz. (Aber das muß er wohl, um sich unangreifbar zu machen.)"

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    1. Zu Richard Lynn siehe auch Stichwort "Intelligenzatlas" und "Pioneer Fund" auf diesem Blog.

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    2. Das Eiertanz-Zitat auf PI (s.o.) war von "Biloxi" (17. Jan 2013 16:49)

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    3. Das rote Buch mal wieder nicht verstanden?

      "Mit Edward O. Wilson kann man davon ausgehen, dass die biologische Evolution dem Menschen eine angeborene Disposition und Verhaltensbreite mitgegeben hat, die sich nur langsam auf dem Wege der weiteren biologischen Evolution ändert, dass aber innerhalb dieses der menschlichen Natur von der Biologie gesetzten Rahmens eine sehr variationsreiche kulturelle Evolution stattgefunden hat und weiter stattfinden wird."

      Thilo Sarrazin, DSSA

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  3. Was will uns Sarrazin mit dem langen Satz, in dem er sich auf Edward O. Wilson beruft, denn nun eigentlich sagen? Man kann alles und nichts heraus lesen.

    Die Theorien des Ameisenforschers Wilson zur "Soziobiologie" (des Menschen)* gelten als umstritten; vielleicht sind sie deshalb so wolkig wiedergegeben.

    * WILSON, Edward O.: Sociobiology: The new synthesis. Cambridge, M.A.: Belknap Press, 1975

    ______

    Edward O. Wilson’s theories of sociobiology still exert a real influence

    “To this day, considerable budgets allow university teams to conduct research aimed at proving that differences between humans are absolute and based in nature. In January 1989, for example, Phillip Rushton, of the University of Western Ontario, presented a paper to the American Association for the Advancement of Science (AAAS) entitled “Biological Evolution and Transmissible Characteristics”, in which he attempted to update the main postulates of biological determinism. In 1994, Charles Murray and Richard Herrnstein of Harvard University published The Bell Curve, attempting to prove that there exist measurable genetic differences in levels of intelligence between the races. These two publications raised a loud controversy. They had both received subsidies from the ‘Pioneer Fund’, whose avowed aim is immigration reform and which is generally considered to be a neo-Nazi group. Twenty-five years after their publication, Edward O. Wilson’s theories of sociobiology still exert a real influence, and many scientists have not given up the search for a biological basis for human diversity, relying on biological determinism, Social Darwinism and ‘Natural Law’. The stakes are clear:
    ‘…human beings who are different by essence do not have the same needs, which means that they do not have the same rights, and even that some have rights over others.’
    (Colette Guillaumin, 1984-1985)”

    HISTORICAL PERSPECTIVES ON RACISM IN QUEBEC
    Jean-Claude Icart et al.
    Conseil des relations interculturelles Montréal (Québec)
    www.conseilinterculturel.gouv.qc.ca
    Registration of copyright - Bibliothèque nationale du Québec- 2001

    http://www.micc.gouv.qc.ca/publications/en/cri/racisme-discrimination/Perspectives-historiques-racisme-anglais.pdf

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  4. Noch zu Gottschaldt (s. oben, Post):
    Ein interessanter Einblicke in Kontinuitäten der Forschungsförderung

    "Eine genetisch orientierte Lebenslaufstudie zur Differentialentwicklung (kurz: GOLD) mit ein- und zweieiigen Zwillingen. Begonnen wurde diese Untersuchung
    im Jahr 1937 unter Leitung von Kurt Gottschaldt am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Beteiligt waren 90 Zwillingspaare im Alter von 11 Jahren. 53 der Paare wurden 1965/1966,also im 40. Lebensjahr, erneut untersucht. Nach dem Tode von Kurt Gottschaldt konnte die Studie seit 1992 am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung weitergeführt werden. Neben den verbliebenen – inzwischen 70 Jahre alten – 32 Zwillingspaaren der Gottschaldt'schen Längsschnittstichprobe wurden zusätzlich mehr als 180 Zwillingspaare im Alter von 65–85 Jahren für eine Teilnahme an der Studie gewonnen (Weinert & Geppert, 1998). ...
    [Die Datensätze konnten] in dieser Form nur unter den besonderen, forschungsförderlichen Bedingungen eines Max-Planck-Instituts gewonnen werden ..."

    Aus
    Bildung und Begabung e.V. in Zusammenarbeit mit der
    Karg-Stiftung für Hochbegabtenförderung Begabung und Leistung in der Schule: Modelle der Begabtenförderung in Theorie und Praxis. Herausgegeben von Harald Wagner. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage 2000. Verlag Karl Heinrich Bock, Bad Honnef

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    1. Im deutschsprachigen Wikipedia-Eintrag zu Kurt Gottschaldt (1902-1991), zuletzt aktualisiert am 24. März 2013, durfte sich offenbar ein Fanclub austoben.. Die Quellenangaben decken den nahe gelegten Quasi-Widerstand gegen NS- und später DDR-Ideologie keineswegs ab.

      Auszug:

      "Zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgte Gottschaldt, wie Mitchell Ash
      herausarbeitet[1], auch in seinen Arbeiten zur Erbpsychologie und
      Zwillingsforschung seine an Max Wertheimer und vor allem an Kurt Lewin
      orientierte Linie weiter. Deshalb blieb Gottschaldt eine ordentliche Professur
      an der Berliner Universität versagt.
      Ab 1935 war er a. o. Professor an der Universität Berlin, leitete die Abteilung Erbpsychologie am Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik (KWI-A) sowie die Poliklinik für nervöse und schwer erziehbare Kinder am Kinderkrankenhaus Berlin-Wedding.[2]
      Vor dem Hintergrund seiner durchgehend kritischen Haltung zur nationalsozialistischen Rassenpolitik wurde Gottschaldt nach 1946 in die sog. Lewinsky-Kommission berufen, die Verschuers Beteiligung an der Umsetzung rassisch begründeter Verfolgung einschätzen und beurteilen sollte.[3]
      Im September 1946 wurde Gottschaldt zum o. Professor und Direktor des fast völlig zerstörten Psychologischen Institutes berufen, das nun in der
      Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der 1949 in Humboldt-Universität Berlin umbenannten Friedrich-Wilhelms-Universität angesiedelt war. Bis 1962 baute Gottschaldt das Institut zu einem der seinerzeit größten und leistungsfähigsten Psychologischen Institute in Europa aus. Von 1953 bis 1957 war Gottschaldt Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Dann aber sollte Gottschaldts Wirken aus ideologischen Gründen eingeschränkt werden; denn man ihn sah als Vertreter einer „bürgerlichen“, nicht-Pawlowschen Psychologie. Gottschaldt folgte deshalb 1961 dem Ruf an die Georg-August-Universität Göttingen.[4] ..."

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    2. Die von Gottschaldt mitbegruendete Gestalttheorie duerfte nicht unwesentlich zu dem in den USA gaengigen Aberglauben beigetragen haben, Hinrichtungen wuerden den Angehoerigen von Mordopfern helfen, einen Abschluss zu finden ("closure"), weil damit die "offene Gestalt" ihres Leidens geschlossen wuerde.
      Ich werde mir ueberlegen, das Label "wissenschaftlicher Rassismus" zu erweitern auf "wissenschaftlicher Rassismus/ wissenschaftlicher Aberglaube".

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