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Freitag, 21. September 2012

47 Prozent


Ein paar Zitate


“47 Prozent der Menschen werden für den Präsidenten stimmen – komme, was wolle. Also gut, 47 Prozent stehen hinter ihm, die vom Staat abhängen, die glauben, sie seien Opfer, die glauben, der Staat habe eine Verpflichtung, für sie zu sorgen, die glauben, dass sie einen Anspruch auf Gesundheitsversorgung, auf Essen, auf Unterbringung, auf was auch immer haben. Dass das ein Rechtsanspruch ist, den der Staat erfüllen muss. Und sie werden für diesen Präsidenten stimmen – komme, was wolle … das sind alles Leute, die keine Einkommensteuer zahlen. ... Mein Job ist nicht, mir Sorgen um diese Menschen zu machen. Ich werde sie niemals überzeugen, selbst Verantwortung zu übernehmen und für ihre Leben zu sorgen.”
- US Präsidentschaftskandidat Mitt Romney
http://blog.zeit.de/us-wahl/2012/09/18/an-diesem-tag-hat-romney-die-wahl-nicht-verloren/
Volle Mitschrift des Videos, aus dem dieses Zitat stammt, auf "Mother Jones"
http://www.motherjones.com/politics/2012/09/full-transcript-mitt-romney-secret-video
Siehe auchhttp://guttmensch.blogspot.com/2012/08/romney-und-ryan.html


Ähnlich gedacht:
  • "Grundsätzlich sollte man überlegen, ob das Mitbestimmungs-und Wahlrecht nicht nur denjenigen zusteht, welche sich an der Gemeinschaft beteiligen. Die ursprüngliche griechische Demokratie basierte darauf, dass nur Bürger mit Grundbesitz ein Mitbestimmungs- und Wahlrecht besaßen. Dies könnte man wieder einführen - vielleicht auf Netto-Steuerzahler bezogen."
    -
    sok1950 auf SPON, 18.09.2012 
  • http://forum.spiegel.de/f22/us-google-page-rankingaesidentschaftskandidat-romney-unplugged-71091-2.html
    Anm.: Dies entspricht weitgehend dem Demokratie-Verständnis von Hans F. K. Günther (Demokratie für "bäuerliche Freisassen");
    s. Stichwort "Günther" auf diesem Blog 
  • (Ergaenzung 14.5.2013) Paul Weyrich, Gruender vom Institutionen und Netzwerken der “konservativen Bewegung” in den USA (z.B. ALEC, s. http://guttmensch.blogspot.com/2013/05/sudstaaten-blues.html) verkuendete im Herbst 1980 in Dallas, Texas, dass es keineswegs wuenschenswert sei, dass alle Buerger ermuntert wuerden, zur Wahl zu gehen. Je weniger Buerger waehlen, meinte er, desto besser sei es fuer die Republikaner. (Aber gegen doppeltes Stimmrecht fuer diejenigen, die er als "Leistungstraeger" ansieht, s.o. haette er sicher auch nichts)
  • http://www.youtube.com/watch?v=WPsl_TuFdes (Paul Weyrich – GooGoo Syndrome) 
  •  "… als das direkteste Mittel... gegen Armut … und gegen die Faulheit und Verschwendung usf., woraus der Pöbel hervorgeht, (ist) dies erprobt, die Armen ihrem Schicksal zu überlassen und sie auf den öffentlichen Bettel anzuweisen."- Hegel, zustimmend zitiert von Thilo Sarrazin (DSSA, 2010)

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Aus dem ZEIT Leser-Forum

"… Das Schlimme in sogenannten “Demokratien” ist der Umstand, dass das öffentliche Jammern mit den Vermögen zunimmt: Werden die Ärmsten erst gar  nicht gehört, weiß jedermann über die vermeintlichen Steuersorgen der Superreichen bescheid. Das immergleiche Argument der Spitzenverdiener, sie alleine kommen für ein Großteil der Steuereinnahmen auf, verweist dabei auf das eigentliche Problem: Die höchst ungerechte Einkommens-(….und damit Steuer…)-verteilung. Aktuelle Zahlen aus Deutschland belegen: Die “unteren” 50% in Deutschland besitzten gerade mal 1% der Vermögen!"

18. September 2012 um 14:05 Uhr
Agenda-Eigentor
http://blog.zeit.de/us-wahl/2012/09/18/an-diesem-tag-hat-romney-die-wahl-nicht-verloren/

 
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Romney und Ryan als Vertreter des Sozialdarwinismus
Karikatur auf einer Webseite, die Anliegen mexikanischer Einwanderer in den USA vertritt


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Der auch von Sarrazin verwendete Slogan des Sozialdarwinismus, “Survival of the Fittest”, ist wieder populaer geworden. Speerspitze der Wiederbelebung dieses Begriffs waren rechtsextreme Propagandisten. Seit den 1980er Jahren gibt es z.B. wieder Neuauflagen des 1910 erschienenen Opus “Might is Right, Or the Survival of the Fittest” eines Autors mit dem Pseudonym “Ragnar Redbeard”.
Abebooks verweist auf etliche Exemplare, zum Beispiel:

MIGHT IS RIGHT, Or the Survival of the Fittest.
Redbeard, Ragnar and Katja Lane (ed).
Bookseller: John K King Used & Rare Books (Detroit, MI, U.S.A.)
Book Description: Exclusive Millennial Wotansvolk Edition: np, 1999.
INSCRIBED "For your warrior spirit and the fourteen words" and SIGNED BY EDITOR, KATJA LANE, WIFE OF WOTAN FOUNDER DAVID LANE. Right-wing, Aryan-type novel; reprint of the 1910 ed. The phrase "fourteen words" is a white separatist code. Bookseller Inventory # 98-1898
http://www.abebooks.com/servlet/SearchResults?an=Redbeard&sts=t&tn=survival+of+the+fittest 
  • "The Fourteen Words is a White supremacist phrase which refers to the 14 word slogan "We must secure the existence of our people and a future for White Children," though it can also refer to the slogan "Because the beauty of the White Aryan women must not perish from the earth."[1] The slogans were both coined by noted racist David Lane in reference to an 88-word excerpt from Mein Kampf. Thus, white supremacists will sometimes combine "the 14 words" in reference to the excerpt in the phrase "14/88" where "88" has dual meaning as it also is used to reference H as the 8th letter of the alphabet, and thus the 88 can also be used to stand for HH, or "Heil Hitler".[2]  Hungarian far-right (though purportedly not Neo-Nazi) party Jobbik often uses the numbers 14 and 88. …"  - http://rationalwiki.org/wiki/Fourteen_Words (24.04.2012)
 


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Ergänzung 24. Mai 2013


Tea-Party-Bewegung endlich in Deutschland angekommen -
Ökonomieprofessor aus Las Vegas weiß wo's lang geht

Aus
AfD: Wahlrecht für Arbeitslose abschaffen?
Andreas Kemper  April 15, 2013

http://andreaskemper.wordpress.com/2013/04/15/afd-wahlrecht-fur-arbeitslose-abschaffen/


Konrad Adam wurde heute zusammen mit Bernd Lucke und Frauke Petry zum Vorstand
der neuen rechten Partei Alternative für Deutschland gewählt. Damit haben wir
nun erstmals ein Parteivorstandsmitglied, welches das Wahlrecht für Arbeitslose
anzweifelt. ... Adam [bezieht sich] auf einen Artikel von André Lichtschlag, Herausgeber des
marktlibertären Magazins eigentümlich frei ...

Lichtschlag hatte zuvor (19.09.2006) in der WELT geschrieben:
“Wählen dürfen demnach in Zukunft nur noch die Nettosteuerzahler, also
Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der privaten Wirtschaft. Ein solcher
Wahlrechtsentzug für die Unproduktiven wurde bereits in den 70er-Jahren von
Wirtschaftsnobelpreisträger Friedrich August von Hayek angedacht und kürzlich
von Ökonomieprofessor Hans-Hermann Hoppe aus Las Vegas präzisiert.” André
Lichtschlag: Entzieht den Nettostaatsprofiteuren das Wahlrecht!

Konrad Adam pflichtete einen Monat später (16.10.2006) der Idee bei und
begründete dies historisch:
“Nur der Besitz schien eine Garantie dafür zu bieten, dass man vom Wahlrecht
verantwortlich Gebrauch machte. Erst später, mit dem Aufkommen der industriellen
Revolution und seiner hässlichsten Folge, der Massenarbeits losigkeit, ist die
Fähigkeit, aus eigenem Vermögen für sich und die Seinen zu sorgen, als
Voraussetzung für das Wahlrecht entfallen. Ob das ein Fortschritt war, kann man
mit Blick auf die Schwierigkeiten, die der deutschen Politik aus ihrer
Unfähigkeit erwachsen sind, sich aus der Fixierung auf unproduktive
Haushaltstitel wie Rente, Pflege, Schuldendienst und Arbeitslosigkeit zu
befreien, mit einigem Recht bezweifeln. Das Übergewicht der Passiven lähmt auf
die Dauer auch die Aktiven und zerstört den Willen zur Zukunft”  Konrad Adam:
Wer soll wählen? ...


André Lichtschlag freut sich, dass seine – bzw. Hayeks –
Ideen nun eine Partei gefunden haben. Er bejubelt, dass mit der AfD endlich die
Tea-Party- Bewegung in Deutschland angekommen sei. ...


Gottfried Ludewig hatte als RCDS-Vorsitzender 2008 eine ähnliche Forderung
gestellt (“Doppeltes Wahlrecht für Leistungsträger”). Ludewig wurde daraufhin
aus seiner Hochschulgruppe geworfen. Konrad Adam aber wurde in den Vorstand der
AfD gewählt, nachdem er diese Forderung gestellt hatte. ...


Konrad Adam steht mit seiner Idee, den sogenannten “unteren Schichten” das
Wahlrecht abzuerkennen, nicht allein. Auch der zum wissenschaftlichen Beirat
gehörende Volkswirtschaftsprofessor Roland Vaubel stellte Überlegungen in diese
Richtung an. In seinem Beitrag Der Schutz der Leistungseliten in der Demokratie
diskutierte er, wie die sogenannten “Leistungseliten”  ”vor der Tyrannei der
Mehrheit geschützt werden können”. Er wurde fündig in “Solons Verfassung” ...

Hermann Behrendt wurde zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der AfD in
Nordrhein-Westfalen gewählt. Behrendt fordert, dass die Parlamente auf Bundes-
und Landesebenen abgeschafft werden, weil die derzeitige Politikform
“Arbeitsscheue” (Originalton) begünstige.

 

Dienstag, 11. September 2012

Wer ist wirklich weiß? - Rechtsextremismus multikulti


"Die Neonazis haben sich nicht nur geographisch neue Räume erkämpft. Sie dringen auch in soziale Milieus ein, die ihnen früher kaum zugänglich waren. Mit wachsendem Erfolg buhlen sie um die Jugend. Subversive Attitüde und die Übernahme von Symbolen aus Punk-, Hardcore- und HipHop-Bewegung verschaffen ihnen dort immer häufiger Glaubwürdigkeit und Anerkennung."




Jugendkultur: Identitätssuche und Extremismus


“Eigenartigerweise gibt es nur mit einer einzigen Ethnie bzw. Religionsgruppe  Integrationsprobleme; Griechen, Polen, Russen und alle anderen Menschen  unterschiedlichster Nationen haben keinerlei – oder nur äußerst wenig Schwierigkeiten, sich in unseren Kulturkreis ein zu gliedern, und die deutsche Bevölkerung hat mit ihnen auch wenig Probleme. Einzig bei den Menschen aus arabisch bzw. islamisch geprägten Ländern, weigern sich standhaft und konsequent, sich zu integrieren.”
“ThomasD” am 13.11.2007 auf
http://www.360-grad-blog.de/2007/11/13/migranten-als-kulturbereicherer/


Mit diesem gefühlten fundamentalen Unterschied zwischen verschiedenen Einwanderergruppen argumentieren die NPD und andere rechtsextreme Gruppen, die mittlerweile gezielt um Einwanderer aus osteuropäischen Ländern werben. (Die Formulierung des letzten Satzes deutet darauf hin, dass in diesem Fall der Schreiber selbst auch nicht unbedingt Deutsch als Muttersprache hat.) Mit diesem  gefühlten Unterschied argumentiert auch Thilo Sarrazin:

"Die südeuropäischen Einwanderer sind, soweit sie hierblieben, gut integriert. Die knapp 4 Millionen zugewanderten Aussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion machen nach anfänglichen Schwierigkeiten sehr gute Integrationsfortschritte, ihre Erfolge im Bildungswesen sind überdurchschnittlich. Gleiches gilt für andere Zuwanderer aus osteuropäischen Ländern. Für den Arbeitsmarkt und für das Bildungswesen sind sie durchweg eine Bereicherung. ... Eine Zuwanderungs- und Integrationsproblematik, die der Rede wert ist und sich nicht mit der Zeit automatisch erledigt, gibt es heute in Deutschland ausschließlich mit Migranten aus der Türkei, Afrika, Nah- und Mittelost, die zu mehr als 95 Prozent muslimischen Glaubens sind."
Thilo Sarrazin in DSSA, 2010
 

Tatsächlich sind verunsicherte junge Menschen auf Identitätssuche von überall her anfällig für extremistische Subkulturen, ob sich diese nun an Religion, Nationalität oder anderen Merkmalen festmachen.


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"Ich bin ein polnischer Nationalist und du hast mich (ebenso wie meinen serbischen Bruder) beleidigt, indem du uns mit Zigeunern verglichen hast! Wir sind jetzt weißer als Westeuropa, das von Schwarzen/ Arabern usw. heimgesucht wird."
 

Kommentator „Saltoluokta“ in einer Antwort auf einen Kommentar von „Sasuke1745“:
„Ihr seid nicht weiß, ihr seid Slawen/ Zigeuner.“
(Von mir aus dem Englischen übersetzt. -


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Aus einer Broschüre der Aktion “Schule ohne Rassismus”:
Rechtsextremismus in der Einwanderungsgesellschaft
Exjugoslawen  Russlanddeutsche Türken  Polen
http://www.schule-ohne-rassismus.org/fileadmin/pdf/rechtsextremismus_einwanderungsgesellschaft_auszuege.pdf
 

Jugo-Kult und Ethno-Irrsinn
1. Exjugoslawische Rechtsextremisten in Deuschland .

Tito und die Geschichte Jugoslawiens
Das gelobte Land
Krieg und Flucht
Verbale Schlachtplätze im web 2.0
Medien für die Diaspora
Turbo-Folk: „Ceca“ und „Thompson“

Der Krieg veränderte vieles. Menschen, die sich kurz zuvor noch als Jugoslawen gesehen hatten, wurden zu Kroaten, Serben, Bosniaken. Der nationalistische Rausch aus der alten Heimat erfasste auch die Diaspora in der Bundesrepublik. Und heute führen Jugendliche ihre Auseinandersetzungen über die alte Heimat online. Ob bei Youtube oder anderen web-2.0-Plattformen: Überall beschimpfen sie sich. Angefeuert wird der Nationalismus durch die Stars des Turbo-Folk wie die Serbin „Ceca“ und den Kroaten „Thompson“, die in ihren Texten Krieg und Vertreibung verherrlichen.

 

Deutscher als die Deutschen?
2. Rechtsextremismus unter Russlanddeutschen

Spätaussiedler
Russlanddeutsche Jugendkultur
Frauen- und Männerbilder
Russlanddeutsche und die NPD
Rechtsextreme in Russland

In Russland wurden sie wegen ihrer deutschen Herkunft verfolgt. Sie kamen mit großen Hoffnungen und Erwartungen nach Deutschland. Aber die Bundesrepublik war nicht das erwartete Zuhause: Weder fanden die Russlanddeutschen Zustimmung zu ihren traditionellen Geschlechterbildern, noch wurden ihre Bildungsabschlüsse anerkannt. Die erlebten Demütigungen machten manche anfällig für die Propaganda der NPD. Bei den Jüngeren hat sich jedoch auch eine lebendige Jugendkultur entwickelt, mit eigenem Kleidungsstil, eigener Musik und sogar einer eigenen Sprache: Quelia.

 

Träume von Turan – Nationalbewußt und reaktionär
3. Türkischer Rechtsextremismus in Deutschland

Ungeplante Einwanderung
Deutsch-türkische Lebenswelten
Die Idealistenvereine und die „Grauen Wölfe“
Die Symbole und der Schwur
Zwischen Marschmusik und HipHop
Im Tal der Wölfe

Im Zentrum der Mythologie der türkischen extremen Rechten steht der
Wolf. Er taucht als Symbol bei allen auf, die weiterhin von der militärischen
Macht und Größe eines Großtürkischen Reiches träumen: in Grußformen,
Symbolen, Bildern. Nach ihm ist auch die bedeutendste rechtsextreme Organisation
benannt, die hierzulande aktiv ist: die „Grauen Wölfe“.

 

4. Polnische Rechtsextremisten in Deutschland

Hooligans
Aussiedler und Spätaussiedler
Allpolnische Jugend
Identitätssuche: Roman Giertych und Radio Maryja
Hass auf Schwule
Couchorganisationen

In Polen existiert eine virulente rechtsextreme Szene. Homophobe oder antisemitische Tiraden stellten in der Vergangenheit selbst für ein Regierungsamt keinen Hinderungsgrund dar. Doch solcher Hass findet bei den zwei Millionen in Deutschland lebenden polnischen Muttersprachlern nur wenige Anhänger.


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Links:
Werbung fuer den Sampler Antisemitex/ Selbstmord mit NS Black Metal von Mitgliedern polnischer Bands, u.a. "Martial"
http://uprisedirect.blogspot.de/2009/04/eugenik-antisemitex-selbstmord-eingar.html

Rechts:
Zeitschrift "Magna Polonia"




















Freitag, 7. September 2012

Heilige Schriften


Steht es wirklich im Talmud, dass Jesus ein “Bastard" sei - ein uneheliches Kind Marias, gezeugt von einem menschlichen Vater, der nicht ihr Ehemann Josef war (und mit dem Verstaendnis, dass fromme Juden einen "Bastard" verachten)?
Der katholische Erzbischof von Chicago, Francis George, forderte 2007 in einer Messe, der entsprechende Text im Talmud solle revidiert werden; im Gegenzug sollte in katholischen Kirchen nicht mehr fuer die Bekehrung der Juden gebetet werden.
Siehe z.B.
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/1565317/Cardinal-calls-for-textual-revision.html#

Aufregung ueber Texte und Gebete anderer Religionen ist nichts Neues. Seit dem 11. September 2001 gilt die Aufmerksamkeit fuer Textstellen, die Verachtung oder Hass zum Ausdruck bringen, oder die Unterdrueckung und Gewalt zu rechtfertigen scheinen, hauptsaechlich dem Koran. Aber natuerlich ziehen auch die Bibel und der Talmud gegen Andersglaeubige vom Leder. Alle drei Buecher der Schriftreligionen sind zudem mitgepraegt von Herrschafts- und Geschlechterverhaeltnissen, denen wir heute nicht mehr zustimmen koennen. Und auch manche Gebete der Weltregionen propagieren etwas ganz anderes als ein gleichberechtigtes, friedliches Miteinander menschlicher Gemeinschaften.
  • Angebliche Talmud-Zitate charakterisierten, z.T. schon bevor der "Stuermer" auf der Bildflaeche erschien, die antisemitische Hetzliteratur der 1920er und 1930er Jahre - und das nicht nur in Deutschland. Ein Beispiel von vielen: “The Talmud Unmasked”. - Angeblich verfasst von einem roemisch-katholischen Priester in St. Petersburg, Rev. I. B. Pranaitis, mit kirchlichem Imprimatur von 1892, “Copyright 1939 by E. N. SANCTUARY, 156 Fifth Avenue - New York”.
    http://www.talmudunmasked.com/index.htm






"Presbyterian Building" in New York, 156 Fifth Avenue.
1939 Sitz des Herausgebers der Hetzschrift
"The Talmud Unmasked", E. N. Sanctuary
Bildquelle:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:156_Fifth_Avenue_Presbyterian_Building.jpg

Wie gehen moderne Menschen am besten damit um? Am wichtigsten erscheint mir, zu lernen, wie wir uns gegen beide Arten von Demagogie verwahren – sowohl gegen solche, die mit radikalen religioesen Texten Anhaenger gewinnen will, als auch gegen solche, die Mitglieder einer anderen Religionsgemeinschaft pauschal mit jeder einzelnen Textstelle in den ueberlieferten Schriften ihrer Religion identifiziert.

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Viktoria Pollmann: Untermieter im christlichen Haus ©Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2001 http://books.google.com/books?id=jWgTuKY2UkgC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
S. 268
“... die Nationalsozialisten aus Hitlers Lager, insbesondere Alfred Rosenberg ... [brachten den] Talmud ...
in einen Zusammenhang ... mit dem Werk von Karl Marx ...



Mehr zur Geschichte der antisemitischen Talmud-“Kritik” z.B. in diesen Wikipedia-Einträgen (die jeweils deutsch- und englischsprachigen Einträge sind ähnlich, aber nicht identisch; die englischsprachigen sind derzeit aktueller bearbeitet):
“The Talmud Unmasked”
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Talmud_Unmasked


“Johann Andreas Eisenmenger”
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Andreas_Eisenmenger
http://en.wikipedia.org/wiki/Johann_Andreas_Eisenmenger



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TAZ   07.10.2012

Schwulen-Hetze gegen Dirk Bach
Kopfgeld für „Katholiban“

Katholisch-antisemitische Fundamentalisten von kreuz.net zerreissen sich im Internet über Dirk Bach das Maul. Ein Verlag hat Anzeige erstattet – und nicht nur das.
Von Julia Mateus


BERLIN taz | 15.000 Euro Belohnung hat der Bruno Gmünder Verlag für Informationen über die Betreiber des katholisch-fundamentalistischen Internetportals kreuz.net ausgelobt. Einen Tag nach dem Tod Dirk Bachs wurde dort ein „Nachruf“ mit schwulenfeindlichen Hasstiraden veröffentlicht. Unter der Überschrift „Jetzt brennt er in der ewigen Homo-Hölle“ wird Bach als „Propagandist der Homo-Unzucht“ und als „entartet“ bezeichnet – „an der
Homo-Unzucht gestorben" lautet eine der Zwischenüberschriften.

Nun hat der Verlag, u.a. Herausgeber des Magazins „Männer“, Strafanzeige wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener, Beleidigung und übler Nachrede gegen die Betreiber von kreuz.net und die Autoren des Textes erstattet. Beide sind unbekannt. Weiter hat der Verlag eine Belohnung von 15.000 Euro für Namen und Kontaktdaten ausgeschrieben. Tino Henn, Vorsitzender der Verlags-Geschäftsführung, will gegen das Portal ankämpfen: „Jetzt hat das Treiben dieser ´Katholiban´ eine Dimension und so viel
öffentliche Aufmerksamkeit erreicht, dass jedes stillschweigende Zusehen zu
einer Art Mittäterschaft werden würde.“

http://www.taz.de/!103075/


SPIEGEL ONLINE   05.10.2012 17:35
  
Kreuz.net
Scheinheilige Hassprediger

Von Frank Patalong

Hamburg - "Die Seite hat mit der katholischen Kirche in Deutschland nichts zu tun": Das ist eine Klarstellung, die Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, nicht zum ersten Mal deutlich aussprechen muss. Kopp hat das Statement in den vergangenen Tagen vermehrt abgegeben, "gerade noch gegenüber dem ZDF. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen".
Seit Jahren zetert und hetzt auf der obskuren, aber geschickt benannten Webseite Kreuz.net eine Gruppe anonymer Autoren gegen Muslime, Schwule, "Protestunten" und alles, was in Kirchenkreisen auch nur ansatzweise fortschrittlich erscheint. ...
 "Protestunten" sind für sie gottlose Heiden, Muslime des Teufels. Und natürlich lehnt Kreuz.net auch alles
ab, was im Rahmen des zweiten Vatikanischen Konzils beschlossen wurde, um den Katholiken in die Neuzeit zu helfen. Wenn man so will, sind die Kreuznetzer die Taliban unter den Katholiken. ...

Deutsche Behörden tun sich seit Jahren schwer mit der Bewertung dieser im Gewand
einer katholischen Nachrichtenseite daherkommenden Hetzplattform. Beim
Verfassungsschutz NRW wird die Seite von der Abteilung beobachtet, der die
Observation Rechtsradikaler obliegt. Das passt: Es sind rechtsradikale
Glaubensfanatiker, die ihre Nähe zur heftig umstrittenen Pius-Bruderschaft immer
wieder zum Ausdruck bringen.

Die Pius-Brüder distanzieren sich derweil von der Hetzplattform, wenn auch nur halbherzig: Auf der Seite sei "nicht alles perfekt", sagte etwa der Pius-Bischof Bernard Fellay in einem Interview 2009, wenn es auch prinzipiell zu begrüßen sei, dass sich da einige bemühten, eine traditionellere Auffassung des Katholizismus zu verteidigen.
Nicht, dass die katholische Kirche in akutem Fortschrittlichkeitsverdacht stünde. Sie steht auch intern unter Druck, leidet unter gegenläufigen internen Entwicklungen: Auf der einen Seite stehen die fortschrittlichen Katholiken mit ihren auf Laienebene immer einflussreicheren Organisationen, die mehr Ökumene, eine Aufhebung des Zölibats und mehr Einfluss und Beteiligung für Frauen in der Kirche einfordern. Ihnen steht ein wachsendes Heer gerade im Klerus immer einflussreicherer Fundamentalisten gegenüber ... Manche Verteufelung unterscheidet sich zwischen Erzkonservativen und Radikalen nur graduell und im Ton. Wie sehr da auch die offizielle Kirche mit sich ringt, zeigt ihre Auseinandersetzung mit der Pius-Brüderschaft. ....

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kreuz-net-hetzt-gegen-schwule-muslime-und-protestanten-a-859698.html



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Christians, Muslims & Jesus by Mona Siddiqui: review - Telegraph
By Sameer Rahim 02 May 2013

Given that in some parts of
the world you find violent conflict between Christians and Muslims, you might
think that skirting around religious difference would be all to the good. The
Muslim theologian Mona Siddiqui would disagree. Only by properly engaging with
other traditions, she argues, can we avoid a mere “dialogue on the surface”. In
this fascinating book she touches on a central doctrinal difference between the
two largest monotheisms: the true nature of Jesus of Nazareth.
When Mohammed announced his new religion in the early seventh century, he
claimed to be walking the same path as Old Testament prophets such as Abraham,
Moses – and Jesus. The Koran relates that Jesus was born to a virgin called
Mary, preached God’s word, gathered disciples and performed miracles. He was
condemned to death by crucifixion, the Koran says, but was saved through divine
intervention and ascended to heaven without dying. Jesus will return to Earth,
according to Islamic tradition, as al-Masih – the Messiah.
The crucial difference from the Christian narrative is that for Muslims, Jesus
is emphatically not the Son of God.
Christians were initially confused by Mohammed’s new faith. Were the Muslims a
pagan Arab cult or a Christian heresy? Though some converted, large pockets
retained their faith and there were civilised inter-religious debates. In 780,
the Caliph al-Mahdi called the Nestorian Patriarch Timothy I to his court in
Baghdad. If Jesus was really God, the caliph asked, why do the Gospels show him
praying? Timothy replied that when conjoined with the Father and Spirit, Jesus
was indeed God; but away from them on Earth, he “prayed as a man”. The debates
clarified what is a mysterious issue even for Christians.
Siddiqui raises the point that Islam might well have preserved aspects of
theologically unorthodox Christianity. At the Council of Nicaea in 325, the
priest Arius argued Jesus was “God only in name”. His views were deemed
heretical. Was Mohammed influenced by an Arian Christian sect, which perhaps
survived in Arabia?


http://www.telegraph.co.uk/culture/books/religionbookreviews/10018184/Christians-Muslims-and-Jesus-by-Mona-Siddiqui-review.html




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Heute Show

Oliver Welke zum "islamkritischen" Video "The Innocence of Muslims"
"Von dem Geld haette man locker 2,3 vernuenftige Pornos drehen koennen" 

https://www.youtube.com/watch?v=blRUX1dnQz0

Donnerstag, 6. September 2012

Anders finanzieren. - Einblicke in Thilo Sarrazins Strategien als Finanzsenator in Berlin


Der von Thilo Sarrazin als Finanzsenator in Berlin eingerichtete “Stellenpool” wird bis Ende des Jahres 2012 aufgeloest. Was hatte es mit diesem “Stellenpool” auf sich?

Leserin Gabriele auf FAZ Community (24. 07. 2012)
http://faz-community.faz.net/blogs/stuetzen/archive/2012/07/24/der-finanzjunkie-berlin.aspx
“… Der Herr Sarrazin, der war doch mal Finanzsenator in Berlin. Bekannt ist, dass er sparte. Nicht so bekannt ist WIE er sparte.  … ANDERS FINANZIEREN hieß es bei ihm.”

Aus einem kritischen Bericht von 2008
(es gab auch lobende zu den berechneten Einsparungen)


Absurder Stellenpool
Berlins Verschiebebahnhof für Beamte
Von Michael Sontheimer, 26.03.2008
http://www.spiegel.de/wirtschaft/absurder-stellenpool-berlins-verschiebebahnhof-fuer-beamte-a-543272.html

"Finanzsenator Sarrazin: Fühlt sich als Vater eines Erfolgsmodells - und betont den pädagogischen Nutzen des Stellenpools (Bildunterschrift)
Eigentlich soll der Berliner "Stellenpool" Mitarbeitern des Öffentlichen Dienstes neue Jobs vermitteln, wenn die alten wegfallen. Tatsächlich ist die Behörde vor allem Verschiebebahnhof. Viele, die dort landen, arbeiten weiter auf ihrer alten Stelle - die aber dann anders finanziert wird.
… Wenn der Berliner Finanzsenator … auf den "Stellenpool" zu sprechen kommt, gerät er regelrecht ins Schwärmen. "Bundesweit einmalig" sei diese Behörde, die Angestellte im Öffentlichen Dienst und Beamte in neue Jobs vermitteln soll, wenn die alten gestrichen wurden. Einmalig vielleicht - aber erfolglos, halten Kritiker dagegen. Klaus Stahns, der Personalratsvorsitzende des Pools … ist selbst Rationalisierungsopfer. 18 Jahre arbeitete er beim Bausenat - dann wurde das von ihm betreute Programm zur Sanierung von Wohnhäusern in Selbsthilfe gestrichen. Und Stahns Stelle gleich mit. Sein Türschild wurde abgeschraubt, sein Name aus dem Telefonverzeichnis getilgt; und vor allem wurde ihm sein Geschäftszeichen entzogen - das Vernichtungsurteil in einer Behörde. Schließlich verschwand auch noch sein Computer. Und Stahns wurde in die 130-köpfige Verwaltung des frisch gegründeten "Zentralen Personalüberhangsmanagement" versetzt, wie der Pool offiziell heißt. Das war 2004. Jetzt sitzt der 62-Jährige immer noch in dem tristen Betonkomplex am Ostrand der Hauptstadt, der bis 1990 die Berliner Bezirksverwaltung der Stasi beherbergte, und stellt bitter fest: "Der Pool ist kein Umsteigebahnhof, sondern ein Abstellgleis."

Über ein "Stigma" klagt auch Benita Hanke vom Hauptpersonalrat der Berliner Landesbeschäftigten. "Die Leute im Stellenpool sind Beschäftigte zweiter Klasse." … Die meisten machen Jobs, die es offiziell nicht mehr gibt. … im Pool (fanden sich) bald drei Mal so viele Schwerbehinderte wieder, als durchschnittlich im Öffentlichen Dienst beschäftigt sind. Frauen machen heute noch 73 Prozent der insgesamt 5000 Pool-Insassen aus. Auch Mitarbeiter, die Erziehungsurlaub nehmen, landen bei der Rückkehr gerne Mal im Pool; oder Beschäftigte, die in Altersteilzeit gehen. Die größte Altersgruppe unter den "Personalüberhangkräften", wie die Pool-Mitarbeiter bürokratisch korrekt heißen, ist die der über 59-Jährigen.
Eine "Geisterbehörde" nennt Personalrätin Hanke den Pool außerdem - man könnte auch von Etikettenschwindel sprechen. Denn viele Mitarbeiter arbeiten immer noch auf ihren alten Jobs. So schickte der Finanzsenat 61 Beschäftigte des Landesamtes zur Regelung offener Vermögensfragen in den Pool. Dort wurden sie bis auf zwei umgehend wieder im Rahmen eines "Übergangseinsatzes" auf ihre alten Stellen "rückabgeordnet". Sie erledigten die gleiche Arbeit wie bisher, mit einem entscheidenden Unterschied: Der Finanzsenat hatte seine Einsparauflagen erfüllt; die Personalkosten trägt seitdem der Pool.

Dieses Beispiel machte schnell Schule. Bezirke entließen Gärtner und Musiklehrer, um sie sich gleich wieder zurückzuholen. Die Mehrheit der Mitarbeiter des Pools macht heute Jobs, die es offiziell nicht mehr gibt. "Scheinsparen" nennt das der Personalratsvorsitzende Stahns.
Sarrazin sieht sich trotzdem als Vater eines Erfolgsmodells - was ja schon die Tatsache zu beweisen scheint, dass eine ähnliche Behörde jetzt auch in Nordrhein-Westfalen geschaffen wird. Für den Finanzsenator hat der Pool auch eine wichtige pädagogische Funktion in der Auseinandersetzungen mit Anspruchsstellern aller Art. "Wenn in Reinickendorf ein Kind geschlagen wird und alle schreien: Wir brauchen hundert Sozialarbeiter", erzählt er stolz, dann müsse er nur ein Wort sagen: "Stellenpool". …"

 

13.09.2010 ·  Als Thilo Sarrazin Berliner Finanzsenator war, sanken die Gehälter von Erzieherinnen und Lehrern, die Vorklassen wurden abgeschafft. Das schadete gerade Einwandererkindern. Fast scheint es, als habe er seine Prophezeiungen selbst eingeleitet.
Von Heike Schmoll, Berlin

Während seiner Amtszeit wurden Gehalt und Arbeitszeit der Erzieherinnen gekürzt. Da sich die Öffnungszeiten der Kitas nicht änderten, verdienten sie bei gleicher Arbeitszeit weniger. Sie wurden zugleich dazu verpflichtet, über jedes Kind ein Tagebuch zu führen, in dem die Lernfortschritte dokumentiert werden. Dass jede Reform in der Berliner Bildung für die Beteiligten mit höheren Belastungen und weniger Verdienst einherging, bekamen auch die Lehrer zu spüren. …
Wirklich einschneidend hat sich die Abschaffung der Vorklassen im Jahre 2003 ausgewirkt. Damals besuchten etwa 10.000 Kinder die Vorklassen, 14.000 andere der gleichen Altersstufe Kitas. Im Westteil Berlins waren Erzieherinnen oder Sozialpädagoginnen in Vorklassen eingesetzt, im Osten der Stadt ehemalige Unterstufenlehrerinnen. Die Vorklassen versuchten, Defizite bei den Kindern zu beheben, bevor sie in die Schule kamen. Die Vorklassenleiter haben Eltern beraten, Müttern einen Sprachkurs an der Schule vermittelt und den Kindern eine logopädische Behandlung oder Integrationsstunden vermittelt. Vor allem in der Sprachförderung haben sie Migrantenkinder weitergebracht. Für viele Familien war die kostenlose Vorklasse ein Ausweg, weil die Kindergartengebühren seinerzeit gerade erhöht worden waren. Weil Kinder auch früher nicht unbedingt mit sechs Jahren schulreif waren, wurden schon 1906 die ersten Vorklassen eingerichtet. …
Dass die flexible Einschulungsphase, die Kindern ermöglicht, die ersten beiden Klassenstufen in jahrgangsübergreifendem Unterricht in ein bis drei Jahren zu durchlaufen, kein Ersatz für die Vorklassen ist, war Eltern und Lehrern schon bei ihrer Einführung klar. Viele Lehrer haben damals dafür plädiert, die Vorklassen in die flexible Eingangsphase zu integrieren. Dazu jedoch ist es nicht gekommen. Stattdessen hat die vorgezogene Einschulung allem Anschein nach einen hohen Tribut gefordert. Allein im Schuljahr 2008/2009 mussten in Berlin 4300 Kinder die zweite Klasse wiederholen, das ist fast jeder sechste Schüler eines Jahrgangs.
Die Grundschullehrer hat das nicht überrascht, gerade in sozialen Brennpunkten muss nun in der Schuleingangsphase geleistet werden, was früher Sache der Vorschulklasse war. Immer mehr Kinder bleiben in Berlin drei Jahre in der Schuleingangsphase, die eigentlich nur zwei Jahre dauern soll. Dadurch entsteht nach Beobachtung der Lehrer ein Teufelskreis: Den jeweils neu dazu kommenden Schulanfängern können die Lehrer nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, wie eigentlich nötig wäre, weil so viele Kinder ein drittes Jahr brauchen. Die altersübergreifende Mischung stimme dann nicht mehr, sagen betroffene Lehrer. So hat Sarrazin auch selbst dafür gesorgt, dass seine Prophezeiung eintritt, dass der bildungspolitische Kampf kaum zu gewinnen sei „in einer Struktur, wo die Zahl der Bedürftigen von Jahr zu Jahr steigt“.




 
Aus einem Kommentar von Ed Koch über die Bedeutung der Prävention und das Sparen an der Kinder- und Jugendförderung in Berlin, Paper Press 25.09.2005:

"Eine noch so gute Jugendarbeit kann ein intaktes Elternhaus nicht ersetzen, aber eine Menge auffangen und vielleicht in die richtige Richtung lenken. Doch wie sieht es aus im Sektor Allgemeine Kinder- und Jugendförderung? Schulstationen werden geschlossen … Kinder- und Jugendclubs wird finanziell die Luft abgedreht, dass selbst die Anschaffung einer neuen Tischtenniskelle schon große Sorgen bereitet; und die Personalbestände werden reduziert bis auf einen Grad, der die Sozialarbeiter gerade noch in die Lage versetzt, ihre Einrichtungen in einer Art Hausmeistertätigkeit zu öffnen."
 
  • Was bleibt als Rechtfertigung, wenn in öffentliche Leistungen an sozialen Brennpunkten möglichst wenig investiert werden soll? Richtig: Die Gene sind schuld.

 Einige Zahlen
 
"Glaubt man Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), so können die Personalausgaben in den zwölf Bezirken weiter ordentlich reduziert werden. Einsparungen von rund 163 Millionen Euro seien in den nächsten Jahren dort möglich, haben die Mitarbeiter des Finanzsenators jetzt errechnet. Das würde bedeuten: 4 390 Stellen, die derzeit noch beispielsweise für die Kinder- und Jugendförderung, in Musik- und Volkshochschulen zur Verfügung stehen, sollen wegfallen."

Zum Vergleich der Dimensionen:

"Im vergangenen Jahr machten insgesamt 193 Bürger reinen Tisch mit den Steuerbehörden, indem sie sich selbst anzeigten. Berlin erhielt so nachträglich 135 Millionen Steuereinnahmen mehr. Nach den ersten Ankäufen von Steuer-CDs 2010 hatten sich sogar 854 säumige Steuerzahler schuldig bekannt, was Berlin immerhin 55 Millionen Euro bescherte."Berlin.de / dpa, Aktualisierung 10.08.2012
http://www.berlin.de/aktuelles/berlin/2653518-958092-steuersuender-zeigen-sich-an-berlin-beko.html

"Im Januar 2002 wurde er Berlins Finanzsenators und spielte eine unrühmliche Rolle, als er ganz im Gegensatz zur Legendenbildung als Sparmeister, mit an vorderster Front dafür Sorge trug die Berliner Steuerzahler bis zum Jahr 2032 zu beglücken, mit einer Risikoabschirmung in Höhe von 21,6 Mrd. Euro für die von politischen Seilschaften und betrügerischen Immobiliengeschäften gebeutelten BankGesellschaftBerlin! Am 09.04.2002 wurde im Berliner Abgeordnetenhaus mit den Stimmen von SPD, PDS und CDU das Gesetz zur “Ermächtigung des Senats zur Übernahme einer Landesgarantie für Risiken aus dem Immobilien- Geschäft der Bankgesellschaft“ beschlossen. Wenige Tage zuvor am 4.02.2002 wurde Sarrazin auch Aufsichtsrat bei der BankGesellschaftBerlin…"
http://wirtschaftquerschuss.blogspot.com/2010/08/divide-et-impera.html
zitiert auf
http://www.spiegelfechter.com/wordpress/4005/morbus-sarrazin



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Nicht nur MINT-Absolventen sind auf dem Arbeitsmarkt gesucht. Sondern zum Beispiel auch Erzieher. Wer wie Thilo Sarrazin davon ausgeht, dass die Gene dafuer ausschlaggebend sind, ob fuer bestimmte Aufgaben genuegend Qualifizierte zur Verfuegung stehen, uebersieht, welche Rolle die richtigen Anreize spielen. Dazu gehoeren nicht nur, aber eben auch, die Verdienstmoeglichkeiten.

Männliche Erzieher dringend gesucht
Allein unter Frauen
Von Lisa Erdmann, 26.03.2012
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/maennliche-erzieher-dringend-gesucht-a-822877.html

"Auch Norbert Hocke von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft lobt die Initiative (Modellprojekt "Mehr Männer in Kitas"). "Wir brauchen etwas, um Frauenberufe für Männer interessanter zu machen." Mehr als einen kleinen Baustein zur Veränderung sieht er dennoch nicht darin. "Die Bereiche Betreuung und Erziehung werden in unserer Gesellschaft nicht besonders hoch geschätzt", moniert er. Und das hält er auch für den Grund für das geringe Gehalt: Erzieher verdienen als Berufseinsteiger um die 2000 Euro brutto und erreichen in der Endstufe rund 2900 Euro für eine volle Stelle - die jedoch gibt es in Kitas kaum."

 

Mittwoch, 5. September 2012

Sarrazin hat Recht. - Zum Verhältnis von Wahrheit und Demagogie

 
Der kürzeste Weg, ein Land zu ruinieren, ist es, Demagogen Macht zu geben.
Dionysios von Halikarnassos, um 20 vor Christus
Zitiert von Reinhard H. Lutin in “American Demagogues – Twentieth Century” (1954)
 
 
Natürlich hat Sarrazin Recht. Wie jeder erfolgreiche Demagoge bezieht er sich auf offensichtliche Binsenweisheiten, die viele Menschen beschäftigen, und die kaum jemand bestreiten wird.
Zum Beispiel:

·    Demografischer Wandel und weltweite Migrationsbewegungen sind auch für die Menschen in Deutschland mit großen Herausforderungen verbunden.

·    Die Einführung des Euro war überstürzt und die finanzielle Stabilität im Euroraum nicht genügend abgesichert.
 
Jegliche Analyse, auch die sachlichste, ist geprägt von den Vorerfahrungen und Motivationen derer, die sie durchführen. Was aber die demagogische “Analyse” ganz besonders prägt, ist in erster Linie, dass sie in den Dienst von Überlegenheits- und Hassgefühlen gestellt wird. Zum einen werden bereits Fakten an sich verfälscht, zum anderen werden Fakten, die an sich zutreffend sind, in einen stark emotionsgeleiteten und irreführenden Erklärungszusammenhang gestellt.
Es ist ein Irrtum, zu meinen, Demagogie (in Deutschland auch mit dem veraltet wirkenden Wort “Volksverhetzung” bezeichnet und z.T. strafrechtlich bewehrt) zeichne sich dadurch aus, dass jede einzelne Behauptung eines Demagogen von A-Z unzutreffend sei. So wird man z.B. selbst eine Behauptung, die den Nazis wesentlich zur Macht verhalf - der Vertrag von Versailles sei ein schlechter Vertrag – kaum als unzutreffend bezeichnen können. Es gibt kaum einen renommierten Historiker (mir ist keiner bekannt), der diesen Vertrag für ein gelungenes Werk hält oder das Abrücken von Wilsons “14 Punkten”, die in Deutschland am Ende des 1. Weltkriegs die Illusion auf bessere Friedensbedingungen genährt hatten, unproblematisch findet. Man kann sogar die Rolle der Bankiersfamilie Warburg, die nach dem 1. Weltkrieg auf beiden Seiten der Friedensverhandlungen vertreten war, kritisch bewerten, ohne Antisemit zu sein.

Verhängnisvoll waren die emotionalen Aufladungen und hasserfüllten Schuldzuschreibungen, z.B. mit Begriffen wie “Dolchstoß”, “Schandfrieden”, “Novemberverbrecher”, “Judenknechte”.

Das Perfideste ist die “genetisch” begründete Zuschreibung charakterlicher Höher- oder Minderwertigkeit aufgrund eines vermeintlichen angeborenen "Volkscharakters". Deshalb ist es naiv, Sarrazins Ausflüge in die "Rassenhygiene" als kleine Ausrutscher eines Mannes abzutun, der doch eigentlich Recht hätte.

Die schrecklichsten Folgen wirksamer Demagogie zeigten sich in Europa unter der Herrschaft der Nazis. Aber natürlich hatten auch andere Länder ihre Demagogen. Nicht zu vergessen ist auch, dass Demagogie aus anderen Ländern – z.B. auf dem Weg über Henry Fords Hetze gegen die Juden – der Nazi-Herrschaft z.T.  ideologische Schützenhilfe leistete.
In seinem erstmals 1954 erschienenen Buch American Demagogues – Twentieth Century skizzierte Reinhard H. Lutin die Herangehensweisen von neun amerikanischen Demagogen aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts (darunter als letzten in der Reihe den “Aktentaschen-Demagogen” Joseph R. McCarthy, Namensgeber der “McCarthy Ära” in den 1950er Jahren). In dem Schlusskapitel The Mark of a Demagogue (“Kennzeichen eines Demagogen” oder “Was einen Demagogen ausmacht”) wies er auf die große Bedeutung des Schürens von Gegensätzen hin. (“Demagoges, exploiting racial and religious rivalries, stirring up sectional and class antagonisms, and appealing to the people’s hopes and hates, won high public place and power in the United States throughout the first half of the 20st century.”)


Wird fortgesetzt mit weiteren Fundstücken zum Themenfeld Demagogie


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"Schauen Sie mal auf Seite XY nach"





Neues Buch zum Euro: Deutschland braucht Sarrazin nicht - Politik | STERN.DE
22. Mai 2012
Deutschland braucht Sarrazin nicht
Von Andreas Hoffmann
Auszug:

Widersprüche ohne Ende
Und so geht es munter weiter: Wenn die Europäische Zentralbank Staatsanleihen kauft, ist das "eine verhängnisvolle Entscheidung". Aber wenn die Bank of England Staatsanleihen erwirbt, ist das eine "Unterstützung der staatlichen Wirtschaftspolitik". Eurobonds sind ganz schlimm, aber wenn der Sachverständigenrat Eurobonds in Schuldentilgungsfonds umbenennt, ist das ein "schlüssig durchdachter Vorschlag". So schaukelt er hin und her, hü und hott.
Aber: Das gehört zur Methode Sarrazin. Er will möglichst viele Aspekte berücksichtigen, um sich rausreden zu können. Denn sollte ihn jemand kritisieren, sagt er frech: "Das habe ich doch geschrieben, schauen Sie mal auf Seite xy nach."
http://www.stern.de/politik/deutschland/neues-buch-zum-euro-deutschland-braucht-sarrazin-nicht-1830362.html


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Evangelikale Demagogen



 Billy Graham and Pope John Paul II

Billy Graham mit Papst Johannes Paul II, 1982
http://seawaves.us/na/web4/smoke.html